Was noch? VII

1. Der Torwart Oliver Kahn beteiligte sich vor langer Zeit einmal an einer Benefizveranstaltung. Jeder Ball, den er durchlässt, sollte mit 500 DM für den guten Zweck belohnt werden. Dumm nur: Kahns Ehrgeiz ging schon damals mit ihm durch. Er legte sich mächtig ins Zeug und parierte alle Schüsse. Der gute Zweck ging leer aus. Da ist einer so extrem ehrgeizig, dass er aus der Zwangsjacke nicht rauskommt, auch wenn man ihm vorher erklärt, dass es gerade nicht um die Champions-League geht, sondern um entgegengesetztes Engagement: So tun als ob und alle freuen sich. Nicht mit Herrn Kahn. Er kann vermutlich nicht anders.

2. Aus der aktuellen Print-Zeit purzeln zwei Beilagen. Die eine ist vom Zeit-Verlag und fordert die Leser auf, „jetzt Wissensvorsprung für zuhause sichern!“. Man soll Zeit Wissen kaufen. Es geht nicht um Lesen und nicht um Wissen, sondern um einen Wissensvorsprung. Vor wem? Vorm Nachbarn? Vorm Konkurrenten im Büro? Vor der eigenen Frau? Oder allgemein vor allen, damit alle einem selbst weniger gefährlich sind? Muss man sich den Vorsprung zuhause nach Feierabend aneignen? Wissen als neoliberales Projekt, entäußerlicht, nur als Instrument, das dem Zweck dient, sich in der Konkurrenz zu behaupten. Die andere Beilage kommt von einem Versandhaus: „Wir sind der Nachhaltigkeit verpflichtet.“ Dann wird noch etwas von Produktphilosophie und Qualität und Überzeugung erzählt.

Zwei Beilagen, die man gleichzeitig wahrnimmt. Die erste ist ehrlicher. Denn, seien wir ehrlich: Der Begriff der Nachhaltigkeit ist in einem kapitalistischen System a priori Propaganda. Nichts wäre tödlicher als das. Insofern: Seien wir der Zeit-Redaktion dankbar. Wobei vermutlich die ganz große Mehrheit ihrer Leser all das hier Geschriebene nicht kapiert.

3. Ich kriege hin und wieder sogenannte Hassmails. Mails von unangenehmen Leuten, die sich kurz auskotzen. Das ist nicht weiter erwähnenswert, aber wenn ich die unten abgebildete Mail bekomme, und zwar offenbar von dem Chefreporter der Bildzeitung, Hannes Ravic, dann frage ich mich schon, ob dieser Typ sich so wenig beherrschen kann, dass er sich nicht wenigstens mit einer anonymen Mailadresse abreagiert. Andererseits: Wer solch einen Beruf hat, braucht ein Ventil. Um zu überleben.

Unbenannt-1 KopieWäre ich so klagebegeistert wie viele meiner Landsleute, hätte der Mann nun eine Anzeige wegen Beleidigung am Hals. Das lohnt doch nicht.

Oder könnte diese icloud-Adresse ein fake sein?

P.S.: Der Mailaccount von Ravic wurde offenbar gehackt. Dann erübrigt sich Punkt drei. Danke an Kadekmedien für den Hinweis!

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4 Antworten zu Was noch? VII

  1. kadekmedien schreibt:

    Auf Twitter hat Ravic sich entschuldigt, seine Mailadresse werde für Spam missbraucht … Guckstu: https://twitter.com/ravic_bildde/status/588761041414316032

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  2. genova68 schreibt:

    Oh, danke für den Hinweis. Und warum schickt der Hacker mir eine Mail? Oder ist das systemisiert, werden die Empfänger der Mails zufällig ausgewählt?

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  3. kadekmedien schreibt:

    Hattest Du schon mal Mailkontakt mit ihm? Denn, wenn nicht, wäre es schon ominös, dass ein Hacker ausgerechnet an Dich schreibt. Und was hat ein Hacker überhaupt von so einer Aktion?

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  4. genova68 schreibt:

    Ich hatte noch nie Mailkontakt mit Ravic, ich kannte den bis zu dieser Mail gar nicht. Ich googelte nur den Namen und war bass erstaunt. Ein Hacker hätte von dieser Aktion, dass er Ravic desavouieren kann. Hättest du mir den twitter-Hinweis nicht gegeben, wäre ich der Überzeugung, dass der Typ ein Psychoproblem hat.

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