Ein Platz in Terni

Eine Momentaufnahme meines Lieblingsplatzes in der umbrischen Stadt Terni:

Im Hintergrund zwei Gebäude des Architekten Mario Ridolfi (1904 bis 1984), nach dem auch der Platz benannt wurde. Überhaupt findet sich an dem Platz fast kein altes Gebäude, nur Nachkriegsarchitektur, da Terni massiv bomardiert worden war. Man hat nach dem Krieg allerdings wieder dicht gebaut, was das Gefühl des Urbanen fördert, und man hat dort es bis heute Gott sei Dank nicht für nötig gefunden, allerlei Plunder auf dem Platz aufzustellen: keine Ampeln, keine Bürgersteige, keine Markierungen, nur ein paar sehr helle Leuchten.

Das Ergebnis ist ein Platz, auf dem jeder macht, was er will. Autos fahren kreuz und quer, Fußgänger gehen kreuz und quer, Hunde beschnuppern sich und niemand hat es eilig. Mehr alte Gebäude würden dort auch nicht stören, aber man vermisst sie nicht.

Es ist ein Platz, der keinen Platz in Hochglanzbüchern über trendige Plätze Europas finden wird. Keine Touristen, keine Verniedlichungen, kein nervöses Bestreben, dort irgendwas ändern zu müssen. Solange sich die Autofahrer zivil verhalten, stören nicht mal die. Man braucht dann auch keine Zebrastreifen.

Der Platz ist definiert als die Fläche, die nicht bebaut ist. Die schönste Platzdefinition überhaupt. Er ensteht als Negativ, wird besetzt, und mehr braucht man nicht. Man müsste wohl alle deutschen Stadtplaner in den Ruhestand versetzen, dann könnten sie auch keinen Schaden mehr anrichten.

(Foto: genova 2019)

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