Den Reiz des Wartens im öffentlichen Raum beschreibt die Literaturwissenschaftlerin und Fotografin Andrea Gnam für mich punktgenau. Es geht um…
„…das Betrachten banaler, visueller Strukturen in der nächsten Umgebung, die doch Zeugnis über eine Zeit und eine Kultur ablegen.“
Wo könnte man diese erkenntnisbringende Tätigkeit sonst ausführen, außer beim Warten? Ein Hoch auf die Unpünktlichkeit.
Wie formulierte es bereits Beuys „Die wahren Mysterien finden im Hauptbahnhof statt“.
Sehr interessanter Artikel in der NZZ mit sehr guten Bezügen: das ist empfehlenswert, lesenswert. Den Namen Andrea Gnam werde ich mir versuchen zu merken, da sich ihre Arbeitsgebiete teils mit den meinen decken. Einen wahren, kleinen Schatz hast Du da für mich ausgegraben.
Über eine Ästhetik und Soziologie des Transportwesens und spezieller des Nahverkehrs, der die Menschen zu ihren Arbeitsstätten verfrachtet, wäre nachzudenken. Und daß sich hier Literatur, Theorie und Photographie paaren, ist so falsch ja auch nicht.
Zur Ergänzung noch: Der Photograph Michael Wolf machte Bilder vom Tokioer Nahverkehr (http://www.photomichaelwolf.com/tokyo_compression/). Diese Bilder sind eine Betrachtung wert. Faszinierend und erschreckend zugleich sind diese Gesichter. Ich müßte sowieso in meinem Blog auch den vielen Photographen mehr Aufmerksamkeit zuteil werden lassen. Wolf bzw. das Buch mit diesen Bildern erhielt den Deutschen Photobuchpreis 2011.
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Wenn ich einen Schatz für dich ausgegraben habe, dann freut mich das. Sowas passiert ja nicht alle Tage.
Die Tokyobilder sind gut, die gingen ja vor ein paar Monaten durch die Presse. Kaum zu glauben, dass das dort der Normalzustand ist, der offenbar als solcher hingenommen wird.
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„Wo könnte man diese erkenntnisbringende Tätigkeit sonst ausführen, außer beim Warten?“
Im Büro.
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Das wäre ein interessantes Thema. Fotografische Perspektiven vom Bürosessel aus.
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