TV-Tipp vom Dienstleister genova

Ganz interessante 26 Minuten Lafontaine, der es schafft, die FinanzEuroBankenSchuldenHaushaltsStaatsSystemkrise heruntergebrochen zu erklären:

 

Ergänzend ein Artikel in der taz von Dierk Hirschel, verdi-Ökonom, der einen ähnlichen Schwerpunkt setzt: Geld ist genug da, Reichtum ist genug da, alle Debatten über Sparen und Gürtel enger und Rente mit 67 und so fort sind antiemanzipatorisch. Schon das Sich-darauf-einlassen ist ein Sieg der Reaktion:

Der Anstieg der Staatsverschuldung ist nicht das Ergebnis laxer Haushaltspolitik, sondern Folge einer schamlosen politischen Reichtumspflege und der großen Finanzmarktkrise. Das Gemeinwohl schrumpfte zugunsten steigender Vermögen. Und jetzt sollen die Schuldenberge dadurch abgetragen werden, dass abhängig Beschäftigte, Rentner und Arbeitslose den Gürtel enger schnallen. Damit muss endlich Schluss sein. Die Schuldenfrage ist eine Verteilungsfrage. Der private Reichtum muss jetzt zum Abbau der Staatsschulden herangezogen werden.

Das ist zwar alles seit Jahren bekannt, um nicht zu sagen: seit Jahrhunderten. Aber es ist dem Kapitalismus inhärent, die realen Verhältnisse zu verschleiern. Deshalb wirken die Worte von Leuten wie Lafontaine oder Hierschel ja schon fast revolutionär, obwohl sie schlicht banale Selbstverständlichkeiten ausdrücken.

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4 Antworten zu TV-Tipp vom Dienstleister genova

  1. Nihilist schreibt:

    Es ist doch so, Recht haben und Recht bekommen sind zwei paar Schuhe.

    Justitia ist eben nicht wirklich blind, sie ist nur blind gegenüber Argumenten.

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  2. hANNES wURST schreibt:

    Der Hirschel-Artikel fängt schon schlecht an: „Der Kontinent ist reich wie nie. 3,2 Millionen Millionäre leben in Europa.“ Die Aussagekraft dieser Sätze ist nicht Null, sondern Minus eins. Meint er, dass es mehr Millionäre denn je in Europa gibt? Dann muss er sich fragen lassen, ob er den Begriff „Inflation“ kennt. Meint er, das Vermögen einer bestimmten Schicht ist im Vergleich zu einer anderen Schicht gestiegen? Dann soll er bitte brauchbare Maßstäbe vorlegen.

    So geht es erst einmal munter weiter: „Zwischen Monaco und Mailand leben heute 3,2 Millionen Millionäre.“ Ich dachte, in Europa? Spätestens jetzt schwant dem Leser, dass der Artikel von einem echten Pannen-Pit verfasst wurde. Dann verwendet er auch noch „teutonisch“ für „deutsch“, ein Begriff der nur historisch oder abwertend verwendet wird.

    Der Rest des Kommentars, Hirschels Plädoyer für eine Vermögensabgabe, geht vollkommen in Ordnung, macht Sinn und zeigt eine (wenn auch nicht neue) Position der Gewerkschaft.

    Warum dann diese dämliche Einleitung, die meiner Meinung nach symptomatisch für die sozial orientierten Auguren ist? Weil sie meinen, nur so an der Aufmerksamkeitsökonomie teilhaben zu können, durch Imitation des Bild-Blödsprechs. Georg Seeßlen ist auch so ein Kandidat, der seine Argumentation durch Geplappertes zerschießt. Es hat vielleicht auch etwas mit der Grundhaltung der Linken zu tun, die meist nicht links-liberal sondern links-autoritär ticken und meinen, sie müssten ¬¬¬¬die Wahrheit von oben herab einhämmern.

    Die stumpfe Leserschaft, die nur auf starke Reize reagiert, würde sich jedoch einen solchen Artikel wie den von Hirschel sowieso nicht reinziehen. Diejenigen, die sich etwas differenzierter mit Finanzkrise, Vermögensabgabe usw. auseinandersetzen, werden von seiner offensichtlichen Polemik abgeschreckt. Bleibt der Teil der linken Gewerkschaftler, die sowieso immer für eine Vermögensabgabe zu haben waren und sind. Die fühlen sich bestätigt.

    Rhetorische Unfähigkeit, verursacht durch übertriebene Polemik und unterbewertete Recherche und Analyse ist meiner Meinung nach der Grund, weshalb linke Kommentatoren unnötig Reichweite und Wirkung einbüßen.

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  3. genova68 schreibt:

    Hierschel kann alles, was er sagt, belegen. Der ist Ökonom und seit Jahren da tätig, früher beim Böckler-Institut in Düsseldorf, jetzt bei verdi. Er belegt in dem Artikel nicht, weil der in einer Tageszeitung erschienen ist. Aber die Tatsache der extrem ungleichen Vermögensverteilung in Deutschland pfeiffen mittlerweile die Spatzen von den Dächern. Ich fand die Perspektive des Artikels richtig. Ich würde ihm jedenfalls nicht den Blödsprech unterstellen, den Seeßlen bei anderen ausgemacht hat und den du nun ihm unterjubelst. Ich bekenne hiermit auch, dass ich beim Kauf des Buches, auf das du anspielst, vom Buchhändler gewarnt wurde vor Seeßlen: Der schreibt selbstverliebt. Ich bin ja im Besitz des gleichen Bandes und kann verstehen, was du meinst. Ich versuche dennoch, die Informationen rauszufiltern.

    Ich als meinungsstarker Blogger fühle mich allerdings nicht angesprochen, obwohl meine Reichweite auch nur suboptimal ist, da meine Stärken bekanntlich in messerscharfer Analyse liegen, gepaart mit pointierter Schreibe, wie man sagt.

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  4. Yunus schreibt:

    Tja, die am globalsten denken und handeln profitieren halt auch am globalsten. Um an deren Steuern zu kommen muss man die schon einsperren (Putin -> Chodorkowski)

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