Vom Vorzug des Neuperlachschen

Man steht heute staunend vor der Abrisswut der Nachkriegszeit bis in die 1970er Jahre hinein. Dann begannen Menschen, sich zu wehren. Erst linke Hausbesetzer, später ein breiteres Publikum, aus dem sich auch die Grünen formierten.

Man steht staunend vor dieser Abrisswut, weil der Altbau heute heilig ist. Dagegen sind Gropiusstadt, Langwasser, Neuperlach, das Märkische Viertel, Chorweiler, Vogelstang, Neue Vahr Synonyme für irgendetwas Gescheitertes.

Vielleicht wäre es sinnvoll, unsere aktuelle Perspektive einmal außen vor zu lassen. Stattdessen könnte man sich diesen Bericht aus den frühen 1970er Jahren anschauen. Der Gegensatz aus heruntergekommenem Altbau und frischem, sauberem Neubau, der hier offensichtlich ist, ist nicht erzwungen. Es sah damals – nicht nur in Berlin – an vielen Stellen so aus:

 

Man versteht so besser, warum der Altbau lange Zeit nicht als sexy galt.

Davon abgesehen sind Neuperlach und Co. heute nicht so schlecht wie ihr Ruf. Dieser Ruf entsteht ja wie so vieles in den Medien. Dort arbeiten aber nicht die Neuperlach-Bewohner, sondern die Bewohner schicker Altbauviertel. Die Neuperlacher haben keine Stimme, und die, die hin und wieder über sie berichten, haben oft weder das Interesse noch das Vermögen, sich in das Neuperlachsche hineinzuversetzen.

Stadtinteressierte Menschen, zumal stadtinteressierte Berliner wissen, dass das Märkische Viertel wie auch die Gropiusstadt eine Besichtigung mittlerweile mehr lohnen als der Kollwitz- oder der Helmholtzkiez. Nicht, weil es dort per se nichts zu sehen gäbe. Sondern weil im Kollwitz- und Helmholtzkiez der perfide Verdrängungswettbewerb ästhetisch unsichtbar gemacht werden soll. Es sitzen entspannte und gutgekleidete Menschen in Straßencafés, die den Eindruck vermitteln, es sei dort alles in Ordnung. Naturgemäß ist dort nichts mehr in Ordnung, es ist nur die Maske des vernichtenden Kapitals. Es sitzen im Kollwitz- und Helmholtzkiez die, die es gerade noch schaffen, aber Angst vor den Verhältnissen haben. Und es sitzen dort die, die von der Ausbeutung leben und nichts anderes zu tun haben, als den ganzen Tag passiv auszubeuten und aktiv entspannt und gutgekleidet im Café zu sitzen.

Man trifft dort auch gerne Frauengruppen, die sich äußerst emphatisch über die neu kreierten Sorten der lokalen Eisdiele unterhalten. Man muss das natürlich spannend finden. Man trifft im Kollwitz- und Helmholtzkiez vor allem völlig uninteressante Menschen, deren größtes Bestreben ist, sich als interessant darzustellen. Menschenkenner bemerken deren Uninteressantheit naturgemäß auf den ersten Blick.

Kollwitz- und Helmholtzkiez: Die Masken sind ansehnlich. Die Fratzen sind zu spüren. Wenden wir uns der Gropiusstadt zu.

Die Trabantenstädte müssten heute aus einer anderen Perspektive betrachtet werden. Es böte sich zum einen der Blick auf die Bürokratie an. Hundertschaften von Bürokraten wurden aktiviert, um diese Viertel aus dem Boden zu stampfen, wie man sagt. Die Verselbstständigungstendenzen des bürokratischen Apparates – der heute gerne auf die Marke „Neue Heimat“ reduziert wird – wären zu erforschen. Andererseits ging es auch damals schon um kapitalistische Bodenverwertung. Ins Märkische Viertel beispielsweise wurden die Menschen aus Kreuzberg mit vielen Versprechungen gelockt. Kreuzberg selbst sollte zu weiten Teilen eine Geisterstadt werden, durch die eine breite Autobahn führt. Nur die Mauer und die ankommenden Gastarbeiter verhinderten das.

Private hätten sich mit dem Autobahnbau dumm und dämlich verdient – zumal in einer strukturell korrupten Stadt wie Westberlin.

Interessant auch: In diversen Studien über die Wohnzufriedenheit beklagten die neuen Bewohner des Märkischen Viertels, dass es dort viel weniger kleine Läden und Einkaufsgelegenheiten als in Kreuzberg gebe. Für jeden Liter Milch müsse man in den Supermarkt. Verblüfft stellt man fest: Es ist in Kreuzberg heute genauso. Es gibt keine kleinen Läden mehr, abgesehen von Touristenverwertungsshops. Die Ladenmieten lassen keine andere Wahl.

(Ministerial-)Bürokratie und die Verwertungslogik des Kapitals: Das wären die Linien, an denen entlang man sich über die Neuperlachs in diesem Land unterhalten müsste. Die gängige Perspektive – dort ist es hässlich und deshalb wohnen dort die Asis – ist entlastend, aber nicht erkenntnisfördernd.

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24 Antworten zu Vom Vorzug des Neuperlachschen

  1. eimaeckel schreibt:

    Ich hab vor ein paar Jahren einer Bekannten beim Umzug ins Märkische geholfen, weil für sie mit Familie und Mann aus Westafrika selbst im Wedding nicht mehr zu finden war. Die Wohnungen sind wunderbar, modern renoviert und großzügig. Auch ist noch die alte französische Infrastruktur erhalten, was für die frankophonen Kinder natürlich wunderbar ist. Aber ich wollte da nicht wohnen wollen, zumindest nicht mit Kindern. Da habe ich noch zu viel „Christiane F“ im Kopf.

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  2. genova68 schreibt:

    Zu viel Christiane F, das trifft es ganz gut.

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  3. Frau F. hat ja in Gropiusstadt gewohnt.

    Ich bin in Neuhohenschönhausen aufgewachsen, und das war sehr schön. Keine Drogen(toten), keine Obdachlosen, keine Prostitution, keine Kriminalität. Wie das halt so in einem Unrechtsstaat ist.

    Herzlichen Glückwunsch zur richtigen Verwendung bzw. Schreibweise des Wortes „emphatisch“. :)
    Ich hatte schon spekuliert, daß du „empathisch“ meinst, wie man das selbst bei Bildungsbürgern lesen kann.

    Man kann Plattenbauviertel durchaus schön und angenehm errichten. Aber sowohl in West als auch in Ost ging man zu sehr ins Monströse und war zu naiv. Wenn man sie ungefähr in der Manier der klassischen Moderne errichtet, dann funktioniert das auch. So jedenfalls mein Eindruck. Also nicht zu hoch. Und mehr blockartig.

    So wie damals baut das heute jedenfalls niemand mehr. Und das ist auch gut so. Der (frühere) gute Eindruck der Plattenviertel rührt einfach vom historischen Kontext her. Stichwort Ofenheizung. Es ist einfach superkacke in einem Konglomerat aus Elfgeschossern zu wohnen. Da entsteht null Heimatgefühl. Und die Aufgänge sind auch deprimierend, wenn da so viele Leute in einer Hausnummer wohnen.

    PS: Ich bin’s, Sebastian, der faschistoide Schloßfroind. :) Habe kurzerhand mal ein Blog zum Thema Genderunsinn gestartet, was ich schon lange vorhatte. Bei dir läuft ja alles unter dem Hashtag „Endkampf Kapitalismus gegen Kommunismus“. Das wirkt mitunter recht skurril, weil du überall nur solche Zusammenhänge aufmachst bzw. konstruierst. Die Linke wird erst wieder attraktiv, wenn sie mehr Thierse wagt und wieder eine normale Sprache spricht, das peinliche, akademische Gutmenschentum ad acta legt. Aber ich habe da nicht allzu viel Hoffnung.

    PPS: Es wäre gut, wenn du „verschachtelte Kommentare“ zuließest. Dann kann man direkt auf Leute antworten.

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  4. genova68 schreibt:

    Hallo,
    du kannst direkt auf jeden Kommentar antworten, einfach denjenigen ansprechen, es ist nicht so viel los hier.

    Christiane F. wohnte in Gropiusstadt, aber das steht stellvertretend für diesen Siedlungstyp, also auch fürs Märkische Viertel.

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  5. Is‘ schon klar. Hat es Gründe, daß du nicht verschachteln willst?

    Ich finde schon, daß hier recht viel los ist.

    Deine Dämonisierung der Helmholtzköpfe riecht stark nach gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit. :) Du solltest mal weniger in solchen Feindbildschablonen denken. Willst du wieder solche Platten haben wie in Gropiusstadt? Dein Architekturgeschmack scheint stark politisch konditioniert zu sein. :)

    Wir leben nun mal in einer Marktwirtschaft. Ich bin voll deiner Meinung, daß Wohnen, Gesundheit und Bildung Themen sind, die mehr oder weniger vor reinen Marktmechanismen geschützt werden müssen. Aber das ist Learning by doing oder Trial and Error. So langsam setzt sich die Erkenntnis durch, daß vernünftig regulierte Märkte die besten sind. :)

    Es ist eben ein Prozeß. Und wir alle wirken daran mit. Größenwahnsinnige Theorien wie der Marxismus helfen da jedenfalls nicht weiter.

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  6. Jakobiner schreibt:

    Learning by Döring ist gut.Die Mieter lernen nur,dass beim Doping der Investoren gentrifiziert wird,die Bodenpreise und Mieten explodieren und können da kaum was doen.Genova hat ja solche durchaus kapitalistische Politiker wie Strauss oder Hans Jochen Vogel ins Spiel gebracht,die den Gedanken einer Bodenreform.oder einer Bodenspekulation Steuer zur Finanzierung kommunalen und sozialen Wohnungsbau ermöglichen könnten.Ebenso die konkreten Beispiele Basel.oder Wien gebracht.Also sehr konkrete und gangbare Lösungen neben der einen und anderen radikalen Enteignungsförderung.Das hast du aber selektiv überlesen,um ihm den Vorwurf des Steinzeit-Marx-Osten reindrücken zu können.

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  7. genova68 schreibt:

    Sebastian, wie gesagt, du kannst jeden mit Namen ansprechen.

    Ansonsten arbeitest du mit merkwürdigen Unterstellungen, denen du gerne einen Smiley beistellst. Das ist anstrengend. Ich versuche kurze Antworten.

    Ich dämonisiere die Helmholtzkiezbewohner nicht, es sind spontan entstandene Eindrücke, Atmosphären, die mit Übertreibungen arbeiten.

    Platten wie in der Gropiusstadt? Was hat das mit den Eindrücken vom Helmholtzplatz zu tun? Eine reine Unterstellung.

    Politisch konditioniert: Ich habe es hier schon einmal erklärt, Geschmack entsteht und ist nicht natürlich da. Die komplette Kunstgeschichte analysiert ihre Gegenstände einmal ästhetisch und einmal gesellschaftlich, kunstsoziologisch. Du redest stattdessen von politischer Konditionierung, was an Tiere erinnert. Es ist dein Versuch einer Diskriminierung.

    Trial and Error: Dir fehlt leider völlig das politische Moment. Es geht bei der Kapitalisierung von Immobilien nicht darum, sondern um die Erzielung von Rendite. Es setzt sich auch nicht langsam die Erkenntnis durch, dass regulierte Märkte die besten sind. Wo soll das sein?

    Marxismus ist auch keine größenwahnsinnige Theorie. Du arbeitest permanent mit Unterstellungen. Darauf kann man nicht antworten oder nur mit großen Zeiteinsatz. Das ist es mir nicht wert. Du bist, wenn ich mich richtig erinnere, im rechtsradikalen Mlieu verankert, benutzt deren Wording, behauptest aber, ein Linker zu sein.

    Ich kann damit nichts anfangen.

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  8. Woran machst du denn fest, daß ich im rechtsradikalen Milieu verankert bin?

    Und welche Wörter benutze ich, die diesen Schluß deiner Meinung nach zulassen?

    Und bei deiner Lobeshymne auf die Platten der Gropiusstadt würde mich wirklich interessieren, ob du die allen Ernstes schön findest und heute noch so bauen möchtest.

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  9. genova68 schreibt:

    Ich habe dir meine Vermutung bei unserer letzten Diskussion hier erläutert.

    Die Gropiusstadt ist noch eher eine unverfälschte Stadt ohne kapitalistischem Zwang zur Verwertung. Es spielt sich auch dort Leben ab, das lohnt sich anzuschauen. Es ist weniger auf Fassade ausgerichtet als im Prenzlauer Berg. Die Gropiusstadt ist natürlich in Teilen gescheitert, Gropius zog sich selbst früh und verärgert aus dem Projekt zurück, weil die Bürokratie ihm vielfach Steine in den Weg legte. Kein Mensch will mehr genau so bauen, Gropius wollte es als erster nicht.

    Mit dem, was du oben schreibst, kann ich mehr anfangen: Nicht so hoch und blockartiger bauen. Ja, das könnte in Richtung strukturalistische Architektur gehen, da sollte man weitermachen. Es war eine Zeit von etwa 1967 bis 1975, in der man so baute, nach wie vor interessant. Das wurde leider nicht weitergeführt, stattdessen machte sich die Postmoderne breit.

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  10. Hast du denn jemals mit einem der von dir abgewerteten Helmholtzkiez-Bewohner geredet, ob deine verächtlichen Mutmaßungen über die dortigen Menschen überhaupt zutreffen?

    Du machst es dir sehr einfach, dein Schwarz-Weiß-Weltbild zurechtzuzimmern. Auch in bezug auf meine Person. Allzu viel Skrupel scheinst du da auch nicht zu haben. Das geht ja alles sehr schnell.

    Es ist ja auch nett, daß man offenbar bestimmte Wörter nicht gebrauchen darf, sonst wird man als Rechtsradikaler identifiziert.

    Es ist diese – Entschuldigung – paranoide Geisteshaltung, die das Problem vieler heutiger Linker ist.

    Man macht es sich sehr einfach, wenn man Diskurse verweigert, weil jemand angeblich verbotene Wörter gesagt hat, angeblich islamophob, frauenfeindlich oder homophob etc. ist. In dieser Manier gehen aber eben heutige Linke durch die Welt. Das ist wie zu DDR-Zeiten. Es kann nicht sein, was nicht sein darf. Dort hat man auch sehr schnell kritische Leute in die Nähe des „Klassenfeindes“ gestellt.

    Ich kenne diese Muster nur zu gut. Wörter wie Gutmensch, Lügenpresse, Schuldkult etc. sind nicht verboten. Man darf sie auch als Nichtrechtsradikaler verwenden. Kann ich nur empfehlen. :)

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  11. Jakobiner schreibt:

    Ja, mit diesem SChwarz-Weiß und Hell- und Dunkeldeutschland ist es schon so eine Sache. Und dem Verhältnis zwischen Linksliberalismus und Neoliberalismus. Sahra Wagenknecht versucht eine ERklärung, warm die LInke so abgestürzt ist, wobei sie ähnlich wie Genova da die Gender-Multikulturalisten in Sachen fehlender Neoliberalismuskritik angreift und gerne wieder in die BRD der 70er Jahre zurück.DIe taz hat da eine ganz gute Kritik von Wagenknechts Buch „Die Selbstgerechten“ geschrieben:

    https://taz.de/Neues-Buch-von-Sahra-Wagenknecht/!5764480/

    Meiner Ansicht nach hat Wagenknecht in einigen Punkten recht, aber sie scheisst wewit übers Ziel hinaus, kann sich auch nicht erlären, warum ihre eigene Bewegung Auftsehen so braschial scheiterte oder die Arbeiter bei Amazon jetzt die Gründung einer Gewerkschaft abglehnt haben. Ob das alles nur neoliberal Verwirrung is, wie Genova das auch behauptet? Jedenfalls hat Wagenknecht die falsche Stossrichtung, wenn sie Bewegungen wie Black Live Matters oder FRiday for Future als Bewegungen von nur Wohlstandsbürgerkindern einer Luxusschicht angreift, in den Querdenkern da aber das POtential für eine neue Bewegung sieht. KLingt auch verwirrt.

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  12. genova68 schreibt:

    Ja, Wagenknecht schießt weit übers Ziel hinaus. Sie beschreibt im Ansatz das Problem, hat aber keine Idee für die Lösung. Niedriglöhner gehen selten zur Wahl, da müsste man ansetzen, also einen Anreiz schaffen. Aber es ist nichts neues, dass sich Abgehängte aus der Politik verabschieden und wie man das ändert, sagt Wagenknecht nicht. Sie selbst ist nur bedingt eine Figur, die das ändern könnte. Die Betonung des Nationalen und gar der postive Bezug zu den Querdenkern ist fatal. Letzteres lässt vermuten, dass sie auf jeden Zug aufspringen will, der auf ein paar Stimmen hoffen lässt. Das ähnelt der AfD. Ihre Verteidigung von Meuthen führt auch in die falsche Richtung, genau wie die Diffamierung von Minderheiten mit „Marotten“. Das Bashing der 68er, wenn das so ist, wie die taz das beschreibt, führt auch zwangsläufig in eine rechte Bewegung.

    Mir ist nicht klar, warum sie das Buch gerade jetzt geschrieben hat, wo sie wieder auf die Wahllisten für den Bundestag will. Sie scheint das wirklich für mehrheitsfähig zu halten. Es ist diese komische Haltung, die sie auch mit Müller von den nachdenkseiten verbindet: Das Volk hat immer recht. Jede Bewegung wird als von unten und somit unterstützenswert betrachtet.

    Vielleicht rückt sie noch ein paar Sachen zurecht, wenn das Buch offiziell erscheint, aber das dürfte schwierig werden. Vielleicht ist das nur psychologisch zu erklären, dass sie, die Intellektuelle, die mit Arbeitern nichts zu tun hat, sich bedingungslos andient.

    Eine tragische Figur. Das einzige, was man ernsthaft mittragen kann, ist die Kritik am Gendersprech.

    Die grundsätzliche Kritik am Neoliberalismus, und der Tatsache, dass die auch von Linken nur noch bedingt kommt, wäre ein Buch wert. Aber es bräuchte eine progressive Wendung. Wieder weniger Identitätspolitik und mehr Klassenbewusstsein, aber ohne das nationale und rechte Retropathos. Mehr Aufmerksamkeit für die Masse, weniger für Wichtigtuer. Die sind leider zu zahlreich mittlerweile.

    Die Passagen zur Industriepolitik der 70er sind peinlich, wenn der Tenor von Reinecke richtig wiedergegeben wird.

    Andererseits schaue man sich die Wahlergebniss der Linken in Rheinland-Pfalz und BW an: Da bräuchte es schon Erklärungen.

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  13. Hugo schreibt:

    Der https://luigipantisano.de & sein Bruder https://www.alfonso-pantisano.de/ zu Idendität:
    https://taz.de/Linken-Politiker-ueber-Sahra-Wagenknecht/!5764666/
    https://taz.de/SPD-Debatte-um-Diversitaet/!5750919/
    (Nehm jetzt hier ma kein Zitat raus, im Großen & Ganzen stimm ich denen zu.)

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  14. genova68 schreibt:

    Danke für die Artikel, Hugo. Den Alfonso Pantisano habe ich von der SPD-Diskussion zwiespältig in Erinnerung. Er jammerte pausenlos und klagte Schwan nur an. Der taz-Artikel von ihm ist lesensswert, weil er seine Probleme mit seiner Sexualität beschreibt und indirekt fordert, dass das Zarte, Sensible, Schüchterne, Verletzbare mehr Raum bekommen soll. Dabei bleibt er allerdings stehen. Warum bekommen Blender hierzulande mehr Macht als Verletzliche? Warum ist ein Söder populär? Ist es die Sehnsucht nach einem Führer? Das wäre die interessante Frage.

    Dann vermischt er das Thema mit Migration, das funktioniert nicht. Es ist ein unzulässiger Kunstgriff. Er ist Chef des LSVD, deshalb darf er in der Taz schreiben. Seine Migrantenrolle finde ich etwas aufgesetzt.

    Es gibt Sexismus und es gibt Rassismus, das muss man konkret bekämpfen. Dafür gibt es alle meine Solidarität.

    Davon abgesehen: Politische Teilhabe als Migrant? Wie soll das gehen? Ich brauche politische Standpunkte, das ist wichtig. Darum geht es komischerweise nicht.

    Zwei Beispiele: Sawsan Chebli wollte in den Bundestag, über einen Berliner Wahlkreis. Sie trat im TV auf und hatte kein einziges Argument außer: Ich habe Migrationshintergrund. Eine Linke aus Münster trat gestern gegen Wagenknecht an. Ihr einziges Argument: Sie ist queer und findet Wagenknecht scheiße.

    Beide wurden nicht gewählt, und das ist gut so. Dunkle Hautfarbe und irgendwas mit Geschlecht reicht nicht.

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    P.S.: Ich habe mir gerade die Facebookseite von A. Pantisano angeschaut. Mich nervt der Typ. Beispiel: Er schreibt einen offenen Brief an Gesine Schwan. Warum? Sie fragt, wo sie homophob ist. Er will es ihr erklären. Er schreibt also einen superlangen Artikel, kommt aber erst gegen Ende zu seinen eigentlichen Punkten, die er nicht auf den Punkt bringt. Mich nervt das. Ich nenne das Wichtigtuerei.

    Wenn ich etwas schreibe, wohlmöglich das direkt an jemanden adressiere, bemühe ich mich um Konsistenz. Ich will, dass der andere Kenntnis nimmt und ich hasse Wichtigtuerei. Pantisano bläst sich auf. Er ist anmaßend. Am Ende haben wir einen konkreten Vowurf Pantisanos. Der ist richtig, wäre aber in fünf Zeilen forumliert gewesen.

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  15. Hugo schreibt:

    Was issn so schwer zu verstehen, daß es strukturellen Rassismus, strukturelle Homophobie, strukturelle Misogynie gibt? Wemmer des aber so aufn Punkt bringt, weist des komischerweise so ziemlich jeder „normale“ Mensch von sich wie Gesine Schwan. An dem angeblich um den heißen Brei rumeiernden Offenen Brief ist insofern nix auszusetzen: „Dennoch Widerspruch: lesbisch leben heißt nicht nur mit der passenden Partnerin zu leben, sondern lesbisch leben heißt auch in täglicher Diskriminierung und gesellschaftlicher Marginalisierung zu leben. Widerspruch deswegen, weil ich mir nicht vorstellen kann, dass Du Dir wirklich vorstellen kannst, was es wirklich bedeutet, lesbisch zu sein.“
    Das angebliche Ausspielen von, hm, „Klassismus“ gegen des, was ich im ersten Satz schrob, wird im Übrigen eher von den mehr oder minder alten Säcken und Säckinnen betrieben, ned von den (jüngeren) Aktivist*innen. Dadran, also am Klassismus, was wirklich zu ändern, ham die Alten verkackt…

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  16. genova68 schreibt:

    Das sind nun wieder andere Themen, Hugo, aber gut. Strukturelle Homophobie, was soll das sein? Gesetzlich nicht, im Gegenteil, das ist verboten. Und ob die Gesellschaft strukturell homophob ist im Jahr 2021, ich weiß nicht. Täglich diskriminiert und marginalisiert, das klingt wieder so nach Superopfer. Das bedeutet Lesbischsein in Deutschland sicher nicht generell, sondern in Einzelfällen. Und da braucht es Solidarität.

    Mich nervt diese Jammerei mittlerweile. Vielleicht jammern auch nur eine Handvoll Leute, so wie dieser Partisano, die durchgeknallte Frau Horvath und ein paar „Schwarze Menschen“.

    Ich bin gegen jede Form von Diskriminierung und jedes Opfer bekommt meine Solidarität, wenn es das will. Mir ist jede Form männlichen Mackertums zuwider und beim Leitbild Kleinfamilie wird mir schlecht. Ich habe aber bei den Genannten ein Störgefühl. Weil ich sie für wichtigtuerisch halte. Weil sie ihren Opferstatus geradezu suchen, um wichtig zu sein. Es gibt da sicher psychologische Ansätze, die das beschreiben. Ich kenne mich damit leider nicht aus. Es gibt wohl mittlerweile eine Haltung in der Gesellschaft, die sich denkt: Die haben zwar eine Meise, aber besser nicht widersprechen, sonst kommt ein Shitstorm.

    Nochmal zu dem oben veröffentlichten Facebookeintrag von Pantisano: Man müsste den mal sprachwissenschaftlich analysieren. Ich probiere es im Schnellverfahren.

    Grund des Schreibens: Schwan hat sich angeblich homophob geäußert.
    ———————————————————————
    Ich gehe chronologisch vor:

    1. P. sagt, dass Reden gut sei, das sagten auch alle seine Freunde.

    2. Schwan habe ihn massiv verletzt, es gehe ihm immer noch schlecht, er sei Opfer, Schwan sei schuld, selbst die Aldi-Kassiererin sehe das so. Schwan habe ausnahmslos alle ganz schlimm verletzt. In seiner grenzenlosen Selbstlosigkeit verzeihe er ihr.

    3.: P. sagt konkret, warum er ihr schreibt.

    4: Langatmige Erzählungen, seine Jugend etc.

    5.: Hinweis an Schwan, welch große gesellschaftliche Verantwortung sie habe. Also noch mehr Schuldaufladen.

    6. „Ideologiekritik“ als erste konkrete Kritik.

    7. P. beschuldigt Schwan, homophob zu sein.

    8. P. kritisiert Schwans Aussage, sie wolle sich nicht dafür entschuldigen müssen, nicht lesbisch zu sein.

    9. P. beschuldigt Schwan, die Rolle einer Lesbe übernommen zu haben (man finde so leichter einen Lebenspartner), sich also unerlaubter Weise etwas kulturell angeeignet zu haben. Lesbisch sein bedeute aber permanente Diskriminierung. P. berichtet von Homophobie weltweit bis zur bewussten Vergewaltigung Homosexueller. Schwan Maximale Schuld Schwans ist erreicht.

    10. P. betont die Meinungsfreiheit. Schwan müsse dann aber mit der maximalen Schuld leben.

    11. P. finde Schwan trotzdem sympathisch, so selbstlos sei er. Er freue sich auf weitere Gespräche.

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    Fazit der Analyse:

    Konkret problematisch ist Punkt 8. Schwan betreibt da Täter-Opfer-Umkehr und es zeigt sich, dass sie sich mit dem Thema nicht ausreichend auseinandergesetzt hat und sie deshalb erst mal die Klappe halten und zuhören müsste. Stattdessen moderierte sie die Diskussion. Das hätte P. in fünf Zeilen übersichtlich darstellen können.

    Ansonsten: Schwan ist massivst schuldig, eigentlich ist da nichts mehr zu machen, P. und die ganze Republik sind massivst verletzt. Aber P. ist so selbstlos wie Jesus und reicht ihr die Hand.

    Vielleicht verstehst du jetzt, Hugo, warum mich diese Leute nerven.

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  17. Jakobiner schreibt:

    Wie ich schon Mal schrieb:Der alljährliche CSD ist die größte kontinuierliche Demonstration in Deutschland und da merkt man nichts von Superopferrolle.Also auch etwas polemische Dramaturgie,um sein Anliegen wichtiger zu.machen als es ist.

    Jedenfalls hoffe ich nicht,dass Wagenknecht Mal beim Elsässer landet.Der hat ja auch den Weg vom antideutschen Superlinken über seine Volksinitiative gegen Finanzspekulation zu COMPACT und zu Hoecke gemacht.

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  18. genova68 schreibt:

    Die Auseinandersetzung mit Wagenknecht bzw. zwischen Alt-Linken und den Linksliberalen, wie Wagenknecht sie nennt, wird wohl notwendig sein. Das gärt schon lange. Wohin Wagenknecht will, ist schlecht auszumachen. Sie provoziert massiv und liegt in einigen Punkten schlicht falsch, argumentiert also von rechts. Von dort wird sie auch Beifall bekommen.

    Andererseits spricht sie die Probleme schon deutlich an. In einem aktuellen Gastbeitrag für t-online schreibt sie:

    Man wünscht sich schon eine gerechte und diskriminierungsfreie Gesellschaft, aber der Weg zu ihr führt nicht mehr über die drögen alten Themen aus der Sozialökonomie, also Löhne, Renten, Steuern oder Arbeitslosenversicherung, sondern vor allem über Symbolik und Sprache.

    Entsprechend wird die Alltagssprache ständig nach Wörtern durchsucht, die irgendjemanden verletzen könnten und die es fortan zu meiden gilt. An ihre Stelle treten dann neue Wortschöpfungen, die zumindest bei den Strenggläubigen unter den Lifestyle-Linken zu einer ganz eigenwilligen Form, sich auszudrücken, führen, die mit der deutschen Sprache nur noch bedingt zu tun hat.

    Außenstehenden mag sich oft nicht erschließen, worin bei Begriffen wie „Flüchtling“ oder „Rednerpult“ oder in der Bezeichnung als „Mutter“ oder „Vater“ die Diskriminierung besteht beziehungsweise warum sich inmitten linker Texte immer wieder dubiose Sternchen finden, aber wer zum inner circle gehört, der kennt die Regeln und hält sie ein … Den Mindestlohn zu erhöhen oder eine Vermögensteuer für die oberen Zehntausend einzuführen, ruft natürlich ungleich mehr Widerstand hervor, als die Behördensprache zu verändern, über Migration als Bereicherung zu reden oder einen weiteren Lehrstuhl für Gendertheorie einzurichten.

    Das ist ja kaum zu bestreiten, die Symbolik und die Sprache, die weithin reale Politik ersetzt.

    Andererseits verteidigt sie alles Mögliche in populistischer Manier. Den Aldi-Fleischäufer, zum Beispiel. Auch der kriegt seine Absolution, was das Problem verniedlicht. Als gehe es da nur um Hartzbezieher. Oder die Verteidigung der Querdenker, was darauf schließen lässt, dass sie tatsächlich auf Applaus von Rechtsradikalen und Durchgeknallten aus ist. Insofern nimmt sie sich selbst aus dem Spiel. Eigentlich schade.

    Das Problem, dass die Linke langfristig von diesen „Symbol- und Sprachlinken“ zerstört wird, wird dadurch nicht gelöst.

    https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/parteien/id_89811586/sahra-wagenknecht-lifestyle-linke-leben-in-einer-anderen-welt.html

    P.S.: Jakobiner, wenn du den CSD als Beispiel für nicht-existierende Homophobie hernimmst, dann würde das selbst als homophob bezeichnen. Der Alltag könnte anders aussehen.

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  19. Hugo schreibt:

    @Genova; Schwule dürfen z.B. nur Blut spenden, wenn sie ankreuzen, daß sie 1 (!) Jahr enthaltsam gelebt haben: https://www.uniklinik-freiburg.de/fileadmin/mediapool/10_andere/formulare/pdf/Transfusionsmedizin/60104693-Fragebogen-fuer-Blutspender.pdf (Seite 2)
    Mit „strukturell“ meinte ich sowohl seitens Institutionen wie auch Gesellschaftsstruktur.
    Und was sollense machen, die Marginalisierten; zuu schrill (CSD) ist blöd, zuu radikal ist blöd und ausschweifend mit eigenem Bezug wie Alfonso Pantisano auch. Das als Jammern und nervig abzutun, ist schon arg holzklotzig ;).
    Frau Schwan kann ich ned leiden, weil die immer so tut, als ob die alles weiß und die Weisheit mit Baggerschaufeln gefressen zu haben, kombiniert mit Arroganz.
    So flaue Beispiele wie ihr Bedauern, ned zwischenzeitlich ma lesbisch gewesen zu sein, vereinen des schön in sich. Ist auch ned „kulturelle Aneignung“ sondern Übergriffigkeit, mal so am Rande.

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  20. genova68 schreibt:

    Wenn das mit dem Blutspenden wissenschaftlich nicht haltbar ist, ist es diskriminierend. Aber eine Diskriminierung, die nicht gerade zu den schlimmsten zählt.

    Dein Beispiel von Übergriffigkeit finde ich recht typisch für einen überzogenen Vorwurf. Schwan hat das in dem angegebenen Kontext gesagt, in Polen vor Homophoben, da hat sie der Sache eher einen Dienst erwiesen. Sie hat sich aber tatsächlich vor der Aussage nicht komplett mit dem Thema befasst. Es würde m.E. reichen, sie auf mögliche Diskrminierung hinzuweisen, also zu sagen: „Naja, Lesben haben es nicht immer leicht“. Fall geritzt.

    Das Digitale Wörterbuch der deutschen Sprache misst die Häufigkeit der Erwähnung von Wörtern.
    Bei Übergriffigkeit sieht das so aus:

    Eine extreme Erwähnungszunahme seit 2007. Seitdem läuft die absurde Hypermoraldiskussion. Der Begriff übergriffig ist eigentlich für Gewalt, Mobbing etc. vorgesehen. Der Duden verzeichnet die Synonyme: aggressiv, aufdringlich, lästig, provokant.

    Trifft das auf Schwan zu? Das Problem der Deutschen liegt eher hier:

    https://www.sueddeutsche.de/kultur/uebergriffigkeit-abstand-naehe-distanz-1.5255531?reduced=true

    Der Vorwurf der Übergriffikeit ist nur zu konstruieren, wenn man hypermoralisch arbeitet.

    Ich glaube, Hugo, dass du gar nicht so drauf bist, zumindest kommst du nicht hypermoralisch rüber. Pantisano ist vermutlich so drauf, der konstruiert gegen Schwan wie beschrieben übelste Vorwürfe und macht damit sich in seiner überlegenen Position unangreifbar. Diese Diskursstruktur vernichtet jede Diskussion und sie läuft auf Vernichtung des Gegners hinaus. Diskriminierte und angeblich Diskriminierte machen damit etwas, was sie eigentlich verhindern wollen. Die Affinitiät, einen Gauland mit der Security zu entledigen, läuft nach demselben Muster.

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  21. Hugo schreibt:

    „Der Duden verzeichnet die Synonyme: aggressiv, aufdringlich, lästig, provokant.“
    Jo@Gesine Schwan, s.o. .
    Es wird immer so getan, daß critical whiteness, „linke“ Idenditätspolitik, gender mainstreaming und selbst der Feminismus neumodisches Zeugs ist, nuja, wenn „neu“ 30+ Jahre (bei weiblicher Selbstverantwortung noch ne Null dranhängen) und „modisch“ die Marotten von ein paar Querulanten bedeutet, stimmt des schon aus der Sicht von Leuten, die im Vorgestern leben und denken, die Welt bewegt sich ned weiter und dreht sich nur um sie.
    ich seh des anders, nämlich als den Versuch, in den vielfach verunglimpften sozial/gesellschaftswissenschaftlichen Forschungsgebieten Wege zu ergründen, wie mer möglichst und jeder Mensch individuell zu einer besseren Form des Zusammenlebens in aller Verschiedenheit kommt. Es läuft nun eher so, daß Marginalisierte gerne von den „Vorgestrigen“ weiterhin marginalisiert werden, zur Not mit so Sprüchen „daß einem weißen Unterschichtler ja auch nix in die Wiege gelegt wird“, „die Welt nunmal kein Ponyhof ist und jeder Ungerechtigkeiten erdulden muß“ und mehr Späßchen, die, wemmer mal nachdenkt, gequirlte Scheiße sind.
    Die mangelnde Diskursfähigkeit ist folglich bei Leuten wie der Frau Professorin a.D. und Präsidentin einer Pleite-Uni (https://de.wikipedia.org/wiki/Humboldt-Viadrina_School_of_Governance ) und dem BT-Präsidenten i.R. und vielen anderen zu verorten,die es als humanistischen Fortschritt mißverstehen, wenn alles so bleibt wie es ist: https://www.youtube.com/watch?v=kRrP-bZvD2s

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  22. genova68 schreibt:

    Nebenei: „Frau Professiorin“ und Pleite-Uni: Das würdest du in einem anderen Kontext als übergriffig bezeichnen, weil du das Pleitesein der Uni als eine Art Denunziation hier herausstellst. Schwans Rolle in der aktuellen Diskussion haben nichts mit ihren ökonmischen Fähigkeiten zu tun.

    Vielleicht liegt der Unterschied zwischen uns darin, dass ich einerseits gegen jede Form von Marginalisierung bin, andererseits aber meine, dass alles und jeder kritisierbar sein muss. Diese Kritisierbarkeit ist eine Form der Anerkennung, der Augenhöhe. Und Leute wie Pantisano oder die vielen akademischen schwarzen Deutschen oder der Roma-Vertreter, der jetzt öfter zu sehen ist: Das sind Privilegierte. Sie stellen sich aber gerne rein unterprivilegiert und marginalisiert dar. Nein, auch die müssen mit Kritik souverän umgehen, und das ist eben nicht die Opferrolle. In der Opferrolle sind real die, die es nie in die Medien schaffen. Und die von den angeblichen Anführern der Gruppen nur sehr vielleicht repräsentiert werden.

    Die konkreten Missstände müssen konkret angegangen werden. Konkretes kommt aber selten. Ich glaube, das ist ein Hauptproblem: Auch der Pantisano berichtet nicht über konkrete aktuelle Diskriminierungen. Er berichtet nur über seine Teenagerzeit. Man könnte und man müsste jeden dummen Spruch gegen Schwule auf einem Schulhof thematisieren und die Sprücheklopfer an den Pranger stellen, das als Grenzüberschreitung markieren. Aber die, die darunter zu leiden haben, sind nicht in den Medien. Sondern eben ein Pantisano, der seine fünf Minuten nutzt, um Sandra Kegel moralisch eine nach der anderen reinzuhauen. Ich finde es auch problematisch, dass sich niemand traut, einer Friedrich Horvath die Meinung zu sagen. Es wäre eine Form der Anerkennung. Die Zustimmung zu ihren Thesen des Missgenderns ist eine Form der Nichtanerkennung. Einfach, weil sie logischen Bullshit redet.

    Thierse führte kürzlich ein interessantes Gespräch, bei dem ich zuerst skeptisch war, es dann aber doch ganz gut fand. Eine wohlwollende Lesart vorausgesetzt:

    Da kann man wieder kritisieren, dass zwei weiße alte Männer alleine reden, stimmt, aber auch das sollte möglich sein. Und danach kritisierbar.

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  23. Hugo schreibt:

    https://www.governance-platform.org/ , da ist die jetzt Chefin@Schwan, deswegen der Spaß mit der Pleite-Uni ;) .
    Das Geplauder der alten weißen Männer hab ich mir gestern beim Zettelkramsortieren mal angehört; ab ca. min 21 schwafelt er von den „wichtigeren sozialen und ökonomischen Fragen“, jo dann frage ich mich naiv; die SPD ist seit 1998 mit ner Unterbrechung von 2009-2013 in Bundesregierungsverantwortung, in allen BL außer Bayern seit 1949/1990 immermal wieder und hat den Höchstsatz der EK-Steuer weiter gesenkt, die „Hartz-Reformen“ eingeführt, D. zum Niedriglohnland gemacht, die Rente versaut, Krankenhäuser privatisiert, die Bildung weiter vergammeln lassen, sich einen Scheiß um Dein@Genova oft erwähntes Mieten/Bodenpreisthema gekümmert, die Infrastruktur verlottern lassen/bzw. verpennt@Breitbandausbau, die Energiewende und den ökologischen Wirtschaftsumbau verkackt usw. usf. . Wenn so soziale und ökonomische Fragen beantwortet werden, wie werden dann die Fragen der aus welchen Gründen auch immer ned Ernst-/Wahrgenommenen beanwortet, außer jetzt wie beim Thierse durch Ignoranz?!?
    Die Mehrheitsgesellschaft hat also zu bestimmen, wie eine pluralistische Gesellschaft auszusehen hat und wessen Anliegen wann und wie abgearbeitet werden. Die Pluralisten haben sich hierbei den Weisungen und dem Tempo der Mehrheitsgesellschaft zu fügen; das ist Thierses Kernaussage. Und den Umgang der Han-Chinesen mit den Tibetern, den Uiguren und wasweißich welchen Ethnien findet er bestimmt scheiße, des is ja auch weit weg und was komplett anderes und wir haben ja hier Menschenrechte in der Verfassung im Gegensatz zur VR China. Blackfacing und die Zurschaustellung von „Wilden“ im Zoo/Zirkus/… in D./Europa hats im Gegensatz zu den USA niemalsnienicht gegeben, deswegen hatte er des bei seinem FAZ-Artikel ned aufm Schirm und seine schwulen Alibifreunde attestieren ihm, daß er die nicht qua Verordnung einer Konversionstherapie übergeben will… Meine Fresse, soviel Wohlwollen hat mir dem sein Gott ned in die Wiege gelegt, um die Hetzerei auch noch dementsprechend zu würdigen…

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  24. genova68 schreibt:

    Ja, die Politik der SPD ist scheiße, das ist klar. Ich halte von Thierse eh nicht viel, der war prominenter Befürworter des Berliner Schlosses, der ist bei mir sowieso untendurch.

    Ansonsten haben wir verschiedene Lesarten.

    Thierse nimmt Minderheitenschutz nicht Ernst: gut möglich. Ich habe in Erinnerung, dass er in dem Gespräch plausibel für eine bessere Verständigung wirbt und er extrem beleidigt wurde.

    Sich schwarz schminken sehe ich nicht als Problem, da stimme ich Thierse zu.

    Von schwulen Alibifreunden von Thierse zu sprechen, halte ich für gewagt. Thierse spricht hier vielleicht ein zentrales Problem an, ich vermute ähnliches: zu viele der aktuellen Protagonisten sind Wichtigtuer wie dieser Pantisano und dieser Romavertreter und diese Horvath. Die schaden ihren Gruppen, die, so denke ich, auch nicht komplett hinter ihnen stehen, vielleicht nur zu einem geringen Teil. Diese Protagonisten schaffen ein Klima der Verzagtheit, des Hypermoralischen. Wer ihnen widerspricht, ist Diskriminierer und böse. Beim Genderwording sieht man das: Es wird immer öfter Pflicht, es gibt immer mehr Zwang, man nennt das in Orwellscher Manier „Empfehlung“. Eine Minderheit schafft es, der Mehrheit ihren abstrusen Willen aufzuzwingen, alles unter dem Diktat der Moral. Diese Leute wissen um die Absurdität ihrer Argumente, deshalb brauchen sie den Zwang. Diese Leute sind gut vernetzt und nicht ungefährlich.

    Das hatten wir hier ja schon des öfteren. Da kommen wir derzeit wohl nicht zusammen. Müssen wir ja auch nicht. Du bist einer, Hugo, mit dem man offenbar diskutieren kann. Das reicht mir eigentlich als Basis schon.

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