taz wird immer scheißer – Beispiel Gentrifizierung

Angesichts des Lamentierens über das Zeitungssterben in Deutschland frage ich mich, bei welchen Zeitungen das ganz in Ordnung wäre. So manch reaktionärem Provinzblatt unter der Obhut eines großen Verlages würde ich keine Träne nachweinen – und auch  bei einer verflossenen taz käme die Träne mittlerweile nur noch, wenn ich eine Zwiebel zur Hilfe nähme. Es ist nicht der erste Totalausfall, den sich das Blatt vor ein paar Tagen geleistet hat, aber ein besonders übler. Eine Frauke Böger, „Leiterin taz.de“, schreibt über Gentrifizierung und sucht Schuldige. Sie findet einen ausgerechnet in Mathias Merkle, der vor dem Neukölln-Hype die Kneipe „Freies Neukölln“ eröffnet hat. Ihm wurde nun gekündigt. Merkle erläutert das in der Berliner Zeitung:

„Unser Mietvertrag läuft aus, und wir haben keine Chance auf Verlängerung … weil der Hausverwalter oder Vermieter das nicht will. Wenn man versucht, die Eigentumsverhältnisse zu verfolgen, landet man bei einer GmbH in London. Die wollen nicht mit uns sprechen. Die haben offensichtlich ein anderes Konzept für diese Adresse … Das Hauptgerücht ist, dass das Restaurant nebenan sich vergrößert. Aber ich weiß es nicht. Mit dem Hausverwalter hatten wir, also Antje Borchardt, mit der ich das Freie Neukölln betreibe, und ich nie ein gutes Verhältnis. Seit zwei Jahren kriegen wir monatlich eine fristlose Kündigung mit irgendwelchen fadenscheinigen Argumenten. Da muss man dann immer zum Anwalt.“

Was macht Madame Böger daraus?

Liebe Gentrifizierung, du wirst mal wieder angeklagt – von denen, die dich geschaffen haben. Matthias Merkle etwa, Gründer der Berliner Gentrifizierungskneipe „Freies Neukölln“, jammert: „Das ist nicht mehr mein Berlin.“ Sein Mietvertrag wird nicht verlängert. Irgendwelche bösen Immobilienhaie in London (Ausland!) sind schuld.

Aber eigentlich sind alle die schuld, die das nachgemacht haben, was er, angeblich, begann …

Du siehst, liebe Gentrifizierung, du sorgst für Realitätsverlust. Du bist so praktisch: Dir kann man das eigene Tun ankreiden, sobald einem die Konsequenzen dieses Tuns nicht mehr behagen. Dabei vergessen Leute wie Merkle und all die, die sich zwar Bioläden und Yogastudios, aber keine teureren Mieten wünschen, dass dies schlicht und ergreifend Stadtgeschichte ist.

Schlicht und ergreifend Stadtgeschichte. Kapitalistische Logik als Naturphänomen. Schlicht und  ergreifend. Es ist mir zu blöd, das ernsthaft auseinanderzunehmen. Deshalb nur kurz:

Nicht Merkle hat die Gentrifizierung geschaffen, der hat nur eine Kneipe mit Mietvertrag eröffnet. Gentrifizierung ist eine der unendlichen vielen Möglichkeiten des Kapitals, die Rendite zu erhöhen. Es ist das Kapital, das sich unter den Bedingungen des fortgeschrittenen Neoliberalismus akkumuliert hat, unaufhörlich weitere Akkumulationsmöglichkeiten sucht, deshalb derzeit nach Neukölln fließt und dort Rendite sucht und findet. Kapital unter anderem aus London, vielleicht aus den Gewinnen der City. Es finden in Neukölln in Mengen Vertreibungen von Menschen statt, die sich die Mieten nicht mehr leisten können.  Nicht nur das Freie Neukölln muss dran glauben. Es ist eine Zerstörung, die Menschen vernichtet. Das ist dem Kapital und der Politik egal, letztere fördern diese Entwicklung nach Kräften. Von dieser Entwicklung profitieren die, die eh schon zuviel haben, sonst niemand.

Ladenmieterhöhungen von 100 Prozent sind keine Seltenheit. Eigentlich unfassbar, dass man auf sowas hinweisen muss: Man kann Yoga betreiben und Ökokram kaufen, ohne horrende Mieterhöhungen gut finden zu müssen.

Bezeichnend auch, dass Böger die Gentrifizierung personalisiert, ihr einen netten Brief schreibt und bedauert, dass sie sich Kritik anhören muss von Merkle und Co. Es ist das Verhindern jeglicher sinnvoller Perspektive auf Entwicklung, auch auf Stadtgeschichte. Gentrifizierung ist bei Böger ein nettes, mutiges Männlein oder Weiblein, das so allerhand erragen muss:

Dir, liebe Gentrifizierung, ist das völlig egal. Jammern ist nicht dein Ding. Du willst mehr, willst größer sein und schneller. Du hältst es aus, dass man dich bespuckt…

Wer jammert, ist ein Weichei und somit nicht ernstzunehmen. Wer Gentrifizierung kritisiert, bespuckt Menschen.

Gegner von Herr oder Frau Gentrifzierung sind egoistisch, suchen nur ihren Vorteil, sind Heulsusen und rassistisch (London!).

Böger erklärt die Gentrifizierungskritiker allen Ernstes als „geschichtsvergessen“ und realitätsverlustig. Bei Böger kann man von Geschichtsvergessenheit vermutlich nicht reden, weil sie  – obwohl sie Geschichte studiert hat – von dieser keinen Schimmer hat. Zur Realität gehörte das Erkennen von Strukturen. Nix Personalisierung. Sie ist übrigens Jahrgang ´82 und ist allen Ernstes beim „Netzwerk Recherche“ aktiv. Ihre Recherche beschränkt sich offensichtlich auf Publikationen von INSM und Cerberus Capital Management.

Mit „Geschichte“ könnte Böger auch die Pariser Kommune meinen, die Hausbesetzungen in den 70ern in der halben Welt, den deutschen Bauernkrieg im 16. Jahrhundert, die aktuellen Auseinandersetzungen ums Esso-Haus in Hamburg, überhaupt die vielen tausend Emanzipationsbestrebungen, die es schon gab. Meint sie aber nicht, die Böger. Stattdessen: Kapitalismus ist Naturgeschichte und wer das anders sieht ist Rassist. Böger macht aus Opfern Täter und aus Tätern Opfer.

Zum Schluss des Bögerschen Ergusses darf das hier nicht fehlen:

Und doch hast du [Gentrifizierung] vielleicht auch die Hoffnung, der eine oder die andere werde irgendwann merken, dass Veränderung immer eine Herausforderung ist: eine, der man sich nur stellen muss.

Veränderung ist eine Herausforderung, der man sich „nur“ stellen muss. Es ist exakt das Wording der INSM und ähnlicher Propagandatruppen: Ein paar attraktive Begriffe in den Becher packen und ihre Anordnung im Satz auswürfeln. Der Geringverdiener, der seine Mieterhöhung nicht zahlen kann, muss sich der Herausforderung nur stellen und nur unter die Brücke ziehen. Tut er das nicht, hat er sich der Veränderung nur nicht genügend gestellt. Oder so ähnlich.

Wie kommt so eine Geschichte von Henryk M. Böger ins Blatt? Ein Versehen? Wohl kaum. Wie kommt diese Frau bei der taz in eine leitende Position?

Die taz als Rechtsausleger für die Bionadebiedermeierfraktion á la Göring-Eckhardt, die Springers Welt nur deshalb nicht liest, weil sie das aus Gewohnheit nicht macht. Springer ist bäh. Kapitalinteressen bedingungslos unterstützen und die Schuldigen suchen bei denen, denen der Mietvertrag aus Gründen der Profitgier nicht verlängert wird – was für ein Scheißblatt. Böger wäre mit ihrem neoliberalen Verständnis von ökonomischen Zusammenhängen bei der Welt oder der Wirtschaftswoche gut aufgehoben. Die nähmen sie vermutlich mit Kusshand. Eine grüne Berufsjugendliche, die die Bionadebiedermeierfraktion rüberziehen könnte ins rechte Establishment. Andrea Seibel hat es vorgemacht: Von der linken Meinungschefin bei der taz zur Tea-Party-Tante bei der Welt. Bereitet sich Böger mit ihrem Geplapper nur auf den Absprung vor?

Eine der wenigen noch lesenswerten Redakteure bei der taz (abgesehen von Gastautoren) ist Ulrike Herrmann. Was die wohl zu ihrer Kollegin sagt?

IMG_0030(Foto: genova 2012)

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20 Antworten zu taz wird immer scheißer – Beispiel Gentrifizierung

  1. eb schreibt:

    Naja, – the next Generation macht auf Links. Zumindest mit dem, was sie davon gelernt hat. Mit Jahrgang 82, ist sie in vollster Blüte einer Agenda2010 erwacht, und jüngst zu dem Zeitpunkt, wo die taz auch noch jeden Dreck von Bertelsmann und Co. studienhalber und zudem speziell hell-gelb-grün-sozig vertickt hat. Gemessen am doch ansonsten zu beobachtenden neuem Erwachen der taz, gerade diesbezüglich, – ist es auf jeden Fall ein Vollausrutscher. Das die jungen Dinger, jetzt ausgerechnet den alten Hasen, welche sich beginnen zu schämen, was sie im letzten Jahrzehnt verlehrt haben, wiederum zeigen möchten, – „was“ sie gelernt haben, – beobachte ich mittlerweile des Öfteren. Sieh es belustigt. Auf seine Art und Weise, – ein echtes Zeitzeugnis.

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  2. genova68 schreibt:

    Neues Erwachen: Du meinst, die taz wird wieder linker? Hm. Ich hatte die taz zwei Jahre im Abo, 2006 und 2007, meine aber nicht, dass ich damals solche Ausfälle gelesen habe. Einen ähnlichen Ausfall gab es, wie im Artikel erwähnt, bei Maike Laaff in Bezug auf google.

    Klar, es ist ein Zeitzeugnis, und es betrifft mich nicht direkt. Aber warum soll ich das belustigt sehen? Nö.

    Maike Laaf ist übrigens Jahrgang 81 und auch beim Netzwerk Recherche. Die in den 80ern Geborenen sind wirklich übel dran: Sozialisiert worden im national besoffenen Deutschland, wo es nur noch Deutsche gab und keine politischen Richtungen, keine Alternativen, dann das selige rot-grün.

    Haben wir Mitleid mit ihnen.

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  3. eb schreibt:

    Hmm, mit dem neuen Erwachen, meine ich lediglich die letzten zwei Jahre. (2006 haben die noch voll ideologisch in ihrer ultimativen Liebe zu Stilblüten gestanden. Die Sätze „Laut einer Studie der …“ aus der Zeit kann ich gar nicht mehr zählen.) Zugegeben, es auf die letzten zwei Jahre optimistisch zu erwähnen, ist auch recht müde für ein linksgrünes Boulevardblatt. Aber immerhin. Was das Netzwerk Recherche betriftt. Das ist nun echt ein ziemlich alter Hut. Die Frau ist ein Kind er Bertelsmann-RTL-Summer-School Und gerade in den Jahren 2006/2007 hat die Taz das sowas von unterstützt. Belustigt muss man das sicher nicht sehen, – vielleicht ist Mitleid tatsächlich besser. Aber das wird diesen Kids nichts helfen, die gelernt haben, an den Scheiß tatsächlich zu glauben.

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  4. eb schreibt:

    Sorry, beim zweiten Link ist was schief gegangen. War ein PDF über economics.nrw mit Frauke Böger, – eine kritische Analyse eines Fortbildungsangebotes aus fachdidaktischer Perspektive, der Universität Bielefeld, Fakultät für Soziologie. ….. Unter welcher Ägide wohl? Aber auch egal. Ich bin es sowas von leid, immer die gleichen Namen, im gleichen Kontext, im gleichen Sumpf wieder zu finden. Und euch/uns Linken fällt nichts besseres ein, als über die Kinder davon her zu fallen. Das geht nicht gegen dich, aber es löst auch keine Probleme, wenn man sie an den größten und jüngsten Dummköpfen davon fest macht.

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  5. genova68 schreibt:

    Die taz 2006 f. habe ich anders in Erinnerung, wir lasen sie damals zu zweit und unterhielten uns manchmal drüber. Mir sind zumindest diese Klopper nicht aufgefallen. Aber vielleicht hatte ich damals noch einen etwas anderen Blick, gut möglich. Außerdem nehme ich die Printzeitung freundlicher zur Kenntnis. Ich blättere um und sehe zwei Seiten, achte auf das layout, auf die Bilder, mehr auf die Überschriften und wähle aus. Da fallen Artikel, die mich nicht ansprechen, raus. Online bin ich strenger, glaube ich.

    Bertelsmann haben früher alle unterstützt, auch verdi hat mit denen zusammengebarbeitet, das wurde nach und nach kritisiert und geändert. Das wichtigste Buch zum Thema von Wernicke und Bultmann kam 2007 heraus. Bertelsmann machte das auch ganz geschickt, die Propaganda fiel nicht sofort auf.

    Von diesem netzwerk Recherche hatte ich noch nie was gehört, danke für den Hinweis auf die Nachdenkseiten. Ich würde diese Entwicklung aber weder belustigt noch mitleidig sehen, es geht auch nicht einfach um Gestalten wie Böger oder Laaff. Die bringen ihre Artikel nicht einfach so ins Blatt. Es gibt eine Chefredakteurin, die bei anderen Artikel auch schon eingegriffen hat, vielleicht zurecht, und das müsste sie bei der Bögerscheiße auf alle Fälle machen. Macht sie aber nicht. Insofern ist mir die Böger egal, mich interessiert, warum sowas durch die Blattkontrollen wie Schlussredaktion, Redaktionskonferenz und anderes durchrauscht.

    Aber warum soll ich mich nicht aufregen, wenn ich sowas lese? Das ist auch in der taz nicht alltäglich.

    Vielleicht liegt es einfach daran: Nach dem, was ich von der taz intern hin und wieder mitbekomme, sind die ganz scharf auf die Erhöhung der Leserzahlen. Eine regionale Zeitung hat da nicht viel Möglichkeiten, zumindest lokal sind die Grenzen klar, ansonsten ist auch nicht viel zu machen. Die taz hat die Möglichkeit, sich bundesweit neue Schichten zu erschließen. Das läuft vermutlich über die vielen linksliberalen Akademiker, die derzeit die Süddeutsche lesen. Da ein paar rüberzuziehen, könnte relativ einfach sein und sich auszahlen: finanziell potent, kritisch, aufmerksam, eine perfekte Zielgruppe. Solche Leute denken nicht in politischen Strukturen, und wenn, dann nur in solchen, die keinerlei Konsequenzen haben. Dafür müssen viel Ökothemen ins Blatt plus ein bisschen Esoterik. Und diese Haltung, dass man sich Herausforderungen stellen muss, das zieht bei dem Publikum, das ich meine.

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  6. ebversum schreibt:

    Ich hoffe jetzt wirklich, du hast da nichts als Angriff von mir verstanden. Wir gehen im Großen und Ganzen schon d’accor, aber zeitlich verschoben. Bertelsmann ist einfach ein schwer wundes Thema für mich und auch einige andere, die so ca. zum Zeitpunkt 2003-5 noch hellauf als Verschwörungstheoretiker verlacht wurden. Wobei es nie eine Verschwörung gab, sondern nur die ganz normale Positionierung eines Großunternehmens über seine Stiftung, die Soziologie als Marktsegment entdeckt hatte. Dabei haben die nichts anderes gemacht, als alle von ihrem demografischen Projekt zu überzeugen und Schröder und Fischer medial wie agendual zu pushen.
    In diesem Sinne wurde das Institut für politische Forschung genauso gegründet wie das für Hochschulbildung. Und auch diese Bundesregierung, hat ganz öffentlich die Bertelsmann-Stifung um ihre Mithilfe für die ganze Dauer der Agenda2010 gebeten. Was die eben auch gemacht haben. Das blöde ist nur, bei Bertelsmann weht allgemein neben dem Geiste Mohns und seiner Liebe fürs neoliberale Ambiente, auch der Geist Luhmanns. Die puren Systemtheoretiker eigentlich, aber nur als soziologischer Background, den sie medial auch als Mainstream gesetzt haben. Dazu kam neben der geistigen Miterfindung dieses Leistungsgedröhns, auch das größte mediale Pushing von Ranking, Wettbewerb, Listenvergleichen, Margarine mit CO2-Kalkulationen, endlosem Positivismus mit Hilfe der gesamten Sparte Esoterik. (Dettling, Horx, Kruse und die ganze Garde an ThinkTanks und Zukunftsforschern) Für Bertelsmann als Oberbezeichnung eines Firmenimperums mit einer Stifung als soziologischem Auftraggeber, geistigen Führer und politischen Managmenetfaktor für die stilvolle Positionierung nach Plan, war das Ganze nie etwas anderes als Geschäft unter dem Mantra; Der Markt wird alles richten, aber wenn, dann nicht ohne eigenen Einfluss. Der Witz ist, dass war vielen schon vor 2003 klar. Aber dann kam im Sinne einer wahren Positivierungswelle auch diese Besoffenheit die du beschreibst. Und auch die, ist wahrlich nicht vom Himmel gefallen und hat auch durch die Bank weg so gut wie alle Politiker ergriffen.

    Deshalb möchte ich den Satz; Bertelsmann haben früher alle unterstützt, auch verdi hat mit denen zusammengebarbeitet, ….. so umstellen; … dass Bertelsmann früher alle unterstützt hat, und die sind dann gar nicht mehr daran vorbei gekommen …. .

    Ich bin ansonsten vollkommen deiner Ansicht, bis auf den Punkt, dass du von „dieser“ Entwicklung sprichst. Ich verstehe dich da schon richtig, aber für mich ist es das Nachresultat einer Entwicklung, nachdem alle diesbezüglich anstehenden Projekte geschlossen und erfolgreich beendet wurden. Die nächste Generation, wie diese Böder, wird uns zeigen, ob es eine Neo-Bertelsmania geben wird. Das ist meine größte Angst. Den Europa betreffend, sind die agendualen Pflichtenhefte genauso weit geöffnet, wie das liebevoll zur Verfügung gestellte Manangement zur politischen Gestaltung. Und wenn ich so lapidar schrub, dass man es belustigt sehen sollte, dann hast du vollkommen recht, das man dies eben nicht tun sollte, und ich entschuldige mich dafür. Ich habe nur Schwierigkeiten es an dieser Nachfolgegeneration fest zu machen, die gar nichts anderes mehr kennt.

    Was aber auch seinen Grund hat. Wenn man sich den tatsächlichen Gebäudepark an Instituten, soziologischen und politischen Hochschul- und Forschungseinrichtungen, wie auch Einrichtungen zur Aus- und Weiterbildung von Journalisten, Managern etc. ansieht, die alle in dieser Zeit von einer einzigen Stiftung forciert und installiert wurden, dann können wir minimum von einem soziologischen Monopol mit eindeutig einseitiger Denkbasis sprechen. Ganz besonders, wenn man sich die Inhalte und Rhetorik heutiger entsprechender Studiengänge bis hinein in den Bereich Politologie ansieht. Und für mich ist dieses latente, und mittlerweile von keinem mehr wahrgenommene Denk-Monopol eines der Kernpunkte, warum kein Umdenken stattfindet. Und ich versuche unverändert darauf hin zu weisen. Ansonsten, nimm mir meinen Einfall bitte nicht übel, – ich geb auch jetzt Ruhe ;-)

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  7. Manfred Peters schreibt:

    „…immer scheißer“?
    Das kann man auch netter ausdrücken. ;-)
    Oder hat Trittin etwa Recht, wenn er die TAZ als „Hort des Schweinejournalismus“ einstuft?
    Der Widerspruch von Ines Pohl in der zitierten Talkshow war m. E. sehr schaumgebremst.

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  8. Garfield schreibt:

    „Henryk M. Böger“ – passt perfekt… allerdings ist die schon mit 20 so – wie geht die erst in Broders Alter ab?!*

    ich muß aber zugeben – was den Prozess angeht, trifft ihr Text es schon irgendwo:
    eine Gegend gilt dank speziellen Image, Clubs, etc… als angesagt → zieht ne bestimmte, gutbetuchte Klientel an → die Neu-Anwohner merken aber meist schnell, daß „Szene“ rund um die Uhr doch nicht so *ganz* ihr’s ist; und die Nachbarschaft wird dann mit finanz. Hilfe „beruhigt“… (exemplarisch z.B. in San Francisco)

    mit ihrem Fazit komm ich aber bem besten Willen nicht mit. Die Passage mit der Fabrik, „in der Merkle […] so billig leben konnte“, zeigt ja gerade das er keine Preise hochgetrieben hat…
    nach der Logik wäre jeder für Gentrifizierung verantwortlich, der nicht aktiv & mit allen Mitteln dafür sorgt, daß seine Nachbarschaft möglichst offensichtlich verwahrlost… sonst kommt die „liebe G.“ halt als Naturgesetz – genau wie „Geld fließt immer zu den Reichen“. Auch so ne Sache, der man sich nur stellen muß.
    Aber vllt sollte man mit Fr. Böger nicht so streng sein… ich hab i-wie den Verdacht, die Frau ist einfach nicht die Hellste. Auch als Propagandatext nur eine 5; mit gutem Willen

    *) bei dem – genau wie den ganzen Fischers, Cohn-Bendits, etc – bezweifele ich mittlerweile aber eh, daß er je „konvertiert“ ist… vermutlich ist er einfach einfach nur ehrlich geworden. Deren „rebellische Phasen“ waren wohl genau das – eben Phasen & „dabei sein wollen“.

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  9. ab schreibt:

    „Gentrifizierung ist eine der unendlichen vielen Möglichkeiten des Kapitals, die Rendite zu erhöhen. Es ist das Kapital, das sich unter den Bedingungen des fortgeschrittenen Neoliberalismus akkumuliert hat, unaufhörlich weitere Akkumulationsmöglichkeiten sucht, deshalb derzeit nach Neukölln fließt und dort Rendite sucht und findet.“

    Und du personifizierst abstrakte Konzepte gar nicht, ja?

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  10. hANNES wURST schreibt:

    Was ist eigentlich das Gegenteil von „Gentrifizierung“? Wie nennt man es, wenn Leute mit wenig Geld wie die Heuschrecken über die von den Reichen verlassenen Wohngebiete in Detroit und Wuppertal herfallen? Ich nenne es einfach mal Plebifizierung, kurz PFZ, und meine, dass viel zu wenig über die Chancen und Machtoptionen der PFZ gesprochen wird.

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  11. genova68 schreibt:

    Lieber taz-Mitarbeiter ab,
    ich beschreibe die Dynamik des Kapitals als eine Struktur, die sich begründet in Richtungen bewegt. Vor allem beschreibe ich den Täter nicht als Opfer, der sich anspucken lassen muss. Du kanns natürlich die Nadel im Heuhaufen suchen, aber angesichts des rechten und regressiven Artikels von Böger da oben: streng dich bei Kritik ein bisschen mehr an.

    Hannes,
    Detroit ist derzeit vermutlich auch schon Gentrifizierung, es fallen dort wenig Leute mit wenig Geld ein, sondern mittlerweile Investoren mit viel Geld, die auf Aufwertung hoffen. Oder wir sind dort noch bei der Vorstufe. Das Kapital braucht erstmal antikapitalistische Verhältnisse, die die Bedingungen für die Verwertung herstellen, also Authentizität schaffen, Spannung, Lebendigkeit, Interessantes machen und so weiter, also alles das, was das Kapital nicht kann. Dann schlagen die Schmarotzer zu.

    Es ist wohl so, dass das Kapital zuerst eine Menge an sinnvoller Aufwertung betreiben kann, zumindest in einer Stadt wie Detroit.

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  12. hANNES wURST schreibt:

    @genova
    Mir ist die Gentrifizierung als spürbares Phänomen bewusst und auch unangenehm, ich frage mich jedoch, inwiefern sie unausweichlich ist. Als Kreuzberger ist man natürlich direkt betroffen und sieht die Schattenseiten. Was meinst Du, was Anfang der 90er Jahre in Budapest los war, und da konnte man die Gegensätze von Prokrastination und plötzlicher Liberalisierung gut beobachten. Mit Licht und Schatten.

    Die Gentrifizierung ist ja keine Einbahnstraße. Wenn es stimmt, dass die „lebendige, farbenfrohe Szene“ das Viertel aufgewertet hat, dann wir die Vertreibung dieser Szene das Viertel wieder abwerten. Ich glaube aber gar nicht daran, dass diese Szene tatsächlich einen solchen Effekt hat. Speziell in Berlin kann man das beobachten, weil Berlin aktuell wirtschaftlich schwer nachholt, klar dass die Mieten steigen und dass die Reichen – oft zugezogenen – sich die Filetstücke besorgen. Berlin wird sich auf das Preisniveau von Frankfurt und München hochziehen. Nutzen wird es der maroden Berliner Peripherie, es ist eine Verdrängung von innen nach außen. Und was machen die Künstler und Gemüsehändler, die dem Viertel erst den „Flair“ eingehaucht haben? Die ziehen nach Wuppertal, während in Kreuzberg die Jogaschulen und Spätzlefachhändler das Feld übernehmen. Und die Schwaben werden froh in Kreuzberg sein, die brauchen nämlich die Künstler und Gemüsehändler gar nicht, die hatten da nie Bock drauf. Was bleibt, ist der drohende Verlust von Heimat, oder die Verteuerung derselben.

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  13. provinzbewohner schreibt:

    taz ist scheiße. lesen konnte man die heutige postille mal in den frühen 80ern. dann ging es rasend schnell bergab.

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  14. tikerscherk schreibt:

    Die kalte Wut steigt in mir auf, wenn ich lese, was Frau Böger da schreibt. Insbesondere ihr Merkle-Bashing st an Widerwärtigkeit und Ignoranz kaum zu überbieten.
    Es geht hier, wie du richtig schreibst, ja nicht einfach nur um steigende Mieten. Es geht um Existenzen.
    @hAnnes wUrst
    „Die Gentrifizierung ist ja keine Einbahnstraße. Wenn es stimmt, dass die “lebendige, farbenfrohe Szene” das Viertel aufgewertet hat, dann wir die Vertreibung dieser Szene das Viertel wieder abwerten. Ich glaube aber gar nicht daran, dass diese Szene tatsächlich einen solchen Effekt hat.“

    Falsch. Die Gentrifizierung ist eine Einbahnstraße, oder hat man jemals gelesen, dass die annektierten“ Filetstücke“ in den Innenstadtbezirken europäischer Großstädte, irgendwann wieder fallen gelassen werden, weil die Karawane weiterzieht?
    Es ist keine Glaubensfrage: die Szene und das Flair eines Kiezes sind genau das, womit jeder Immobilienanbieter (siehe Ziegert-Immobilien, Berlin) wirbt. Gerne wird zum Bewerben das Wort „kiezig“ gebraucht.
    Ein Viertel, das einmal vom Kapital überrollt wurde, wird nicht einfach deswegen wieder abgewertet, weil es nicht mehr szenig ist. Siehe Paris oder New York.
    Es werden einfach immer noch mehr Kieze aufgekauft, und die Einwohner vertrieben.
    Ich habe das in Frankfurt erlebt, und erlebe es jetzt zum zweiten Mal in meinem Leben in Kreuzberg.
    Was hier passiert ist zum Verzweifeln.
    Um die Schwaben geht es dabei überhaupt nicht.

    Ja, die taz wird immer scheißer.

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  15. genova68 schreibt:

    tikerscherk,
    voller Zustimmung. Die Schwaben in Berlin scheinen mittlerweile ein bundesweit bekanntes Phänomen zu sein, aber das lenkt nur ab. Das Szenige, das Kiezige ist die Voraussetzung für die Aufwertung. Vielleicht ist das in Düsseldorf, HannesWurst, ähnlich gelaufen. Die Stadt hatte in den Siebzigern noch einen völlig anderen Ruf: Künstler, die nicht so berechenbar waren, gute Läden, die Akademie und mehr. Ich weiß es nicht genau, könnte mir aber vorstellen, dass die Wende, die irgendwann kam, hin zur Werbe- und PR-Stadt, auf dieser Voraussetzung beruhe. Hätten Wuppertal oder Bielefeld überhaupt die Chance gehabt? Und an Düsseldorf sieht man ja, wo es hin führt. Die Stadt ist unattraktiv (außer für uns Eingeweihte, die dort das Besondere sehen).

    Man merke übrigens, dass hier in Kreuzberg die Grünen regieren. Ich glaube, schon seit 1996. Nicht, dass ein Bezirkschef da besonders viel Macht hätte, aber es ist das alternative Flair, das die Grundlage bildet für diese spezielle Art kapitalistischer Ausbeutung.

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  16. genova68 schreibt:

    ebversum, 24.11. 12.50 uhr:
    nein, ich habe das überhaupt nicht als Angriff verstanden, ich lese deine Kommentare hier immer mit Gewinn.

    Gerade noch das hier gefunden:

    Seit Jahren verfolgt die Mietrechtsanwältin Carola Handwerg, wie Mieter aus ihrem Berliner Stadtteil Prenzlauer Berg verdrängt werden. Lange Zeit galt die Stadt als Standort für günstige Wohnungen. „In den letzten Jahren hat sich die Wohnsituation dramatisch verschärft“, sagt sie. „Die Mieterhöhungen treiben viele Familien aus ihren Wohnungen.“

    http://www.freitag.de/autoren/timostukenberg/die-versteckte-armut-der-grossstadtfamilien

    Familien werden vertrieben. Dass solche Sätze keine Reaktionen mehr auslösen, zeigt, wie scheiße dieser Staat ist, der sich immer noch gerne sozial nennt.

    Und weiter im Text:
    Die Stadt Berlin hat den Wohnungsmangel erkannt. In dem Bezirk Neukölln, zum Beispiel, werden laut Verwaltung statistisch gesehen 11.000 zusätzliche Wohnungen benötigt. Die Bezirksverwaltung Neukölln hat jetzt eine Studie veröffentlicht, wonach in dem Bezirk genug Baufläche für 14.000 zusätzliche Wohnungen ist.

    Der Berliner Mieterbund kritisiert: „Der Neubau erhöht derzeit nur die Zahl der Eigentumswohnungen und der hochpreisigen Mietwohnungen.“ Der Verband fordert unter anderem, den sozialen Wohnungsbau zu fördern, das Wohngeld zu erhöhen und Mieterhöhungen zu begrenzen. Für Armutsforscher Butterwegge liegt der Grund für Mietarmut allerdings tiefer. Er kritisiert, dass der soziale Aspekt auf dem Wohnungsmarkt keine Rolle spiele. „Das Hauptproblem ist, dass Wohnungen wie Würstchen gehandelt werden.“

    Auch Neubauten können erwiesenermaßen für fünf Euro nettokalt ohne Zuschüsse errichtet werden, wenn man nur will. Wollen die Verantwortlichen nur nicht. In Neukölln könnte man das Tempelhofer Feld teilbebauen, wie hier im Blog schön öfter erwähnt. Die einen, die SPD, verkauft das Gelände lieber an die Erbauer von Luxuswohnungen, die anderen, die Ökos, wollen, dass gar nichts gebaut wird.

    Das Thema spielt auch in den Koalitionsverhandlungen keine Rolle, stattdessen geht es ständig um diese lächerliche Maut, als würde das irgendeinen Effekt haben.

    Wohnungen wie Würstchen handeln, das bringt es gut rüber. Man ist nicht bereit, weite Teile des Wohnungs“marktes“ dem kapitalistischen Verwertungsdruck zu entziehen, weil genau das der große Gott ist: Das Kapital muss sich rentieren. Menschenrechte dagegen sind läppisch.

    Und da man ja nur kurz umhersurfen muss, um Meldungen aus Absurdistan zu finden, noch das hier:

    Wer in Deutschland 2012 zu arbeiten beginnt und sein Leben lang Rentenbeiträge zahlt, kann laut OECD später 42 Prozent seines durchschnittlichen Bruttoeinkommens erwarten. Das ist nicht einmal halb so viel wie beim Spitzenreiter Niederlande, der auf eine Ersatzrate von stolzen 89 Prozent kommt. Es ist aber immer noch deutlich mehr als in Mexiko oder Großbritannien, wo Durchschnittverdiener nur knapp ein Drittel ihres früheren Einkommens erhalten.

    Deutlich schlechter sieht der Vergleich jedoch bei Geringverdienern aus, die nur über die Hälfte des durchschnittlichen Einkommens verfügen. Sie erhalten laut Studie in den meisten OECD-Ländern deutlich höhere Ersatzraten als Durchschnittsverdiener und werden somit vor Altersarmut geschützt. In Dänemark bekommen Niedrigverdiener 121 Prozent ihres früheren Einkommens, in Israel sind es 104 Prozent.

    Ganz anders in Deutschland: Hier erhalten Geringverdiener genauso wie der Durchschnitt nur 42 Prozent ihres Einkommens. Damit landet Deutschland noch hinter Polen (49 Prozent) auf dem letzten Platz. Ähnlich schlecht schneiden deutsche Geringverdiener in Bezug aufs Nettogehalt ab. Eine Ersatzrate von 55 Prozent reicht nur für den vorletzten Platz vor Japan (54 Prozent).

    http://www.spiegel.de/wirtschaft/soziales/oecd-deutschen-geringverdienern-bleibt-im-alter-besonders-wenig-a-935698.html

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  17. hANNES wURST schreibt:

    Das Gejammer vom Einfluss der ungerechten kapitalistischen Logik auf die Mietpreise ist zur Nicht-Wirkung verdammt. Der Beschwerde über die fehlende Partizipation der Mieter kann nur mit plausiblen Maßnahmen Genüge getan werden, ich habe dazu hier im Blog (https://exportabel.wordpress.com/2010/07/15/vom-saft-abstellen-und-platten-horen/) schon einmal etwas vorgeschlagen, wurde aber nicht erhört und jetzt habt Ihr den Salat.

    Aber selbst wenn eine derart komplizierte Regelung wie das vorgeschlagene „Antigen“ ein breites Echo finden würde, ist es noch sehr unsicher, ob sich etwas ändern würde, siehe Tobin-Steuer. Dennoch meine ich, dass die Anreicherung des Mietgeschäfts um eine Art Aktienanteil eine faire Sache wäre. Eine Umlage von Wertveränderungen der Immobilie auf die Mieter in Form einer Dividende würde keine marktwirtschaftlichen Prinzipien verletzen und dennoch die teurere Neuvermietung weniger attraktiv machen.

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  18. genova68 schreibt:

    Danke, hanneswurst, dass du diesen alten, aber vorzüglichen Artikel hervorgekramt hast. Mein Vorschlag lautete damals so:

    Meine Lösungsansätze wären: Enteignungen, Genossenschaften, oder in einem ersten Schritt die Begrenzung der Mieterhöhung auf die Inflationsrate. Ganz einfach.

    Anderen Meinungen zufolge müsste man den richtigen Leuten aufs Maul hauen. Wer hat schon die richtige Lösung.

    Von marktwirtschaftlichen Prinzipien kannst du bei Wohnungen eh nicht reden, weil du in Kreuzberg nur noch mitmischen kannst, wenn du ein paar hunderttausend Euro auftreiben kannst. Oder am besten ein paar Millionen, um ganze Häuserblöcke zu kaufen. Ich erinnere in dem Zusammenhang an den grundsätzlichen Widerspruch zwischen Kapitalismus und Marktwirtschaft. Nichts hasst ersterer so sehr wie das letzerere.

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  19. besucher schreibt:

    Meine Lösungsansätze wären: Enteignungen, Genossenschaften, oder in einem ersten Schritt die Begrenzung der Mieterhöhung auf die Inflationsrate. Ganz einfach.

    Ich bfürchte eine Mietpreisbremse wird das Problem nicht lösen. Die Vermieter werden immer noch an dieselbe Klientel vermieten die zahlen kann und dann halt weniger zahlt. das Problem löst man nur durch Wohnungsbauprogramme. Wie in den Zwanzigern.
    Noch ne Frage: Wie willst Du diese Enteignungen durchsetzen?

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  20. genova68 schreibt:

    besucher,
    die Mietpreisbremse ist ein Notnagel, stimmt wohl. Aber es würde Mietpreiserhöhungen in laufenden Mietverträgen bremsen. Wohnungsbauprogramme wie in den Zwanzigern wären auch gut, da passiert allerdings praktisch nichts. Es fehlt der politische Wille, die Zuspitzung ist gewollt.

    Wie ich Enteignung durchsetzen würde, weiß ich nicht. Es müssten generell weite Teile der Wohnungen genossenschaftlich organisiert sein, das wäre erstmal das Ziel. Die Erreichung des Ziels könnte man diskutieren, aber die Richtung wäre damit vorgegeben. Grundsätzlich geht selbst mit dem GG viel, „Eigentum verpflichtet“. Das Thema, wem der Boden gehört, spielte in der Bundesrepublik keine Rolle mehr, ganz anders als in den Zwanzigern. Mitscherlich hat das schon in den 50ern massiv kritisiert. Es ginge generell um eine massive Umverteilung von oben nach unten, die exorbitanten arbeitsfreien Gewinne aus den Umwandlungen von Ackerland in Bauland in den letzten 50 Jahren, zum Beispiel. Da wurden massenweise Millionäre produziert, die das Vermögen an die nächste Generation weitergeben. Alles nur, weil Opa ein paar hundert oder tausend Quadratmeter wertloses Ackerland hatte. Man könnte das sogar systemimmanent lösen, indem man kapiert, dass weite Teil des Kapitals heute nur noch zerstörend angelegt werden können, siehe Finanzkrise. Es würde danach weniger akkumuliert, aber gesellschaftlich sinnvoller.

    So wie es aussieht, wird sich an alledem nichts ändern, weil die Eliten von selbst nichts ändern. Je schneller revolutionäre Verhältnisse kommen, desto besser für alle. Aber der Mensch ist geduldig.

    Ich verweise gerne immer wieder auf diesen Artikel:

    Salzburg: Wohnungsneubau für 4,78 Euro pro Quadratmeter

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