Italia moderna – nove

Ein privates Wohnhaus aus den 1950ern oder 60ern in der Kleinstadt Noventa Vicentina irgendwo zwischen Vicenza und Modena in Norditalien. Das Haus ist ein interessantes, das sagt einem das Gefühl des ersten Blicks. Aber warum?

Das Haus besteht aus zwei Körpern, die mit einem Mittelteil verbunden sind. Das Mittelteil ist zurückgesetzt und dient gleichzeitig als Eingangsbereich. Das schafft eine gewisse Privatheit, weil sich der Eingang nicht offensiv, sondern halböffentlich präsentiert. Außerdem entstand so eine Art halber Hof, von drei Seiten geschützt, was bedeutet, dass wir hier nicht nur eine Eingangssituation haben, sondern auch Aufenthaltsqualitäten geschaffen wurden.

Es ist ein ganz simples und in bestem architektonischen Sinne Spielen mit Baukörpern.

Die Kuben: Rechts ein Fast-Würfel mit stark geschrägtem Flachdach, links offenbar das Hauptgebäude, etwas größer. Beide Kuben sitzen auf vermeintlichen Kellergeschoßen, die nach oben geholt wurden. Das fortlaufende Dach bewirkt eine optische Verbindung beider Körper. Das Wohnen spielt sich folglich im ersten Stock ab, was an Pilotis-Architektur, an LeCorbusier und überhaupt an eine Zeit erinnert, in der man noch keine Angst hatte, abzuheben.

Die Fensteranordnung zeigt eine gewisse Verschlossenheit zur Straßenseite hin, die Fenster selbst sind schmal und hoch. Faszinierend sind die sparsam und sicher gesetzten Designmarkierungen: Zum einen die Rollläden in braun (Rollläden in Italien und ihre farbliche Gestaltung sind ein Thema für sich, das unverständlicherweise der Erörterung harrt.) ausgeführt. Zum zweiten betonen die Fensteröffnungen das außergewöhnliche Format (schmal und hoch), indem eine gedachte Öffnung nach oben und unten verlängert und blau markiert wird.

Überhaupt die Farben: Das Blau des Fensterbereichs setzt sich im angeschrägten Giebelfeld fort und somit haben wir im Hauptbereich braun, blau und weiß. Das Steinchenmosaik schafft eine optische Verbindung zwischen Sockel- und Wohngeschoß und wirkt eben nicht als das, als was solche Steinchen meist eingesetzt werden: als Betonung des Fundaments, des Sockels.

Zwei Kuben, die miteinander kommunizieren, plus eine sorgfältige Farbgebung. Mehr braucht es nicht, um architektonisch glücklich zu sein.

(Foto: genova 2019)

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