Italia moderna – dodici

Ein merkwürdiges Gebäude aus der Zeit um 1970, bestehend aus einem Längs- und einem aufgesetzten Querriegel. Wobei genau genommen der untere Riegel, also der quer zur Straße liegende, aus zwei Teilen besteht: aus dem oberen massiven, mit Betonelementen verkleideten und von einem durchlaufenden Fensterband unterbrochenen Block, und aus einem filigranen unteren Teil, das komplett aus Glasteilen zusammengesetzt ist und sich nach oben hin verjüngt. Da der filigrane Teil den massiven optisch trägt, entsteht ein Moment der Unsicherheit, der Inststabilität: Der massive Teil könnte jederzeit durch den filigranen durchbrechen.

Das Gebäude ist ungepflegt, beschmiert, heruntergekommen. Dafür kann es nichts. Es wirkt in der traditionellen Umgebung wie ein Fremdkörper, was den positiven Eindruck nur unterstreicht. Stilistisch könnte man es wohl dem Modebegriff Brutalismus zuordnen.

Man sieht hier einmal mehr den Mut der damaligen Zeit, Eigenständiges hervorzubringen und sich um Kontext nicht zu kümmern. Das sogenannte kontextbezogene Bauen dient meist dem mutlosen Konservieren von Althergebrachtem. Nichtkontextbezogenes Bauen ist eins, das selbstbewusst das Neue zeigt, zu dem man steht. Die Kontexte ergeben sich mit der Zeit von alleine.
(Fotos: genova 2018)

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