WM 2010: Deutschland gegen Polen

Warschau, 10. Juli 2010, Public Viewing in einem großen, schicken Café beim Fußball-WM-Spiel um den dritten Platz, wie das so nett heißt, Deutschland gegen Uruguay: Der Laden ist voll mit jungen Polen, eher gebildet als ungebildet, viele Studenten. Bei einem deutschen Tor wird höflich und zurückhaltend applaudiert, bei einem der Urus und überhaupt bei guten Aktionen von denen wird frenetisch gejohlt. Gefühlt sind hier 95 Prozent gegen die Deutschen. Sehr angenehme Atmosphäre. Nun nehme ich nicht an, dass die Polen so wahnsinnige Fans der Urus sind. Nein, es geht gegen Deutschland.

Wie ist das Deutschland-Bild der Polen? Millionen von Polen arbeiten in Deutschland und erzählen in der Heimat von ihren Erlebnissen. Was wird da erzählt? Man weiß es nicht. Zum einen, weil kaum ein Deutscher polnisch spricht, zum anderen, weil die Ebenen so verschieden sind: Wir fahren bestenfalls mal nach Krakau, weil die Altstadt da so schön k.u.k.-mäßig und eben nicht polnisch ist und erwarten für unseren harten Euro, dass die da deutsch sprechen, wenn es sein muss holperig. Oder wir wollen Schlesien zurück. Die Polen in Deutschland machen sicher völlig andere Erfahrungen. Aber welche? Ich nehme an, manchmal keine guten. Das Deutschlandbild, das so in Polen entsteht, ist sicher wirkungsmächtig. Von oben herab behandelte Haushaltshilfen, Mercedesse beim Drängeln auf der A2, Altenpflegerinnen für wenig Geld, typisch deutsche Geldarroganz, vertriebene Schlesier mit Revanchismusgelüsten etc.

Und die Geschichte ist ja nicht irgendeine: Die Polen sind von Deutschland vielfach verarscht worden, am nachhaltigsten von 1939 bis 1945. Es stand nichts anderes als die völlige Auslöschung polnischer Kultur auf dem Spielplan. Und 60, 70 Jahre später ist Polen neoliberal verseucht und in weiten Teilen verarmt und man muss wieder zum ungeliebten Nachbarn, des Geldes wegen. Buckeln ganz unten. Dazu kommen Leute wie Erika Steinbach, die nach Belieben das Bild des charakterlosen Polen malen, der überdies so dreist war, uns den Krieg zu erklären.

Das Polenbild der Deutschen kennt man ja: Sie klauen und sind faul. In Ostdeutschland wird das erfrischend offen kommuniziert. Um das klar zu sagen: Das Polenbild der meisten Deutschen ist unglaublich. Keine Spur von Empathie, von realen Kenntnissen deutscher Geschichte, von der Tatsache der völligen Verwüstung weiter Teile des Landes durch deutsche Truppen (eben nicht einfach Nazis, sondern Deutsche), keine Ahnung davon, dass Warschau 1945 wesentlich zerstörter war als Dresden, keine Idee von eigentlich anstehenden polnischen Reparationsforderungen in Höhe von mehreren hundert Milliarden Euro plus Zinsen. Stattdessen wird Frau Steinbach von Merkel ausdrücklich dazu aufgefordert, im CDU-Präsidium weiter mitzumischen, und zwar WEGEN ihrer polenfeindlichen Sprüche, die ja prima in die Sarrazinsche Rassistengefühligkeit passen. Ob Moslems oder Polen, irgendwie taugen die doch beide nix.

Oder wie sind die 95 Prozent Uruguay-Fans in dem Warschauer Café sonst zu erklären? Für die Deutschen gälte es, endlich von dem arroganten Sockel „denen“ gegenüber runterzusteigen. Oder einfach mal das Maul halten.

Was ich natürlich nicht tue. Deshalb dazu demnächst mehr.

Justizgebäude in Warschau und Denkmal des Warschauer Aufstands:

(Foto: H. Konrad 2010)

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26 Antworten zu WM 2010: Deutschland gegen Polen

  1. hanneswurst schreibt:

    Sarrazin lobt ja gerade die leichte Integrierbarkeit z. B. von polnischen Einwanderern. Kunststück bei einem EU-Nachbarn mit vergleichsweise minimaler kultureller Differenz zu Deutschland. Außerdem kann der deutsche Staat polnischen Bürgern (demnächst bedingungslos) das Bleiberecht gar nicht verwehren. Gott sei Dank. Die deutschen Klischees bezüglich Polens unterscheiden sich in der Intensität kaum von den Vorurteilen über andere Nachbarn wie den Niederlanden („Kääsköpp“, dämlich und hinterwäldlerisch) oder Österreich („Nussis“, dämlich und hinterwäldlerisch). Also da kann auch ein Sarrazin nicht so schön anfremdeln wie gegen eine völlig unterschiedlich geprägte islamische Bevölkerung, die den heiligen Sonntag missachtet und am Freitag blau macht.

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  3. PeWi schreibt:

    Es unterscheidet sich auch nicht, wie Pole Deutsche sieht. Nein, das Verhältnis ist nicht einfach. Unsere Geschichte hat soviele Gemeinsamkeiten im Guten wie im Schlechten. Viele Polen leiden an Minderwertigkeitskomplexen, sie wollen, dass Europäer Polen auf immer und ewig dankbar sind, mal wegen der Schlacht, mal wegen einer anderen, Polen hat Europa gerettet, hat die Wiedervereinigung der Deutschen herbeigeführt, hat unsere Montagsdemos initiiert. Wehe man meldet einen Zweifel an. Also mir sind sie auf den Wecker gegangen, bei allem guten Willen. Sie unterschlagen Teile ihrer Geschichte, weil sie nicht urpolnisch ist, nicht zurückzuführen auf den Stamm xyz, der Polen gegründet hat. Nein, mich haben viele nur genervt. Sorry. Ja, ich war in Krakau (und nicht nur dort) und nein, es ist nicht k.u.k.mäßig. Es ist nordeuropäisch, hansisch mit einem Tick slawisch. Alle diese Städte sind es, ob nun Torun, Wroclaw, Poznan. Es ist ihre Geschichte, eine gemeinsame deutsch-polnische, nordeuropäisch-polnische, besser eine Hanse-Vergangenheit, zu der man aber nicht mehr so stehen mag (in Ansätzen), obwohl sie zur Blütezeit polnischer Geschichte gehört. Ich habe überhaupt festgestellt, dass oft ein verqueres Geschichtsverständnis, besser sehr selektives Geschichtsverständnis, vorherrscht. Ich gebe zu, dass ich die Polen nicht verstehe. Es ist alles nicht so einfach, wie in ihrem Artikel beschrieben. Es gibt Geschichtsfälscher auf beiden Seiten und nicht zu knapp.

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  4. guest schreibt:

    „bestenfalls mal nach Krakau, weil die Altstadt da so schön k.u.k.-mäßig und eben nicht polnisch ist“

    Na dieser Satz ist ja mal typisch deutsch, ha ha. Krakau IST Polnisch durch und durch. Die Gebäude in Krakau stammen meistens aus der Zeit der Renaissance, als das k.u.k Österreich noch ein Zwergenstaaat war und in Polen die Jagiellonen herrschten. Als Krakau dann unter die Österreicher fiel, haben sie als erstes das Rathausgebäude auf dem Krakauer Markt abgerissen (es steht nur noch der Turm), und auf der Wawelburg wurden Kasernen eingerichtet, nachdemdie Ösis auch dort wertvolleBaudenkmäler zerstört hatten. Das war die „schöne“ k.u.k Zeit in Krakau…

    Ebenso im schönen k.u.k Lemberg haben die meisten Gebäude Polen hochgezogen. ZB. die berühmte lemberger Oper

    http://de.wikipedia.org/wiki/Lemberger_Oper
    http://de.wikipedia.org/wiki/Bahnhof_Lwiw
    http://en.wikipedia.org/wiki/Potocki_Palace,_Lviv

    usw…

    und der unwissende Ösi oder Deutsche denkt natürlich, daß die Polen ohne k.u.k in Lehmhütten wohnen würden ha ha…

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  6. genova68 schreibt:

    Die Architektur in Krakau scheint ja ein vielbeachtetes Thema zu sein. Ich schlage jetzt nirgendwo nach, sondern beziehe mich auf meine Gedächtnis, das sich aus einer Krakaureise von ca. 2003 speist. Da hatte ich den Eindruck einer k.u.k.-Architektur, aber ein hansischer Einfluss kann da auch drin sein, zumal die Polen ja gerne die hansische bzw. baltische Gotik, also die des gesamten Ostseeraums bis nach Schleswig-Holstein hinein, als ihre genuin polinische Architektur betrachten, nationales Erbe also. Es ist halt der Versuch der ästhetischen Identitätsbildung in Abgrenzung gegen die Russen rechts und die Deutschen links.

    Dass Krakau polnisch durch und durch ist, ist eine gewagte Feststellung angesichts der k.u.k.-Epoche bzw. nichtpolnischen Herrschaft von (jetzt schlage ich doch nach) etwa 1800 bis 1918 dauerte.

    Ansonsten war der Aufhänger dieses Artikels ja lediglich die Resonanz beim Fußballspiel. Der Unterschied zum Verhältnis zu den Holländern ist meiner Meinung nach, dass die Klischees wirklich Klischees sind, es herrscht keine reale Abneigung, halb NRW fährt an die zeeländische Küste, halb Holland kommt zum einkaufen nach Düsseldorf etc. Das Verhältnis zu Polen ist ein anderes, die Geschichte ist ebenfalls eine grundlegend andere, die Sprache auch etc. Gerade für einen sozialisierten Westdeutscher ist Polen doch schon fast so kryptisch wie Transsylvanien.

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  7. guest schreibt:

    Nur mal um das thema abzuschließen…

    typisch deutsche hanseatische Architektur

    Polnische Renaissance

    (Krakau)

    (Zamosc)

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  8. genova68 schreibt:

    Du scheinst ja ein Krakaufachmann zu sein. Ich habe keine Ahnung, aus welchen architektonischen Epochen sich die Häuserschaft in Krakau anteilsmäßig zusammensetzt. Mich würde es nur wundern, wenn die mehr als 100 Jahre österreichischer Herrschaft nicht mehr Spuren hinterlassen haben. Die Bilder, die du zeigst, zeigen ein paar herausragende Szenen, aber ganze Städte dieser Größe, in denen Renaissancearchitektur flächendeckend erhalten ist, sind mir nicht bekannt. Zumal es 1850 einen Brand in der Stadt gab, der die meisten Häuser zerstörte. Vielleicht ist es historistische Neorenaissance. Der Wiederaufbau wäre also zumindest unter österreichischer Herrschaft erfolgt.

    Was ich ja eigentlich nur sagen wollte: Deutsche Touristen fahren nach Krakau, weil es da so heimelig ist, nicht, um irgendwas über die Polen zu erfahren. Die meisten zumindest.

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  9. Mir bekannt ;-) schreibt:

    Tut mir leid,
    Ihre ständigen Wiederholungen „Deutsche sind/tun/denken…“ (was auch immer) in diesem Blog sind mir persönlich viel zu pauschal. Sie erinnern mich, mit Verlaub, an Äußerungen gewisser Leute, so wie: „Polen/Türken/Muslime/Afrikaner (etc.) sind/tun/denken…“ (was auch immer).

    Seien Sie mir deswegen bitte nicht böse.

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  10. genova68 schreibt:

    Nö, ich bin Ihnen nicht böse. Vielleicht ist an Ihrer Kritik auch was dran. Ich denke nur grundsätzlich, dass Kritik gegenüber der eigenen Gruppierung fairer und authentischer ist, auch wenn sie einmal generalisierend daherkommt, als wenn man gegen Gruppierungen wettert, die man eher von außen kennt. Das gilt natürlich nicht für rein sozioökonomische Fragestellungen.

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  12. Marek schreibt:

    „Gefühlt sind hier 95 Prozent gegen die Deutschen. Sehr angenehme Atmosphäre.“

    Ja, nicht wahr, da kann man seinen Selbsthaß mal wieder so richtig ausleben – Sie sind doch selbst Deutscher, sehe ich das richtig? Aber eigentlich doch eher Europäer oder gar Weltbürger, auf jeden Fall aber fortschrittlich und daher „links“.

    OK, wenn die Österreicher zu 95 % gegen die Deutschen sind, dann ist das irgendwie doof, und wenn die Deutschen zu 95 % beim Fußball gegen die Polen sind, dann ist das ganz ganz böser Nationalismus. Aber umgekehrt ist das natürlich völlig OK.

    Wenn nach dem WM-Aus der Deutschen 2006 gegen Italien in Bozen plötzlich schwarz gekleidete Italiener herumgrölen und mit faschistischen Fahnen aufmarschieren, um den „Sieg zu feiern“, dann ist das vermutlich auch OK, weil es ja gegen Deutschland geht. Sicherheitshalber erwähnt man dies dann in den Medien nicht.

    „Und die Geschichte ist ja nicht irgendeine: Die Polen sind von Deutschland vielfach verarscht worden“

    Ach, die Polen haben doch selber ganz ordentlich zugelangt und beispielsweise – um mal in Ihrer Diktion zu bleiben – die Litauer, Weißrussen, Ukrainer und überhaupt alle Minderheiten ganz ordentlich verarscht, nachdem sie sich das so genannte „Ostpolen“ einverleibt haben, das unter anderem die litauische Hauptstadt Vilnius umfasste (wobei „Ostpolen“ eigentlich der litauische Landesteil der Lubliner Union war und sich selbst nach offizieller polnischer Statistik aus den dreißiger Jahren der polnische Bevölkerungsanteil bei rund 30 % bewegte – real sicherlich deutlich niedriger).

    Wissen Sie eigentlich, daß die Weißrussen nach dem Krieg von den Polen aus der Region um Bialystok nach Westen vertrieben wurden (eben in das entvölkerte Schlesien, fein verteilt, damit sich auch wirklich alle assimilieren), unter Enteignung und Zerstörung vieler orthodoxer Kirchen?

    Darf man dann als politisch korrekter Weißrusse beim Fußball zu 95 % gegen Polen sein, oder sogar im richtigen Leben?

    Ich bin übrigens Oberschlesier und ziehe das demokratische Deutschland von heute auf jedem Fall Polen vor, wo nämlich Nationalismus und Rückständigkeit herrschen. Das darf ich doch hoffentlich, weil ich ja keinen deutschen, sondern einen slawischen Namen habe?

    Schauen Sie sich doch mal an, welche Parteien in Polen gewählt werden und welche Ideologie von Sendern wie Maryja verbreitet wird oder wie dreist die Geschichte – übrigens gerade auch gegenüber den östlichen Nachbarn – gefälscht wird. Dann werden Sie aber schnell zu dem Schluß kommen, daß man in Polen in einer sehr unangenehmen Ideologie gefangen ist… lassen Sie mich raten – Sie finden Polen deshalb so toll, weil sie es nicht kennen und auch die Sprache nicht verstehen, richtig?

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  13. genova68 schreibt:

    Ein zentrales Problem in der Blogosphäre scheint mir, dass Texte nicht gelesen werden, sondern nur reflexartig auf Begriffe reagiert wird, die beim Übefliegen hängengeblieben sind. Da nehme ich mich nicht aus, und wo das hinführen kann, sieht man hier.

    Marek,
    dein Text ist voll von Unterstellungen, sonst nichts. Was soll ich dazu sagen?

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  14. Marek schreibt:

    Mein Text ist nicht voll mit Unterstellungen, sondern mit objektiven Fakten.

    Was Sie dazu sagen sollen? Sie könnten jeden einzelnen Punkt recherchieren und dann gern widerlegen.

    So würde dieses Blog zu einem echten Mittel der Information anstatt zu einem Medium, in dem einem Mantra gleich Begriffe wie „Neoliberalismus“ usw. immer wiederholt werden.

    Äußern Sie sich doch mal faktenbasiert zu meinen Aussagen, Stichworte Akcja Wisła, Radio Maryja, PiS, LPR usw. usw.

    „keine Idee von eigentlich anstehenden polnischen Reparationsforderungen in Höhe von mehreren hundert Milliarden Euro plus Zinsen. “

    Gute Idee – rechnen wir doch mal den Wert von Schlesien, Pommern, Danzig und Ostpreußen aus und vergleichen das mit den Reparationsforderungen. Da wird Polen aber schnell zum Netto-Zahler!

    „weiter Teile des Landes durch deutsche Truppen (eben nicht einfach Nazis, sondern Deutsche), keine Ahnung davon, dass Warschau 1945 wesentlich zerstörter war als Dresden, “

    Ist Ihnen eigentlich klar, daß der Warschauer Aufstand im Wesentlichen von russischen SS-Einheiten niedergeschlagen wurde, der RONA unter Bronislaw Kaminski? Während die russische reguläre Armee bequem von der anderen Weichselseite aus zuschaute? Eben nicht einfach Nazis, sondern Russen. LOL.

    Ach, und jetzt melde ich mich im bösen Architekturforum an, auf das Sie mich indirekt hingewiesen haben.

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  15. genova68 schreibt:

    Ich habe mich zu Deinen Stichworten nie geäußert. Was interessiert mich Radio Maria etc.? Wo geht es in meinem Artikel darum? Warum soll ich dazu Stellung nehmen? Die Frage ist, was Deine „objektiven Fakten“ mit dem Thema hier zu tun haben.

    Das mit dem Netto-Zahler ist allerdings nicht schlecht. Einem Land, dem nach einem militärischen Angriff mit jahrelanger extremer Zerstörung auf der einen Seite etwas abgenommen und auf der anderen Seite etwas gegeben wurde (flächenmäßig mehr genommen als gegeben, wenn ich nicht irre), ist nun Gewinner der Chose. Und dass Kaminski mit seiner Truppe bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstands mitgemacht hat, macht diesen also „im Wesentlichen“ zu einem „russischen“ Verbrechen. Was soll diese absurde Reinwaschung der Nazis?

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  16. Marek schreibt:

    Worum es in Ihrem Beitrag geht? Um das Deutschland-Bild der Polen und um das Polen-Bild der Deutschen.

    Ihrer Meinung nach haben die meisten Deutschen ein sehr schlechtes Bild von Polen, weil die das Land nicht kennen. Sie haben dagegen vermeintlich ein sehr gutes und angeblich differenziertes Bild von Polen – obwohl Sie das Land meines Erachtens auch nicht kennen.

    Wenn Sie zu meinen Stichworten selbst recherchieren würden, kämen Sie zu einem ausgewogenen und gerechten Bild und könnten einen wirklich fundierten Beitrag verfassen.

    „(flächenmäßig mehr genommen als gegeben, wenn ich nicht irre),“

    Lesen Sie meine Beiträge eigentlich durch? Ich habe das Thema „Ostpolen“ doch oben selbst angesprochen und Ihnen auch hier etwas Eigenrecherche vorgeschlagen, damit Sie auch hier zu einem objektiv richtigen Bild gelangen. Stichwort Lubliner Union und was daraus wurde.

    „Und dass Kaminski mit seiner Truppe bei der Niederschlagung des Warschauer Aufstands mitgemacht hat, macht diesen also „im Wesentlichen“ zu einem „russischen“ Verbrechen. Was soll diese absurde Reinwaschung der Nazis?“

    Wo soll denn hier eine „Reinwaschung der Nazis“ stattfinden? Die Mitschuld der Russen am Scheitern des Aufstands von 1944 (und nicht dem von 1943, das wird ja gern verwechselt) ist in Polen Allgemeingut und wird auch bei jeder Gelegenheit in der Diskussion wieder betont – zuletzt beim Flugzeugabsturz von Smolensk.

    Daher mein Vorschlag: recherchieren Sie sorgfältig, lernen Sie polnisch, und lesen Sie Originalquellen.

    Und dann posten Sie bitte einen rundum seriösen Beitrag. Oder vermeiden Sie das Thema Polen einfach, anstatt den üblichen negativen Klischees jetzt positiv überhöhte Klischees entgegenzusetzen. Denn gut gemeint ist lange nicht gut gemacht…

    „der überdies so dreist war, uns den Krieg zu erklären.“

    Lesen Sie doch mal die Darstellung von Janusz Piekałkiewicz zu diesem Thema, die es auch auf deutsch gibt, und bilden Sie sich auch hier Ihre eigene fundierte Meinung. Ach, er war übrigens polnischer Jude und Widerstandskämpfer, des Nazitums sicherlich unverdächtig. Und dennoch ist er im Gegensatz zu Ihnen einfach der Objektivität und den Fakten verpflichtet und dokumentiert alles sauber mit Originalzitaten, anstatt Halbwissen zu reproduzieren.

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  17. genova68 schreibt:

    Marek,
    „Sie haben dagegen vermeintlich ein sehr gutes und angeblich differenziertes Bild von Polen“

    Nein, eben nicht. Ich beschreibe eine selbst erlebte Situation und stelle dazu einige Vermutungen an. Die Mitschuld der Russen am Scheitern des Aufstands zweifle ich nirgendwo an. Die Ursachen für den Aufstand liegen woanders. Ich schreibe nichts zum Verhältnis Polen-Russland, weil ich da wenig drüber weiß und keine eigene Anschauung bieten kann.

    „Daher mein Vorschlag: recherchieren Sie sorgfältig, lernen Sie polnisch, und lesen Sie Originalquellen. Und dann posten Sie bitte einen rundum seriösen Beitrag. Oder vermeiden Sie das Thema Polen einfach“

    Das sind immer besonders lustige Argumente. Klar, wird gemacht, ich fange morgen an mit dem Lernen. Und frage Dich demnächst, ob ich etwas zu Polen schreiben darf.

    Was sind denn meine „positiv überhöhten Klischees“ über Polen? Konkret im Text?

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  18. Marek schreibt:

    „Das sind immer besonders lustige Argumente. Klar, wird gemacht, ich fange morgen an“

    Damit will ich Sie nicht auf den Arm nehmen, das ist einfach mein Grundprinzip. Ich recherchiere selbst, immer in Originalsprache, danach bilde ich mir faktenbasiert eine Meinung. Wenn ich dies zu einem Sachverhalt nicht leisten kann, äußere ich mich einfach nicht.

    Denn vieles wirkt in der Rezeption im Ausland grundlegend anders als im jeweiligen Land – das ist mir zum ersten Mal so richtig aufgefallen, als ich vor 20 Jahren eine Seminararbeit zu den Studentenunruhen 1968 in Frankreich verfaßt habe und hier unter anderem auch den Spiegel als Quelle herangezogen habe, nach kurzer Lektüre aber wieder verworfen habe, weil die Darstellung nicht nur polemisch überzeichnet, sondern einfach grundfalsch war.

    Sie suchen stets nach deutschen Verfehlungen und Verbrechen, was völlig in Ordnung ist, und benennen diese offen. Damit bin ich völlig einverstanden.

    Sie blenden hingegen all meine Hinweise aus, die Ihnen ein differenziertes und folglich – in weiten Teilen – negatives Polen-Bild vermitteln könnten. Für Sie sind die Polen automatisch die Opfer und die Guten – das ist Ihr Grundklischee, das Sie offensichtlich anwenden.

    Wo können Parlamentarier völlig ungestraft im Parlament die Einführung der Todesstrafe, die Einrichtung von Lagern für Kriminelle und die Verhaftung von Homosexuellen fordern und sich antisemitische Ausfälle leisten (und sich sicher sein, daß es ihre Wählerklientel honorieren wird)? Wo werden entsprechende Meinungen im Radio verbreitet und erfreuen sich großer Zustimmung. Dreimal dürfen Sie raten…

    „Oder einfach mal das Maul halten. Was ich natürlich nicht tue. Deshalb dazu demnächst mehr.“

    Darauf freue ich mich. Aber bitte mit fundierten Beiträgen und konkreten Quellen.

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  19. genova68 schreibt:

    „Wo können Parlamentarier völlig ungestraft im Parlament die Einführung der Todesstrafe, die Einrichtung von Lagern für Kriminelle und die Verhaftung von Homosexuellen fordern und sich antisemitische Ausfälle leisten (und sich sicher sein, daß es ihre Wählerklientel honorieren wird)? Wo werden entsprechende Meinungen im Radio verbreitet und erfreuen sich großer Zustimmung. Dreimal dürfen Sie raten“

    Wie kommst du darauf, dass ich das gut finde? Kapier doch bitte einfach, dass es sich um einen Blogartikel handelt und nicht um ein Sachbuch mit dem Titel „Polen. Alles über seine Geschichte und Gegenwart, recherchiert in Originalquellen“.

    Ich weiß von Polen nicht sehr viel, ich habe einige subjektive Eindrücke aufgeschrieben, gewonnen auf drei oder vier Kurzreisen. Ich nehme deine Hinweise auf Radio Maria etc. gerne entgegen, aber ich kann mir das nicht als Vorwurf zueigen machen.

    Und warum sollte ich ausgerechnet dir, der du offenbar Pole bist, etwas von Radio Maria etc. erzählen?

    „Für Sie sind die Polen automatisch die Opfer und die Guten – das ist Ihr Grundklischee, das Sie offensichtlich anwenden.“

    Schon wieder eine Projektion. Du projizierst ein bestimmtes Bild, das du offenbar von einem „linken Deutschen“ hast, auf mich.

    Wenn du schon so das Quellenstudium betonst, dann fang doch damit an: Die Quelle, um die es hier geht, ist der Artikel da oben. Also nochmal: Wo sind meine „positiv überhöhten Klischees“ über Polen? Konkret im Text?

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  20. Marek schreibt:

    „Und warum sollte ich ausgerechnet dir, der du offenbar Pole bist, etwas von Radio Maria etc. erzählen?“

    Sie sollen es ja auch nicht mir erzählen, sondern Ihren Lesern.

    Ich bin übrigens kein Pole, sondern slawischer Oberschlesier (gewissermaßen ein oberschlesischer Oberschlesier, dies habe ich in meinem ersten Beitrag geschrieben) – und habe als solcher eben eine Neigung zu verqueren Gedankengängen und skurrilen Verhaltensweisen, die ich heute mal in Ihrem Blog auslebe :-)

    Übrigens engagiere ich mich auch im Ruch Autůnůmije Ślůnska und arbeite im universitären Rahmen als Sprach- und Kulturwissenschaftler an der Standardisierung der schlesischen Sprache, die übrigens eine recht interessante Synthese aus slawischem Substrat mit einer deutschen Überformung ist.

    Wie ist eigentlich Ihre Rezeption von Oberschlesien? Würde mich mal interessieren und gäbe sicher auch einen interessanten Blog-Artikel ab. Oder wollen Sie es da bei „Oder wir wollen Schlesien zurück“ belassen?

    Das aber nur ganz nebenbei.

    Nun, Ihr „positiv überhöhtes Klischee“ besteht schlicht darin, daß Sie eine bestimmte Verhaltensweise wie den übersteigerten Nationalismus anläßlich dieses Fußballspiels zwar objektiv feststellen, aber ganz automatisch als harmlos und verständlich interpretieren und sogar noch von einer „angenehmen Atmosphäre“ schreiben. Daß sich dieser Nationalismus tatsächlich gegen alle Minderheiten in Polen richtet und durchaus aggressiv daherkommen kann, scheint sich Ihrer Vorstellungskraft zu entziehen…

    P.S. Es ist jetzt 17:00, und ich gehe daher sofort nach Hause. Soviel polnische/schlesische Klischees müssen einfach erfüllt werden ;-)

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  21. Marek schreibt:

    P.S.S. So ganz konnte ich mich von Ihrem Blog doch noch nicht losreißen… Sie sind ja auch noch ausgewiesener Architekturkenner mit subtilem Vokabular!

    „Um das Fazit vorwegzunehmen: scheiße. Viele Warschauer sind wohl recht stolz drauf, aber es ist mittlerweile Walt Disney. (…) Und es hat vielleicht bis 1989 ganz gut funktioniert.“

    Ja klar, zu Zeiten des Kommunismus war das noch super, aber jetzt, in der dieser neoliberalen Zeit… na so was aber auch! Und wenn man das Warschauer Königsschloß an alter Stelle wieder aufbaut, dann ist das natürlich Walt Disney, ganz klar.

    Hätten Sie was dagegen, wenn ich Ihre wertvollen Beiträge in polnischer Übersetzung auf meiner Website veröffentliche und zur Diskussion freigebe? Als besonderen Service würde ich mich auch um den interkulturellen Dialog verdient machen und Ihnen die Rückmeldung wiederum ins Deutsche übersetzt zukommen lassen… könnten Sie ja auch in Ihrem Blog veröffentlichen.

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  22. genova68 schreibt:

    Marek,
    slawischer Oberschlesier bist du, soso. Deshalb hast du „skurrile Verhaltensweisen“, die du hier auslebst? Und du bist für die Autonomie Schlesiens? Und dort wird man dann schlesisch sprechen? Oder oberschlesisch? Standardisierung der schlesischen Sprache? Nun gut, es hat halt jeder so seine Hobbies.

    Zur Rezeption von Oberschlesien bin ich noch nicht gekommen, ich bin seit Jahren mit der Rezeption von Hinterschlesien beschäftigt.

    Ansonsten wird mir das zu anstrengend. Ich habe keineswegs anlässlich des Fußballspiels „übersteigerten Nationalismus objektiv festgestellt“. Das hättest du wohl gerne. Liest du deine tollen polnischen Bücher genauso verzerrt wie meinen Artikel? Behauptest du demnächst an anderer Stelle, dass selbst ein linker Deutscher bei den Polen übersteigerten Nationalismus festgestellt hätte, und das auch noch objektiv?

    Und dieser „Nationalismus“ wendet sich gegen alle Minderheiten in Polen? Welcher? Der von mir nicht festgestellte?

    Wenn es dir Spaß macht, „übersetze“ meinen Text. Wenn deine Übersetzungskünste genauso gut gediehen sind wie deine Fähigkeiten zur Textanalyse, wird es bestimmt lustig. Das Orignal hier lässt sich ja weiter einsehen.

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  23. Deutsch-Pole schreibt:

    Genova86, Danke!!! Der werte marek gehort zu der trupem raś die die autonomie (oder eher zerschlagung Polens) will. Ihrer fuhrer behaupten keine Polen zu sein, beantragen gerne die dt. Staatsburgerschaft! !!!! und Geben „den Polen “ die schuldig Fur Alles. Marek ist nat. Pole auch wenn seine minderwertigkeitskomplexe ihn davon abhalten es anzunehmen… Google mal raś auf z.b der wiki, klicke den pół. Artikel an kopiere den text dann in googletranslate und Schon was furneine kriminelle bande das ist.

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  24. Lara schreibt:

    „Ich bin übrigens Oberschlesier und ziehe das demokratische Deutschland von heute auf jedem Fall Polen vor, wo nämlich Nationalismus und Rückständigkeit herrschen.“

    Achso, Rückständigkeit herrscht dort… na dann. Schön, dass du deine Position dermaßen eigenständig aus den Angeln hebst. Tak sie da dyskutowac, przyjaciel!

    Du wirfst hier aus einer ziemlich offensichtlichen Position heraus vollkommen verschiedene Dinge durcheinander und versuchst Widersprüche mit dem Argument: lies erstmal Originalquellen nieder zu bügeln. Irgendwie habe ich das Gefühl du selbst hast nicht viel mehr getan, als dir die üblichen Verdächtigen auf (Lepper, Rydzyk, Kacze) auf Youtube anzuschauen.

    Pozdrawienia (od osoby, ktora pisze i czyta po polsku)

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  25. hanneswurst schreibt:

    VERSENKT DIE CHARLES DE GAULLE!

    UND SARKOZY!!!

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  26. genova68 schreibt:

    Marek wollte meinen Blog ins Polnische übersetzen, wenn ich mich recht erinnere. Offenbar ist er noch zu sehr mit Nieder- oder Ober- oder Unterschlesisch beschäftigt.

    Hier schlagen immer wieder komische Leute auf, siehe hanneswurst. Ich weiß auch nicht, warum gerade bei mir. Das Besserwisser-Argument ist ein typisches in Blogs, denke ich. Erstmal die Gesamtausgabe von irgendwem lesen, bevor man sich äußern darf. Einerseits ein Mundtotmachen, statt selbst zu referieren, was man zu sagen hat, andererseits ein Anspruch wie in einem Doktorandenseminar. Und das bei WordPress!

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