Ein siebenstöckiges Wohnhaus in Westberlin, Schöneberg, vermutlich aus den frühen 1980er Jahren:Es ist im Grund ein Plattenbau, der üblichen DDR-Bauweise der damaligen Zeit nicht unüblich. Das Besondere sind die Erker in den Stockwerken zwei bis fünf, darauf in Stock sechs jeweils ein Balkon. Über den Erkern trohnen im Dach Rundbögen. Über der Eingangstür findet sich ebenfalls ein Rundbogen, verglast. Ganz oben ist sogar ein Mezzaningeschoß angedeutet. Die Wohnungsfenster sind als französische angelegt. Das Erdgeschoß ist klassisch mit Steinplatten verkleidet.
Vielleicht sieht man hier die Überlegenheit des westlichen Systems gegenüber dem damaligen Ostblock. Man experimentierte mit Plattenbau, ohne ihn zum allein seligmachenden Typus zu verklären. So haben wir hier heute ein schönes Bild einer vergangenen Zeit, ohne durch permanente Wiederholung in ganzen Städten zu traumatisieren. In der DDR gab es diese Luxusausgabe von Plattenbauten auch, daber nur in ausgewählten Gegenden, beispielsweise im Nikolaiviertel im Stadtteil Mitte in Berlin.
Wir sehen auf dem Foto, wie man einerseits bemüht war, durch das typologische Bauen mit Platten den ökonomischen Vorteil der seriellen Vorproduktion zu verwirklichen, und andererseits mit den Erkern und den Bögen den Bogen hin zur Ästhetik vormoderner Epochen herzustellen. Die Fassade dient uns heute dem Angedenken und der Information. Es ist ein im Westen seltener Mix zwischen dem ökonomischen Hier und Jetzt und der vormodernen Verklärung.
Möge Gott ihr ein langes Leben schenken.
(Foto: genova 2020)
Raumhöhe 2,50m. Das kann weg.
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