Von deutschen Schonfristen

Ein nettes Bild: Eine Lesbe und ein Jude in einer rechtsradikalen und somit strukturell antisemitischen und homophoben Partei, die eine als Funktionärin, der andere als Besucher.

Die konkret (3/19, von dort stammt das Foto) beobachtet in Bezug auf Broders Auftritt bei der Bundestagsfraktion der AfD ganz richtig:

Die Nazi-Seiten im Netz platzten vor Begeisterung über die „mutige Rede“.

Aber letztlich ist das alles ganz normal: Auch ein Jude darf rechtsradikal sein und auch eine Lesbe darf sich ablehnen. Broder hat leider nicht verstanden, dass das Anbandeln von Juden mit deutschen Faschisten nicht von dauerhaftem Erfolg gekrönt sein kann. Es gibt da Grundsätzliches, das der Harmonie im Wege steht. Mit Homosexuellen ist es ähnlich. Broder freut sich vermutlich hauptsächlich deswegen, weil ihm der Bauch gepinselt wurde.

Rechtsradikale wie Gauland, Höcke etc. beim versuchten Philosemitismus: Kürzlich meinte der heutige Rechts- und frühere Linksextremist Jürgen Elsässer, er sei früher „Antizionist“ gewesen, aber das sei heute nicht mehr opportun. Die Juden könne man als Kooperationspartner im Kampf gegen den Islam gut gebrauchen. Ähnliches lässt sich in allen anderen eurpoäischen rechtsradikalen Parteien und Szenen beobachten.

Schonfrist für die Juden also, zumindest für die rechten. (Die linken sind nach wie vor nicht von dieser Welt.) Deutsche Rechtsradikale gewähren ihnen Aufschub. Homosexuellen offenbar auch.

Danken wir dem Christengott für den neuen humanistischen Ansatz unserer Faschisten. Es hätte schlimmer kommen können.

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9 Antworten zu Von deutschen Schonfristen

  1. neumondschein schreibt:

    Mit Empirie und gesunden Menschenverstand hat es genova und seine Genossen nicht so. Da ziehe ich doch das Urteil Adam Toozes und Christian Gerlachs vor. Der genova sieht zwar in der AfD lauter Leute, die seiner Meinung nach nicht Mitglied dieser Partei sein können, da sie ja ansonsten Selbstmord begehen würden. Aber diese Feststellung führt bei ihm nicht dazu, Vorurteile aufzugeben, falsche Analogien aufzugeben, und eigenständig Schlußfolgerungen aus den vorgefundenen Tatsachen zu ziehen. Nein, sein vernageltes Hirn hält an fixen Ideen fest, an Behauptungen, für die jede Evidenz fehlt, wie daß Trump die Rassendiskriminierung einführen will, die AfD den Holocaust plant, AfD, Orban und Trump gemeinsam Juden hassen und Homosexualität ablehnen u. dergl. mehr.

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  2. Jakobiner schreibt:

    Es gibt „Christen in der AfD“, „Juden in der AfD“, „Homosexuelle in der AfD“, nun auch Migranten/“Neudeutsche in der AfD“. Broder kann nun den Juden in der AfD beitreten.
    Vielleicht auch das nächste Photo: Broder mit Höcke vor dem Holocaust“Schandmal“.
    Der Vorwurf des Antisemitismus wird oft erhoben, weniger geläufiger ist der Vorwurf des Philosemitismus, der zumeist auch gar nicht als Vorwurf gilt, da wer für Juden sei, eben nicht gegen diese sei und daher kein Extremist , Rassist,etc. sein könne. Oft wird Antisemitismus mit rechts, bzw. rechtsradikal gleichgesetzt und Philosemitismus mit positiv und nicht rechtsradikal.Dennoch zeigt sich, dass die heutige Rechte, wie auch die Linke sich innerhalb ihres eigenen Spektrums über die Frage der Positionierung zum Judentum und zu Israel selbst wieder spaltet und diese Lager stehen sich sehr unversöhnlich gegenüber. NPD und FPÖ auf der Rechten, BAK Shalom und die Antiimperialisten in der Linkspartei seien als Beispiele des Streits zwischen Antisemitismus/Antizionismus und Philosemitismus nur kurz genannt.Dabei ist auch schon die Fragestellung ob man für oder gegen („die“) Juden sei (oder alterntaiv für oder gegen „die“ Palästinenser/“die“Muslime) auch schon etwas seltsam, da hier ja auch die pauschalsierende Positionierung zu einem völkischen /religiösen Kollektiv beansprucht wird.Zum einen sehen diese Rechtsradikalen die Juden in den USA und Israel als sehr mächtig an, zum anderen wissen sie, dass Auschwitzleugnung und Antisemitismus in Europa geächtet ist, zumal auch strafrechtlich verfolgt werden kann und die Bevölkerungen diesbezüglich nach dem Holocaust sensibilisert sind. Desweiteren dient ihnen ihr taktischer quasimachiavellistische Philosemitismus dazu, sich als Nichtrassisten darstellen zu wollen, um desto beherzter gegen andere Minderheiten und Religionen hetzen zu dürfen, speziell gegen Muslime, zumal sie hoffen dafür Unterstützung seitens der US-Rechten und Israels Rechter zu bekommen. Ihr Philosemitismus dient ihnen vor allem dazu, ihre rassistisch- faschistisch-autoritäre Gesinnung zu tarnen und ihren taktischen Philosemitismus als Freibrief und Blankoscheck für rassistische Hetze gegen andere Minderheiten zu nutzen.

    Zum Philosemitismus noch als Lesetip:

    https://www.global-review.info/2015/11/03/philosemitismus-als-partielles-gegenstuck-zum-antisemitismus/

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  3. Jakobiner schreibt:

    Israel hat auch versucht die Visegradstaaten, allen voran Polen auf seine Seite in Europa zu ziehen. Da Polen aber ein Holocaustgesetz verabscheidet hat, dass die Erwähnung der polnischen Beteiligung am Holocaust unter Strafe stellt und der israelische Außenminister erklärte, dass den Polen „der Antisemitismus mit der Muttermilch eingeflöässt“werde, wurde ein Treffen jetzt abgesagt.Interessant auch Israels Anbiederung an den rechstradikalen Präsidenten von Brasilien, Bolsanaro.Bolsonaros Besuch vor Guadios Millionenmarsch nach Caracas in Venezuela bei Trump zeigt, dass die USA hier Brasilien zu einem „major non-NATO-ally“machen wollen. Trump geht sogar soweit, dass die USA nun auch versuchen wollen, dass Brasilien NATO- und OECDmitglied wird. Soll die NATO dann auch noch Lateinamerika als Einsatzgebiet dazu bekommen und gegen Venezuela marschieren? Kolumbien wurde ja 2018 in ein NATO-Partnerschaftsprogramm genommen. Global NATO ala Ivo Daalder während man diese dann aber insgesamt seitens Trumps immer wieder infrage stellt? Gleichzeitig hat Brasilien den USA US-Militärstützpunkte angeboten und werden nun Gespräche darüber geführt, ob Brasiliens Militär nicht bei einer Militärintervention gegen Maduro-Venezuela mitmachen könnte, zumal eben Trump betont, dass alle Optionen auf dem Tisch sind . Zumal locken für Petrobas und die US-Ölmultis die riesigen Ölvorkommen Venezuelas neben den neuentdeckten in Guyana. Bezüglich der Handelspolitik und autoritärer Weltsicht sind beide auch sehr konform, wenngleich Bolsanaro betonte, dass er weiter Handel mit China betreiben wollte und scheinbar nicht in den US-chinesischen Handelsstreit hineingezogen werden möchte. Gleichzeitig fällt aber Bolsonaro-Brasilien durch seine pronouncierte Pro-Taiwan- und Israelpolitik auf, was seitens Netanjahus auch schon mit einem Staatsbesuch im rechtsradikalen Bolsonarobrasilien honoriert wurde. Zudem eben auch die brasilianischen Evangelikalen, die Bolsanaros wichtige Wähler sind, sich auch vehement für eine Anerkennung Jerusalems als israelischer Hauptstadt sehen und den Kampf ums Heilige Land gegen den Islam anfachen wollen.

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  4. genova68 schreibt:

    neumondschein,
    dass du mir unterstellt, ich wiederum unterstelle der AfD die Planung eines neuen Holocaustes, ist schon starker Tobak. Allerdings halte ich es in der Tat für naiv, dass Rechtsradikale auf Dauer der Versuchung des seit Jahrhunderten perfekt ausgearbeiteten Feindbildes des Juden widerstehen können und wollen. Die Ausnahme wären rechtsradikale Juden. Es geht Rechten immer um die Idealisierung einer homogenen, reinen Gruppe, die über anderen steht. Was sonst sollen Rechte im Sinn haben?

    Jakobiner,

    Dabei ist auch schon die Fragestellung ob man für oder gegen („die“) Juden sei (oder alterntaiv für oder gegen „die“ Palästinenser/“die“Muslime) auch schon etwas seltsam, da hier ja auch die pauschalsierende Positionierung zu einem völkischen /religiösen Kollektiv beansprucht wird.

    Das würde ich in Bezug auf den Nahostkonflikt unterschreiben.

    Israel und die Visigradstaaten ist ein interessantes Thema. Die aktuelle israelische Regierung hat da sicher weltanschauliche und strukturelle Schnittmengen, aber der osteuropäische Rechtspopulismus ist nun mal ohne Antisemitismus nicht zu haben. Insofern sind israelische Rechte etwas Besonderes. Vielleicht kann man sich ja temporär auf die Muslime als gemeinsamen Gegner einigen.

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  5. Jakobiner schreibt:

    Diese Erfgahrung musste ich auch mit Daniel Pipes machen, US-Jude, ehemaliger Berater der US-Regierung und Chef des Middle East Forums., mit dem ich mal zwei Interviews gemacht hatte. Ich schrieb ihm:

    Sorry Daniel Pipes-Jews shouldn´t support fascists

    Daniel Pipes wrote:

    „Civilizationist (or “far-right”) parties are key to saving Europe.“

    Sorry dear Daniel Pipes, fascists are now your favorite allies. We both had sympathies for each other as we had a common understanding of Islamism, its roots and the way to fight it. But you see in the fascists a perspective, I don´t share. In our interviews you wanted to advice them, now you support them openly. Not with me. Don´t believe in this tactical philosemitism of parts of them while others deny the Holocaust and are openly antisemitic. . I´m astonished that you as a Jew forget about the history of European facism, the Holocaust and the mass killing of Jews. And stop talking about the Islamization of Europe as nobody let´s Muslims in anymore. Most migrants will be secular or Christians young unemployed people from East and Southeurope. That´s paranoid talk as you already think that Obama is a Muslim or that Al-Sissi was member of the Musilmbrotherhood. Sorry that we have to seperate, but your vision is fascist and paranoid.Join Steve Bannon–I´m on the other frontline!

    Ergänzend auch noch fiolgende Meldung:

    „Israelische Geheimdienstlegende Rafi Eitan unterstützt AfD
    Berlin, 2. Februar 2018. Zu der Veranstaltung der AfD-Fraktion am 1. Februar 2018 im deutschen Bundestag gegen Antisemitismus forderte der frühere israelische Minister und Operationsleiter des Mossad Rafi Eitan Deutschland auf, die Grenzen zu schließen und die muslimische Masseneinwanderung nach Europa zu stoppen.Eitan, der als Operationsleiter Adolf Eichmann in Argentinien verhaftet hat, wünschte der AfD Erfolg, lobte den politischen Ansatz der AfD zur Sicherung der Grenzen und gab seiner Hoffnung Ausdruck, dass „die AfD nicht nur eine Alternative für Deutschland sein wird, sondern eine Alternative für Europa.“Rabbiner Dr. Chaim Rozwaski, der seit 1998 als Rabbiner der jüdischen Gemeinde in Berlin wirkt, berichtete der AfD über seine Erfahrungen mit antisemitischen Angriffen, die vor allem von jungen Muslimen ausgingen.Auf derselben Veranstaltung sprach sich die stellvertretende Vorsitzende des Auswärtigen Ausschusses der Russischen Duma Irina Rodnina gegen die Ausgrenzung Russlands aus dem offiziellen Gedenkprojekt zum Konzentrationslager Sobibor aus.
    AfD-Fraktionschef Alexander Gauland freut sich über die Unterstützung aus Israel und aus der jüdischen Gemeinde in Berlin: „Es zeigt wieder einmal, dass wir als AfD auf dem richtigen Weg sind.“
    https://www.afd.de/israelische-geheimdienstlegende-rafi-eitan-unterstuetzt-afd/

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  6. Jakobiner schreibt:

    Vielleicht gibt es ja noch „Atheisten und Agnostiker in der AfD“. Zumindestens ist dies bei der SPD nicht denkbar:

    SPD : Atheisten dürfen keinen Arbeitskreis gründen

    Von Klaus Max Smolka, Michael Ashelm
    -Aktualisiert am 19.03.2019-15:54

    Während Christen, Muslime und Juden eigene Foren in der Partei haben, ist für Atheisten kein Platz. Sie dürfen auch nicht als „Sozialdemokraten“ auftreten.

    Wer nicht kirchlich orientiert ist, hat es schwer in der SPD: Die „Säkularen Sozialdemokraten und Sozialdemokratinnen“ wollen einen Arbeitskreis in der Partei gründen – so wie Christen, Muslime und jüdische Genossen jeweils einen haben.

    https://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/atheisten-duerfen-keinen-arbeitskreis-in-der-spd-gruenden-16096047.html

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  7. Jakobiner schreibt:

    Die NPD wird es freuen, die AfD nicht: Rafi Eitan ist gestern gestorben.

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  8. besucher schreibt:

    @Jakobiner

    anscheinend sind die Sozialdemokraten unter die Talare gekrochen. Was für ein jämmerlicher Haufen, diese angeblich linke Partei. Antiaufklärerisch bis ins Mark.

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  9. genova68 schreibt:

    In der Tat merkwürdig, diese Entscheidung der SPD gegen Atheisten. Wo doch die SPD historisch die Atheistenpartei schlechthin ist.

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