Eine sehr gute Analyse der Ereignisse in Hamburg

Ich glaube, abgesehen von ein paar ehrlich entrüsteten Hausfrauen sind doch alle ganz froh über die Krawalle in Hamburg. Nicht, dass man von solchen Leuten regiert werden oder sich auch nur ernsthaft auf deren Politikverständnis einlassen möchte – aber in Zeiten, in denen der Ausfall von U-Bahnen, die ausfallen, weil Gelder gekürzt wurden, von einer Computerstimme als „Betriebsstörung“ bezeichnet wird, und sich diese Stimme im direkten Anschluss für das nicht eingeholte Verständnis bedankt – in solchen Zeiten ist es doch erfrischend, wenn eine Horde aktiver Menschen daherkommt und irgendwas ganz real kaputt macht. Ich schätze, dass eine Mehrheit der Bevölkerung diese Gewalt gegen das Scheißsystem insgeheim ganz ok findet, auch wenn man das konkret angesichts der Bilder nicht begründen kann. Wer nicht einmal den Arsch in der Hose hat, eine wegen Finanzkürzung ausgefallene U-Bahn als solche zu bezeichnen, sollte eine aufs Maul kriegen. Da sind sich alle einig.

Davon abgesehen: In Zeiten, in denen man permanent dazu aufgefordert wird, sich irgendwas zu „holen“, sind diese Autonomen ganz systemaffine Bürger, die tun, was man von ihnen verlangt.

Dieses Amateurfilmchen vermittelt einen ganz guten Eindruck von den taffen Jungs, die die Welt retten wollen:

http://www.spiegel.de/video/embedurl/video-1780898-640_000_fff.html

Ästhetisch gelungen, keine Frage. Warum sollte man auf solche Bilder verzichten? Diese Leute haben sich vorbereitet, der Dresscode stimmt und sie geben sich Mühe. Sie könnten auch am Ballermann Sangria aus Eimern saufen, aber wir leben nun mal in einer pluralen Gesellschaft, das gilt ebenfalls für die Freizeitbeschäftigung. Diese Leute sind einem grundsätzlich sympathisch, weil sie etwas tun und sich links einschätzen, also auf der richtigen Seite stehen. Man kann ihnen nicht böse sein. Im übrigen hätte das Ganze einen wesentlich effektiveren Verlauf nehmen können, wenn die griechischen Autonomen ihre Reise nach Hamburg nicht wegen Geldmangel abgesagt hätten. Ich dachte mir beim Anschauen der Hamburger Bilder, dass der Widerstand hierzulande in den Kinderschuhen steckt: Keine Gasmasken, keine Motorradhelme, keine entschlossene Vorgehensweise: Man akzeptiert, dass der Gegner um Längen besser ausgestattet ist. Undenkbar in Athen. Dort kriegt auch die mitlaufende Oma einen Schutz gegen Tränengas vor den Mund geklemmt.

Analog zur eingesparten U-Bahn kann man die Berichterstattung von illustren Sendern wie N24 analysieren. Schaut man sich diese sogenannten Journalisten an, deren Gestik beim Bericht über eine Demo der beim Wetterbericht ähnelt (man schiebt das Tief mit ausholenden Armen aus dem Bild), bedauert man spontan, dass die Autonomen sich für Rewe statt für N24 entschieden haben.

Solche Ereignisse wie die Ausschreitungen, wie man sagt, in Hamburg, sind gewissermaßen ein Computerspiel, das hin und wieder in die Realität verlagert wird. G20 ist ein guter Anlass. Die Bullen freuen sich wohl genauso, dass sie mal komplett über die Stränge schlagen (sic) dürfen, ohne dass das irgendwelche Folgen hat. Merkel hat sich für dieses Verhalten erwartungsgemäß bedankt. Am Montag stehen sie schon wieder auf den Straßen und müssen die Sicherheitsausstattung von Radfahrern kontrollieren, die armen Schweine.

Der Unterschied zum Computerspiel ist das konkret Topographische: Die Autonomen wollten zur Elbphilarmonie vordringen, wo die Bonzen gerade einem Konzert lauschten. Es wäre sicher ein interessantes Aufeinandertreffen geworden. Politiker und Bürger im Gespräch. Man würde es Typen wie Merkel und Co. wünschen.

Die Journalisten freuen sich auch spürbar wie Bolle. Da liefern ihnen welche die Themen, wie praktisch. Und über angebliche Bürgerkriege zu berichten, ist dankbar. Vor allem, wenn es keine sind und die Anfahrtswege kurz.

Die Polizei ist dankbar, die Journalisten sind es und die Otto Normalverbraucher freuen sich über jedes Molotow-Cocktail als Vergeltung für die eingesparte U-Bahn. Alle sind zufrieden.

Lehnen wir uns also entspannt zurück und genießen die Eindrücke der zahlreichen Livestreams.

Wir wünschen gute Unterhaltung.

Hier noch eine ganz interessante Doku aus linker Sicht:

 

Dieser Beitrag wurde unter Alltagskultur, Deutschland, Gesellschaft, Kapitalismus, Linke, Politik abgelegt und mit , , verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

32 Antworten zu Eine sehr gute Analyse der Ereignisse in Hamburg

  1. hANNES wURST schreibt:

    Sehe ich genau so, und dank dem gut recherchierten Exportabel Blog weiß ich jetzt auch, was die Intention der unterhaltsamen (aber für den nicht eingeweihten völlig unpolitisch daher kommenden) Krawalle ist: sie wollen die Finanzierung des öffentlichen Personennahverkehrs sichern. Das ist natürlich nur ein erstes Ziel auf dem Weg zur Vernichtung der Imperien.

    Like

  2. neumondschein schreibt:

    Weil die U-Bahn nicht fährt, brauchen wir nur noch Dein Auto anzünden, damit Du nicht mehr zur Arbeit kommen kannst! Ha, da haben wir es Trump, Putin, Merkel und den anderen 17 eingebildeten Affen aber gegeben!

    Like

  3. genova68 schreibt:

    Bei meinem Auto hört der Spaß auf. Wer es anzündet, den zeige ich bei der Polizei an und fordere die unnachgiebige Härte des Gesetzes. Was kümmert mich Trump, wenn mein Auto nicht fährt.

    Like

  4. neumondschein schreibt:

    Und während die Redaktion des exportabel-blogs sich darüber freut, dass diesmal etwas kaputt geht, weil es absichtlich kaputtgemacht wird und nicht einfach so kaputtgeht, delegitimieren Rechte und Luegenpresse die Linke. Verschwörungshysteriker, die beständig cui bono fragen, mutmassen jetzt, eben dieselbe Rechte und Luegenpresse hätte die Linke mit agent provocateurs unterwandert. Aber das ist doch sowieso nur dummes Zeug von irren Verschwoerungsirren, denkt sich jetzt der Genova, und freut sich noch eine Weile darüber, dass in Hamburg eine Menge kaputtgeht.

    Like

  5. genova68 schreibt:

    Ich habe meine Redaktion soeben angewiesen, sich noch eine Weile über alles zu freuen, was in Hamburg kaputtgeht, darüber hinaus aber unbedingt die Finger von meinem Auto zu lassen.

    Like

  6. Jakobiner schreibt:

    Genua 2001 als Parallele:

    „Die schwarz gekleideten und vermummten Krawallos zerschlugen Schaufenster und Mobiliar von 34 Banken, 126 Geschäften, 6 Supermärkten, 9 Postämtern und steckten laut offizieller Bilanz 226 Autos an. Doch seltsam, obwohl sie ihr Unwesen oft nur wenige Meter neben einer martialisch ausgerüsteten Polizeimacht trieben, wurde von den Schwarz-Block-Randalierern nicht einer auf frischer Tat verhaftet.

    Und noch etwas war eigenartig. Im vermeintlich linksradikalen Randalehaufen, so viel ist inzwischen klar, mischten Dutzende rechtsradikaler Schläger mit. Die Polizei wusste vorher darüber bestens Bescheid. In einem internen Dokument, später in Zeitungen veröffentlicht, beschreiben die Sicherheitsbehörden noch vor dem G-8-Gipfel, wie Mitglieder der Neonazi-Gruppen “Forza Nuova” und “Fronte Nazionale” sich unter die Anarchistentruppe mischen und Randale machen wollten, um “die Linken” in Misskredit zu bringen. Konsequenzen hatten diese Erkenntnisse wohl nicht“

    Der Spiegel

    Ich lasse mal offen, inwieweit das sogar gewünscht war, um jetzt neue Sicherheitsgesetze und Aufrüstung des Sicherheitsapperates weiter durchzupeitschen und ich kann Genovas offene Sympathie nicht verstehen.Übel wird mir eher von diesen autonomen Linksfaschisten. Die erklären immer, die Linke müsse soildarisch sein und dürfe sich nicht spalten lassen. Mit diesen Leuten habe ich aber nichts zu tun. Sie vertreten ein totalitäres, illiberales Weltbild ein, haben keine konstruktiven Gesellschaftsentwürfe, wissen nur, was sie zerstören wollen, aber nicht, was sie aufbauen wollen. In einer Gesellschaft unter der Herrschaft dieser Typen möchte ich nicht leben, da da Terror und Willkür an der Tagesordnung wäre–auch gegen moderatere Linke.Auch ist nicht zu rechtfertigen, dass Autos angezündet werden, Geschäfte zertrümmert, geplündert und gebrandschatzt– diese Gewaltakte als antikapitalistische Aktion darstellen zu wollen, ist ja nur noch lächerlich. Auch das Argument, dass die Herrschenden der G-20 Kriege und Gewalt a masse ausüben, darf nicht als Freibrief und Blankoscheck dienen, selbst derartige Gewalt auszuüben. Ich schätze nach den EZB- und G-20- Ausschreitungen wird es zu einer Diskussion über Linksextremismus kommen, sowie neue Gesetze und weitere Aufrüstung. Na bravo auch! Zudem bin ich mal gespannt, wenn 20 000 Polizisten nicht imstande sind 5000 Autonome zu kontrollieren, wie das dann aussieht, wenn Erdogan seine 1- 2 Millionen Erdotürken auf die Strassen mobilisiert.

    Like

  7. neumondschein schreibt:

    Dass Erdogan Millionen Erdotuerken mobilisiert und sie zu Rechtsbruch und Gewalttaten aufwiegelt, und Erdogan Häscher nach Deutschland schickt, um die Opposition kaltzumachen, halte ich für ein Gerücht der Luegenpresse, das diese während der Zeit des Verfassungsreferendums ausgestreut hat, um die Legitimität von Erdogans Herrschaft abstreiten zu können. Diese Faktenerfindungen sind genau das, was man andauernd Putins Hackern vorwirft.

    Like

  8. genova68 schreibt:

    Natürlich ist diese Gewalt kein sinnvoller antikapitalistischer Protest. Aber das es in der total verwalteten Welt mal kracht, ist doch ganz angenehm. Wenn 76.000 Leute friedlich demonstrieren, interessiert das in der postmodernen Welt kein Mensch. Es ist völlig egal. die nötige Subersion liefert weder eine Demo noch urban gardening noch das, was man Diskussionskultur nennt.

    Bemerkenswert auch, dass die reaktionäre Presse nun Analogien von Mussolinis Schwarzhemden zu diesen merkwürdigen Autonomen zieht. Die Parallelen der damaligen Faschisten zu den heutigen, die kürzlich in der Elbphilarmonie saßen, würden mich mehr interessieren.

    Generell halte ich im Angesicht der realen Gentrifizierung jegliche Empörung über kaputte Scheiben für komplett lächerlich.

    Like

  9. neumondschein schreibt:

    Die Parallelen der damaligen Faschisten zu den heutigen, die kürzlich in der Elbphilarmonie saßen, würden mich mehr interessieren.

    In der Elbphilharmonie wurde linksradikale Propaganda geboten! Weist du das ueberhaupt? „Alle Menschen werden Brüder“ hat man da vorgetragen! Von revolutionaerer Begeisterung, Bruederlichkeit und Gleichheit war die Rede! Das können doch nie und nimmer Faschisten sein, die da im Publikum sassen! Die wuerden sich doch nicht linksradikaler Propaganda aussetzen!i

    Like

  10. genova68 schreibt:

    Echt? Dann bin ich von der Lügenpresse falsch informiert worden. In Wirklichkeit verhielt es sich offenbar so, dass Merkel, Putin und Erdogan die Schanze verwüstet haben. Danke für den Hinweis, neumondschein.

    So stelle ich mir einen konstruktiven Blog-Dialog vor. Alle lernen etwas dazu.

    P.S.: neumondschein, du solltest deinen Blog besser pflegen. Der neueste Eintrag ist aus dem Jahr 2013.

    Like

  11. dame.von.welt schreibt:

    Thomas Pany, Telepolis – G 20: Das Klirren der Dinge als Beifall passt zu Ihrer sehr guten Analyse.

    „Die Zerstörer brauchen den Beifall der kaputt gehenden Dinge, um sich selbst zu vergewissern, dass hier etwas Starkes und Großes läuft. Der Lärm der Zerstörung, das Klirren von Scheiben zur Freude an der Zerbrechlichkeit der Dinge, sei wie die „kräftigen Lebenslaute eines neuen Geschöpfes“, so der Schriftsteller.

    Dass es so leicht ist, sie hervorzurufen, steigert ihre Beliebtheit, alles schreit mit einem und den anderen mit (…) Ein besonderes Bedürfnis nach dieser Art des Lärms scheint zu Beginn der Ereignisse zu bestehen, da man sich noch nicht aus allzu vielen zusammensetzt und wenig oder gar nichts geschehen ist. Der Lärm verheißt die Verstärkung, auf die man hofft, und er ist ein glückliches Omen für die kommenden Taten.
    Elias Canetti, Masse und Macht

    Das Feuer, fügt Canetti am Ende seiner Ausführungen über „Zerstörungssucht“ hinzu, sei das eindrucksvollste Mittel. Es zerstört auf unwiderrufliche Weise. „Die Masse, die Feuer legt, hält sich für unwiderstehlich.“ So könnte man im Feuer der brennenden Autos so was wie ein konstituierendes Element der Gruppe sehen: eine Selbstbestätigung.“

    Und da ist er, der selbstbestätigende Unwiderstehliche:

    Like

  12. Jakobiner schreibt:

    Man oh Mann–sonst kritsiiert Genova immer Leute mit Gewaltphantasien (zuletzt junge forsche Politologiestudneten und Geopolitiker), nun verherrlciht er diese selbst als bunte Farbkleckse in der ach so grauen verwalteten Welt. Interessant, wie die Autonomen jetzt auf Indymedia ihr eigenes Gebaren selbst darstellen:

    „Das Bild, was in die Welt gesendet wurde, war das einer Stadt Hamburg, in der der Staat seine demokratische Maske fallen lässt und die hässliche Fratze des unterdrückenden Monstrums zeigt, den er darstellt. Und noch wichtiger, dass auch im Herzen Hamburgs, im Herzen des neoliberalen Monsters Deutschland, der Widerstand gegen den mörderischen Kapitalismus aktiv ist. Ohnmächtig vielleicht, aber dennoch er ist da. Es ist das Zeichen an die besetzten Plätze aus dem arabischen Frühling. Es ist das Zeichen der Menschen, die unter der aktiven Repressionswelle von Argentiniens aktuellem Präsident leiden. Es ist das Zeichen an die Oposition in der Türkei, gegen die Staatsgewalt von Erdogan nicht klein beizugeben. Aber auch an die ArbeiterInnen in Deutschland, die prekär Beschäftigten, die „Ohne-Papiere“ – seht her, eure Wut ist nicht eine einsame Wut, es ist eine kollektive Wut. Und die wartet nur darauf, sich Bahn zu brechen. Dieses Zeichen geht um die Welt. “

    Ein Hamburger Altautonoma

    https://de.indymedia.org/node/13079

    Gesunde Selbstüberschätzung. Die meisten Deutschen und auch meisten Linken fanden diese Gewaltorgie keineswegs sympathisch. Und dann wie damals bei der RAF: Gewalt ausüben, Steine schmeissen und wenn die Polizei zurückschlägt, dann wird „dem Faschismus die liberale Maske heruntergerissen“ und die Volksmassen erkennen das und stehen dann kollektiv auf. Fakt ist aber, wie er kleinlaut gestehen muss: „Ohnmächtig vielleicht, aber er ist da“.Dass das mehr sektiererischer Symbolismus ist, wobei diese Autonomen sich wie die RAF selbst isolieren, auf diese Idee kommt der Autor nicht.

    Interessant auch, dass Gabriel jezt verkündet die Gewalttäter seien „nicht links“. Das sit so, als ob man sagt islamisten und Islam hätten nichts miteinander zu tun.Woebi es insofern stimmt, dass da auch ein Teil dabei ist, der sicherlich eher unpolitisch ist, nach dem Motto lebt „Where the action is“und auch bei rechtsradikaler oder Hooliganrandalle mitmachen würde–Hauptsache Action, Strassenschlkachten und Gewalt!

    Like

  13. genova68 schreibt:

    Ein super Bild, vielen Dank. Der Typ ist eine Mischung aus Hipster, Jesus und Spartakus.

    Danke auch für den Hinweis auf den Telepolis-Bericht. Der bringt das gut auf den Punkt. Umso peinlicher, was man zum Thema in den üblichen Medien liest.

    Ich glaube, ich bin zu sehr zur Sparsamkeit erzogen, als dass ich einen Porsche anzünden würde. Ich würde eher den Schlüssel klauen und selbst damit rumfahren. Außerdem entsteht da schwarzer Rauch, der ist sicherlich ungesund.

    Der Lärm als Verstärkung für die Taten, die kommen werden, schreibt Canetti. Das lässt hoffen. Ja, Lärm ist immer gut, davon gibt es in Deutschland eh zuwenig. Syrer erzählen mir gerne, dass sie es in Deutschland so merkwürdig leise finden.

    Vor ein paar Tagen klingelte in einem Restaurant, draußen auf dem Bürgersteig, mein Handy, gegen elf Uhr abends. Zwei Frauen am Nachbartisch beschwerten sich sofort, das Klingeln würde „stören“.

    Die Szene spielte sich im Prenzlauer Berg ab und erfüllte jedes Klischee.

    Gefällt 1 Person

  14. Jakobiner schreibt:

    Wenn soziale Revolution, dann schwebt mir eher eine solche nach dem Vorbild Osteuropa/DDR 1989 oder ala Nelkenrevolution ala 1974 in Portugal vor, nicht aber bolschewistischer Putschismus ala 1917 mit anschließenedem Terror gegen alle. Und der Schwarze Block und die Anarchisten haben nie das Zeug, noch die Methode eine Massenbewegung der Bevölkerung herzubekommen, eher das Gegenteil- sie isolieren sich als kleines Grüppchen, das nur in seinem eigenen unmittelbaren Sympumfeld etwas Sympathien erntet, ansonsten aber abgelehnt wird.

    Like

  15. schlingsite schreibt:

    Dass da nicht auch einfach nur in vielen Fällen Versicherungsbetrug vorliegen könnte, wird von den meisten Medien bezeichnenderweise erst gar nicht aufgegriffen.

    Like

  16. neumondschein schreibt:

    Versicherungsbetrug? Gute Idee! Das nächste Mal machen wir das in Blankenese oder Poeseldorf:

    Like

  17. Jakobiner schreibt:

    Ein weiterer Beitrag auf Indymedia erklärt die Gewaltfrage als sekundär und titelt:

    „Zum G20-Gipfel … Qualität statt Bekenntnisse: Die Frage „Gewalt – ja oder nein?“ ist falsch –von: Personen aus dem Umfeld der Projektwerkstatt in Saasen und des Aktionsraumes in Gießen am: 08.07.2017 – 21:42

    Die überwältigende Mehrheit aller an den Auseinandersetzungen der vergangenen Tage in Hamburg beteiligten Personen und Organisationen hat sich bekenntnishaft über die Legitimität von Gewalt als Mittel des politischen Protestes oder als Mittel der uniformierten Sicherung stattlicher Macht geäußert. Das gilt sowohl für die dort versammelten Politiker*innen als auch für Journalist*innen und die meisten der Aktivist*innen und Führungspersonen politischer Organisationen und Netzwerke. Die Frage nach der Qualität politischer Protestaktionen blieb dabei auf der Strecke.

    Kaum eine Stimme war hörbar, die sich mit der Art militanter Aktionen auseinandersetzte. Das Gleiche gilt für die sogenannten friedlichen Proteste, die ihre einzige Legitimation aus der Ausgrenzung zur dogmatischen Ablehnung von Gewalt zu ziehen schien. Dabei war vor allem auffällig: Fast alle Aktionen in Hamburg, die öffentlich sichtbar wurden, waren stumpf, inhaltsleere, ritualhaft und wenig von der Kreativität der Einzelnen geprägt. Stattdessen wurden sowohl Militanz als auch Gewaltfreiheit fetischisiert. Befürwortung und Ablehnung erfolgten als Bekenntnis und verdeckten, dass bei fast allen Aktionen Inhalt und Qualität mangelhaft waren. Die öffentliche Berichterstattung reduzierte sich in der Folge auf die Nachricht „friedlich“ oder „gewalttätig“. Damit haben sowohl die plakative Gewaltfreiheit wie auch die plakative Militanz die Inhalte verdeckt.

    Statt der Fortsetzung der dogmatisch orientierten Debatte um Militanz oder Gewaltfreiheit rufen wir zu mehr Qualität auf:

    Aktionen müssen so ausgerichtet sein, dass sie unsere Inhalte und Forderungen sichtbar machen.
    Aktionen müssen die Unterschiedlichkeit unserer Auffassungen und Vorlieben zum Ausdruck bringen. Statt vereinheitlichender Schulungen und Aktionsstrategien gilt es, uns viele unterschiedliche Ausdrucksformen anzueignen und in die Praxis umzusetzen. Demos mit Tausende von Menschen, die sich weitgehend gleichförmig verhalten, sind immer eine Verschwendung unser Möglichkeiten – egal ob gewaltfrei oder militant. 1000 ausdrucksstarke Gruppen a 10 Leute mit eigenen Ideen sind viel mehr wert als ein geschlossener Zug von 10.000 Menschen.
    Kriterium für die Bewertung von Aktionen muss deren emanzipatorische Qualität und Ausdrucksstärke sein. Die Ohrfeige von Beate Klarsfeld gegen Kurt-Georg Kiesinger oder der militante Kampf der Roten Zora gegen den frauenausbeutenden Adlerkonzern sind nicht das Gegenteil der Sitzplatzwahl von Rosa Parks oder der Besetzung von Genversuchsfeldern, sondern sie sind sich hinsichtlich der relevanten Qualitätsmerkmale vor allem ähnlich. Nur die Bekenntnisdebatte um Militanz und Gewaltfreiheit macht sie zu Gegenteilen.
    Um einen Qualitätssprung sowohl bei militanten als auch bei sogenannten gewaltfreien Aktionen zu erreichen, muss die Macht derer gebrochen werden, die an bekenntnishaften, ritualisierten und dadurch leicht führbaren Protestformen Interesse haben. Dieses sind die Sicherheitsbehörden des Landes, aber auch die Vorstände, Sprecher*innen usw. der politischen Bewegungen – wie auch immer sie ihre Kreise nennen, die andere Menschen vereinnahmen, steuern, um Spenden erleichtern oder für sie sprachen wollen.

    Die entscheidende Frage ist nicht: Gewalt – ja oder nein? Die entscheidende Frage ist die nach der Qualität unserer Aktionen. Die Gewaltdebatte verschleiert, dass hier ein riesiger Nachholbedarf besteht.“

    Personen aus dem Umfeld der Projektwerkstatt in Saasen und des Aktionsraumes in Gießen

    https://de.indymedia.org/node/13062

    Also statt friedlichen Massendemonstrationen und gewalttätigen Schwarzen Block viele Kleingruppen, die dann aufgrund ihrer Kleinstruktur ihre Inhalte irgendwie besser transportieren können sollen, um eine neue Qualität zu erzielen. Gewalt wird da auch einfach gleichberechtigt als Aktionsform propagiert. Interessant wäre jedoch, wie sich dies diese Projektwerkstatt praktisch vorstellt. Ist es nicht naiv zu glauben, dass mehr kleine Gruppen, eine Dezentralisierung des Widerstands auch schon bessere qualitativere Inhalte rüberbringen könnte, mal abgesehen von der Frage ob diese Inhalte auch qualitativ so hochstehend wären und sind. Wohl wahr, dass bei den Massendemos immer nur ausgelutschte Parolen in den Medien und in der Diskussion transportiert werden, die so allgemein sind, dass sie schon wieder inhaltlos sind. Zumal ja auch die Medien Kritikern keinen Raum geben außer Kurzinterviews, Phönix zwar Diskussionsrunden ellenlang tagen lässt, aber bei den ellenlangen Talks und Expertengesprächen in den ganzen 4 Tagen gerade mal eine Vertreterin von Attac für eine Sendung eingeladen wurde, die nur begrenztes Rederecht hatte—Liveübertragungen von Kritikveranstaltungen und deren Reden, Referate oder Diskussionen wie dies Phönix sonst stundenlang von Bundestagsdebatten und Parteitagen überträgt, gibt es da infolge der öffentlichrechtlichen Zensur nicht.Fraglich aber, ob eine dezentraliserte Kleingruppenstruktur daran etwas ändert, auch wenn man sie der Kontrolle reformistischer und etablierter Massendemoorganisatoren entwindet.

    Like

  18. Jakobiner schreibt:

    Da hier ohnehin keiner politisch diskutieren will, noch einen Link zu den Unruhen in den Banlieus und dem Vorwurf, die Banlieus seien eine Brutsätte des Terrorismus und Islamismus:

    Die Banlieues und der Islamismus-Heimatgefühl mal anders

    https://www.global-review.info/2015/11/22/die-ban-lieus-und-der-islamismus/

    Like

  19. neumondschein schreibt:

    Genova muss auch so eine Art religiöser Fanatiker sein, der sich das aber nicht eingestehen will: Ein wenig Religionssoziologie:

    https://scilogs.spektrum.de/natur-des-glaubens/kleinbuerger-und-bullen-die-hoelle-von-hamburg-vom-verschwoerungsglauben-der-nog20-linksextremisten/

    Like

  20. hANNES wURST schreibt:

    @genova: „Wenn 76.000 Leute friedlich demonstrieren, interessiert das in der postmodernen Welt kein Mensch.“

    Kommt drauf an:

    Statistik zu Pegida in Dresden

    Like

  21. genova68 schreibt:

    Ja, Hannes, kommt drauf an. Pegida war eine Weile lang für die Medien interessant, weil es ein völlig neues Phänomen war. Das interessiert jetzt aber auch niemanden mehr, obwohl die nach wie vor jeden Montag sich versammeln. Gegen G20 zu demonstrieren, ist vorhersehbar und deshalb uninteressant für die Öffentlichkeit.

    neumondschein,
    ich sehe keinen Zusammenhang zwischen Verschwörungstheoretikern und Linksextremen. Den kann auch der tolle Wissenschaftler in dem Artikel nicht herstellen, er postuliert es nur. Da ist seine Abneigung gegen Linkes ihm zum Verhängnis geworden.

    Like

  22. Andreas Kuhn schreibt:

    Ich wünsche Ihnen von Herzen ein „Aktivisten-Computerspiel“ mit Ihrem Auto und Ihrer Wohnung, gerne in Verbindung mit losen Pflastersteinen, Pyros oder Molotows.

    Like

  23. neumondschein schreibt:

    Genova!

    Du wirst berühmt! Dein Name steht in der Zeitung:

    http://blogs.faz.net/stuetzen/2017/07/11/die-linke-gewalt-gegen-sachen-von-der-man-so-viel-hoert-7966/amp/

    Schönen Grüß vom Ekel bei der FAZ…

    Like

  24. neumondschein schreibt:

    Aber; mach Dir nichts daraus! Hier werden Zusammenhänge aufgeklärt:

    https://che2001.blogger.de/stories/2649529/#comments

    Like

  25. genova68 schreibt:

    Geilomat! Mein Name steht in der Zeitung! Und sogar in der mit den klugen Köpfen :-)

    Interessant finde ich ein Detail: Alfons schreibt über Exportabel, das sei ein „bei Linken beliebter Blog“. Wenn ich mir meine Seitenaufrufe anschaue, dann ist dieser Blog ziemlich unbeliebt, ob links oder rechts oder oben oder unten. Es wirft ein bezeichnendes Licht auf das, was der, ähm, Journalist, vermutlich Recherche nennt. Nebenbei etwas behaupten, was man frei erfunden hat. Wohl einfach, weil es gut ins Feindbild passt. Aber mit Feindbildern kennt er sich ja aus, der Alfons.

    Und jetzt bin ich auch eine „Speerspitze der Mieterbewegungen“. Schön :-) Danke für die publicity.

    Aber Alfons hat nicht immer Unrecht: Die Zustände im Görlitzer Park etc. sehe ich mit Wohlwollen. Wieso ich das nicht tun sollte, hat sich mir bislang nicht erschlossen.

    Ansonsten kann ich zu dem Artikel nicht viel sagen. Ein selbstverliebter Angsthase sieht seine Felle und schicken Schuhe davonschwimmen und ist nicht in der Lage zu halbwegs vernünftiger Argumentation. Vermutlich wegen Selbstverliebtheit. Strukturell läuft das wohl so ähnlich wie bei Leuten wie Erdogan, der gerade der Zeit ein lesenswertes Interview gegeben hat.

    Jedenfalls habe ich es jetzt fast amtlich: Ich bin linksradikal. Ich lerne gerne dazu.

    Andreas Kuhn: Sie haben völlig recht, bei meinem Auto hört der Spaß auf!

    Like

  26. altautonomer schreibt:

    Kritik von Don A. ist doch eine Auszeichnung. Ein Lob von ihm wäre die Bestätigung, etwas falsch gemacht zu haben. Leider wird sich aus aktuellem Anlass gern von jeglicher Gewalt distanziert, dabei ist es der Zustand der Normalität in unserer Gesellschaft. Die Linke sollte den Faden aufnehmen und die Gewaltdiskussion neu auflegen (Gewalt gegen Sachen, gegen Menschen, Gewalt durch Sprache, Gewaltmonopol des Staates, Missbrauch des Gewaltmonopols, psychische Gewalt, strukturelle Gewalt, Notwehr, UN-mandatsabgesicherte Kriege, robuste Mandate, Chemie in Lebensmitteln, alltägliche Gewalt in Schlachthöfen und im Strassenverkehr).

    Das gebetsmühlenartige Bekenntnis vieler Linker zur absoluten Gewaltfreiheit bekommt angesichts der herrschenden Normalität gesellschaftlicher Gewaltverhältnisse schon fast einen reaktionären Duktus.

    Herman L. Gremlitza sagt dazu: „Gewalt ist aber nicht nur, das hat man jedenfalls noch 1968 gewußt, wenn ein Bourgeois mit grober Faust was auf die Fresse kriegt, sondern auch, wenn seine manikürte Hand mit einem goldenen Mont-Blanc-Füller die Entlassung von tausenden Proleten unterschreibt und mit diesem Federstrich das kleine Lebensglück nicht nur der Entlassenen, sondern auch ihrer Kinder zerstört „,

    Dazu (G20) passt auch der interessante Text von Franz Walter:
    http://www.demokratie-goettingen.de/blog/protest-und-militanz

    Provokativ behaupte ich mal, Revolution beginnt nicht mit brennenden Barrikaden oder Kleinwagen, sondern mit der Durchsetzung der Höchstgeschwindigkeit von 120 km/h auf deutschen Autobahnen. Dann würde das Zentralkomitee der Suchtberatungsstelle für Hochgeschwindigkeitsfanatiker (Klarname ADAC) den Aufstand organisieren.

    Like

  27. genova68 schreibt:

    Franz Walter beschreibt ganz gut, was in Hamburg passiert ist:

    „In den militanten Aktionen spürt auch ein sonst Ohnmächtiger einen kurzen, aber berauschenden Moment der Macht. So wird der Straßenkampf zum Fest, das Steingeschoss zur Projektion von Omnipotenz. Natürlich rekurriert man gerne auf das uralte Symbol des Feuers, das Licht in die Dunkelheit einer verabscheuten Gegenwart bringen und jegliche Privilegien in Asche verwandeln soll. Für einen Moment kann man sich dadurch aus dem Immergleichen des Alltags erheben, ist Held der Straße, Star von Straßenschlachten. Eine programmatische Begründung für den Aufstand liefern die Handelnden kaum. Auf mögliche Bündnispartner wird nicht geachtet oder gar Rücksicht genommen. Sprecher mit Autorität nach außen fehlen offenkundig ebenso. So flackert der Aufruhr jäh auf, erreicht einen kurzen martialischen Höhepunkt – und fällt in sich zusammen. Ernsthaft bedroht sind die verhassten Herrschaftsverhältnisse dadurch nicht. Und auch das gilt: Proteste dieser Art waren und sind keineswegs „aufklärungsfreundlich, modern, zukunftsoffen, verbal-deliberativ, demokratisch oder primär an zivilgesellschaftlichen Normen ausgerichtet. Oft verkörperten sie in Mentalität und Praxis eher Gegenteiliges“; gewissermaßen „the ugly side of collective action““

    Es ist der Versuch der Beschreibung, weswegen sich das Statement Walters wohltuend von dem pseudomoralischen Geplapper abhebt, das man ansonsten vernimmt.

    Like

  28. hANNES wURST schreibt:

    Die Analyse von Walter gefällt mir auch ziemlich gut, aber die Auswirkungen auf die Herrschaftsverhältnisse müssten genauer erörtert werden. Nach dem Gipfel wackelt der Stuhl des Bürgermeisters, die Exekutive musste partielle Ohnmacht eingestehen und die Frage nach möglichen Veranstaltungsorten und nach dem Sinn eines G20 Gipfels wird verstärkt gestellt. Ein weiterer G20 Gipfel in Hamburg in den nächsten 10 Jahren ist schlecht denkbar, würde als einseitige Kriegserklärung aufgefasst. Möglich auch, dass der Kreis der Sympathisanten der Autonomen durch die ganze Aktion vergrößert wird, und das mitten in unserer schönen neuen Biedermeierzeit. Insofern könnte man die „ugly side of collective action“, die tatsächlich kaum einen erkennbaren politischen Willen transportierte, dennoch als politischen Erfolg werten.

    Like

  29. genova68 schreibt:

    Ja, Auswirkungen hat die Gewalt ja schon. Es wird diskutiert, und zwar über die Gewalt, nicht über den Sinn von G20. Die mediale Gesellschaft fordert Randalierer geradezu dazu auf, sich so zu verhalten. Mehr Aufmerksamkeit kann man kaum bekommen, und darum geht es.

    Wie gesagt, gerade Journalisten können froh sein, dass sich die jungen Menschen so angesgrengt haben. Da haben sie was zum schreiben.

    altautonomer,
    ja, sicher, ein Bekenntnis zur Gewaltfreiheit per se ist natürlich dummes Zeug. Diese Ex-Generalsekretärin der SPD, Mantey oder so ähnlich, meinte kürzlich, als Linker sei man immer komplett gegen Gewalt. Das muss man nicht weiter kommentieren, es fehlt dieser Frau jegliches Wissen, jegliche Haltung. Das zeigt aber auch die unglaubliche Dummheit von Politikern, die Unverfrorenheit, die Machtgeilheit. Politiker sind zum allergrößten Teil vermutlich wirklich nur machtgeil. Aber solche Typen schaffen es nach oben und in die Öffentlichkeit.

    Like

  30. Jakobiner schreibt:

    Nach den G-20-Krawallen nun der „Schlagermove“mit 400 000 Leuten in Hamburg–davon habe ich noch nie gehört–scheint so eine Loveparade von Helene Fischerfans zu sein–in den Augen der Staatsmacht: vorbildliche Bürger:

    http://www.sueddeutsche.de/panorama/hamburg-nach-dem-g-gipfel-der-schlagermove-eine-woche-nach-g-ist-voellig-paradox-1.3590574

    So wünscht man sich seine Untertanen! Als bunten Block!

    Like

Hinterlasse einen Kommentar

Diese Seite verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden..