Von Antisemiten und anderen Verschwörungstheoretikern

Eine ganz interessante Doku mit dem Auserwählt und ausgegrenzt über den aktuellen Antisemitismus von allen Seiten:

http://www.ardmediathek.de/tv/Reportage-Dokumentation/Auserw%C3%A4hlt-und-ausgegrenzt-Der-Hass-au/Das-Erste/Video?bcastId=799280&documentId=43708284

Sie sollte eigentlich auf arte laufen, wurde aber kurzfristig aus dem Programm genommen. (Nachtrag 22.6.: Der WDR hat sie nun ausgestrahlt.) Nett ist heutzutage, dass man solch Zensur nicht mehr befolgen muss. Man schaut den Film einfach auf youtube an. Bemerkenswert auch die Hinterwäldler-Redaktion der Zeit, die schreibt, der Film sei „kurzzeitig auf bild.de“ zu sehen gewesen, aber nicht auf die Idee kommt, dass er dann dauerhaft im Internet zu finden sein wird. Die Öffentlich-Rechtlichen diskutieren darüber, ob man die Doku irgendwann einmal in einem dritten Programm kurz vor Mitternacht zeigen wird. Youtube kommt in deren Welt nach wie vor nicht vor. Kaum zu glauben.

Die Doku ist sehenswert. Nahezu alles, was dort gezeigt wird, ist wohl richtig. Der Antisemitismus unter Rechten, Linken und Moslems ist uferlos, es gibt nach wie vor extrem viele Komplexler weltweit, die sich an Juden abreagieren, weil sie irgendein anderes Problem haben. Die Minderwertigkeitskomplexe von Moslems sind da die bekanntesten. Vorfälle wie die im Großraum Paris, wo Moslems in großer Zahl Jagd auf Juden machen, wo man sich als Jude kaum noch in die Öffentlichkeit traut, sprechen Bände. Und auch in Neukölln wird kein Jude, der noch alle Tassen im Schrank hat, erkennbar als solcher herumlaufen. Massiver Antisemitismus ist Alltag in Deutschland und anderswo. Und mit dem Zuzug von einer Million Flüchtlingen, die vermutlich zum größten Teil antisemitisch sozialisiert sind, wird sich die Lage für Juden in Deutschland weiter verschlechtern.

Es ist trotzdem ok, dass arte den Film nicht ausgestrahlt hat. Oder besser: Dass dadurch eine Diskussion angezettelt wurde. Denn Ausgewählt und ausgegrenzt nimmt unverhohlen Partei für die Juden. Palästinenser und ihre Unterstützer kommen nur als Hardliner, Nazis, dogmatische Linksextremisten und Verrückte vor. Eine Nakba gab es eigentlich nicht. Gaza ist einfach nur ein angenehmer Wohnort, den die Hamas korrupt regiert. Die Bevölkerungsdichte in Paris ist höher und ist Paris nicht eine schöne Stadt?

Der Film entlarft sich in seinem Verlauf immer weiter selbst. Er beschreibt die Argumentation der Antisemiten durchaus richtig – Die Juden sind allmächtig und die Täter, die Opfer sind alle anderen: Moslems, die Deutschen, die Amerikaner, alle werden gesteuert und ausgebeutet von den Männer mit den Hakennasen, die unsere Brunnen vergiften.

Allerdings dreht der Film den Spieß einfach um. Nun sind die Juden die Opfer aller anderen: der Moslems, die einen judenreinen Nahen Osten wollen, der EU, die jedes Jahr riesige Geldbeiträge nach Gaza und Ramallah pumpt und damit Antisemitismus fördert, der Deutschen, die diese EU-Zahlen hauptsächlich leisten, der Amerikaner, weil von dort auch riesige Geldbeiträge kommen, der Christen, weil die via „Brot für die Welt“ und vielen anderen Organisationen Palästinenser in ihrem Judenhass unterstützen und überhaupt hunderter von NGOs weltweit.

Die Juden sind die armen Opfer, die sich gegen das weltweit versammelte antisemitische Establishment kaum noch wehren können. Israel macht nur hin und wieder, ganz selten einmal, einen Fehler, der kann ja mal passieren. Und überhaupt existiert Palästina ganz zurecht nicht, das ist alles Großisrael und die Araber sollen halt nach Jordanien ziehen. Der Film hat etwas Verschwörungstheoretisches. Übrigens sind auch der Spiegel und die Süddeutsche Teil der antisemitischen Front.

Wer im Nahostkonflikt derart parteiisch agiert, hat kein Interesse an Frieden oder irgendeiner Form von Verständigung. Wie gesagt, so ziemlich alles in dem Film Gezeigte ist richtig. Es fehlt nur die andere Seite. Lässt man die weg, handelt man fahrlässig.

Dämliche Araberverteidiger und dämliche Judenverteidiger sind sich ähnlicher, als sie vermuten.

So zeigt sich ein weiteres Mal, dass der Konflikt zwischen Juden und Arabern außerhalb der Region in erster Linie auf das Interesse unangenehmer Zeitgenossen stößt: Leute, denen es um irgendetwas geht, nur nicht um Frieden zwischen den Menschen dort.

Könnten die paar vernünftigen Leute da unten bitte mal eine Doku drehen? Danke im Voraus.

Update:

Hier bietet der Service-Blog Exportabel einen Mitschnitt der Maischberger-Sendung zum Thema:

http://www.ardmediathek.de/tv/Maischberger/Israelhetze-und-Judenhass-Gibt-es-einen/Das-Erste/Video?bcastId=311210&documentId=43710046

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60 Antworten zu Von Antisemiten und anderen Verschwörungstheoretikern

  1. dame.von.welt schreibt:

    Und auch in Neukölln wird kein Jude, der noch alle Tassen im Schrank hat, erkennbar als solcher herumlaufen.

    Das ist: Unsinn.
    Oder auch: gäbe es keinen muslimischen Antisemitismus, er müßte glatt erfunden werden. Um 80% aller antisemitischen Straftaten in Deutschland – verübt von dumpf völkischen Deutschen – noch besser kleinreden zu können.

    Eines der Neuköllner Gegenbeispiele heißt Ármin Langer, bei dem mir die Tassen recht vollzählig zu sein scheinen:
    Seit ich in Neukölln wohne, erzählen mir viele Menschen, dass ich eigentlich in einer No-go-Area für Juden lebe. Vergangene Woche musste ich aus der ZEIT erfahren, dass ich, der Jude, sogar direkt „an der Front“ wohne: Sonnenallee.

    Der ganze Artikel ist lesenswert, nicht nur als Reaktion auf Mariam Laus Frontbesuch in Begleitung von Rabbi Teichtal (hatte ich mal verbloggt und fühlte mich bei der Doku daran erinnert)

    Eigentlich hätte es im Film um Antisemitismus in Europa gehen sollen – das Thema hat er ziemlich verfehlt. Weswegen es gar nicht schade wäre, wenn „die paar vernünftigen Leute“ nicht nur „da unten„, sondern auch hier in Europa bitte mal weitere Dokus drehen.

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  2. genova68 schreibt:

    Es gibt sicher nicht nur in Neukölln Antisemitismus und natürlich nicht nur von Moslems. Aber es ist doch so, dass in beispielsweise in Schulen mit hohem muslimischen Anteil jüdische Schüler sichtbar nicht existieren, genauso wenig wie im öffentlichen Stadtbild. Es gibt auch keine sichtbar orthodoxen Juden. Und Ihr Artikel widerspricht dem auch nicht:

    „Es ist wichtig, sich den Antisemitismus in Neukölln anzuschauen. Er ist da, er existiert ohne Zweifel, er betrifft auch mich. Bei Schulbesuchen in Neukölln begegne ich immer wieder antisemitischen Klischees. Neulich fragte mich eine Neuntklässlerin wie ich zu den Illuminati stehe. Deswegen halte ich bürgerliches Engagement für notwendig.“

    Eine jüdische Bekannte aus Kreuzberg schickt ihre beiden Kinder auf eine Schule in Mitte, weil sie die nicht zu Versuchskaninchen machen will.

    Und die Fraenkelufersynagoge ist am Fraenkelufer und nicht am Kottbusser Tor. 24 Stunden am Tag polizeibewacht.

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  3. Linker, der es noch sein will schreibt:

    „Neulich fragte mich eine Neuntklässlerin wie ich zu den Illuminati stehe“
    Na, ich hätte einfach geantwortet: „Positiv. Deren Frauen (bzw. Männer) sind recht gut im Bett.“ Oder: „Viele meiner besten Freunde sind Illuminati“.

    „Eine jüdische Bekannte aus Kreuzberg schickt ihre beiden Kinder auf eine Schule in Mitte, weil sie die nicht zu Versuchskaninchen machen will“
    Jaja, schon Wowereit erklärte, dass – hätte er Kinder – er diese nicht auf Kreuzberger Schmuddelschulen schicken möchte. Elitärer Standesdünkel.

    Insgesamt ist gut, dass Arte und WDR standhaft geblieben sind.
    Zusammen mit der Frankfurter Konferenz, die erfolgreich gegen den Pro-Israel-Populismus von CDU bis Ditfurth durchgesetzt wurde, ein schöner Geländegewinn.

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  4. Jakobiner schreibt:

    „Wer im Nahostkonflikt derart parteiisch agiert, hat kein Interesse an Frieden oder irgendeiner Form von Verständigung. Wie gesagt, so ziemlich alles in dem Film Gezeigte ist richtig. Es fehlt nur die andere Seite. Lässt man die weg, handelt man fahrlässig..Dämliche Araberverteidiger und dämliche Judenverteidiger sind sich ähnlicher, als sie vermuten.“
    Das stimmt wohl. Jedenfalls führt die Einseitigkeit in der Berichterstattung dazu, dass der Antisemitismusvorwurf recht inflationär gebraucht und stumpf wird, da er auf jegliche Israelkritik gemünzt wird.Das macht es Antisemiten erst recht leicht, den realen Antisemitismus als Propagandamasche zum Melken der Milchkuh Deutschland durch die „Holocaustindustrie“darzustellen.Am besten wäre es eben auch mal israelische und jüdische Kritiker der Palästinapolitik Israels zu Worte kommen zu lassen, die es ja selbst aus den Reihen des Mossad, Shin Beth und des IDF-Militärs gibt.Und die stehen bekanntlich nicht im Rufe Antisemiten zu sein.

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  5. dame.von.welt schreibt:

    Und die Fraenkelufersynagoge ist am Fraenkelufer und nicht am Kottbusser Tor. 24 Stunden am Tag polizeibewacht.

    Jede jüdische Einrichtung in Deutschland ist 24/7 polizeibewacht, seit dem Anschlag auf das Altenheim in München 1970. Das ist kein spezielles Kreuzberger oder Neuköllner Merkmal. Kreuzberg und Neukölln werden aber seit einer Weile als stadtteilgewordene Premiumbeispiele für Antisemitismus und No-Go-Areas mißbraucht, beides zielt gegen Muslime. Während die übergroße Mehrzahl antisemitisch motivierter Straftaten nicht von Muslimen, sondern von deutsch-deutschen Rechtsradikalen begangen werden. Antisemitisch motivierte Straftaten von Linken sind mir nicht bekannt.

    Der Antisemitismus ist eine exklusiv-europäische Erfindung, die Ende des 19./Anfang des 20. Jhdts in die muslimische Welt exportiert wurde. Vorher konnte man über knapp zwei Jahrtausende weit eher von jüdisch-arabisch/muslimischen Kulturen als von der heute vielbemühten christlich-jüdischen (Leit-)Kultur sprechen.

    Das spiegelt sich auch in Israel. Die aus Europa stammenden Ashkenazim dominieren bis heute Politik, Kultur und Gesellschaft, obwohl die jüdische israelische Bevölkerung zu etwas mehr als der Hälfte aus „orientalischen“ Mizrachim besteht.

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  6. neumondschein schreibt:

    Aber es ist doch so, dass in beispielsweise in Schulen mit hohem muslimischen Anteil jüdische Schüler sichtbar nicht existieren, genauso wenig wie im öffentlichen Stadtbild.

    Kennt ihr die Vokabel „Reitschule“? Habt ihr das schon einmal gehört? Da sammeln sich die Integrationsverweigerer, denen der Islam verbietet, deutsch sprechen zu können. Um solche Schulen machen die kleinbuergerlichen Juden genau denselben grossen Bogen wie die grün-liberalen Besser-Menschen. Es versteht sich natuerlich von selbst, dass die in sogenannten „sozialen Brennpunkten“ hausenden Kopftücher und Gastarbeiterversager schuld an diesem Bogenschlagen sind.

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  7. neumondschein schreibt:

    Ich hasse diese Rechtschreibhilfe von Android! „Restschule“ meinte ich. Nicht „Reitschule“

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  8. genova68 schreibt:

    dame von welt,
    ja, bestimmt alles richtig, Antisemitismus ist eine christliche, europäische Erfindung. Aber mittlerweile ist arabischer Antisemitismus bekanntlich eine massive Angelegenheit. Arabern wird der soziologisch in die Wiege gelegt. Israel will alle arabischen Länder vernichten, es will Großisrael. Es gibt in der arabischen Welt keine jüdischen Gemeinden mehr. Nimm deine ideologische Brille ab.

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  9. Jakobiner schreibt:

    Die These, dass Antizionismus ja den Zionismus, also die Gründung des Staates Israel selbst infrage stelle und deswegen ja schon antisemitisch sei, ist zu hinterfragen.
    Die Gründung Israels lag auch nahe, da die kommunistische Bewegung den Nationalsozialismus und den Holocaust nicht verhindert hatte, auch die ganzen bürgerlich-demokratischen Parteien hier versagt hatten, die Juden als gleichberechtigte Bürger ihrer Nationalstaaten einzugliedern,die internationalistisch-kommunistische, wie aber auch national-bürgerliche Perspektive im Rahmen eines Nationalstaats oder einer Sowjetunion gescheitert war, sondern der völkische Nationalkonservatismus und der Nationalsozialismus zum liquidatorischen Antisemitismus übergegangen war, der nach Auschwitz eben das Bedürfnis der Juden nacheinem eigenen Staat und Schutzgebiet – trotz britischen Widerstands eines untergehenden Empires (Exodus),das die Unabhängigkeit Indiens sowie die Staatsgründungsabsichten der Juden trotz arabischer Proteste nicht mehr verhindern konnte, -Realität werden lassen sollte.
    Sicherlich haben Rechtsradikale aufgrund ihres Antisemitismus oder einige Linke aufgrund ihres völkischen Antiimperialismus, der nur ein Volk der Palästinenser sieht, aber nicht mehr zwischen einer PLO oder einer Hamas und deren unterschiedlichen politischen Zielsetzungen zu unterscheiden weiß, etwas klar Antisemitisches.Während die PLO im Westjordanland das Existenzrecht Israels anerkennt, dem Terror abgeschworen hat und die Zwei-Staatenlösung präferiert (einziger umstrittener Punkt: das Rückkehrrecht der Palästinenserr, das sich so auswachsen würde wie die Forderungen der deutschen Heimatvertriebenen innerhalb von CDU/CSU und SPD), will die religiösterroristische Hamas einen Gottesstaat, der zumal ganz Palästina zurückerobern und Israel auslöschen will. Dass heutige Linke diese Sorte Hamas-Antizionismus unterstützen, läuft auf die Vernichtung Israels gedanklich raus, wenngleich die israelische Armee stark genug ist, solche Ansinnen ins Reich der Utopie zu verweisen. Aber diesen gedanklichen Antizionismusanspruch der Hamassympathisanten und ihrer Antizionisten in Linkspartei und bei der Rechten kann man durchaus als potentiell liquidatorisch und antisemitisch ansehen.Aber wie ist der Antizionismus der meist säkularen PLO- Unterstützer und sich auch als Antizionisten begreifenden Linken zu sehen?.Also zuerst einmal die Sicht der Linken der Vorzeit des Kalten Krieges. Für die Linke war Israel vor allem ein Bollwerk und Kettenhund des US-Imperialismus und da man den US-Kapitalismus als die entscheidende kapitalistische Macht ablehnte, dann auch all ihre Stellvertreter. Sei es nun die westgebundene  BRD (im Gegensatz zur kommunistischen DDR) oder Israel oder das US-gestützte wahhabitische Saudiarabien oder den Schah von Persien.Das war mehr antiimperialistisch gedacht, denn antisemitisch,ja auch antideutsch in gewissen Zügen.Dass man dabei alle Panarabisten, krude Araberregime und die PLO wie auch die Kurden in der Türkei (nicht im Saddam-Irak oder Assad-Syrien) unterstützte war da Ehrensache,Auch dass die letzten Reaktionäre wie Adenauer, Strauss oder Springer (BILD/Welt) Israeltreu wurden, war da Ansporn. Doch gleichzeitig muss man sehen, dass die Sowjetunion ja die sozialistuische Zionismusbewegung, wie auch den UN-Teilungsplan anfangs unterstützt hatte und erst davon abrückte, als ersichtlich wurde, dass Israel eher dem westlichen Block zugeordnet werden konnte.Es war also nie eine Frage des Antisemitismus, sondern der Blockzugehörigkeit.
     
    Die Frage heutezutage ist eher nach dem Kalten Krieg, was man unter Zionismus versteht. Meiner Ansicht nach kann ich einen Zionismus unterstützen, der sich auf die Grenzen vor 1967 beschränkt, zumal mit einer schlagkräftigen Armee und über 200 Atomwaffen.Was ich ablehne sind die expansionistischen Siedlungsbauten, die eine Zweistaatenlösung verunmöglichen und zum anderen den säkularen und demokratischen Charakter Israels immer mehr infrage stellen, durch religiöse und rechtsradikale Siedler.Es gibt also verschiedene Vorstellungen darüber, was Zionismus bdeutet; Eine Heimat für die Juden, in dem sie sicher und unhinterfragt leben können oder aber eben ein expansionistisches Projekt mittels Siedlungen, das den Charakter Israels verschlechtert und zumal den Palästinensern im Westjordanlan immer weiter die Existenzgrundlage beschneidet und eine Zwei-Staatenlösung verunmöglicht.Genauso wie man bei der Aussage „Der Islam gehört zu Deutschland“fragen muss: Welcher Islam, so muss man sich auch beim Zionismus fragen; Welcher Zionismus! Und umgekehrt fragt sich: Welche Sorte von Antizionismus!Man sollte klare konkrete politische Positionen diskutieren und nicht abstrakte Schablonen!

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  10. genova68 schreibt:

    Antizionismus ist doch de facto Antisemitismus. Wenn ich gegen Siedlungen in der Westbank bin, fasele ich nicht davon, dass der Zionismus das Übel ist, sondern kritisiere konkret die Siedlungen.

    Wenn ich kritisiere, dass Schlesien deutsch sein soll, dann erzähle ich auch nichts vom bösen deutschen Staat an sich.

    Der Doku würde ich auch in dem Punkt zustimmen, dass die weltweit und auch in Deutschland so große Besorgnis um die Palästinenser im Wesentlichen antisemitisch ist. Wie in der Doku gesagt: Kein Mensch versucht, in Marokko ein Büro einzurichten und über die Menschenrechtsverletzungen in der Westsahara zu berichten. Es interessiert einfach niemanden. Warum? Weil die zu Kritisierenden keine Juden sind. Die Schablonen des Antisemitismus sind einfach zu verlockend, als das Trottel aller Länder darauf verzichten würden.

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  11. Jakobiner schreibt:

    Ich würde nicht sagen, dass Antizionismus Antisemitismus ist, sondern Antisemitismus sein kann. Es gibt Antizionisten, die das Existenzrecht Israels anerkennen und sich nur gegen die Siedlungen richten. Es gibt Antizionisten, die das Existenzrecht Israels nicht anerkennen oder es zur Disposition stellen, was ich dann als Antisemismus sehen würde.Vor allem, wenn die Hamas unterstützt wird. Vielleicht sollte man sich aber auch gar nicht erst als Antizionisten bezeichnen, da die Assoziation eben schon naheliegt, dass man grundsätzlich etwas gegen den Zionismus, der eben eine Staatengründung als Hauptziel hatte und damit eben gegen die Existenz Israels haben könnte und es zur Israelkritik auch nicht dieses Selbstverständnisses und dieser Selbstdefinition bedarf. Insofern ist also schon zu fragen, warum einige Leute so an dieser Bezeichnung hängen oder man ihnen nicht raten sollte, einfach darauf zu verzichten.. Es gibt auch jede Menge Israel- und US-Kritiker, die ebenso aus humanitären Gründen Putin-, Erdogan-, Orban-, KP China, etc.- Gegner sind, also sich eben nur nicht unter den 200 Staaten nur Israel heraussuchen würden und sonst zum Weltgeschehen nichts mehr sagen. Die meisten sind da bei ihrer Kritik des Weltgeschehens breiter aufgestellt als du das darstellst,damit es der Feindbildschablone entspricht.Und was du als unausweichlichen Antiamerikanismus siehst, hängt eben auch damit zusammen, dass die USA nun mal die mächtigste Weltmacht sind und man blind sein müsste, diese nicht als zentralen Gegenstand außenpolitischer Erwägungen zu machen (anders als Israel, das bei weitem nicht so zentral ist).Etwas anderes ist es, wenn Leute von USrael schwadronieren, da sie damit klar ein antisemitisch-antiamerikanisches Weltbild bedienen und den Konnex herstellen.
    Was du auch etwas übersiehst, sind die unterschiedliche Motive von Israelkritik. Zum einen die der traditionellen Linken, die ein schlechtes Gewissen haben, dass es den Zionismus brauchte, weil die Arbeiterbewegung gegenüber dem Nationalsozialismus historisch so versagte. Diese Leute sehen aber in Juden nichts Abzulehnendes, sondern diese als Bündnispartner, die sie für ihr politisches Projekt gewinnen wollen. Es sind in diesem Fall also nicht antisemitische Gründe, warum sie den Zionismus kritisieren. Andere Israelkritiker betrachten Israel eben als Teil des Westens, als Fleisch ihres Fleisches, als Demokratie und ihresgleichen, weswegen sie wie bei anderen demokratischen Staaten auch höhere Maßstäbe anlegen als bei autoritären Regimen, bei denen man ohnehin nichts anderes erwartet und für möglich hält. Das hat mehr mit westlicher Selbstkritik, einige würden sagen: Selbsthaß zu tun und auch hier werden die Israelis wie aber auch Juden allgemein als zugehöriger Teil des eigenen Lagers betrachtet, das man halt auch dementsprechend kritischer sieht.Diese Motivationen unterschlägst du einfach bei deinen Betrachtungen.

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  12. dame.von.welt schreibt:

    Apropos ideologische Brille, der Film ist vom ganz gleichen Joachim Schroeder, der auch ‚Entweder Broder- Die Deutschlandsafari‘ produziert hat.

    Morgen läuft ‚Auserwählt und ausgegrenzt‘ im ARD: „Die 90-minütige Doku soll laut Mitteilung vom Freitagabend am 21. Juni um 22.15 Uhr gezeigt werden. Im Anschluss werde dem Thema eine eigene Diskussionssendung mit Sandra Maischberger gewidmet.“ – Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/27811610 ©2017

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  13. Linker, der es noch sein will schreibt:

    Die Pro-Israel-Lobby hat offenbar alle Geschütze aufgefahren, um ihren Propagandastreifen durchzudrücken. Die Lobby nimmt übel – und der deutsche Michel pariert prompt.
    Mich würde es nicht wundern, wenn durch dieses Nasenring-Spektakel der Antisemitismus erst recht angefacht wird.

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  14. Jakobiner schreibt:

    Wenn ich „Linker, der es noch werden will“s Gerede vom armen deutschen Opfermichel , der von der Pro-Israellobby ausgesaugt werde, lese, nennt er sich doch besser „Rechter, der er schon immer war“.

    Auch interessant: Der Produzent Joachim Schröder wurde erst gar nicht von Maischberger und der ARD eingeladen. Der Film ist inzwischen auf Betreiben des ARD auch nicht mehr auf Youtube zu sehen.

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  15. genova68 schreibt:

    Linker, der es noch sein will,
    schreib bitte woanders. Genau so stelle ich mir übrigens bots vor.

    dame von welt, danke für den Hinweis. Ausstrahlung mit Diskussion ist doch ok.

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  16. Jakobiner schreibt:

    Ich habe gestern den Film im ARD gesehen und Genovas Kritik daran halte ich für berechtigt und sehr zutreffend. Umgekehrt fand ich die anschließende Diskussion bei Maischberger recht interessant. Die Verteidiger des Films, Prof. Wolfsohn und Herr Mansour wiesen richtig darauf hin, dass die Auseinandersetzung um den Film zumindestens einmal eine recht überfällige Diskussion herbeigeführt hat, was denn Antisemitismus ist und dass dieser nicht nur in der klassischen Variante existiert. Die Kritiker des Films waren auch sehr zahlreich (fehlte nur noch Genova neben Norbert Blüm in der Runde) und machten klar, dass der Antisemitismusbegriff etwas zu inflationär gebraucht wird und auch denunzuiatorisch, wenn es sich um Kapitalismuskritik handelt (struktureller Antisemistismus ala Stephan Grigat).Insgesamt finde ich es gut, dass diese Debatte mal geführt wird–wenngleich es etwas emotional wird.

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  17. genova68 schreibt:

    Ich werde mir die Maischberger-Diskussion bei Gelegenheit anschauen. Aber dass der Film einseitig war, kann man nicht bestreiten. Man kann höchsten die Einseitigkeit verteidigen, wenn man der Meinung ist, dass es von der anderen Seite auch Einseitigkeit gibt.

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  18. Jakobiner schreibt:

    Ich glaube, es ist keine Katastrophe, wenn Film,e einseitig sind und polarisieren wollen. Irgendwelche Filme, die möglichst alle Aspekte aus möglichst viel Perspektiven ohne Stellungsnahme unter einen Hut bringen wollen, laufen Gefahr einer eigentlichen Botschaft oder Hypothese verlustig zu werden. Solange es nicht nur aus einer Ecke permanent einseitige Filme gibt, sondern aus einer oder mehreren Gegenseiten kann sich ja daraus die Wechselwirkung einer interaktiven Diskussion ergeben, bei der eben wieder alle Aspekte einfließen.

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  19. genova68 schreibt:

    Ja, einseitige Dokus finde ich auch nicht generell tragisch. Die können auch anregend sein. Bei dem Nahostthema sind sie aber meines Erachtens destruktiv. Der Nahostkonflikt ist ohnehin Projektionsfläche für Bekloppte aus aller Welt und denen liefert man mit der Einseitigkeit immer mehr Nahrung. Es geht um Feindbilder, um Hass. Ich würde mich sogar zu der Behauptung versteigen, dass alle, die sich intensiv mit dem Nahostkonflikt befassen, verkappte Nazis sind. Palästinenser und Israelis/Juden ausgenommen.

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  20. Jakobiner schreibt:

    Dann bin ich auch ein Nazi sowie alle Orientalisten, Sinologen, Studenten der internationalen Beziehungen, alle Außenministerien, alle Auslandskorrespondenten, alle Menschen, die sich mit Politik oder Weltpolitik mal mehr beschäftigen,Eine recht denuziatorische, biedermeiermäßige Einstellung.Ich habe mich schon immer intensiv für Politik und Weltpolitik interessiert und bin eben nicht immer gleich in die bequemeren Sphären der zumeist realitätsfremden Fächer der Philosophie und Theologie ausgewichen. Also manchmal schreibst du schon einen ganz gehörigen Scheiß. Wenn man sich mit weltpolitischen Themen nicht intensiv beschäftigt, würdest du umgekehrt wieder Pseudospezialistentum, Ignoranz, Halbwissen und Oberflächlichkeit attestieren. Du bist eher auf dem Trip jegliche menschliche Aktivität generell als Ausdruck und Projektion eines speziell autoritären Charakters und neoliberaler Verwirrtheit darstellen zu wollen. Dir geht es mehr um Psychopathologisierung in der Tradition der Frankfurter Schule, so zwischen Marcus und Wilhelm Reich (Massenpsychologie des Faschismus)als Nachfolger von Freud, als dass du dich überhaupt auf politisch tiefergehende Diskussionen einlassen willst–was tendenziell sehr unpolitisch und realitätsflüchtend ist.

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  21. genova68 schreibt:

    Lies doch einfach mal aufmerksam, statt um dich zu schlagen.

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  22. Chinook schreibt:

    „Ich würde mich sogar zu der Behauptung versteigen, dass alle, die sich intensiv mit dem Nahostkonflikt befassen, verkappte Nazis sind.“

    Also ich hab mich damit recht intensiv auseinandergesetzt und bin weder Nazi, noch Palästinenser oder Israeli.

    „…die bequemeren Sphären der zumeist realitätsfremden Fächer der Philosophie…ausgewichen“

    Philosophie ist sicher einiges,(bestimmt auch ein Orchideenfach was die Relation von Arbeitsaufwand und erzielbaren Noten angeht) aber mit Sicherheit nicht bequem. Ich würde sogar so weit gehen zu sagen, dass es an den Unis (und darauf beziehst du dich ja) eines der wenigen Bereiche ist, in denen Studenten tatsächlich in einen Erkenntnisprozess eingebunden sind und lernen Transferleistungen zu erbringen – was im heutigen Studiensystem absolut keine Anforderung mehr ist. Im Gegenteil, stupides Ausweniglernen generiert die besseren Noten – auch ohne jeglichen Erkenntnisprozess bei den Lernenden.

    Aber die beiden obigen Einwürfe zeigen sehr gut, wie klischeehaft um das Thema herumdiskutiert wird. Und wie schubladenverhaftet Diskussionen darum ablaufen. Auf der einen Seite der naive Philosoph, auf der anderen der böse Rechte. Yep, es ist so einfach. Aber warum dieselben Klischees wie in nem Konfliktgebiet bei gesellschaftlichen Diskussionen hier in Europa angeführt werden, das ist der eigentlich interessante Punkt. Und den hat die Doku nicht beleuchtet.

    Ich hab sie mir angeschaut, hatte davor eine sehr skeptische Haltung dem ÖR gegenüber, die ich immer noch habe. Aber nachdem ich die Doku gesehen habe – sie ist halt scheiße. Mehr kann man dazu kaum sagen.

    Meine Gründe:
    – Bildmaterial unter aller Kanone (aber fast egal, darum gehts nicht – zeigt aber unsauberes Arbeiten und schlechte oder keine Planung) – trotzdem, wenn man sieht was heute sonst so gefilmt wird mit billigster Technik, naja. Günstig und gut geht aber halt nur mit nem stimmigen Konzept und zwar von Anfang der Drehphase an. Gab es bei der Doku nicht oder wurde über den Haufen geworfen.
    – Unterlegte Musik versucht ironisch/zynisch/sarkastisch zu sein = klappt nicht im TV es sei denn man macht es sehr gut – hier defintitiv nicht der Fall. Really? Like Knight Rider?
    – Kein roter Faden erkennbar = zusammengewürfeltes Irgendwas, für Niemanden, der den Konflikt nicht bestens kennt verständlich aufbereitet, für Diejenigen die ihn kennen jedes israelfreundliche Klischee bedient
    – Keine Off-Kommentare oder halbwegs neutralen Stimmen die die gezeigten Schnipsel in einen sachlichen Kontext einordnen
    – Off-Kommentar oft sarkastisch, trägt sachlich nichts konstruktiv bei = der Filmemacher hat ne Meinung und hört sich gerne reden. Passiert immer dann, wenn am Ende zuwenig verwertbares Material vorhanden ist. Muss man dann halt mit Off-Kommentaren und dummen Bildern, unterlegt mit noch dümmerer Musik, zu kaschieren suchen.
    – Nahost-Konflikt, deutscher, französischer, muslimischer, etc. Antisemitismus und die Muster welche diesen verbindet, genau das wird doch gerade in der Doku überhaupt nicht klar. Ich kann auch nicht nachvollziehen, dass Wolffsohn dies anders zu empfinden scheint – für jemanden der all die in der Doku aufgezählten und an nem humanen Beispiel verdeutlichten Klischees eh schon kennt, klar, der mag da die Knotenpunkte unterschiedlicher Perspektiven erkennen – aber Derjenige braucht wohl kaum diese Doku dazu.
    – Die Doku beschäftigt sich tatsächlich kaum mit aktuellem Antisemitismus in Europa.
    – Einseitigkeit? Diese ist nicht das Problem der Doku, sondern Folge einer beschissenen Umsetzung einer vormals guten Idee.

    Die Kritik von Wolffsohn am ÖR ist vollkommen korrekt. Natürlich hatte es auch andere Gründe als die Qualität der Doku, diese nicht auszustrahlen (Achtung: Meine Meinung). Wenn es nämlich die Qualität allein gewesen wäre, hätte man sich mit dem Filmemacher zusammensetzen können und ihm gesagt, du hast Scheiße produziert über 1,5 Jahre, manchmal klappts halt mit ner Idee, manchmal nicht. Wenn man so viel Geld in ein Projekt steckt, sollte man eigentlich die Rechte am Bildmaterial besitzen und wenns mit dem Filmemacher nicht klappt, jemand Kompetenten dransetzen, der den Schrott verwertet und die Fähigkeit/den Horizont hat, was Vernünftiges draus zu machen. Immernoch billiger als ne Komplettabschreibung. Aber der ÖR kramt Formfehler raus. Und selbst da ist man inkonsequent, denn wenn das georderte von dem gelieferten so gravierend abweicht, dann zahlt man nicht dafür – solange man am Produktionsprozess dran war und vom Filmemacher eine andere „Geschichte“ erzählt worden wäre.

    Lange Rede kurzer Sinn – der ÖR hat versucht den Weg des geringsten Widerstands zu gehen und wiedermal wundert er sich, dass es schief lief. Wobei – diesmal hat die Quote gestimmt. Sowas passiert halt, wenn inkompetente Leute an der Spitze stehen und das fast schon ne notwendige Voraussetzung ist befördert zu werden. Die ÖR Chefs können eines sehr gut, Wahlergebnisse verkünden – dabei sollte man es belassen. Aber nein, Schönenborn hält sich für nen Journalisten und kokettiert auch noch nonchalant und arrogant mit seiner Inkompetenz. Da wirds dann halt zur lächerlichen Hybris. Und hinterher beschwert man sich dann wieder über das dumme Volk, welches den Mainstreammedien (zu denen man sich immernoch zählt) nicht mehr vertrauen mag. Hauptsache nächsten Sonntag bringt man wieder nen Erziehungstatort unter und danach wird bei Anne Will zum ähnlichen Thema diskutiert um „Synergien“ zu nutzen, um auf ne gute (TV-)Quote zu kommen.
    Das ist nicht nur etwas erbärmlich!

    Zum Vergleich eine Vice Doku – ohne jeden journalistisch vor sich hergetragenen Anspruch. Perspektivisch vielleicht ebenso einseitig, aber deutlich facettenreicher:

    https://news.vice.com/video/europes-jewish-exodus-full-length

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  23. Chinook schreibt:

    @Linker, der es noch sein will

    Sich stellen und was beitragen oder den Schwanz einziehen? Auf die Art ist das ne ziemlich clowneske Show.

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  24. genova68 schreibt:

    Das ÖR-Gebashe ist typisch neurechtes Verhalten. AfD, Elsäser und Nazis machen das genauso. Nur, um dir, Chinook, mal klarzumachen, wo du stehst. Als ob Private durch Qualität bei Dokus schon einmal aufgefallen wären. Schönenbohms Erklärung bei Maischberger hat doch Hand und Fuß und Wolffsohn zeigte einmal mehr, dass er kein Wissenschaftler ist, sondern PR-Mann und Propagandist. Diesen Film für so wahnsinnig wertvoll und seriös zu halten, ist eine Wissenschaftlers unwürdig.

    „Erziehungstatort“, soso.

    Und wie bitte? Der WDR soll „Bildrechte“ besitzen und diese „Bilder“ einem anderen Regisseur geben??

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  25. neumondschein schreibt:

    Oeffentlich-rechtlicher Rundfunk wird gnadenlos überschaetzt. Wenn es nach mir ginge, könnte man den auch abschaffen. Dann erledigt sich auch diese unsoziale Kopfsteuer von selbst. Demokratieabgabe! Haha.

    Nebenbei: Wusstet ihr schon, dass Hendryk M.Broder beim ZDF eine eigene Sendung hat? Und zählt mal, wie oft Islamhasser, Antidemokraten und Kriegshetzer in den Medien des oeffentlich-rechtlichen Rundfunk ihre Pogromstimmung verbreiten dürfen. Und nun regt Euch schön über Achse des Guten, Tichys Einblicke, Bettina Röhl, Vera Lengsfeld auf!

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  26. Jakobiner schreibt:

    Besser als Elsässer: Die neueste Verschwörungstheorie zur Finanzkrise: Die DVD von Martin Armstrong über die kommende Finanzkrise–zumindestens nicht antisemitisch, sondern einfach nur, dass er einen geheimen „Code“hätte, der alles erkläre, diesen aber nicht publik machen könne, da er die Welt umwälzen würde und deswegen vom FBI verfolgt würde:

    Die nächste Finanzkrise kommt bestimmt–Thema des G-20-Gipfels?

    Heute gab mir ein Freund eine heiß gehandelte DVD über eine kommende Finanzkrise von einem Martin Armstrong, der angeblich ein wissenschaftliches Modell, einen „Code“ entwickelt habe, um die Natur von Finanzkrisen vorherzusagen und all seine Prognosen wären bisher eingetroffen, weswegen er nun vom FBI als Vollstrecker des Finanzkapitals offiziell als Scharlatan verhaftet worden sein soll, damit man an seinen esoterisch-geheimen Prognosecode komme. Liest sich etwas wie der Da Vinci Code von Dan Brown in der Werbung zu der DVD und verleiht ihm den Nimbus eines Märtyrers gegen das allmächtige System. Einer, der die Wahrheit sagt, unterdrückt wird, wenngleich ein geheimer Code eher darauf hinweist, dass er die Methodologie und Quellen seines Wissens mit dem Rest der Unterdrückten nicht teilen will oder kann, weil dieses zu unfassbar und allumfassend, ja mächtig sei. Diese müssen sich damit abfinden, dass es sich um eine höhere Wahrheit handele, die man dem gemeinen Volk und dem Establishment nicht offenbaren dürfe und die der DVDkonsument ohne jegliche Begründung–außer des Verweises auf ein grottentiefes Gemeinschaftsfühlen um ein tieferes Geheimnis- mal so unwidersprochen hinnehmen soll. Schon ein Schwachkopf, wer sich auf solch eine durchschaubare Masche einlässt und fern all jenen kritischen Denkens, das apostrophiert und angeblich nachgefragt wird von dieser Sorte Konsument.

    Nun weiß ich nicht, ob es sich wiederum um eine jener inflationären verschwörungstheoretischen Marketingstrategien handelt, um einen Scharlatan zu hypen und dessen Auflage zu steigern, zumindestens wird diese DVD als Geheimtip gehandelt, die mal wieder unter dem Radar der Mainstreammedien bleibt und für alle Normalbürger ohne volkswirtschaftlichen Akademikerstatus, denen Marx und Keynes aufgrund neoliberaler Propaganda kein Begriff mehr sind ein leichtverständlicher Konsum sind. Die DVD ist eine Chronologie der Krisen seit 1989 mit der Erklärung, dass der Autor zu Erklärung dieser einen „Code“entwickelt habe, der so geheim sei, dass Finanzindustrie und Staatenwelt ein nationales Sicherheitsinteresse hätten herauszufinden, worin dieses Geheimnis bestehe. So geheim, dass er es dem geneigten DVD-Konsumenten nicht entschlüsseln kann und es daher bei der Aufzählung der Finanz- und Wirtschaftskrisen bleibt, deren innere Zusammenhänge wegen des Status als Betriebsgeheimnis keinem erklärt werden können. Er ähnelt so all jenen Ingenieuren, deren Patent zu einem Perpetuum mobile vom Patentamt abgelehnt wurden und sie sich dies nur wegen des verschworenen Wirkens der Ölmultis erklären können. Eigentlich eine recht billige Masche, um zu erklären, dass man keine systematische Erklärung für die Syptome des Kapitalismus und dessen Funktionsweise hat, womit Martin Armstrong vielen Volkswirtschaftlern ähnelt, da sie keine Erklärung haben, sondern all diese Krisen als Anormalitäten des Kapitalismus und seiner multifaktoriellen Zufälle erklären wollen. Konzentrieren wir uns also mal auf seine wesentliche Aussage und ob diese glaubwürdig ist oder nicht und die wäre: Die nächste Finanzkrise kommt und zwar schon bald.

    Für Marxisten, die mal Das Kapital gelesen haben, ja selbst Keynesianern ist das Kommen einer neuen Finanzkrise keine sonderliche Überraschung, da Marx und Keynes eben darlegten, dass Wirtschaftskrisen und Finanzkrisen zu dem kapitalistischen Wirtschaftssystem so systemimmanent gehören, dass sie aufgrund der Veränderung der organischen Zusammensetzung des Kapitals und dem Gesetz von dem tendenziellen Fall der Profitrate oder der Keynesianische Liquiditätslücke in immer recht regelmäßigen Perioden auftreten, weswegen Marx eine proletarische Revolution, Keynes Reformen des Wirtschaftssystems und antizyklisches Gegenlenken des Staates empfahlen. Dazu braucht man keinen dubiosen Martin Armstrong, doch Marx gilt bei den Mainstreamapologeten des Kapitalismus ja ebenso als indiskutabel, Keynes als überholt, wenngleich sie zu ähnlichen Schlussfolgerungen kommen: Selbst Volkswirtschaftler sprechen von den zyklischen Krisen und populärwissenschaftliche Autoren fassen dies unter dem Slogan „What goes up, must come down“zusammen–kurz: sie wissen, dass es keinen ewigen Boom gibt, sondern eben auch die Krise bis hin zum Crash kommt, können sich dies aber nur als Unfälle, Überregulierung durch den Staat, Zufälle,etc. erklären, nicht aber eben als Natur und Wirken des kapitalistischen Systems.Genauso wie die kommunistische Planwirtschaft zu Mangelwirtschaft und Unfreiheit führte, so eben der Kapitalismus zu solch historischen und wiederkehrenden Krisen wie den schwarzen Freitag 1929 oder eben die Finanzkrise 2008 mit all ihren politischen Implikationen wie dem Aufstieg nationalistischer, faschistischer oder islamistischer Extremisten bis hin zu Kriegen und gar zwei Weltkriegen. Zumindestens verdichten sich die Hinweise, dass eine baldige neue Finanzkrise sehr wahrscheinlich ist.
    Rest unter:

    https://www.global-review.info/2017/06/25/die-naechste-finanzkrise-kommt/

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  27. Chinook schreibt:

    „Das ÖR-Gebashe ist typisch neurechtes Verhalten. AfD, Elsäser und Nazis machen das genauso. Nur, um dir, Chinook, mal klarzumachen, wo du stehst.“

    Danke, aber ich weiß ziemlich genau wo ich stehe. Meine Kritik hat nichts mit neurechtem Verhalten zu tun. Ich finde eher, dass diese EInordnung mit einer gewissen Verführbarkeit hinsichtlich totalitärer Argumentationsschemata deinerseits zu tun hat. Ala erstmal schauen wer was sagt, dann die Schubladen auf, dann schauen was ins eigene Konzept passt und dann – und erst dann – wird eine Meinung unterstützt (natürlich praktisch nicht hinterfragt) oder negiert (ebenfalls nicht hinterfragt). Um Argumente gehts da eher sekundär. Sei dir gegönnt.

    Aber um nicht zu erkennen, dass der ÖR sehr oft einseitig berichtet und es damit selten ein Problem gibt, solange den falschen Leuten nicht auf die Füße getreten wird, muss man schon sehr naiv sein. Und ja, ich kenne die Argumente der Neurechten gegen den ÖR, gegen die GEZ etc. Übrigens, auch mit der Doku hätte es nie ein Problem gegeben, hätten sie sie einfach ausgestrahlt, es hätte sie halt kaum jemand gesehen. Jedoch gab es anscheinend ein Problem und das waren eben keine Formfehler. Ich bin mir ziemlich sicher, dass von 100 ÖR-Angestellten 99 die Mär von Formfehlern Blablabla nicht glauben, und das auch nur wenn Schönenborn unter den Befragten ist – vollkommen unabhängig von der politischen Ausrichtung.

    Nehmen wir doch mal ein paar Beispiele. Energiewende, Nahostkonflikt, Flüchtlingspolitik. Einseitige Berichterstattung wie noch was – an Fakten oft schlicht nicht orientiert.
    Ukrainekonflikt – klar, verzweifelt nominelle Ausgewogenheit dadurch herstellen, dass man radikale Krimeroberer auch mal Propaganda machen lässt, Türkeithema genauso. Warum – weil Beschwerden beim Fernsehrat eingehen (ja – aus welcher Richtung/Region wohl?), wenn man den Radikalinskis keine Bühne bietet.
    Finanzkrise – Merkeln hilft, war en gros die ÖR Devise. Da wurde dann schon auchmal über nen Stinkefinger mehr diskutiert als über das Problem und am Anfang sich in Muttis Arme gerettet.
    Meiner Ansicht nach ist das weniger Kritik als vielmehr Zustandsbeschreibung und wenn du mal mit Leuten redest die beim ÖR arbeiten, werden die das nach 5 Minuten zumindest nicht mehr vollkommen abstreiten, nachdem sie dir die ersten 5 Minuten erklärt haben „ja, aber… das ist halt auch schwierig in den Strukturen und WorkFlow-Zwängen aber insgesamt passt es dann schon“. Da hilfts halt auch nicht, dass die anderen Sender, die keinen Bildungs- und Informationsauftrag haben, noch beschissener sind. Die wollen und müssen Geld machen – was sie zunehmend nicht mehr können – deshalb die 3,50 Euro Billoproduktionen.

    Meine sehr harte Kritik am ÖR speist sich eben nicht aus einem „Neurechten“ Verhalten und einer Spiegelung dessen. Sondern im Gegenteil, aus dem Verständnis, dass in Zeiten in denen sich alte Medien sortieren und umstrukturieren, der ÖR ein wichtiger Pfeiler unseres demokratischen Systems ist. Wer soll denn sonst jornalistisch relevante Informationen generieren? Vox? Aber das kann er nur sein, wenn er relevant ist und das kann er wiederum nur sein, wenn er eben keine vorhersehbare Hofberichterstattung betreibt sondern mutig agiert und sich Kritik aussetzt. Und da ist der Kurs der Intendanten falsch, auch weil es das im System noch vorhandene Humankapital ignoriert. Der ÖR muss viel besser sein als er aktuell ist, denn im Moment ist er weder sein Geld wert, noch erfüllt er irgendeinen Informationsauftrag – für Bildung ist die Schule zuständig.

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  28. Linker, der es noch sein will schreibt:

    Prof. Rolf Verleger hat in der Diskussion ja eine sehr interessante Anregung gegeben:
    Man sollte doch auch einmal die Islamophobie unter Europas Juden beleuchten.

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  29. neumondschein schreibt:

    Und ja, ich kenne die Argumente der Neurechten gegen den ÖR, gegen die GEZ etc.

    GEZ ist eine unsoziale Kopfsteuer. Oeffentlich-rechtlicher Rundfunk unterliegt nur in ungenuegendem Masse demokratischer Kontrolle. Die Programminhalte sind teilweise antidemokratisch. Es hetzt regelmäßig gegen Muslime, Arbeitslose, Linke, … Verbreitet falsche Behauptungen, treibt aggressive Propaganda. Charakteristisch sind Tunnelblick, Dekontextualisierung, …

    Das Verhalten in Sachen der Antisemitismus-Doku findet ich allerdings angemessen.

    Wegen Ukraine Konflikt: Der besteht nicht in der Abspaltung der Krim. Zumindestens müsste man in diesem Zusammenhang den Putsch, die Todesschwadronen erwaehnen und die jahrelang praktizierte forcierte Spaltung der ukrainischen Gesellschaft. Wichtig waere auch der Kampf um die Zulassung der russischen Sprache in Schulen und Behoerden sowie ein aggressiv vorgetragener Kirchenkampf. Russland hatte an der Entwicklung der Ukrainekrise zunächst nur geringen Anteil, unterstützte aber seit spaetestens August 2014, als der Minsker Prozess einsetzte, einige bewaffnete Kraefte, die zuvor von kriminellen Oligarchen geschaffen wurden oder die sich aus ideologischen Gründen herausbildeten. Selbstverständlich ist das und das Einziehen der Krim Arschlochverhalten, auch wenn genau das den Krieg auf der Krim verhindert hat. Der Westen tat aehnliches. Gewöhnlicher Imperialismus also. Genau wie der, der zum Ersten Weltkrieg führte. Das oeffentlich-rechtliche Fernsehen beklagt such indessen über die angeblich ausbleibenden Urlauber auf der Krim. Außerhalb der Saison, im März 2014! Behauptete, dass Transsexuelle in Russland nicht Auto fahren dürfen, und weigerte sich standhaft, über die Spiele in Sotschi zu berichten. Und dergleichen mehr. Dass die russische Medien auch nicht besser sind, macht deutsche Medien nicht besser. Die diesbezüglichen Beschwerden sind in der Regel angemessen.

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  30. Chinook schreibt:

    @neumondschein

    Kleiner Tipp am Rande: Eine deutsche Tastatur hilft, Texte auf Deutsch zu verfassen.

    Eines habe ich doch zu bemängeln, die Krim hat sich nicht abgespaltet, sie wurde eingenommen – that’s so 1938.
    Und natürlich, die beim Russland-/Türkeithema eingehenden Beschwerden beim Fernsehrat haben alle ihre Berechtigung, insbesondere die immer gleichen Argumentationsschemata sind wahrscheinlich ein Ausdruck von „Schwarmintelligenz“. Es ist natürlic undenkbar, dass totalitäre Systeme Instrumente der Qualitätssicherung in demokratischen Gesellschaften ausnutzen, um totalitäre Argumentationen eine Plattform zu verschaffen. Das würden die doch nie tun,

    Die GEZ ist auch keine Kopfsteuer, hier bitte nochmal (das erste Mal) Wikipedia konsultieren. Ist mehr oder weniger ein Mietaufschlag. Ich halts aber auch für unsozial, die Abgabe sollte als Steuer Einkommensabhängig festgelegt werden.

    Eine ganz schöne Zusammenfassung haben Sie hier geleistet. Dafür gibts nen Sternchen ins Nashi-Klassenbuch oder wie auch immer die Nachfolgebewegungen nun heißen.

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  31. Chinook schreibt:

    Die diesbezüglichen Beschwerden sind in der Regel angemessen.

    Woher wissen Sie das eigentlich? Selbst schon mehrere geschrieben?

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  32. Jakobiner schreibt:

    Noch zur Frage GEZ oder privat–mir ehrlich gesagt scheißegal. MIcgh kotzen die Tatirts, die Pilchers, Utta Donella, Traumschiffe, Traumhotels und wie dieser ganze Schei0 hei0t, vollig ab,Es geht nicht um die Frage der Finanzierung, sondern der Contents, Und dass siese in beiden Sparten untergründig sind, nichts mit dem Bildungsauftrag zu tun haben, ist wohl klar. Und jetzt btte nicht die Verteidigung von solch Ausnahmen wie einigen Sendungen bei ARTE,oder 3 Sat wie Offene Katren oder Scobel. !% macht eben nicht 99% . Ein Dokumentarfilmer, den ich kennemeinte, dass in den öffentlich-rechtlichen nur noch 80 Dokus gedreht würden, zumal Mainstreanstoff mit soften Themen, die wahren sozialkritischen Dokufilmer da keine Chasnce hätten, zumal auch die privaten wie ntv oder n-24 nur mit Ufo-.Nazi-Schrott und die giftigsten Tiere, die härtesten Knäste, etc,.zugemüllt seien, Nun wollen Amazon und Netflix in die Dokusparte rein, aber ich schätze mal, dass nach einer Experementierphase wie sie es auch ganz kreativ beim Privatfernsehen gab, auch dieses Programm samt Dokus sehr Mainstream und unpolitisch werden wird.

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  33. Chinook schreibt:

    „Ein Dokumentarfilmer, den ich kennemeinte, dass in den öffentlich-rechtlichen nur noch 80 Dokus gedreht würden,“

    Im ÖR werden meiner Ansicht nach tatsächlich kaum Dokus gedreht – wobei das schon aufgrund der Finanzierungsmodelle ne gewagte Aussage ist. Und öfter als man denkt, wird der Name einer Sendeanstalt halt druntergeklatscht.
    Die Realität sieht so aus, dass gute Dokus für Amateure sind. Im positiven französischen Wortsinn. Leute die ein Interesse haben und es verfolgen. So sind eben die besten Dokus „Liebhaberprojekte“, die über Jahre verfolgt werden, meist unter jeglchem Radar und als Nebenprojekt von Leuten die ansonsten noch nen Hauptjob haben.
    Amazon und Netflix werden sehr gute Dokus senden zukünftig. Erstens weil sie zahlen, zweitens weil sie Reichweite haben und drittens, weil sie (noch) experimentierfreudig sind.
    In der Produktion einer Doku sind vor allem die letzten 20% des Produkts problematisch, weil verhältnismäßig teuer – Schnitt, Color Grading, Editing, Musik, Rechteklärung etc., mal abgesehen davon, dass mann auch Social Media Inhalte zur Verfügung stellen sollte um das Thema zu transportieren. Allein ne gute Doku zu drehen ist verdammt schwierig. Es braucht nen Plan, gute Vorbereitung, Plan B, Plan C und die vollkommene Entschlossenheit, keinen Tunnelblick zu bekommen – was extrem schwierig ist.
    Wenn man ne gute Doku sieht, wirkt alles einfach und natürlich. Aber kaum jemand hat einen Eindruck davon, wie viel Arbeit dahinter steckt. Nen wirklich guten Trailer von ner guten Doku zu machen dauert zwei Tage, für 60 Sekunden Sendezeit. Das gibt nen Eindruck davon, wie schwierig es ist 90min zu füllen.

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  34. Chinook schreibt:

    „„Erziehungstatort“, soso.“

    Ja, das kann ich so benennen auch ohne AfD-Fanboy zu sein.

    „Und wie bitte? Der WDR soll „Bildrechte“ besitzen und diese „Bilder“ einem anderen Regisseur geben??“

    simplifiziert – Ja, entweder man zahlt, dann hat man die Rechte am Material und kann damit machen was man will oder man zahlt nicht und der Produzent bleibt auf dem Großteil der Kosten sitzen. Stell dir vor – Willkommen in der Realität außerhalb der Rigaer! ;-)

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  35. neumondschein schreibt:

    Eine ganz schöne Zusammenfassung haben Sie hier geleistet. Dafür gibts nen Sternchen ins Nashi-Klassenbuch oder wie auch immer die Nachfolgebewegungen nun heißen.

    . Reines Verschwörungsdenken das. Statt Kritik nach ihrem Inhalte zu beurteilen, gleich ohne den Schatten eines Beweises vorzubringen von Fremdsteuerung ausgehen, selbst bei nachgewiesener Evidenz derselben Kritik. Gilt in aehnlicher Form auch für die Verteidigung von Erdogan-Anhaengern. Es kommt ja gelegentlich vor, dass man „Boese Menschen“ gegen Pogromhetze und Verleumdung verteidigen muss. Die famose Qualitaetssicherung taugt also nicht viel.

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  36. Jakobiner schreibt:

    „Amazon und Netflix werden sehr gute Dokus senden zukünftig. Erstens weil sie zahlen, zweitens weil sie Reichweite haben und drittens, weil sie (noch) experimentierfreudig sind.“

    Die alte Mär: Der Markt schafft Qualität, weil´s zahlungskräftiges Publikum gibt. Zahlungskräftig vielleicht, aber auch an Bildungsinhalten interessiert? Eine Twittergeneration, die Nachrichten bitteschön auf 140 Zeichen reduziert haben will, weil anderes schon zu anstrengend und zu ellenlang zu lesen ist, wird wohl kaum der Konsument für tiefergehende Dokus werden. Und die wahren Dokukünstler ala Peter Scholl-Latour, der geopolitische Analyse mit Karl-May-Abenteuerreiseberichten 2-3 stündig in Epenform zu verbinden wusste und auch noch selbst in die Kriegsgebiete ging sind ohnehin ausgestorben–was auch damit zusammenhängt, dass im Zuge kapitalistischer Personalkosteneinsparung die Auslandskorrespondentennetze der Zeitungen stark reduzuiert wurden.Netflix und Amazonkonsumenten dürften eher solch einen Geschmack wie die Zuschauer des Jugendsenders Pro7-haben, mehr an Infotainment ala Häppchenwissenssendungen ala Gallleo oder Welt der Wunder interessiert sein. Und wie gesagt: Mit der Experimentierfreude ist´s dann auch spätestens nach 3-5 Jahren vorbei, wenn klar wird, wo der Mainstream her weht. Und der selbsternannte Nerd von heute schaut sich lieber Soapoperas über Wissenschaftsnerds ala „Big Bang Theory“in Endlosschleife an als Sendungen oder gar Dokus über Wissenschaft , Wirtschaft und Politik.Fakt ist, dass geoploitische, volks-/weltwirtschaftliche Sensdungen es nicht in die Programme der Öffentlich-Rechtlichen (von den Privaten ohnehin nicht zu erwarten) geschafft haben und es wahrscheinlich auch nicht bei Netflix und Amarzon schaffen werden. Eher werden solche Dokus dann von alternativen Verschwörungsanbietern dargereicht, die dann ihre Sicht der Dinge und Weltenerklärungen dem zumsist bildungsscheuen Publikum als Biuldung verkaufen und nachgefragt werden, da sie eben einfache Erklärungen haben, die nicht sehr komplex und einfach konsumierbar sind.

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  37. neumondschein schreibt:

    Und wie gesagt: Mit der Experimentierfreude ist´s dann auch spätestens nach 3-5 Jahren vorbei, wenn klar wird, wo der Mainstream her weht. Und der selbsternannte Nerd von heute schaut sich lieber Soapoperas über Wissenschaftsnerds ala „Big Bang Theory“in Endlosschleife an als Sendungen oder gar Dokus über Wissenschaft , Wirtschaft und Politik.Fakt ist, dass geoploitische, volks-/weltwirtschaftliche Sensdungen es nicht in die Programme der Öffentlich-Rechtlichen (von den Privaten ohnehin nicht zu erwarten) geschafft haben und es wahrscheinlich auch nicht bei Netflix und Amarzon schaffen werden.

    in der Blogroll des exportabel-blogs sind gute Blogs wie Maskenfall und German Foreign Policy aufgezaehlt, die Politik und Wirtschaft behandeln. Dann gibt es noch das:

    http://www.plurale-oekonomik.de/home/

    Dazu gibt es einen youtube-Kanal mit Vorlesungen an Hochschulen. Außerdem

    http://www.zeno.org

    Für Geschichte, Kultur und

    http://www.mlwerke.de/index.shtml
    http://www.marxists.org/deutsch/index.htm

    Wenn man linke Irrtum im Original studieren möchte.

    Ihr seht: Internet ist echt eine gute Sache! Und wenn mir jemand, damit kommt, dass bei Twitter lauter Idioten krakeelen, dann sage ich: Sie wären auch ohne Twitter Idioten geworden. Den oeffentlich-rechtlichen Rundfunk braucht heute, Gott sei dank, niemand mehr. Der kann in den Abfall.

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  38. Jakobiner schreibt:

    Kritik allerortens seitens sogenannter GEZ-Gebührenrebellen ist immer öfter zu vernehmen. Hier gibt es zwei große Lager: Die einen treten für die Privatisierung und weitgehendste Abschaffung der öffentlich-rechtlichen Medien ein. Die anderen wollen die Gebühren- durch eine einkommensabhängige Steuerfinanzierung ersetzen. Es wird sich also an der Finanzierung aufgehangen und die Frage der Programminhalte, also was man dafür erhält außen vorgelassen, was ein Indikator ist, dass den meisten GEZ-Rebellen das zumeist bildungsferne Unterhaltungsprogramm doch wieder sehr recht ist und einige sogar solche politikfreien und bildungsfreien Programme wie in den Privatmedien mit viel Werbeblöcken sogar bevorzugen würden–Hauptsache gratis, es kostet nichts–Geiz ist geil! Berlin bei Tag und Nacht dann wirklich Tag und Nacht lang, die völlige Verblödung!

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  39. neumondschein schreibt:

    Es wird sich also an der Finanzierung aufgehangen und die Frage der Programminhalte, also was man dafür erhält außen vorgelassen, was ein Indikator ist, dass den meisten GEZ-Rebellen das zumeist bildungsferne Unterhaltungsprogramm doch wieder sehr recht ist und einige sogar solche politikfreien und bildungsfreien Programme wie in den Privatmedien mit viel Werbeblöcken

    Denkste! Nix mit heimlich trotzdem gucken. Sondern mit trotzdem bezahlen. Du wirst es nicht glauben, aber die Kulturnoergler von früher, die sich beständig uebers Fernsehen aufregten, haben ihr Ziel erreicht! Deshalb ja auch die Kopfsteuer! Sonst hätte man ja PayTV einführen können! Ich bum Beispiel habe schon seit 30 Jahren kein Fernsehgeraet mehr und seit 15 Jahren kein Radio. Die letzte Tageszeitung habe ich kurz nach der Wende abbestellt. Da bin ich bei den Eltern ausgezogen. Ferngesehen wird seitdem nur gelegentlich im Urlaub, bei den Eltern oder so. Und von meiner Sorte gibt es immer mehr. Das kann ja auch gar nicht anders sein! De Medienkonsum ist doch das erste, was ein Mensch drastisch einschränkt, wenn er arbeitslos wird. Oeffentlich-rechtlicher oder privater Rundfunk ist doch das Überflüssigste, was es gibt. Und 17.50 EUR ist verdammt viel Geld! Für jemanden, der um jeden Bissen Brot kämpft. Und noch dazu für so ein Scheissprogramm.

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  40. Jakobiner schreibt:

    Was erzählst du? Neueste Entwicklung: SAT-/Pro-Siebe fordert jetzt offiziell, dass sie auch etwas von den Gebühren abbekommen und die Staatssender etwas für die „Grundversorgung des Jugendprogramms “ abtreten, da die ÖR nur noch Rentnersender sind..

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  41. genova68 schreibt:

    Kritik an den ÖR ist ja grundsätzlich notwendig. Aber es geht immer nur gegen die ÖR, während die Privaten ok zu sein scheinen. Wer das so macht, betreibt das Geschäft von Konzernen. Es ginge eher darum, den ÖR zu reformieren: Zusammenstreichung, nur noch ein oder zwei Programme statt 20, keine Soaps oder Fußball mehr, weniger Parteieneinfluss vielleicht, mehr Transparenz. Aber man sollte nich außer Acht lassen, dass die Kritik am ÖR fast ausschließlich von Rechtsaußen kommt. Die wollen einen nationalen, führertreuen Staatsfunk. Alles andere ist Augenwischerei.

    Und wer den Tatort generell als „Erziehungsprogramm“ kritisiert, der tut das de facto von ganz rechtsaußen und will vermutlich viel mehr Erziehung, nur im rechtsradikalen Sinn. Diesen Vorwurf zu entkräften ginge nur mit klarer Beweisführung.

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  42. neumondschein schreibt:

    Wir sehen hier einen Nazi, der gewöhnlich seinen Zuschauern mit geigneten worst ofs mit Helena Fuerst, Britt u.AE. widerlichen Darstellern nahelegt, vom private Fernsehen Abstand zu nehmen:

    Ein waschechter Nazi, Neurechter, ein Schwein also! Denn er kritisiert auch oeffentlich-rechtliches Fernsehen und die GEZ!

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  43. Jakobiner schreibt:

    Wie sagte mal FJStrauss und seine CSU: Freiheit statt Sozialismus und damit meinte er die SPD und Helmut Schmidt. Zumal man auch nicht vergessen darf, dass die SPD in ihrem Wahlprogramm immer noch einen demokratischen Sozialismus als Wahlziel hatte- auch zu neoliberalen Zeiten ala Schröder-SPD und Steinbrück. Und für die Partei der Vernunft (PdV) als Libertäre ala Ayn Rand und Oliver Janich ist schon die FDP eine sozialistische Partei. Tja, wohl immer eine Frage des Standpunkts, was Sozialismus jetzt sein sollte. Genova geht da von einem Idealsozialsimus aus im Gegensatz zu einem Realsozialismus.

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  44. Chinook schreibt:

    „Die alte Mär: Der Markt schafft Qualität, weil´s zahlungskräftiges Publikum gibt.“

    Nö. Die Investitionen welche Netflix/Amazon (zukünftig sicher auch andere Plattformen, die sich in Nischen ansiedeln) tätigen, geben (unabhängigen) Filmemachern eben bessere Möglichkeiten Mittel für ihre Projekte zu akquirieren und Investoren anzuziehen. Wodurch mehr produziert wird und auch höhere Risiken eingegangen werden. Das Film- und Fernsehgeschäft in Deutschland ist eines der starrsten und abhängigsten in Europa. Das Ergebnis sieht man ja – es wird fast ausschließlich Schrott produziert und alle paar Jahre mal ein Glanzlicht. Das hängt mit sehr vielen Faktoren zusammen, von der Ausbildung in Filmschulen bis zum Fördersystem. Es ändert nichts daran, dass der ÖR benötigt wird, man sich jedoch dem Markt und neuen Modellen auch öffnen muss, will man noch irgendeine Art von Relevanz aufweisen. Aktuell ist der deutsche Film tot und zwar in allen Bereichen. Das gute Zeugs kommt aus anderen Ländern, vor allem auch aus den USA und in Europa vornehmlich Skandinavien, England, Frankreich und Spanien.

    „Netflix und Amazonkonsumenten dürften eher solch einen Geschmack wie die Zuschauer des Jugendsenders Pro7-haben, mehr an Infotainment ala Häppchenwissenssendungen ala Gallleo oder Welt der Wunder interessiert“

    Das bezweifle ich sehr stark. Gibt es auch, klar, aber die ersten die Netflix nutzten gehörten eher einem jungen, hoch gebildeten Milieu an. Leute die durchaus politisch gebildet und oft auch interessiert, Serien und Dokuaffin sind. Davor haben sie sich die Serien/Dokus eben illegal angesehen und für ein paar Euro im Monat haben sie jetzt ne bessere Qualität und müssen nicht mehr ewig suchen. Und viele halten die erbrachte Leistung für das Entgelt eben auch für angemessen/günstig – wollen Netflix auch unterstützen, um die Produktion weiterer qualitativer Inhalte zu fördern – ganz bewußt. Das nutzt Netflix ja auch zunehmend aus und verstärkt diesen Eindruck durch das Label Netflix Original. In den seltensten Fällen ist es allerdings von Netflix produziert, oft werden Rechte gekauft, nachträglich Zahlungen geleistet oder es wird sich nach ein paar Serien an den Produktionskosten beteiligt. Aber solange es Mittel für vielfältige Projekte generiert, was solls?
    Wer Netflix und Amazon kennt, der weiß wieviele gute Dokus und Serien dort zur Verfügung stehen. Klar könnten mehr sein, aber aktuell wächst das System organisch – der Pool wächst mit der Zeit – gerade im Dokubereich. Der trägt sich nicht selbst, kann sich nicht selbst tragen und Zuschauer generieren. Weder beim ÖR und auch sonst nirgends. Das ist wie ne Einkaufstraße, da kann man noch so viele schöne, alternative KleinKlein-Nischengeschäfte haben, aber ohne nen Frequenzbringer werden die in Würde sterben. Serien sind der Frequenzbringer. Filme gehören zum notwendigen Entertainmentangebot und Dokus sind unverzichtbar, um auch anspruchsvolle Zuschauer zu erreichen, die in allen Bildungsgruppen nicht so wenige sind, wie man oft denkt.
    Und bei Netflix/Amazon klappt das, weil man neben hochqualitativen Serien – die übrigens vom Zuschauer deutlich mehr Mitdenken erfordern als bei den Vor/Zwischen/Nachgekauten Erzählstrutkuren im ÖR – auch ein breites Angebot an Filmen und ein wachsendes, diversifiziertes Angebot an Dokus bietet. Da gibt es eben alles. Abschaltserien ala Big Bang Theory über das den Politikbetrieb anschwärzende House of Cards, bis zum antikapitalistischen Mr. Robot und dem dem Seriengenre bahnbrechenden Breaking Bad. Nicht zu vergessen, Produktionen wie Nobel, eine wegweisende Behandlung des Afghanistaneinsatzes.
    Oder gar Fauda, eine israelische Produktion, welche es schafft das Dilemma des Palästinakonflikts erzählerisch aber auf den Punkt zu behandeln. Und so wird ein Zugang zum Thema für breite Milieus geschaffen, ganz ohne dreistündiges Doku-Epos mit nem Erklärbär der ins Mikro redet und Bilder präsentiert, die heute aufgrund der Onlinemedien eh jeder schon kennt. Womit ich Scholl Latour nicht schlechtreden will, für die Zeit war das sehr gut, aber die Welt dreht sich eben weiter und die alte urdeutsche Unterteilung in E&U gilt so schon lange nicht mehr, wird von Künstlern/Beschäftigten im Film/Fernsehen/Musik/Kulurbetrieb alltäglich überschritten und verwischt.

    Plattformen wie Netflix sind indirekt eine Chance für solche Formate, in einem System wie in Deutschland gäbe es so gut wie keine qualitativen Produktionen.

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  45. Chinook schreibt:

    „Diesen Vorwurf zu entkräften ginge nur mit klarer Beweisführung“

    Also in allen Rechtsstaaten funzt das Prinzip andersrum.

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  46. Jakobiner schreibt:

    „Kritik an den ÖR ist ja grundsätzlich notwendig. Aber es geht immer nur gegen die ÖR, während die Privaten ok zu sein scheinen. Wer das so macht, betreibt das Geschäft von Konzernen. Es ginge eher darum, den ÖR zu reformieren: Zusammenstreichung, nur noch ein oder zwei Programme statt 20, keine Soaps oder Fußball mehr, weniger Parteieneinfluss vielleicht, mehr Transparenz. Aber man sollte nich außer Acht lassen, dass die Kritik am ÖR fast ausschließlich von Rechtsaußen kommt. Die wollen einen nationalen, führertreuen Staatsfunk. Alles andere ist Augenwischerei.“

    Das wäre wohl die richtige Forderung: Eine Reform der Inhalte und Strukturen–nur, welche politische oder gesellschaftliche Gruppe fordert das außer ein paar Bildungsbürgern, die ohnehin nichts zu melden haben oder sich bei 3 Sat und ARTE ein Nischchen geschaffen haben und saturiert sind? Ich sehe da außer den rechten GEZ-Rebellen keine Gruppe, die sich momentan überhaupt größer mit einer Kritik am ÖR auseinandersetzt. Scheinbar überlässt man die Kritik am ÖR den Rechten.

    Chinooks Ausführungen zu Netflix, Amazon und den Dokus habe ich mal meinem Dokufilmerfreund zukommen lassen–mal gespannt, was der antwortet. Aber ich habe da immer noch meine Zweifel, dass da gepolitische oder weltpolitische Dokus von Relevanz herauskommen, die Zusammenhänge darstellen und auch mal mehr in die Tiefe gehen.Wahrscheinlicher ist, dass man Dokus produziert, die den Konsumenten in seinen Meinungen bestärkt, statt zur Reflektion beizutragen.Und ob die Netflixkonsumenten wirklich so die politisch interessierten, geblideten Leute sind, wäre auch mal zu untersuchen–das ist eine Behauptung. Zumal man mit der Forderung Dokus und selsbt Serien Netflix, Amazon und dem Markt zu überlassen, die politische Forderung nach einer Reform der ÖR ala Genova ganz aufgibt. Das der deutsche Film tot ist, das sehe ich auch so. Und Scholl-Latour als Erzählbär mit Bildern, die ohnehion jeder schon kennt, halte ich auch etwas für platt. Der Mann hat zumindestens Zusammenhänge und Faktoren der Weltpolitik immer ganz gut erklärt–seine letzte Doku „Rußlan dim Zangengriff zwischen Islam, China und der NATO“ war eine geradezu prophetische Vorbeschreibung der Ukrainekrise und des neuen Kalten Krieges, als dieser noch gar nicht auf dem Radar der meisten Beobachter und Mainstreammedienmenschen war. Vielleicht altbacken, über Formfragen kann man sich streiten, aber mir geht´s eben mehr um die Inhalte.Und House of Crads als aufklärerisch zu sehen–das ist doch so eine Art machiavellistisches Dallas, das Politik nur als Intrige, Machtränke darstellt und mit dem fiesetnen Bösewicht ala JR mitfiebern lässt–Leute, die sich sowas angucken finden diese Intrigen ja eher toll anstatt, dass daraus eine politische Kritik draus wird.

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  47. genova68 schreibt:

    „Also in allen Rechtsstaaten funzt das Prinzip andersrum.“

    Das ist mal ein knackiger Kommentar, Chinook. Eine Zeile, großes Lob.

    Inhaltlich allerdings naturgemäß problematisch. Es geht hier nicht um Rechtsstaat, sondern um eine Diskussion. Wenn du den Tatort als dich negativ erziehend empfindest, dann stellt sich folgende Gemengelage: Die im Tatort vertretenen Haltungen sind eher progressiv, man wird dort beispielsweise keinen Kommissar treffen, der folgenlos homophob ist oder gegen Ausländer wettert. Das empfindest du offenbar als negative Erziehung. Warum wohl? Dreimal darfst du raten, Chinook.

    House of Cards als macchiavellistisches Dallas, lol. Könnte aber hinkommen. Der künstlerische Aspekt ist da interessanter, was die Unteilung in E und U angeht. E und U sind die falschen Begriffe, aber gut und schlecht existiert nach wie vor. Und da ist House of Cards meilenweit von The Wire entfernt, von Breaking Bad auch, wobei letzteres auch nicht wirklich gut ist, sondern vor allem unterhaltend. Deine Kritik, Jakobiner, an House of Cards, kann ich nachvollziehen. Ein Bösewicht ohne Entwicklung, flache Charaktere, alles ist einer Pseudo-Spannung untergeordnet. Es ist mir ein Rätsel, wieso jede Menge Kritiker seinerzeit diese Serie so in den Himmel lobten. Es ist ordentliche Unterhaltung, keine Frage, aber auch Zeitverschwendung.

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  48. Chinook schreibt:

    „Zumal man mit der Forderung Dokus und selsbt Serien Netflix, Amazon und dem Markt zu überlassen, die politische Forderung nach einer Reform der ÖR ala Genova ganz aufgibt.“

    Wo soll ich das gefordert haben? Netflix und Amazon haben mit dem ÖR Null komma Null zu tun. Natürlich ist eine Reform des ÖR und der Filmförder-/Filmhochschulstrukturen notwendig.

    Das Rumgeheule, dass die Leute nur noch Scheiß schauen, was auch immer lauter aus der Ecke staatl subventionierter oder am ÖR-Tropf hängender Filmemacher kommt, ist einfach nur lächerlich und realitätsfern. Diesen Medienhanseln kann man nur sagen, die Leute schauen heute nicht nur Scheiß, aber euren Scheiß schauen sie nicht. Warum sollten sie auch. Die Qualität ist in Deutschland schlicht nicht gegeben, außer bei Nazi und Stasidokus – und das ist ja nun ein ziemliches Heimspiel. Das Internet ist nunmal vorhanden und schließt Nischen für viele weniger kompetitive Mitbewerber, es erzeugt jedoch auch neue Nischen, aber nicht für in alten Mustern festhängende Akteure. Wenn ich auf ein globales Angebot an hochqualitativen Dokus zugreifen kann, warum sollte ich mich mit dem Schrott begnügen den deutsche Filmemacher so produzieren? Machen wir uns doch nichts vor, die deutschen Filmemacher sind – egal für wie geil sie ihre Produktionen selbst halten – zu einem großen Teil doch gar nicht in der Lage international kompetitiv zu sein und das hängt eben maßgeblich auch mit den Filmförderstrukturen, den Filmhochschulen und dem ÖR zusammen. Da hilfts halt auch nicht weiter, sich in die Ecke zu hocken, mit dem Fuß aufzustampfen und sich über ein Publikum zu empören, welches die Genialität der eigenen grandiosen Ergüsse nicht verstehen will. Ewig kann man halt nicht Filme produzieren wie in den 70ern – ok kann man anscheinend schon – aber dann schaut halt kaum einer zu und vor allem so gut wie niemand unter 45. Im System ham viele es sich sehr bequem gemacht, nur das Publikum wird halt im wahrsten Sinne des Wortes aussterben. Der ÖR kann nicht relevanter werden, wenn nicht relevanteres Material produziert wird und das heißt zunächst qualitativ hochwertigeres Material. Produktionen aus anderen Ländern zeigen immer wieder, dass das auch ohne Millionenbudget geht.

    „Das empfindest du offenbar als negative Erziehung. Warum wohl? Dreimal darfst du raten, Chinook.“

    Ich habe den Tatort nicht generell als Erziehungsfernsehen kritisiert. Ganz generell ist der Tatort einfach nur peinlich schlecht und das zu hohen Kosten. Aber ja, es gibt auch immer mal Erziehungstatorte, die ironischerweise oft die plattesten Klischees in noch plattere Erzähl-/Dialogstrukturen verpacken.

    „Das empfindest du offenbar als negative Erziehung. Warum wohl? Dreimal darfst du raten, Chinook.“

    Ich hab ja das Gefühl, dass ich mich generell deutlich seltener als negativ erzogen empfinde als du dich. Extrem linke und neomarxistische Einstellungen haben in der Welt keine Relevanz mehr. Dreimal darfst du raten, Genova?

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  49. genova68 schreibt:

    Es ist bezeichnend, dass die schlichte Forderung nach bezahlbarem Wohnen eine „extrem linke und neomarxistische Einstellung“ sein soll. Allein diese Wortwahl sagt ziemlich viel. Nicht über meine Forderung, sondern über deine politische Gesinnung, Chinook. Und angesichts der vielen stumpfsinnigen Unterhaltungsangebote, wie man sagt, im TV ausgerechnet den Tatort als das Böse hervorzkramen, hat nichts mit dessen angeblich miserabler Qualität zu tun. Der Tatort ist dir schlichtweg zu aufgeklärt. Da wird versucht, gesellschaftliche Themen umzusetzen, mal schlechter, mal besser, aber mit halbwegs aufgeklärten Standards. Genau dieser aufklärerische Aspekt ist dir zuwider.

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  50. Chinook schreibt:

    „Es ist bezeichnend, dass die schlichte Forderung nach bezahlbarem Wohnen eine „extrem linke und neomarxistische Einstellung“ sein soll.“

    Ist es nicht. Aber es gibt halt Forderungen die sich am Machbaren orientieren und solche, die einen anderen Menschen voraussetzten als den, der diese Erde bevölkert.

    „Der Tatort ist dir schlichtweg zu aufgeklärt. Da wird versucht, gesellschaftliche Themen umzusetzen, mal schlechter, mal besser“

    Mal schlechter, mal besser??? Aufgeklärt – der Tatort? Made my day.

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  51. Jakobiner schreibt:

    „Wenn ich auf ein globales Angebot an hochqualitativen Dokus zugreifen kann, warum sollte ich mich mit dem Schrott begnügen den deutsche Filmemacher so produzieren? Machen wir uns doch nichts vor, die deutschen Filmemacher sind – egal für wie geil sie ihre Produktionen selbst halten – zu einem großen Teil doch gar nicht in der Lage international kompetitiv zu sein und das hängt eben maßgeblich auch mit den Filmförderstrukturen, den Filmhochschulen und dem ÖR zusammen.“

    Die Frage, ob das nur ein deutsches Phänomen ist und alle ausländischen Produktionen wirklich qualitativer hochstehender sind. Da gibt es doch genauso viel Schrott. Und wie immer nimmt dies Chinnook als Naturgewalt hin: Der deutsche Film ist tot, die deutschen Dokus schlecht, also fordern wir keine Reform oder gar Revolution, sondern „lösen“ dies über den Markt durch Konsum ausländischer Angebote.Irgendwas wird sich schon finden.

    Und wenn man House of Cards, dieses Dallas und Intrigantenstadl fragwürdiger machiavellistischdenkender Konsumenten als Paradebeispiel für ausländische Qualität und den Tatort als Musterbeispiel der „negativen Erziehung“ benennt, zeigt dies klar, wo Chinook steht.

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  52. Chinook schreibt:

    „Der deutsche Film ist tot, die deutschen Dokus schlecht, also fordern wir keine Reform oder gar Revolution, sondern „lösen“ dies über den Markt durch Konsum ausländischer Angebote“

    Das Internet ist da, oder? Die Menschen werden die verfügbaren Angebote nutzen die sie für nutzenswert erachten und sich nicht unbedingt durch die Herkunft des Materials beeinflußen lassen. So einfach ist das.
    Und ich hab doch recht deutlich gemacht, dass man durchaus eine Refrom fordern und gleichzeitig qualitative Angebote aus dem Ausland nutzen kann. Schau mal Jakobiner, wenn nur Diejenigen die sich den deutschen Schrott reinziehen eine Reform fordern dürften, dann würde gar niemand mehr eine Reform fordern, weil a) niemand bereit wäre sich den Scheiß zu geben und b) Diejenigen, welche sich den Schrott geben sind ja damit zufrieden (die paar Leute halt) und dann muss ich sagen, ja Diejenigen haben genau die Qualität, die sie sehen, auch verdient.

    „Die Frage, ob das nur ein deutsches Phänomen ist und alle ausländischen Produktionen wirklich qualitativer hochstehender sind. Da gibt es doch genauso viel Schrott.“

    Hab ich wiedrum nie behauptet, dass alles aus dem Ausland gut ist. Klar wird im Ausland viel Schrott produziert, teilweise noch mer als in Deutschland. Aber wenn man den qualitativen Output bewertet, dann sieht man, andere Länder haben halt teilweise qualitativen Output – und Deutschland hat diesen schlicht nicht.

    „Und wenn man House of Cards, dieses Dallas und Intrigantenstadl fragwürdiger machiavellistischdenkender Konsumenten als Paradebeispiel für ausländische Qualität und den Tatort als Musterbeispiel der „negativen Erziehung“ benennt, zeigt dies klar, wo Chinook steht.“

    Hab ich gerade ein Deja-vu? Du bist schon ein Schlingel. Einfach mal den NachplapperPapagei spielen – sehr kreativ.

    Wo steh ich denn?

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  53. Jakobiner schreibt:

    „Das Internet ist da, oder? Die Menschen werden die verfügbaren Angebote nutzen “

    Und welche sind denn da? Außer House of Cards und Bad breaks als Serienproduktionen hast du noch nichts genannt. Du behauptest immer eine scheinbar schier unbegrenzte Anzahl von guten Serien und Dokus auf den Privaten, kannst aber nur 3 schlechte nennen als Beispiel, Deine Ideologie: Nichts an den ÖR ändern, überlasst es dem Markt, der ist grenzenlos und jeder findet da was, weil er so unenbdlich sei. Ich dage mal: Der Markt der begrenbzten Unmöglichkeiten. Begrenzt von den Konsumenten (neueste Studie: Netflix uns Amazon werden nicht so nacvhgefragt, der Trend geht wioeder mehr zum traditionellen privaten Fernsehn–Hallileo, Schlag den Raab und Big Bang Theory, Broke Girls, Simpsons–ist so etwa 60( des Programms). Also alles, was du so quatschst ist neoliberales Dummgeschwätze. Aber nach House of Cards wirst du miir wahrscheinlich noch Games of Thrones empfehlen. Du bist und bleibst ein neoliberaler Quatscher, der in allen Bereichen an das Land der begrenzten Unmöglichkeiten glauben machen will!

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  54. neumondschein schreibt:

    Die ersten Qualitätsjournalisten beginnen zu erklären, dass die Darbietungen des oeffentlich-rechtlichen Rundfunks nicht die Qualität von Ken Jebsens Gespraechsrunden erreichen:

    http://meedia.de/2017/07/14/verschwoerungstheorien-und-gutes-bildungsfernsehen-das-kontroverse-youtube-phaenomen-kenfm/amp/

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  55. Chinook schreibt:

    Ich finde man sollte in jedem Blog, auf jeder Seite, in jedem Raum unsere eingesperrten Staatsbürger zurückverlangen. Erbärmlich, dass Yüksel nicht längst frei ist. Widerlich, dass die anderen noch in Haft festhängen.

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  56. Jakobiner schreibt:

    Erdogan fordert jetzt bei seinen Märtyrerveranstaltungen zum Jahrestag des Putsches offen die Todesstrafe.Immerhin hat die CHP mal einen Millionenmarsch auf die Beine gebracht, aber die Frage ist, wie der Widerstand gegen Erdogan so organisiert werden kann, dass er stürzt. Davon ist bisher noch nichts zu sehen. Da bräuchte es schon einen Generalstreik oder aber einen halben Bürgerkrieg, damit man ihn daran hindert bis zum 100. Gründungstag der Attatürktürkei 1923 seine islamistische Diktatur zu errichten.

    Nun hat sich Erdogan nach der HDP die CHP vorgenommen und startet mit der Verhaftung eines CHP-Abgeordneten nun einen Testballon, inwieweit er damit auf Widerstand stößt, zumal es bisher zu keinerlei nennneswerten Demonstrationen und Protesten in der Zeit nach dem Gegenputsch des Militärs kam. Auch für Kemal Kiliçdaroglu, den Chef der Oppositionspartei CHP, war die Zeit offenbar reif, um „aufzuwachen“. Der Auslöser war die Verurteilung des ehemaligen Journalisten und CHP-Abgeordneten Enis Berberoglu zu 25 Jahren Haft in der vergangenen Woche. Man wirft Berberoglu vor, eine Geheiminformation an die Zeitung „Cumhuriyet“ weitergegeben zu haben. Nachdem das Urteil bekanntgeworden war, brach Kiliçdaroglu in Ankara zu Fuß in Richtung Istanbul auf. Er will zu dem Gefängnis marschieren, in dem sein Abgeordneter sitzt. Desweiteren erklärte der CHP-Chef, dass Erdogan einen „zweiten Putsch“durchführe und Widerstand geboten sei.

    Während Hitler gleich zu Beginn seiner Amtszeit die gesamte Opposition und deren Führung verbieten ließ und über Nacht in KZs verbrachte, verläuft der Gleichschaltungsprozess in der Türkei eher wie im Fasces-Italien Mussolinis, als der Duce das Parlament noch eine Zeit bestehen ließ und eher schrittweise vorging, bis er dann die italienische Demokratie ganz beseitigte. Nach letzterem Muster scheint nun Erdogan vorzugehen, aber die Zielrichtung dürfte jetzt schon klar sein. Nachdem nun auch das kemalistische Militär als Machtfaktor ausgeschaltet und untergeordnet ist, dürfte nun auch die Säuberung und Gleichschaltung des Staatsapperates, wie auch des Militärs und Geheimdienst als nächstes folgen. Bisher galt beim Militär das Verbot, dass Mitglieder islamistischer Parteien oder Studenten islamischer Institutionen und Akademien Studenten der Militärakademien oder Mitglieder der Generalität und des Offizierskorps werden konnten. Diese Bestimmung wird Erdogan als nächstes abschaffen, um die Ränge des türkischen Militärs zu islamisieren und mit seinen Leuten zu besetzen. Die andere Option ist, dass er wie Hitler neben der Reichswehr eben neben dem türkischen Militär auch eine Art islamistische SS aufbaut. Vorbild dabei dürften die Republikanischen Garden der Islamischen Republik Iran sein. Doch noch besteht die Möglichkeit, dass er sich zuviel Feinde auf einmal macht, wenn er HDP, CHP, AKP-dissidenten, Militär, Gesellschaft und Gülebewegung zugleich und auf einmal gleichschalten würde. Es bleibt abzuwarten, inwieweit der Protestmarsch der CHP auf Resonanz stößt und sich ausweitet und was die CHP selbst bei Amnestie ihres verurteilten Abgeordneten weiter zu tun gedenkt, insofern es dazu kommen sollte oder sich dies nicht zu einer Kraftprobe entwickelt, die eine neue Dynamik auslösen könnte.

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  57. genova68 schreibt:

    Na, neumondschein,
    Steinkuhl lässt in dem Artikel an Jebsen kaum ein gutes Haar. Und die Versuche, Jebsen aus der Antisemitismusecke herauszuholen, scheitern kläglich. Jebsens Hauptproblem streift Steinkuhl leider nur am Rande: Sein Egozentrismus, seine Eitelkeit, seine Unbeherrschtheit, Leuten wie Erdogan oder Trump nicht unähnlich. So jemand kann unmöglich guten Journalismus machen. Er sieht sich ja auch selbst als Journalist und Aktivist. Die Unmöglichkeit dieses Vorhabens fällt ihm natürlich nicht auf. Jebsen ist ein Demagoge, sonst nichts.

    Kürzlich erschienen: Ein ellenlanges Interview mit Gerhard Wisnewski, einem realitätsfremden Verschwörungstheoretiker par Excellence, den man beim besten Willen nicht ernst nehmen kann. Bei solchen Leuten kann man nur noch auf der psychologischen Ebene nachforschen. Jebsen lobt in dem Zusammenhang den Koppverlag, wo Wisnewski publiziert. Daran anschließend könnte man die Frage beanworten, welches Verhältnis Jebsen zur neuen Rechten hat.

    Wer allen Ernstes behauptet, Jebsen betreibe Bildungsfernsehen, zeigt, dass er nicht weiß, was Bildung bedeutet. Unangenehmer noch: die fehlende Menschenkenntnis: Wer sich die ersten 15 Sekunden dieses Videos anschaut, hat den schmierigen Kameraden schon durchschaut:

    Aber manche Leute fahren auf sowas ab.

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  58. neumondschein schreibt:

    Uebrigens: den halben Bürgerkrieg gibt es in der Türkei bereits.

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  59. neumondschein schreibt:

    Und: wegen 100 Jahren Atatürk: Seine Türkei war nie wirklich demokratisch. Kurden gab es offiziell nicht. Und kurdisch war verboten. Im Prinzip war die Türkei die ganze Zeit über eine demokratisch drapierte Militärdiktatur. Frauen aus aermeren Bevoelkerungsschichten waren von Bildung ausgeschlossen wegen Kopftuchverbot. Die soziale Infrastruktur war miserabel. Aber es gab Zeiten, als Erdogan die Todesstrafe abschaffte, Friedensverhandlungen mit der PKK führte, versuchte, das Los seiner Landsmaenninnen zu verbessern, denn Frauen ging es unter dem frauenbefreienden Kemalistenregime geschissener als noch in vielen anderen Ländern des Nahen Ostens Doch diese Zeiten sind jetzt auch wieder vorbei.

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