Das Deutschland wählt

„Deutschland wählt sein neues Staatsoberhaupt“

titelte gestern der Tagesspiegel und zeigt damit einen ordentlichen Teil des Dilemmas. Der, das oder die Deutschland wählt nicht, Deutschland ist nur ein künstliches Konstrukt. Wer da tatsächlich wählt, ist die interessantere Frage. Es ist die sogenannte Bundesversammlung, und deren Zusammensetzung geht so: Die üblichen Politikbonzen fragen mehr oder weniger Prominente, ob sie den richtigen Kandidaten wählen würden. Antworten die mit „ja“, dürfen sie wählen. So geht Demokratie in Deutschland.

Die FAZ klärt uns auf:

„Diese Promis wählen mit: Von der Berlinale-Party in die Bundesversammlung“

Jetzt wählt nicht mehr Deutschland, sondern das tun Promis. Iris Berben, Peter Maffay, die Sängerin einer Band namens Silbermond, Friede Springer, Helmut Markwort, ein angeblich bekannter YouTuber und Veronica Ferres sind mit von der Partie. Letztere hat vielleicht ihren Mann gefragt, wen sie denn wählen soll.

Die Bundespräsidentenwahl ist eine absurde Veranstaltung, die an die DDR erinnert. Ein Establishment und ihm temporär Zugehörige dürfen wählen. Beziehungsweise dürfen nur die wählen, die vorher angeben, das Richtige zu wählen, und daraus macht man dann eine Showveranstaltung. Noch besser: Es gibt ja tatsächlich ein paar Kandidaten – jenseits des faktisch gesetzten. Aber die dürfen nicht einmal eine kurze Rede vor den Wählern halten. Sie müssen schweigen. Die stehen da wohl ein paar Stunden sinnlos herum. Überzeugend ist einzig Sonneborn, der am Donnerstag noch schnell seinen Vater nominiert hat.

Es ist eine adäquate Antwort auf die Farce.

Im Vorfeld bemühten sich die üblichen Journalisten um einen staatstragenden Ton und so schafft es auch ein belangloser und extrem verquast redender Plapperer und Agenda-Mann wie Steinmeier ins Schloss Bellevue.

Steinmeier soll „uns“ nun fünf Jahre lang Bedeutsames mitteilen – obwohl der bislang noch nie etwas Interessantes gesagt hat. Kleine Pointe am Rande: Steinmeier schrieb als Gießener Jurastudent für eine Zeitschrift des Pahl-Rugenstein-Verlags. Der wiederum wurde maßgeblich von der DDR finanziert und stand auch unter Beobachtung des Verfassungsschutzes. Es wäre interessant zu erfahren, was Steinmeier damals geschrieben hat. Man darf vermuten, dass er in dem Heftchen interessantere Positionen beschrieben hat als alles, was er später publizierte.

Steinmeier, der alte Linksextremist. Dann die totale Wandlung. Wobei: In Bezug auf seine BP-Wahl bleibt er den DDR-Gepflogenheiten treu: Wählen ja, aber bitte nur so tun als ob.

Steinmeier soll nun in etwa das tun, was der Mr. Banalo Gauck die vergangenen fünf Jahre getan hat. Vielleicht mehr Kriege mit deutscher Beteiligung fordern. Vielleicht neoliberale Politik fordern und gleichzeitig Rechtsradikalismus geiseln.

Die Bundespräsidentenwahl als Farce ist ähnlich gelagert wie die Bundeskanzlerkandidatenaufstellung. Exakt die Parteien, die sich gerne „demokratisch“ nennen, um sich von der AfD abzugrenzen, kopieren sehr genau die DDR, wenn es um Machtausübung, wenn es konkret um die Kandidaten Merkel und Schulz geht: Hinterzimmerentscheidung, die im Nachhinein von Statisten abgesegnet werden, damit es demokratisch aussieht.

Eigentlich ginge Demokratie so: Es gibt eine Reihe von Politikern, die Kanzlerkandidat werden wollen. Die streiten und argumentieren und treten zu einer Wahl an. Delegierte oder gar alle Mitglieder einer Partei kommen dann zu einem Parteitag zusammen und wählen. So wie das in den USA passiert, oder auch in Frankreich.

Nicht so in der Bundesrepublik. Da einigen sich ein paar obere Parteifunktionäre der SPD intern auf einen Kandidaten. Diesen einen präsentiert man dann einfach der Öffentlichkeit. Die „Wahl“, die vom Parteiengesetz vorgeschrieben ist, gerät zur Makulatur. Da müssen sich Delegierte ein Wochenende Zeit nehmen, um einmal die Hand zu heben für einen Kandidaten, der schon längst feststeht. Eine Wahl mit einem Kandidaten. Dass die Delegierten das mitmachen, zeigt, wie peinlich die Parteien geworden sind.

Bis auf die AfD stört das in diesem seeligen Deutschland niemanden. Im Gegenteil. Die vereinigten Hauptstadtjournalisten interessiert mit keiner Zeile, wie hier Demokratie zur Farce wird. Dass Martin Schulz bislang mit keinem Halbsatz gesagt hat, was er eigentlich will und dass seine Dauerbezug zum „hart schuftenden Busfahrer“ schlimmsten Populismus und eine Fortsetzung rechter Politik im Amt befürchten lässt: Egal. Hauptsache, Schulz ist nicht bei der AfD.

Die CDU wartete ein paar Wochen zuvor nur darauf, ob Merkel noch einmal „ja“ sagen wird. Eine Wahl findet danach pro forma statt. Eine ernsthafte Wahl mit mehreren Kandidaten würde von fast allen Journalisten als Krise in der CDU gedeutet: Die diskutieren, die haben unterschiedliche Meinungen, das ist das Ende.

Der Deutsche mag Eintracht. Keine Diskussion, keine Abweichler.

Sagen die Erlauchten dann „ja“, räumt die wichtigste Talkshow der Nation alle Sessel bis auf einen weg und lässt den König bzw. die Königin eine Stunde lang plappern. Ernsthafte Nachfragen, kritischer Journalismus gar, würde der Moderatorin vermutlich den Job kosten.

Es ist die DDR, die vom bundesdeutschen Establishment kopiert wird. Die DDR war bekanntlich eine Diktatur. Und es sind die Journalisten, denen nichts mehr auffällt. Da braucht es keinen Maulkorb.

Wunderbar entlarvend war die Frage eines Journalisten an ein SPD-Mitglied, was sie denn von dem Kandidaten Schulz erwarte. Antwort: Sie kenne die Positionen des Kandidaten noch nicht, müsse sich erstmal schlau machen. Dass das SPD-Mitglied den angeblichen Kandidaten erstmal zum Kandidaten wählen müsste und sich vorher informieren, liegt außerhalb der Vorstellung des Journalisten – und wohl auch des SPD-Mitglieds.

Deutschland und Demokratie war on the long run noch nie eine überzeugende Einheit. Wählende Deutsche sind nach wie vor etwas verwirrend Fremdes. Das wählende Deutschland ist eine nette Verklärung. Um das festzustellen, braucht man keine erstarkte Rechte.

P.S.: Eine breaking news bringt der Spiegel um die sonntägliche Mittagszeit: Ein „CDU-Mann“ will nicht für Steinmeier stimmen.

Das Ende des Abendlandes naht.

(Foto: genova 2016)

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20 Antworten zu Das Deutschland wählt

  1. philgeland schreibt:

    Dasselbe Szenario mal übertragen auf die Wahl des Bundespräsidenten:

    Es gibt eine Reihe von Politikern, die Bundespräsident werden möchten. Sagen wir, mindestens einer aus jeder Partei. Die stellen sich dann der Öffentlichkeit, bestreiten u. a. eine oder zwei „Talk-Runden“, in denen sie sich – huch! – auch zu politischen Themen äußern.

    Danach findet eine direkte Wahl statt. Und danach eine Stichwahl, falls nötig.

    Auch nicht das Gelbe vom Ei aber immer noch besser als die „Bundesversammlung“.

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  2. philgeland schreibt:

    P. S.
    Die Bundesversammlung erinnert ein wenig an die mittelalterlichen Treffen der Fürsten, die unter sich einen neuen Kaiser des „Hl. Römischen Reiches“ auskungelten. Nicht gerade zeitgemäß.

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  3. dame.von.welt schreibt:

    Nicht die DDR wird kopiert, die Monarchie mit Kamarilla, Hofstaat und allem Chic und Pli wird mit Hilfe leicht wechselnder Vorstellungen vom ‚guten König‘ fortgeschrieben.

    Deniz Yücel hat anläßlich der „Beschädigung des Amtes“ durch Christian Wulff mal sehr hübsch über die bisherigen Bundespräsidenten geschrieben: Vollpfosten in Amt und Würden, kurz darauf ergänzt durch: Ein Stinkstiefel namens Gauck

    Der Ausrutscher

    Gustav Heinemann, SPD, 1969 bis 1974: Ein Mann, der erklärtermaßen nicht den Staat, sondern seine Frau liebte und auch sonst durch nichts für das Amt qualifiziert war: Anders als seine Vorgänger hatte er keinen Führer ermächtigt und keine KZ-Baracken gebaut. Anders als seine drei Nachfolger (und als sein Gegenkandidat, der CDU-Politiker Gerhard Schröder, der prompt die 22 Stimmen der NPD bekam) hatte er weder Verantwortung in der NSDAP übernommen noch in der SA oder der Wehrmacht gedient.

    Nein, Heinemann gehörte dem evangelischen Widerstand an. Aus Protest gegen die Wiederbewaffnung trat er 1951 als Bundesinnenminister zurück und aus der CDU aus und leitete später als Justizminister der SPD, zu der er nach dem Scheitern seiner Gesamtdeutschen Volkspartei gewechselt war, eine Humanisierung des Strafvollzugs ein und zeigte Wohlwollen für die revoltierende Jugend. Noch heute rätseln Historiker, wie es zu einer solchen personalpolitischen Panne kommen konnte.

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  4. genova68 schreibt:

    Ein guter Vergleich mit der Kamarilla. Es ist immer wieder interessant, wie solche Anlässe zur Ausgrenzung genutzt werden. Scheurer von der CSU versuchte in einem TV-Beitrag wiederholt, die Linke mit der AfD zusammen in die Extremistenecke zu stellen. Die Tatsache, dass die linken Abgeordneten im Bundestag für Gauck nur applaudierten, aber dabei nicht aufstanden, wertete er als „fehlenden Anstand.“ Genauer: Die fehlende „Begeisterung“ war für ihn der fehlende Anstand. Man könnte aus solchen Steilvorlagen etwas machen: Wer für einen Amtsinhaber keine Begeisterung entwickelt, hat keinen Anstand. Ein interessantes Demokratieverständnis. Scheurer bekommt für seine Haltung keine Kritik.

    Bezeichnend auch, dass Gauck als intellektuell interessant dargestellt wurde. Da würden mich die belegenden Zitate doch mal interessieren.

    Yücel ist für solche Anlässe der richtige Mann.

    Mittelalterliches Treffen trifft es wohl auch ganz gut.

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  5. dame.von.welt schreibt:

    Scheurer von der CSU …
    Sie meinen den Scheuer Andi aus Niederbayern, der in seiner Prager Doktorarbeit (über „Die politische Kommunikation der CSU im System Bayerns“) bei der Bundeszentrale für politische Bildung klaute und in seinem bisherigen Berufsleben ausschließlich von Transfergeld lebt? Aber die sozialen Anreize für Rumänen und Bulgaren abschaffen will (die in keiner Statistik durch überschnittlichen Transfergeldbezug auffallen) und fußballspielende, ministrierende Senegalesen wegen ihrer Nichtabschiebbarkeit für das Schlimmste hält? Was alles seinem Amt als CSU-Generalsekretär keinen Abbruch tut?
    Bei dem weiß man einfach, von wem sowas kommt, gegen den wirkt ja selbst Volker Kauders Extremismus fast beinahe intellektuell.

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  6. altautonomer schreibt:

    „Eigentlich ginge Demokratie so: Es gibt eine Reihe von Politikern, die Kanzlerkandidat werden wollen. Die streiten und argumentieren und treten zu einer Wahl an. “

    Es muss ja nicht ein Kandidat bzw. eine Kandidatin aus der Politik sein. Aus dem Bereich der Kunst, des Journalismus und der Forschung (Butterwegge) gäbe es ja auch „geeignete“ Leute. So war ja z. B. Frau Kässmann angedacht. Wobei…..mit Richter Alexander Hold das Trashfernsehen Einzug in die Politik gehalten hätte.

    Die Linke hat sich ebenfalls ein Armutszeugnis ausgestellt. Ich habe keinen ihrer Delegierten gesehen, bzw. davon gehört, der aus dem Bereich Hartz-4-Initiativen, Tafeln, Obdachlosenhilfen, Pro Asyl, Foodwatch, Greenpeace oder Occupy kam, ganz zu schweigen von der Nominierung Murat Kurnaz`s als BuPrä-Kandidat.

    Da zieht es Prominente der LINKEN noch am selben Abend in andere Gefilde:
    http://programm.ard.de/TV/Themenschwerpunkte/Unterhaltung/Karneval/Startseite/?sendung=2810674000560

    Er ist sich für nichts mehr zu blöd. Wenn es um öffentliche Aufmerksamkeit geht, unterwirft er sich sogar dem kalendarischen Humordiktat. Der Hampelmann der PdL, eitel und selbstgefällig. Niemand hat ihn gezwungen, sich dermaßen zum Honk zu machen.

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  7. philgeland schreibt:

    @altautonomer, Finde nicht, dass sich die Linke ein Armutszeugnis ausgestellt hat. Zumindest nicht „im Rahmen dieser Veranstaltung“. So ist das nun mal, wenn man sich auf parlamentarische Regeln einlässt. Und nach der Wahl stehend zu applaudieren, ist auch keine Pflichtübung. Und das selbst dann, wenn diese Figuren der AfD auch nicht getan haben.

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  8. philgeland schreibt:

    Und das selbst dann nicht, wenn die Rechten … (kleine Korrektur)

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  9. genova68 schreibt:

    Politiker wollen halt auch menscheln. Bei Gysi habe ich allerdings auch ein wenig Bauchschmerzen, weil der in der Tat eitel ist und sich gerne reden hört. Als Wirtschaftssenator in Berlin hatte er nur ein kurzes Gastspiel und ich weiß nicht so recht, ob der in einem Amt wirklich versuchen würde, etwas zu ändern.

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  10. Jakobiner schreibt:

    Zeit für Gegenbewegung:Die Proeuropäer formieren sich jetzt: 300 Intelektuelle der Spinelligruppe, die für einen europäischen Zentralstaat mit einem echten EU-Parlament, Staatshaushalt und EU-Regierung eintreten rufen am 25.3. 2017 zum Marsch auf Rom für eine Wiederbelebung Europas auf, um gegen den erstarkenden Nationalismus in Europa einen Kontrapunkt zu setzen

    http://www.marchforeurope2017.eu/academic-community-launches-appeal-in-support-to-the-march-for-europe/

    Demoaufruf für den Marsch für Europa in Rom: Mobilisierungswebseite mit den neuesten Updates:
    http://www.marchforeurope2017.eu/

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  11. genova68 schreibt:

    „Marsch auf Rom“ ist vielleicht ein wenig unglücklich formuliert :D

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  12. Jakobiner schreibt:

    Schulz verspricht jetzt die Fehler der Agenda 2010 zu korrigieren. Die SZ macht einen „Agenda-Check“–auch neoliberale Verwirrung?

    http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/arbeitsmarktreformen-die-agenda-im-check-1.3398698

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  13. Jakobiner schreibt:

    Aus einem Interview mit Engelen-Kefer (DGB/SPD):

    Global Review: Was halten Sie von der Forderung nach dem bedingungslosen Grundeinkommen. (BGE. Anfangs war dies ja eher eine Forderung von alternativen Lebensreformlern, inziwschen aber sprechen sich zahlreiche Firmenvertreter des Silicon Valley, wie auch Siemenschef Joe Kaeser dafür aus, während die Linkspartei eher noch bei dem gewohnten Hartz-/Alg-System bleiben will, da unklar ist, in welcher Höhe das BGE ausgezahlt wird. Konservative sehen darin eine Anleitung zum Faulsein und die Infragestellung des Leistungsprinzips. Andere sehen wiederum infolge der Digitalisierung das Ende der Erwerbsarbeit und der darauf aufbauenden Sozialsysteme, wie auch den Einbruch von zahlungskräftigen Konsumenten, die infolge von Nachfragemangel die Wirtschaft kollabieren lassen würden. Wie beurteilen Sie das BGE?

    Dr. Engelen-Kefer: Dem bedingungslosen Grundeinkommen -sowohl bei Arbeit wie auch im Alter- stehe ich sehr skeptisch gegenüber. Dies gilt vor allem, wenn dann alle sonstigen Leistungen der Sozialversicherungen und Sozialtransfers entfallen. Damit würde den Menschen „Steine statt Brot“ gegeben. Die vom Grundgesetz geschützten auf Beitragszahlungen von Arbeitnehmern und Arbeitgebern beruhenden Sozialversicherungssysteme haben es in der Bundesrepublik trotz aller politischen Einschränkungen vermocht, über Jahrzehnte und schrecklichen Weltkriegen hinweg einen gewissen Schutz für die großen Lebensrisiken zu bieten. Nach meinem Dafürhalten ist der Gesetzgeber, vor allem unter der schwarz-gelben Regierungskoalition von Helmut Kohl wie auch der rotgrünen Bundesregierung mit Gerhard Schröder, bereits zu weit gegangen, die Leistungen der Renten-, Kranken- und Arbeitslosenversicherung einzuschränken.

    Die Absicht, hiermit Arbeitskosten einzusparen und die Beschäftigung zu fördern, hat zu der erheblichen Verbesserung auf dem Arbeitsmarkt, vor allem seit 2010, beigetragen. Allerdings mussten viele Menschen hierfür einen hohen Preis zahlen. Prekäre Beschäftigung, Niedriglöhne, Langzeitarbeitslosigkeit sowie Armut bei Arbeit und im Alter sind mit etwa 20 Prozent in Deutschland schneller und höher gestiegen als in vergleichbaren Ländern der Europäischen Union (EU) und haben sich seit über 10 Jahren verfestigt. Dies hat zu einer zunehmenden Spaltung der Gesellschaft geführt- mit abnehmendem Anteil der Löhne sowie der öffentlichen Investitionen einerseits und der Konzentration von hohen Einkommen, Kapitalerträgen und Vermögen in den Händen von immer weniger Privaten andererseits.

    Diese Erosion von Sozialstaat und sozialer Gerechtigkeit würde auch durch das BGE nicht verändert werden können. Zwar hätten die auf ALGII. HARTZ IV sowie Grundsicherung im Alter angewiesenen Menschen erhebliche Erleichterungen- vor allem bei Bürokratie und Ausgrenzung, abgesehen von den materiellen Belastungen von Niedriglöhnen und Armut. Allerdings wäre dies mit erheblichen Gefahren verbunden, das BGE je nach finanzieller Kassenlage und politischen Erwägungen der jeweiligen Bundesregierungen und ihrer Finanzminister einzuschränken. Auf die Leistungen der Sozialversicherung bestehen grundgesetzlich und rechtlich festgelegte Ansprüche, deren Veränderungen parlamentarischen Entscheidungen mit teilweise hohen Hürden vorbehalten sind, auf die mithin die Bürger mit ihren Wahlentscheidungen und sonstigen politischen Äußerungsformen stärker Einfluss nehmen können als auf ein BGE.

    Vollständiges Interview unter:

    http://www.global-review.info/2017/02/20/digitalisierung-aus-gewerkschaftlicher-perspektiveinterview-mit-dr-engelen-kefer-uber-industrie-4-0-und-arbeit-4-0/

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  14. neumondschein schreibt:

    http://www.marchforeurope2017.eu/ Ist Quatsch! Geeintes Europa bedeutet Deutsch-Europa! Genau das, was Hitler wollte! Zuerst möchte ich ein Programm sehen, das eine föderale demokratische Republik vorsieht, mit wirtschaftlichen Gestaltungsmoeglichkeiten, um die Bankenkrisen lösen zu können, gleichen Rechten für alle Bürger, also auch derjenigen aus Bulgarien, Portugal und Griechenland etc. Und nicht nur Deutschlands Hinterhof und militärisches Aufmarschgebiet. Da ist das hier http://www.diem25.org besser. Das wurde von Giannis Varoufakis ins Leben gerufen, dem früheren Finanzminister in der Regierung Tsipras.

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  15. neumondschein schreibt:

    Man sollte besser gegen Merkel demonstrieren. Oder gegen Schulz; ist ja das Gleiche. Deutsche Wirtschaftspolitik ist nämlich ein wesentlicher Auslöser der Europa-Krise. die m5s, lepen sind nur Folgen davon.

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  16. genova68 schreibt:

    March for Europe und was auch immer: Es gibt so viele Initivativen, die im Sande verlaufen. Tatsächlich scheint eine Internationalisierung der Linken nicht zu funktionieren. Die haben auch keine Ahnung mehr von PR. Man braucht ein paar große Themen, das reicht, ansonsten kommst du aufmerksamkeitsökonomisch nie über eine relevante Schwelle hinaus. Dieses Diem25 wird vermutlich nur von jenen selbst wahrgenommen. Von Griechenland-Files ist die Rede auf dieser Website. Was auch immer das ist. Es ist gut möglich, dass das eine inhaltlich sinnvolle Initiative ist, aber es nutzt nichts. Zumindest ist das in der deutschen Öffentlichkeit alles unbekannt. In anderen Ländern kann das anders laufen, aber man kriegt es nicht mit. Im Gegensatz zu den Rechtsradikalen, deren Existenz und grobe Programmatik man intus hat, of Front National oder Wilders oder oder. Die Linke hat sich verzettelt im neoliberalen Dickicht und kommt da kaum noch raus. Die Rechte bedient traditionell nur Hassgefühle, und da ist der Neoliberalismus als Hassproduzent willkommen. Neoliberalismus als Wegbereiter von Faschismus wäre das übergreifende Thema, und da müsste man Leute wie Schulz oder Merkel mit reinpacken, also den Unterschied zwischen diesen Leuten und einem Höcke verwässern. Aber das ist zu anspruchsvoll und im Mainstream nicht unterzubringen.

    Was ist m5s und lepen?

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  17. Jakobiner schreibt:

    In 19 Städten Deutschlands gibt es gerade Pro-Europademos, von denen aber zumeist gar nicht berichtet wird–mit Ausnahme der SZ über die Demo in München mit 500 Leuten. Aber die Parteien mobilisieren auch nicht dazu–wie Genova schreibt: Es ist mehr eine Insidersache. Merkwürdig, da ja nach jedem Wahlsieg der Rechten immer wieder mantrenhaft und gebetsmüghlartig erklärt wird, dies sei ein „Weckruf“ und nun müsse man agieren und handeln, statt zu reagieren.

    „Geeintes Europa bedeutet Deutsch-Europa! Genau das, was Hitler wollte! “ Polemischer Schwachsinn! Solch ein geeinetes Europa kann die verschiedensten Formen annehmen.Es ist interessant, dass der Front National erzählt, dass Deutschland die EU beherrschen und die anderen Staaten aussaugen würde, die AfD Lucke/Henkel und solche Ökonomen wie Sinn sich zeitgleich darüber beschweren, dass die Südländer und Frankreich die EU zur Ausplünderung Deutschlands gegründet hätten.

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  18. philgeland schreibt:

    @dame.von.welt, in Bezug auf Ihren Kommentar aus „vergangenen Tagen“ (also im Februar), hat dessen Inhalt heute, (also einen Monat später) ja fast schon „prophetische Dimensionen“: ein deutsch-türkischer Journalist sitzt im Knast, weil er – nach Auslegung – selbst zum „Amtsbeschädiger“. Kommt halt immer auf die Perspektive an. Mit sarkastischen Grüßen …

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  19. philgeland schreibt:

    Korrektur, da fehlt natürlich ein Verb: Weil er selbst zum „Amtsbeschädiger“ wurde …

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