Der nackte Kaiser von München

Gerhard Matzig schreibt in der Süddeutschen (19.8., S. 10) über die jahrhundertealten Verheißungen von Stadt, die sich aktuell massiv änderten: von „Stadtluft macht frei“ zu „Stadtluft macht arm“:

Die Lebenshaltungskosten sind in München inzwischen so hoch, dass sie auch von den oft überdurchschnittlichen Löhnen und Gehältern nicht mehr abgefedert werden können. Wer nach München zieht, geht also dort das Risiko ein, immer ärmer zu werden…

In Tirschenreuth in der Oberpfalz ist laut Matzig ein Euro lebenshaltungstechnisch 1,40 Euro wert, in München sind es nur 60 Cent. Matzig fragt und antwortet:

„Macht Stadtluft also in Wahrheit arm? Es sieht so aus.“

Es ist bezeichnend für den Neoliberalen Matzig, dass er das zwar bedauert, danach aber mit Floskeln wie „Städte sind Chancen, keine Garantien“ oder „Städe müssen Jobmotoren sein“ kommt und die Ursachen der von ihm sicher richtig diagnostizierten Steigerungen der Lebenshaltungskosten nicht in den Blick bekommt: Sie gehen komplett auf die sogenannten Wertsteigerungen von Immobilien. Es ist der einzige Preis, der in Stadt steigt.

Lieber Gerhard Matzig, just for info: Je effektiver der Jobmotor läuft, desto massiver die Immobilienwertsteigerungen. Bis auf die Spekulanten wird diesen Wettlauf niemand gewinnen.

Dabei kann man heute Häuser preiswerter bauen als vor 50 Jahren. So wie das bei Autos, Küchenschränken und Klopapier auch der Fall ist. Die Löhne für Bauarbeiter sind nicht massiv gestiegen, die Materialkosten und die Honorare für Architekten ebensowenig.

Das Haus in München kostet – kapitalismusbereinigt – weniger als das in Tirschenreuth. Sämtliche Infrastrukturkosten sind in der Stadt niedriger als auf dem Land. Davon abgesehen ist das Stadtleben ökologischer als das Landleben.

Wäre dieser Staat ernsthaft an der Lösung von Ökologieproblemen interessiert, müsste er die Immobilienspekulation beenden.

Ein paar Tage später interviewt die Süddeutsche eine Rapperin aus München, die es auch schade findet, dass die hohen Mieten „die Kreativen“ vertreiben. Man könne sich kaum ein Atelier anmieten und bei ihr gegenüber sei gerade eine Vierzimmerwohnung für 2.500 Euro kalt weggegangen. Auch hier keinerlei Interesse oder Verständnis für die ökonomischen und gesellschaftlichen Ursachen dessen, was beklagt wird.

Es ist, wie hier schon oft geschrieben, die smarte und deshalb so effektive neoliberale Gehirnwäsche, der wir alle ausgesetzt sind. Kapitalismus ist wie das Wetter: Man motzt, wenn es regnet, aber man kann das Wetter ja nicht abschaffen.

Der Kaiser stünde dann nackt da.

 

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12 Antworten zu Der nackte Kaiser von München

  1. Jakobiner schreibt:

    Als ehemaliger Münchner kann ich das bestätigen. Oft vergessen wird dabei zu erwähnen, dass es gerade die SPD-Regierung unter dem so allseitiig gefeierten Oberbürgermeister Christian Ude war, die den sozialen Wohnungsbau zurückfuhr und auch die Genossenschaftswohnungen und Sozialwohnungen privatisierte. Dabei hatte sich Ude vor allem als Mieteranwalt und Vertreter der kleinen Leute in Nichtregierunszeiten einen Namen gemacht. Ich kann mich noch erinnern, wie Ude gegen Gauweiler kandidierte, als er noch keinen Namen hatte. Da die Umfragewerte sanken, musste der vorige Oberbürgermeister Kronawitter , der „rote Schorsch“aus seinem Urlaub als Wahlkamphelfer geholt werden, da Ude in seinen Reden sehr akademisch und statistiklastig verfuhr. Kronawitter machte damals auch die Wohnungssituation zum wesentlichen Wahlkampfthema, während Gauweiler auf innere Sicherheit, Law and Order setzte und SPD- München als Hauptstadt der Kriminalität portraitierte.Der „rote Schorsch“verwendete in seinen Reden dabei die griffige Formel: „Mieter wählen SPD, Miethaie CSU!“.Naja.

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  2. Jakobiner schreibt:

    Falls möglich, würde ich diesen hervorragenden Artikel gerne auf meinen Blog stellen, zumal den auch viele Münchner lesen. Wäre das okay?

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  3. genova68 schreibt:

    bitte sehr.

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  4. genova68 schreibt:

    Danke für den Artikel. Das dort gezeigte Bild verdeutlicht das grundlegende Missverständnis. Im Kapitalismus sind Häuser eben nicht zum Wohnen da, sondern zum Rendite machen. Die Zahlen, die dort genannt werden, sind eindeutig. 80 Prozent der Studenten haben weniger als 1000 Euro monatlich, der Großteil sogar weniger als 700 Euro. Die angebotenen 26-qm-Wohnungen kosten um die 600 bis 700 Euro. Man kann auch aus Studenten herauspressen, was nur irgendwie geht. Als nächstes werden vermutlich zinsgünstige Kredite angeboten, damit die Studenten wohnen können.

    Interessant dabei: Das Gelände gehörte einer städtischen Wohnungsbaugesellschaft. Die verkaufte es samt altem Gebäude, das darauf stand. Eine Genossenschaft wollte kaufen und günstigen Wohnraum errichten. Sie konnten den von der Wohnungsbaugesellschaft verlangten Kaufpreis nicht aufbringen. Den Zuschlag erhielt ein privater Investor, der die nun entstandenen Miniwohnungen zu den genannten Preisen errichtete.

    Ein weiteres Beispiel, wo dieser sogenannte Sozialstaat seine Asozialität zum Ausdruck bringt.

    https://www.aktion-mensch.de/blog/beitraege/der-traum-vom-gemeinschaftlichen-wohnen-das-philosophicum-projekt-in-frankfurt.html

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  5. Jakobiner schreibt:

    Ich habe mal mit einem Bekannten über den Artikel gesprochen, der früher FDP gewählt hat, sich nun überlegt AfD zu wählen und ein rechter Neoliberaler ist.Seine Meinung: Gentrifizierung gab es schon immer, ist nichts Neues. Billigwohnungen werden renoviert oder als Spektulationsobjekt saniert, zum höheren Preis verkauft, was immer mehr Stadtbezirke dann umfasst. Alte Wohnungen werden zugunsten von weniger erschwinglichen Wohnungen gebaut, aber nach einer Zeit der Immobilienblase platzt die dann, weswegen Mieten und Preise für bessere Wohnungen auch dramatisch fallen. Danach werden dann die Luxuswohnungen Massenware und auch wieder für Otto-Normal erschwinglich. Er meinte, dies sei bei allen Produkten der Fall, dass ihre Preise von einem hohen Sockel dann fallen und zum Massengut mit mehr allgemein besserer Qualität werden.Das war bei Tin Lizzy von Ford so und auch beim Fernseher. Ja, was sagt man da dagegen?

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  6. GrooveX schreibt:

    was man da sagen soll? dass so ein mercedes 280 se von 1975 mit zerschlissenen polstern, ziehenden fenstern, ohne kat und ölfressend für einen neoproll auch ganz nett sein mag, aber…

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  7. genova68 schreibt:

    Jakobiner,
    ich denke, dein Bekannter hat insofern recht, als dass es im Kapitalismsu schon immer Verwertung von Immobilien gab. Ansonsten haben sich bei ihm wohl ein paar Denkfehler eingeschlichen. Blasen platzen irgendwann, ok, aber wenn wir beim Beispiel München bleiben, dann ist das eine sehr allgemeine Aussage, die hier nicht haltbar ist. Solange die Nachfrage da ist, platzt nichts. Und Nachfrage heißt nicht nur real benötigter Wohnraum, sondern auch Zweit- und Drittwohnungen und Kapitalanlagen in Immobilienform überhaupt. Der Markt regelt in München, dass Hunderttausende deutlich mehr fürs Wohnen ausgeben müssen, als es die realen finanziellen Aufwendungen (Bauarbeiterlöhne und Material) erforderlich machen. Monat für Monat. Das kann man so hinnehmen, dass jemand mit Durchschnittseinkommen jeden Monat ein paar hundert Euro mehr für die Wohnung zahlen muss, damit andere sich dumm und dämlich verdienen und auf Blasen und lange Zeitläufte hinweisen, oder man kann das kritisieren.

    Das ist also erstmal unsozial. Zweitens ist es volkswirtschaftlich schädlich, weil das Geld für realen Konsum fehlt. Die Nutznießer dieser Politik sparen ihr Geld zu einem relativ großen Teil, die haben schon alles. Oder sie kaufen sich wiederum selbst eine neue Immobilie als Wertanlage.

    Außerdem sind Immobilien etwas anderes als andere Konsumgüter: Der Platz für ein Haus ist nach dem Bau besetzt, der Platz ist nicht vermehrbar. In Manhattan gibt es Gegenden, in denen laut Spiegel nur ein Drittel der Wohnungen bewohnt ist, der Rest steht als Spekulationsobjekt leer. In London ist es ähnlich, Berlin ist auf dem Weg dahin. Das ist Zerstörung von Stadt. Dann kommt ein ganzer Rattenschwanz an Problemen dazu. Ökologisch betrachtet ist es absurd, dass man 50 Kilometer vor der Stadt für die Hälfte wohnen kann. Die Folgekosten fürs Pendeln werden auf die Gesellschaft abgewälzt, Rohstoffverbrauch, Schadstoffe, Lärm, Parkplatzbedarf und mehr.

    Für eine kapitalistische Ordnung des Wohnungsmarktes spricht einzig und alleine das Verwertungsinteresse des Kapitals, sonst nichts. Es ist sowieso eine merkwürdige Diskussion. Im Gesamten Elektronikbereich ist es selbstverständlich, dass günstigere Fertigungsmethoden, also technischer Fortschritt, Produktivitätsfortschritt, an die Kunden weitergegeben werden. Bei Nahrungsmittel via Dünger ebenso wie bei Kleidung via Nähmaschine oder bei Autos via automatisierter Fertigung. Nur beim Wohnen wird das Immobile ausgenutzt. Da wird seit 100 Jahren an rationellen Bautechniken gefortscht und das Ergebnis ist, dass sich immer mehr Leute in Städten nur noch Miniwohnungen leisten können, Studenten 80 Prozent ihres Einkommens für die Miete hinlegen sollen etc. Dazu kommen Geschäftsaufgaben wegen steigender Mieten. Eine Absurdität, weil das ja die sind, die arbeiten, im Gegensatz zu Spekulanten, die nur schmarotzen, die also auf die Arbeitenden angewiesen sind bzw. Blasen nutzen. Und da wäre eben eine Zviligesellschaft und eine Politik gefragt, die da zum Wohle aller einschreitet. Dass sie es nicht tut, zeigt die Perversion des Systems.

    Insofern hat dein Bekannter mit den fallenden Preisen eben nicht recht. Ich wüsste nicht, wo man das im Immobilienbereich beobachten kann. Außer in Gegenden, in denen es keine Arbeit mehr gibt, siehe Detroit. Es gibt keine Luxuswohnungen, die nach einer Weile für die Massen nutzbar sind. Obwohl das selbstverständlich wäre, käme man von der kapitalistischen Absurdität der Marktpreise für Immobilien weg.

    Immobilien sind eine ideale Auffangmöglichkeit für anderswo nicht verwertbares Kapital (wegen niedriger Zinsen und fehlender realwirtschaftlicher Investitionen). Es ist ja vielmehr so, dass die Immobilienspekulation die Arm-Reich-Schere weiter öffnet, sich die Notwendigkeit der weiteren Verwertung immer weiter anheizt.

    Man könnte in diesem Zusammenhang auch darauf hinweisen, dass die Baubranche die wohl korrupteste überhaupt ist. Die Zusammenarbeit mit der Politik klappt hervorragend und dementsprechend ist die Politik nicht gewillt, sich diesem Thema ernsthaft zu stellen.

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  8. Jakobiner schreibt:

    Ich habe deine Anmerkungen meinem Bekannten erzählt. Er meionte, dass mit dem unsozial stimme, aber langfristig sei es eben schon sozial. Gentrifizierung habe es auch in den 50er und 60er Jahren gegeben und es habe dazu geführt, dass sich die Qulaität der Wohunungen für die Masse verbessert habe. In den Luxuswohnungen der 60er Jahre wolle heute kein Hartzler mehr wohnen, da auch die Ansprüche gestiegen seien.Er meinte, dass Kritik an der Gentrifizierung Kritik anm Fortschritt im Wohnungsbau und der Qualität von Wohnungen sei. Ich konterte ihm, dass die Immobilen spekulation in den 60er Jahren noch nicht so exzessiv war, da es noch keine Deregulierung der Finanzmärkte, Derivate und die ganzen Hedge- und Pensionsfunds in diesen Ausmaasen gabm, sowie auch nicht die Globalisierung in diesem Bereich, dass also derart viele ausländische Investoren den Wohnungsmarkt als Investitions- und Spekulationsobjekt weltweit abgrasten. Von daher sei die Lage damals nicht mit heute vergleichbar aufgrund der Dregulierung der Finanzmärkte, der Globalisierung, der Privatiserung von Wohnungsbaugesellschaften und der Aufgabe des Sozialwohnungsbaus und von daher seien die erhofften trickle-down -Effekte heute auch nicht mehr in diesem Umfange gegeben. Was meinst du, Genova?

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  9. genova68 schreibt:

    Schaut ihr beide euch doch mal konkret München an und prüft die Thesen des Bekannten. Es wird von ihnen nichts übrig bleiben.

    Wo hat es in denn 50ern Gentrifizierung gegeben? Wo sind die 60er Jahre Luxuswohnungen, in denen kein Armer leben will? Natürlich sind die Ansprüche hinsichtlich Heizung und Sanitär gestiegen, aber ist dafür etwa die Gentrifizierung verantwortlich? Gentrifzierung hat die Qualität der Wohnungen für die Massen erhöht? Wie bitte? Wo? In New York? In London? Ansprüche steigen, seit der Mensch die Höhle verlassen hat. Und sie steigen, weil der Mensch ein intelligentes Wesen ist und in der Lage, seine Lebensbedingungen zu verbessern. Die konstruktiven Neuerungen der Griechen, der Römer, in der Romanik und der Gotik haben übrigens ohne Kapitalismus stattgefunden.

    Alle die Punkt, die dein Bekannter aufführt, sind von ihm frei erfunden, habe ich den Eindruck. Es kann halt nicht sein, was nicht sein darf.

    Du hast mit deinen Einwänden schon recht, würde ich meinen, dazu muss man gar nicht mehr sagen. Die Entwicklung derzeit in Deutschland und schon früher in London, Paris oder New York ist eindeutig: Das überflüssige Kapital, das durch das, was Marx Ausbeutung nennt, entstand, wird in Betongold geparkt, Wohnungskosten steigen für alle, was diesen Ausbeutungsprozess verschärft.

    Das Bemerkenswerte an dieser Situation ist, dass der technologische Fortschritt in der Tat in vielen Bereichen zu mehr Wohlstand geführt hat. Ein gutes Auto bekommt man heute neu für 7000 Euro mit wesentlich besseren Features als ein Käfer und es können sich viel mehr Leute leisten. Das ist bei vielen anderen Produkten so. Bei Immobilien funktioniert das in Ballungsräumen nicht, da braucht man nichts schönreden.

    Es gab kürzlich in der Bauwelt einen Schwerpunkt zur Modulbauweise: Vorgefertigte und massenhaft produzierte Module, die vor Ort schnell montiert werden, aber in unendlich vielen Variationen einsetzbar sind. Oder ein Flüchtlingsheim von Werner Sobek, dem Papst der technologisch avancierten Architektur, irgendwo in Baden-Württemberg. Dessen Bruttokosten: 1650 Euro pro qm inklusive Küche. Das schafft der ohne jeden Kapitalismus, sondern mit Engagement, mit Nachdenken, mit Forschung und mit einem nicht-privaten Kunden, sondern der öffentlichen Hand als Auftraggeber. In Masse produziert würden die 1650 nochmal deutlich unterboten.

    Der fortschrittliche Impuls privater Investoren in der Immobilienbranche ist ein Fake, er existiert nicht und er hat nie existiert. Das, was es in diesem fortschrittlichen Sektor gibt, ist alles schon immer staatlich oder kommunal gewesen und eben – ganz entscheidend – ohne jedes Profitinteresse: Rotes Wien, Berlin in den 20ern, Frankfurt in den 20ern, Massenwohnungsbau nach dem 2. WK nur als Beispiele. Kommen private Investoren ins Spiel wird es unsolide bzw. teuer.

    Falls jemand anderer Meinung ist, bitte konkret aufzeigen.

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  10. Jakobiner schreibt:

    Bei Wikipeida kann man klesen:

    „Der bereits für das Jahr 1888 nachweisbare Begriff gentrification[1] wurde 1964 von der britischen Stadtsoziologin Ruth Glass zur Kennzeichnung des Sachverhalts verwendet, dass Mittelschichtfamilien in den ursprünglich vor allem von Arbeitern bewohnten Londoner Stadtteil Islington zugezogen waren und den Stadtteil dadurch in seiner sozialen Struktur signifikant verändert hatten.[2][3] Sie sah dabei eine Analogie zu Vorgängen im 18. Jahrhundert, als Teile des niederen Adels (Gentry) vom Rand der Städte zurück in die Zentren zogen.[4]

    Eine Gentrifizierung im engeren Sinne zeichnet sich nach Jürgen Friedrichs durch den Austausch einer statusniedrigeren durch eine statushöhere Bevölkerung aus. Nach Andrej Holm gehören dazu wesentliche Änderungen des Nachbarschaftsmilieus und der nachbarschaftlichen Beziehungen. Dabei geht es um die soziokulturellen und immobilienwirtschaftlichen Veränderungen in ursprünglich preisgünstigen Stadtvierteln, in denen Immobilien zunehmend von wohlhabenderen Eigentümern und Mietern belegt und baulich aufgewertet werden. Bewohner mit einem niedrigeren Sozialstatus werden ersetzt oder verdrängt. Zumeist sind innenstadtnahe Stadtteile von Metropolen von derartigen Vorgängen betroffen. Weiter sind Gebiete betroffen, in denen sich ursprünglich keine oder nur wenige Wohnungen befanden, sondern Industrieanlagen, in denen beispielsweise Loftwohnungen eingerichtet werden.

    Gerhard Hard ordnet den Begriff unter den neuen Urbanisierungsdiskurs der 1970er Jahre ein.[5] Dabei werde der Begriff erheblich überhöht. Die tatsächliche Gentrifizierung sei oft auf nur wenige Häuserblöcke und symbolträchtige Plätze begrenzt.[6] Genauso bleibt Hard zufolge das Wohnungsangebot im Umfeld der Kernstädte nach wie vor sehr gering, die wesentlichen Wanderungsbewegungen gingen ins Umland. Wichtiger sei die Bedeutung einer von wenigen eloquenten Trendsettern geführten Diskussion zur Stadtentwicklung.“

    D.h. Gentrifizierung gab es schon früher, schoin im vorletzten Jahrhundert und genauso in den 60er Jahren des 20.Jahrhunderts es ist also nicht erst ein neuzeitliches Phänomen. Zweitens scheint der Begriff Gentrifizierung überhöht und übertrieben zu werden.
    https://de.wikipedia.org/wiki/Gentrifizierung

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  11. genova68 schreibt:

    Kapitalverwertung gibt es schon immer und so gesehen auch Gentrifizierung. Halb Berlin ist so entstanden, also durch private Investitionen, Viertelweise, Kiezweise, Blockweise. Der Kritikpunkt heute ist der, dass die kapitalistische Wirtschaft meint, via Spekulation wachsen zu müssen und das von der Masse der Arbeitenden bezahlt wird. Und dass so auch Wohnen zu einem Spekulationsobjekt geworden ist. Und zwar mit der objektiven Folge der Verschlechterung der Verhältnisse.

    Kapitalismus sorgt im aktuellen Fall für schlechtere Wohnverhältnisse, nicht für bessere. Und das wird sich nicht ändern, solange sich der Kapitalismus nicht ändert.

    Ich verwende den Begriff Gentrifzierung eigentlich nicht so gerne, weil er so verweicht ist: Viele regen sich über Latte Machiato oder Jogaläden auf. Das ist aber keine ernstzunehmende Kritik, sondern deren Boulevardisierung. Das einzig relevante Kriterium ist der Preis des Bodens und des Quadratmeters. Und vielleicht noch die Machtstrukturen bei der Bebauung des Bodens. Also, welche Typologien werden realisiert, können Bewohner mitreden etc.

    Diskussion eloquenter Trendsetter: Ja, das ist wohl ein interessanter Punkt. Im Prenzlauer Berg wohnen diese Leute, die einerseits durch jedes Vor-die-Tür-gehen Werbung für ihren Stadtteil machen, für das Klischee, andererseits wohnen dort viele Journalisten, die ständig Geschichten aus dem Prenzlauer Berg zusammenschreiben, bis das Image eben so ist, wie es ist und noch mehr dahin wollen.

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