Subtiler Beitrag zur aktuellen Blasphemiedebatte

(Foto: genova 2012)

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48 Antworten zu Subtiler Beitrag zur aktuellen Blasphemiedebatte

  1. hANNES wURST schreibt:

    Sehr schön, vor allem das Format. Schimmert da ein teleologischer Gottesbeweis durch?

    Henryk Broder hat sich auch so seine „Gedanken“ gemacht, was sagst Du denn dazu:
    http://www.welt.de/print/die_welt/kultur/article109261353/Die-Schuld-der-Muslime.html

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  2. genova68 schreibt:

    Es ist dummes Zeug, so wie alles, was Broder sagt. Broder IST dumm. Nicht im Sinne Sarrazins, dass ihm das richtige Gen fehlte, sondern weil er weil er dumm sein will. Er will nur Feindbilder bedienen, statt ein Problem zu durchdringen. Das ist sein Job. Sonst kann er ja nichts.

    Nur ein Beispiel für die Dummheit Broders in dem Artikel: Wenn man Moslems keine Häme über ihre Religion zumuten dürfe, dürfe man sie auch nicht mit Flugzeugen fliegen lassen, das sei auch eine Erfindung der Neuzeit. schreibt er. Selbst meine zweijährige Nichte würde verstehen, wo der Bruch in der Argumentation liegt.

    Eine Zeitung, die so einen als Kolumnist beschäftigt, hat sich intellektuell aufgegeben.

    Abgesehen davon gehen mir natürlich diese dummen Moslems auf den Sack. Genauso wie die Chinesen, die jetzt rumrandalieren und von ihrer Regierung „fordern“, nicht auf die Inseln zu verzichten. Alles manipulierte und instrumentalisierte Massen und somit unsympathisch.

    Aber warum ist das Format sehr schön?

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  3. hANNES wURST schreibt:

    Ich würde mir dazu eine ausführlichere Analyse wünschen.

    Das Format: L7, und das Quadratische hat ja auch andere Konnotationen, z.B. in denn Worten von Elvis Presley (Jailhouse Rock):

    The warden said hey buddy don’t you be no square
    If you can’t find a partner use a wooden chair

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  4. Yunus schreibt:

    Man könne, so sagen es die Völkerpsychologen und Islam-Experten, den Muslimen so etwas nicht zumuten, die wären noch nicht so weit, Häme und Spott gegenüber ihrer Religion auszuhalten, ohne aus der Haut zu fahren. Man müsse ihnen noch etwas Zeit lassen. Wer so argumentiert, ist nicht nur ein Kulturrelativist, er ist ein subtiler Rassist.

    Ich würde allerdings sagen dass Broder trotz aller kruder Vergleiche hier an dieser Stelle Recht hat.

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  5. #?!@"? schreibt:

    Schönes Bild. Lässt sich einiges hineindeuten, wenn man wollte. Genau wie bei Broder. Den finde ich psychologisch ganz interessant. Ich habe zwar den Eindruck, dass er mit Absicht provoziert, verdreht, umkehrt etc., aber irgendwo muss das ja herkommen, so von innen. Scheint irgendwie nicht ganz aufgeklärt gegnüber sich selbt zu sein. Sowas kann man auch dumm nennen. Naja, der Broder, man soll ja nicht zu viel Zeit an sinnlose Dinge vergeuden. Aus diesem Grund hab ich auch vermieden tagesschau, heute usw. zu gucken. Was ich so mitbekomme, findet die Berichterstattung vor einem ganz und gar aufgeklärten, gebildeten, zivilisierten, Demokratie exportierenden, westlichen Hintergrund statt.

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  6. genova68 schreibt:

    Hannes,

    noch zu deinem ersten Kommentar: Wenn du mit „durchschimmern“ die Sonne aus Gehölz meinst: ja. Eine ausführlichere Analyse zu dem Film oder den Protesten oder zu Broder? Letzteres lehne ich direkt ab, mit dem habe ich mit bekanntlich schon ein paarmal beschäftigt, das reicht.

    Das L7-Format kenne ich leider nicht. Und ich weiß nur, was „don´t be squared“ heißt (seit pulp fiction), aber nicht, was „don´t you be no square“ heißt. Und was genau soll mit dem Stuhl machen, wenn ich keinen Partner habe?

    Yunus, wieso?

    Rautefragezeichenausrufezeichenätanführungszeichenobenfragezeichen,

    kann man dich auch anders ansprechen? :-)

    ich kann dir mal wieder nur zustimmen, vor allem mit der Vermutung, dass Broder nicht ganz aufgeklärt gegenüber sich selbst ist. Wobei ich bei den ganzen Achseleuten davon ausgehe, dass die sich selbst nicht ernst nehmen, inhaltlich, da kommt zuviel Blödsinn als dass man das ernst nehmen könnte. Die arbeiten aufmerksamkeitsökonomisch: Die bekommen bei minimaler Ahnung maximale Aufmerksamkeit, und zwar durch Provokation, durch Bedienung des rechten Stammtischs. So wie Maxeiner und der andere behaupten, es gebe keinen Klimawandel. Die machten das, als sie merkten, dass diese Position in der Öffentlichkeit noch nicht besetzt ist. Sie verdienen damit ihr Geld, das gibt ihnen recht, so zu handeln, wie sie handeln. Interessanter dabei ist ja, dass ihnen so viele zuhören, dass sie in den Medien mit ihrem Quatsch so präsent sind. Broder passt aber zur Welt, insofern ist das schon in Ordnung.

    Wir diskutieren hier ja auch über ihn, obwohl wir alle wissen, dass er nur Blödsinn schreibt. Das Grauen ist halt manchmal unterhaltsam, so wie Florian Silbereisen.

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  7. Yunus schreibt:

    Wieso?

    Steht doch alles da. Weil man durch diese Aussage den Menschen dort eine niedrigere Entwicklungsstufe attestiert. Und was ist dass anderes als kultureller Rassismus? Der hat solche Eigenschaften weil er auf dieser und jener „Kulturstufe“ steht. Vielleicht fahren die Leute die so etwas äußern einfach mal da runter und vermessen die Schädel der „Aufrührer“ Mann-o-mann!

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  8. hanneswurst schreibt:

    @Yunus: Wenn man so argumentiert wie Broder das exemplifiziert, dann hat er Recht. Er kann auch ausführen, dass heute Dienstag ist und jeder der sagt es wäre Mittwoch ist ein Trottel. Er kann hunderte solcher Aussagen aneinanderreihen und man müsste sagen: also da hat der Broder aber Recht. In seinem eigenen, daherkonstruierten Argumentationsrahmen.

    Das Gerede von der niedrigeren kulturellen Entwicklungsstufe ist allerdings tatsächlich nicht etwas, was man nicht schon einmal von seinen Schwiegereltern beim Sonntagskaffee gehört haben könnte. Vielleicht hat man – um des lieben Friedens Willen – sogar „Ja ja, so ist das wohl leider“ dazu gesagt. Es klingt ja fast versöhnlich: „Ihr kleinen Islamisten, wenn ihr groß werdet scheißt ihr auch auf alles, besauft Euch jeden Abend und geht nur noch zu Weihnachten in die Kirche. Dann lacht Ihr nur noch über Mohammed und den Esel, den ersten Muslim.“ Auch wird das Argument gerne von denen gebracht, die den Islam insgesamt als unterentwickelt und minderwertig hinstellen wollen.

    Die meisten Menschen, die einigermaßen klar im Kopf sind, werden die Lage jedoch anders deuten und darauf hinweisen, dass Blasphemie im Islam ganz anders empfunden wird als im „aufgeklärten Westen“. Dass bei aller Meinungsfreiheit Worte auch wie eine Waffe eingesetzt werden können, sollte im Stammland der Nationalsozialisten noch bekannt sein.

    Das alles ist jedoch keine Entschuldigung für einen heimtückischen Mord an Botschaftsangehörigen und anderen Opfern, die als Sündenböcke verwendet werden. Allerdings wird das bescheuerte Video ja von Hetzern auf beiden Seiten instrumentiert und die Verbrechen, die zum Beispiel in der Botschaft in Libyen geschehen sind, waren vielleicht weniger ein Ergebnis von religiösem Fanatismus als von einem schon lange anhaltendem Konflikt zwischen dem Westen und den sich zu Recht besetzt, dominiert und ausgebeutet fühlenden Völkern im Nahen Osten.

    @Genova: das „L7“ macht man mit dem Daumen und dem Zeigefinger der rechten und linken Hand. Um denjenigen, der darin gerahmt ist zu bedeuten, was für ein Spießer er ist. Aber denk an Huey Lewis: „It‘s hip to be square.“

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  9. genova68 schreibt:

    Ich schließe mich den Wurstschen Ausführungen an. Das Thema an sich, der Film, die Reaktionen etc. ist ein weites Feld. Ich habe mir den Film zehn Minuten angeguckt und fand ihn kein übles Machwerk, sondern es erinnerte mich an das Leben des Brian, wobei dort Jesus bei weitem nicht so schlecht wegkommt wie Mohammed, insofern ist der Vergleich wohl auch Blödsinn.

    Es ist doch eigentlich ganz einfach: Wenn jemandem etwas sehr wichtig ist, dann passt man als Unbeteiligter ein wenig auf. Damit vergibt man sich nichts.

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  10. Willy56 schreibt:

    Broder schreibt: „Wer aber eine Reise im Internet bucht und dann nach München oder Zürich fliegt, um sich dort in einer Klinik behandeln zu lassen, dem kann auch zugemutet werden, dass er nicht ausrastet, wenn seine Religion ins Lächerliche gezogen wird.“

    Dem kann ich mich nur voll anschließen. Jeder halbwegs intelligente Mensch müsste in der Lage sein, einzusehen, dass er nicht von anderen verlangen kann, seinen völlig irrationalen, grundlosen Glauben an irgendwelche Mythen aus dem frühen Mittelalter auch noch mit Respekt zu behandeln. Da liegt ein echtes Modernisierungsdefizit vieler Muslime.

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  11. hANNES wURST schreibt:

    @Willy56: Der „westliche“ Mensch hat zu Religionen sowieso, und allgemein zu Beleidigung und Ehrabschneidung ein eher degeneriertes Verhältnis. Gedemütigt wird bei uns alle Nase lang, es wird geradezu ein Sport daraus gemacht, die Menschen sind total abgestumpft und lassen sich schon von ihren eigenen Kindern beleidigen, ich nehme mich da nicht aus.

    Dennoch können Sie sich vielleicht vorstellen, wie es ist, gedemütigt zu werden. Angenommen Sie haben ein inzwischen 20-jähriges Down-Kind, das Sie über alles lieben und für das sie Ihr halbes Leben investiert haben. Jeden Tag begrüßt Sie der Nachbar: „Hallo Willy, was macht Deine Missgeburt? Das ist doch kein lebenswertes Leben, vor nicht zu langer Zeit hätten wir Lampenschirme aus Deinem Sohn gemacht! Hahaha!“ Natürlich ist es kein probates Mittel, dem Nachbarn dann eines Tages den Schädel einzuschlagen und ich rechtfertige die geschehenen Gewalttaten auch in keiner Weise. Aber abgesehen davon: ist es nicht verständlich, dass der Nachbar Ihre Wut und letztlich Ihren Hass auf sich zieht?

    Jetzt werden Sie sagen, ist doch was ganz anderes, der beleidigt meinen Sohn. Sagt der Muslim: was hat Ihre Liebe zu Ihrem Sohn, was meine Liebe zu meiner Religion nicht hat?

    Wieso ist eine direkte, vielleicht menschenverachtende Beleidigung auch in unserer abgestumpften Kultur noch etwas Schlimmes, wir jedoch machen uns lustig über die Gefühle eines Muslims, nur weil uns Gott scheißegal ist? Ihrem Nachbarn (im Beispiel) sind Down-Kinder scheißegal, gibt dies ihm das Recht, auf Ihrem Sohn herumzuhacken und auch noch von Ihnen zu verlangen, dass Sie sich darüber nicht aufregen sollen, weil es irrational ist, die Würde einer unwürdigen Kreatur zu verteidigen?

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  12. #?!@"? schreibt:

    Wieso ist man denn bitte Rassist oder Kulturrelativist wenn man sagt, dass Menschen (aus bildungsfernen Schichten in nicht so weit entwickelten Ländern) einen Angriff auf ihre Religion schlecht vertragen? Die brauchen noch Zeit. Das ist einfach so. Und die lassen sich auch einfach instrumentalisieren, genau wie die Abiturienten und Akademiker hier, die sich für links halten, und sich von nem Broder instrumentalisieren lassen, bzw. sich aus dessen Äußerungen das rauspicken was in ihr Weltbild passt. Da hat auch die Bildung nichts geholfen. Wobei das auch nicht verwundert. Auswendig lernen muss man in Deutschland im Gymnasium genauso wie in der Koranschule sonstwo. Mir scheint der Broder will mit seinen verkürzten Schlussfolgerungen davon ablenken dass er ganz unterirdische Thesen vertritt während er laut schreiend mit dem Finger auf andere zeigt.

    @Willy56 Haben SIe schonmal im Koran gelesen? Oder in der Bibel? Ich gehe davon aus. Dann stellen Sie sich doch mal vor, das ist alles so wie es da steht. Wenn auch Platz für Auslegung ist. Stellen Sie sich vor, Sie glauben daran. Stellen Sie sich weiter vor, der Koran ist das wichtigste Buch in Ihrem Leben, vielleicht sogar eines der wenigen das Sie gelesen haben. Während um Sie herum Krieg tobt oder Hunger herrscht, scheint dieses heilige Buch und die Religion die einzige Konstante, neben Zerstörung und Verzweiflung die einzige Zuflucht für Ihre Gedanken. Weitere Ausführungen erspare ich Ihnen… Dem Satz von Broder den Sie da zitieren kann ich auch schon fast zustimmen. Der Unterschied ist nur, dass die Leute die an den Unruhen beteiligt sind, sehr wahrscheinlich nicht mal eben nach Zürich jetten. Denen fehlt schlicht die Kohle. Und so oft wie Broder sich beleidigt fühl und Antisemit schreit (während er sich zum Beispiel nicht davor scheute mit der Jungen Freiheit zu reden, da könnte man schon fast an den so oft zitierten Selbsthass denken, der ja paradoxerweise immer anderen unterstellt wird – Butler zum Beispiel), sollte der doch mal schön den Ball flachhalten.

    @genova68, wieso willst du mich anders nennen? Ist doch schön so. Mir gefällt’s :)

    Ich glaube man unterschätzt die Dummheit der Menschen viel zu oft. Den Fehler hab ich auf jeden Fall schon sehr oft gemacht. Es ist geradezu unglaublich wie dämlich Menschen sein können. Man kann viel Zeit daran verschwenden darüber nachzugrübeln warum sie tun was sie tun – nach einer Logik zu suchen die sich einfach nicht erschließen will, nur um dann zu dem einen Schluss zu kommen: dumm. Dazu gibt es auch einen schönen Text. Kennst du vielleicht schon http://www.searchlores.org/realicra/basiclawsofhumanstupidity.htm

    Von daher weiß ich auch nicht was mir lieber ist: Broder und seine Kameraden sind einfach dumm, oder sie verzapfen den Mist (und da frag ich mich ab und an ob das schon an Straftatbestände heranreicht) des Geldes wegen – was sie dann auch einfach nur dumm erscheinen lässt, in meinen Augen zumindest.

    Hier was zum Thema attention economy, falls dich das interessiert http://www.culturemachine.net/index.php/cm/issue/view/24

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  13. genova68 schreibt:

    Ich ernenne HannesWurst hiermit zum offiziellen Ansprechpartner für alle exportabellesenden Broderfans. Die Verhandlungen über die Aufwandsentschädigung finden behind the scene statt.

    Raute,
    ich würde dich nur gerne schriftlich anders ansprechen, weil dein Name nicht in eine Zeile passt und ich ihn nicht auswendig kann und das Ausschreiben mir große Mühe bereitet, aber es ist ja DEIN Name, also füge ich mich und erlaube mir die Kurzform Raute.

    Wieso ist man denn bitte Rassist oder Kulturrelativist wenn man sagt, dass Menschen (aus bildungsfernen Schichten in nicht so weit entwickelten Ländern) einen Angriff auf ihre Religion schlecht vertragen? Die brauchen noch Zeit. Das ist einfach so.

    Ja, so kann man das wohl auch sehen. Der eine Ansatz sagt, dass manche Moslems mit ihrer Religionsempfindlichkeit nicht hintendran sind, der andere sagt, dass das Hintendransein nichts verwerfliches ist oder etwas, auf das man herabschauen muss. Vielleicht kann man die beiden Ansätze mixen.

    Es sind aber doch letztlich soziale Gründe, die da reinspielen. Die betroffenen Völker und Menschen sind faktisch benachteiligt, ökonomisch, und dadurch sehr weitreichend. Ich kann nur von Kairo sagen, dass der westliche Lebensstil, der für uns normal ist, dort einer kleinen und im Wesentlichen korrupten Einprozenschicht vorbehalten ist, inklusive amerikanischen Gymnasien und Universitäten und Kneipen und Bars und Stadtvierteln. Die anderen haben keine Chance. Was man dauerhaft nicht kriegt, das lehnt man irgendwann ab und besinnt sich auf anderes. Das ist so wie die schlechte deutsche Küche, da das Volk hier nie eine Revolution hingekriegt hat. Anders als die Franzosen, die nach 1789 sich von den Bonzenköchen bekochen lassen konnten.

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  14. #?!@"? schreibt:

    Nenn mich doch einfach Simulacrum, das gefällt mir besser als Raute.

    Ich denke (das mit dem Zurückfallen auf) Religion hat etwas von Romantik. Ist eine Form der Weltflucht. Und in Gebieten in die Demokratie exportiert wurde, auch nicht verwunderlich. Wenn man wirtschaftlich besser gestellt ist, flüchtet es sich leichter in Konsumgüter und andere Oberflächlichkeiten – sieht man ja auch hierzulande.

    Ich kann es nachvollziehen (nicht gut heißen, schon gar nicht die Gewalt), dass Menschen, deren Leben sich durch den Einfluss ‚des Westens‘ nicht unbedingt zum Besseren, Freieren usw. gewendet hat, empfindlich reagieren wenn etwas Identitätsstiftendes nun auch noch scheinbar aus dieser Richtung angegriffen wird.

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  15. genova68 schreibt:

    Ok, Simulacrum,
    tja, das ist immer so eine Frage mit der Flucht in die Religion und der Flucht in den Konsum. Es ist eine Form von Romantik, hm, das wäe doch ganz in Ordnung. Fest steht doch, dass unsere materielle Welt niemanden ernsthaft überzeugt. Ich weiß also nicht, was besser ist.

    Ich kann weder in das eine noch in das andere flüchten, da a) kein Geld und b) keinen Glauben. Insofern bin ICH das wahrhaft arme Schwein. Ich geh besser gleich mal was anzünden. Ich weiß nur nicht was.

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  16. #?!@"? schreibt:

    Weltflucht ist generell eher schwierig. Wenn schon, dann in sinnvollere DInge, die Rauschzustände erzeugen. Religion und Shopping zähle ich persönlich nicht dazu.

    Geld verdirbt den Charakter. The love of money is the root of all evil. Das glaub ich sofort, auch wenn’s in der Bibel steht. Ist auch egal ob du welches hast, nur ob du unbedingt mehr willst. Diese Lebensberatung kostet übrigens € 2,99 pro Kommentar. Der erste war kostenlos, quasi zum Draufbringen :)

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  17. Yunus schreibt:

    @HannesWurst

    Die meisten Menschen, die einigermaßen klar im Kopf sind, werden die Lage jedoch anders deuten und darauf hinweisen, dass Blasphemie im Islam ganz anders empfunden wird als im „aufgeklärten Westen“. Dass bei aller Meinungsfreiheit Worte auch wie eine Waffe eingesetzt werden können, sollte im Stammland der Nationalsozialisten noch bekannt sein.

    So so, Blasphemie…ist das nicht ein Begriff der erfunden wurde um einer reichen Priesterkaste ihre Machtstellung und ihre dicken Bäuche nicht verlustig zu machen?
    Was waren das alle für schlimme Blasphemiker: John Wyclef, Jan Hus, Martin Luther. Als eher Linker sollte man vielleicht auch mal auf die Idee kommen dass diese „Blasphemie im Islam“ nur ein Herrschaftsinstrument über schlecht ausgebildete Leute darstellt.

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  18. genova68 schreibt:

    Du wendest eine ähnliche Taktik an wie Broder, das ist mir schon bei deinerArgumentation zu Noah Sow aufgefallen. Du gibst vor, die Interessen von Leuten zu vertreten, an denen dir nichts liegt. Aktuell tust du so, als möchtest du die armen Moslems befreien, ihnen bei ihrer Auflehnung gegen ihre Unterdrücker helfen und genau deshalb sollte man also den Film zeigen. Broder wirft anderen das vor zu sein, was er selbst am liebsten ist: ein subtiler Rassist.

    Das ist allzuleicht durchschaubar, lass es besser bleiben.

    Simulacrum,
    Rausch als Religion, da bin ich sofort dabei. Mich interessieren auch seit geraumer Zeit die Sufis. Nachhaltige Lebensberatungen kosten Geld, so ist das im Kapitalismus, da muss ich mich fügen.

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  19. Fritz schreibt:

    Stellt euch mal vor jemand ist fest davon überzeugt, Julius Cesar zu sein, bezieht seine ganze Identität aus dieser Vorstellung und reagiert heftigst, wenn sie jemand anzweifelt. Muss man das akzeptieren, um ihn nicht zu demütigen, oder gehört er therapiert?

    Und was die ökonomische Benachteiligung betrifft: Könnte es evtl. sein, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen Gesellschaft, Ökonomie und Säkularisierung? Sprich, dass der Islam bzw. die Dominanz der Religion über die Gesellschaft einer der für die ökonomische Situation verantwortlichen Faktoren ist?

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  20. genova68 schreibt:

    Stellt euch mal vor jemand ist fest davon überzeugt, Julius Cesar zu sein, bezieht seine ganze Identität aus dieser Vorstellung und reagiert heftigst, wenn sie jemand anzweifelt. Muss man das akzeptieren, um ihn nicht zu demütigen, oder gehört er therapiert?

    Das erinnert an die Fragen an Kriegsdienstverweigerer in den1970ern.

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  21. hANNES wURST schreibt:

    @Fritz: Sie vergleichen den Islam mit einer Geisteskrankheit. Genauso gut können Sie auch psychische Zustände wie Schmerz, Liebe, Neid, Stolz und die Freude über ein Tor beim Fußball mit einer Geisteskrankheit vergleichen oder gleich die Therapiewürdigkeit aller Gefühlszustände postulieren. Die einzige Heilung ist der Tod.

    Dass der Islam nicht förderlich für die Ökonomie ist kann sein (oder auch nicht, woher nehmen Sie die Kausalität). Der Wohlfahrtsstaat ist auch nicht förderlich für die Ökonomie, die systematische Euthanasie dagegen schon. Ich weiß nicht, inwiefern Sie damit ein Bewertungskriterium wofür konstruieren wollen.

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  22. hANNES wURST schreibt:

    @Yunus: Ohne Zweifel werden Religionen andauernd instrumentalisiert, auch im Islam, nicht weniger bei Kreuzzügen und Hexenverbrennungen. Wenn es nicht die Religion ist, dann trägt die Macht eben ein anderes Banner, „als eher Linker“ denkt man zum Beispiel an die religionsfernen Nazis aber auch an den ebenso religionsfernen Stalinismus.

    Vielleicht wäre der Kampf gegen den Westen effektiver, wenn die Dschihadisten sich vom Islam abwenden und einem Führerkult zuwenden würden. Was ich meine ist: bevor man den religiösen Fanatismus als Hauptproblem des Konflikts ausmacht, sollte man überlegen, ob der Konflikt nicht auch ohne die religiöse Komponente bestehen würde.

    Weiterhin ist stets zu hinterfragen, ob die im Westen vorherrschenden Ideale überhaupt eine Zukunft haben, ob wir zum Beispiel nicht in die Barbarei zurückfallen, sobald unsere wirtschaftliche Vormachtstellung zusammenbricht.

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  23. genova68 schreibt:

    „ob wir zum Beispiel nicht in die Barbarei zurückfallen“

    Oder ob so manches Verhalten der westlichen Welt nicht auch als Barbarei gedeutet werden kann. Man denke an die unzähligen Kriege und Einmischungen der USA seit 1945. Es gibt kein mittel- und südamerikanisches Land, in dem die USA in den vergangenen 60 Jahren nicht zugunsten rechter, antidemokratischer, militärischer Kräfte opponiert hätten. Oder der Irak. Oder die Unterstützunge der wahabitischen Saudis.

    Ich würde da eher in der Tradition der krtischen Theorie und Adornos argumentieren, was die Selbstrefexivität angeht, das Hinterfragen des Selbst. Gerade in solch kulturellen Konflikten.

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  24. hANNES wURST schreibt:

    In der US TV-Serie „The Newsroom“ gibt es so einen großartigen Habermas-Moment:

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  25. genova68 schreibt:

    Als Gegenentwurf empfehle ich die Reden von dem Romney-Vize Paul Ryan und dem Rechtsaußen-Republikaner Marco Rubio bei der Republican National Convention, kürzlich in Tampa. Ein schöner Einblick in eine hermetisch abgeriegelte Welt. Schon die Frisuren sind beachtenswert. Eine Stunde authentische US-Landeskunde:

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  26. Yunus schreibt:

    Ich weiß nicht genova, vielleicht solltest Du ein bisschen genauer lesen:
    Ich habe nicht davon geredet dass mir die Moslems in diesen Ländern am Arsch vorbeigehen. Ich rede nur von den aufgewiegelten Fanatikern und deren Hintermännern die in einigen der „Ausrasterländern“ Regierungsämter bekleiden.

    Du gibst vor, die Interessen von Leuten zu vertreten, an denen dir nichts liegt. Aktuell tust du so, als möchtest du die armen Moslems befreien, ihnen bei ihrer Auflehnung gegen ihre Unterdrücker helfen und genau deshalb sollte man also den Film zeigen.

    Das ist eine Kausalitätskette die Deiner Fantasie entspringt. Dadurch dass ich einen Film zeige befreie ich gar niemanden.

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  27. Yunus schreibt:

    Umkehrfrage: Glaubst Du dass es den Menschen dort besser geht wenn wir diesen Film hier nicht zeigen?
    Glaubst Du da kommt dann eine Antwort von Scheich Mohammed Dschisuli
    aus dem Sudan
    http://www.welt.de/politik/ausland/article109245670/Der-sorgfaeltig-organisierte-spontane-Volkszorn.html

    die lautet: „Wir bedanken uns bei der Bundesregierung dass sie die Aufführung des Films verboten hat.“ ?

    Eher unwahrscheinlich, oder?

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  28. genova68 schreibt:

    Deine Umkehrfrage ergibt für mich keinen Sinn. Tatsache ist, dass der Film zur Provokation instrumentalisiert wird. Die Hintergründe sind aber komplizierter, der Film ist ein billiger Aufhänger.

    Von einem billigen Hasswerk kann m.E. übrigens keine Rede sein. Mich erinnert er eher an das Leben des Brians und Mohammed ist mir da eigentlich ganz sympathisch: leicht vertrottelt und Angst zeigend. Ich verstehe wohl die meisten Anspielungen auf den Koran nicht, mich würde eine substanzielle Kritik dazu interessieren:

    Die Bewertungen der Politiker hierzulande von wegen Hass, obszön, billiges Machwerk etc. sind peinlich. Christen haben 1979 gegen life of brian auch protestiert, in Italien wurde er erst zehn Jahre später gezeigt.

    Tja.

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  29. Yunus schreibt:

    Naja mit „Life of Brian“ kann man das nicht wirklich vergleichen. Obwohl man wenn man bestimmte Hadithe liest durchaus so einen Film wie diesen hier drehen kann.

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  30. #?!@"? schreibt:

    @Yunus, ich hab zwar gerade keine Zeit mich lang und breit zu äußern, aber soweit ich mich erinnere wird der Koran als Mischung aus Bibel und Torah – und das auch noch als falschen Abklatsch bezeichnet. Der erste Muslim ist ein Esel gewesen. Etc. Es gibt garantiert nichts was das rechtfertigt. Aber wenn SIe anderes wissen, wäre ich ja für eine Quellenangabe dankbar.

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  31. #?!@"? schreibt:

    Ich versuche mich mal an substantieller Kritik. Ich bin natürlich kein Islam-Gelehrter und von daher kommt das auch aus einem gefährlichen Halbwissen was ich schreibe, darauf möchte ich explizit hinweisen, – in chronologischer Reihenfolge.

    Mohammed hätte 61 Ehefrauen gehabt. Viel zu viele. Warum ausgerechnet 61 weiß ich nicht. Ein Mann darf nur so viele Ehefrauen (max. 4 gleichzeitig glaub ich) haben, wie er sich auch leisten kann – finanziell und aufmersamkeitsökonomisch. Wobei Mohammed von Gott mehr zugestanden wurden (das sind wohl die 11 von denen der Darsteller spricht).
    Es wird suggeriert Muslime wären Terroristen. Die typische Hetze.
    Mohammed wäre nicht der Sohn seines Vaters. Er wird dann auch Bastard genannt. Uneheliche Kinder haben einen ähnlichen Status wie sie auch in katholischen Familien hatten/haben.
    Generell wird Mohammed der Lächerlichkeit preisgegeben.
    Der Koran (der immer an der höchsten Stelle im Zimmer liegen muss und dessen Text nicht verändert werden darf), wäre eine Mischung aus Bibel und Torah und nicht Gottes Wort, sondern von einem Christen zusammengestellt und verfälscht (scheint so da der Darsteller vor einem Kreuz steht).
    Mohammed hätte sich von seiner Ehefrau (?) ablenken lassen und so nicht das Wort Gottes empfangen (zumindest verstehe ich das so).
    Ein Esel wäre das erste muslimische Tier. Was für mich hier suggeriert der erste Muslim wäre ein Esel gewesen.
    Angeblich will er sich umbringen. Das ist nicht erlaubt.
    Er würde stehlen und töten. Man darf nicht stehlen oder sinnlos Unschuldige töten.
    Dann sagt dieser Darsteller dass Mohammed Ehebruch begehen dürfe. (Was wohl auf Offenbarungen anspielt und nicht richtig ist da er sich dagegen ausgesprochen hat).
    Er wäre Kinderschänder, schwul. Reine Provokation.
    Adoption wäre verboten. Das stimmt so nicht.
    Mohammed wäre schlecht (Mörder, Kinderschänder usw.) und würde im Namen Gottes handeln. Was für ein Gott wäre das denn. Gotteslästerung.
    Er lässt sich von Frauen rumscheuchen. Der Lächerlichkeit preisgegeben.

    Das widerspricht und verunglimpft so ziemlich alles, vom Propheten, über den Koran bis zu Gott und so auch die Muslime. Und wer weiß was mir jetzt nicht aufgefallen ist. Ich finde das jetzt auch nicht ähnlich Monty Python, da das einfach eine Aneinanderreihung von Verunglimpfungen und Beleidigungen ist. Dem ganzen fehlt der Witz um es als Satire durchgehen zu lassen. Andererseits finde ich es auch zu schlecht und geschmacklos um es überhaupt ernst zu nehmen. Ist einfach nur krank.

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  32. #?!@"? schreibt:

    @Fritz, ob „der Islam bzw. die Dominanz der Religion über die Gesellschaft einer der für die ökonomische Situation verantwortlichen Faktoren ist?“ Religion, auch deren scheinbare Abwesenheit, hat immer einen EInfluss auf die Gesellschaft. (Sieht man auch schön an der munter voranschreitenden Finanzkrise dank Zinseszins). Der wichtigere Faktor für irgendwelche Rückständigkeiten (oder auch Fortschritt) in islamisch geprägten Ländern dürften aber ganz andere Zusammenhänge sein, die sich wohl auf Kolonialismus, Imperialismus oder sonstiges Streben von Außen zurückführen lassen. Das ist zumindest meine Sichtweise. Und natürlich ist das so grob verallgemeinernd dass es schon wieder gar nicht geht. Man kann schlecht von islamisch geprägt sprechen und damit zum Beispiel Saudi Arabien mit dem Sudan und Aserbaidschan gleichsetzen.

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  33. genova68 schreibt:

    Danke für die substanzielle Kritik, simulacrum. Ich habe mir nur einen Schnelldurchlauf angegesehen. Die Filmemacher haben also gezielt alle heiligen Elemente des Islam in den Film hineingepackt. Das sollte man nicht tun, wenn die Betroffenen dadurch verletzt werden, sicher.

    Ich finde den Film aber nicht „krank“, was genau auch immer das sein soll. Fast jede deutsche Serie ist filmkünstlerisch nicht besser, vermute ich. Der Vergleich mit Monty Python war meine spontane Idee, da ich ein bluttriefendes Monstrum von Film erwartet hatte. Natürlich ist der Mohammed-Film ästhetisch davon meilenweit entfernt, also eine Gleichsetzung keineswegs möglich.

    Aber ist das hier die Frage? Ist die Geschichte von „Das Leben des Brian“ nicht auch extrem blasphemisch? Ein trotteliger junger Mann wird versehentlich für den Messias gehalten. Damit wird die komplette Christengeschichte ad absurdum geführt und behauptet, es habe Jesus nicht gegeben. Die Basis des Christentums ist damit nicht vorhanden. Und 1979 waren die christlichen Fundamentalisten weltweit bei weitem nicht so stark wie heute. Wäre dieser Film seinerzeit nicht gedreht worden, sondern heute, die Reaktonen würden mich interessieren, nicht nur in den USA. Und diverse CDU-Politiker forderten die Tage schon mehr gesetzlichen Schutz gegen Blasphemie, nicht nur beim Islam.

    So sehr ich es richtig finde, so einen Film bei der aktuellen Befindlichkeit vieler Moslems (die du da historisch richtig verortest) nicht zu drehen, so deutlich sollte man auch aufpassen, dass die Religiösen insgesamt ihre Macht nicht ausbauen. Ich halte sowohl das Christentum wie auch den Islam für im Ansatz faschistisch interpretierbar, mit Führerkult, mit einer totalen Kontrolle des Alltags, mit einer Ausschaltung des Individuums. So muss man die Religionen nicht interpretieren, aber man kann es tun, und liberale Interpretationen von Islam und Christentum, also die eher spirituelle, metaphysische Ausrichtung, sind weltweit auf dem Rückzug. Die Sufis waren in Saudi-Arabien einmal prägend. In Pakistan werden die gerade massiv in die Luft gesprengt, schlicht durch Gewalt zerstört. Und derzeit läuft in deutschen Kinos ein Film über die Schwulenhetze in Uganda, massiv gefördert von amerikanischen Christen, darunter haufenweise republikanischen Politikern von The Family. Die beiden Videos oben von den Republikanern verströmen auch diesen autoritären Ansatz: Wir brauchen kein government, wir arbeiten nämlich im Auftrag Gottes.

    Die sozialen Probleme führen dazu, dass Islam und Christentum zunehmend autoritär und also menschenfeindlich gelebt werden. Da muss man ran. Und diese Verbindungen offenlegen.

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  34. hANNES wURST schreibt:

    @genova: Keineswegs deutet „Das Leben des Brian“ an, es hätte Jesus nicht gegeben. Im Gegenteil taucht der tatsächliche Jesus direkt am Anfang (Bergpredigt) auf. Es ist also nur eine lustig Verwechslung. Anderenfalls hätte ich auf längst den britischen Botschafter abgeknallt.

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  35. genova68 schreibt:

    Na, wenn schon, das hat man spätestens nach fünf Minuten vergessen.

    Interessantes gibt es bei wikipedia:

    „Die Pythons selbst geben sich skeptisch, ob ein Film wie Life of Brian angesichts aggressiver Überreaktionen religiöser Fundamentalisten heutzutage gedreht werden könnte. „Heute würde wohl jeder zwei Mal drüber nachdenken.““

    Und interessant auch, wie der Film 1979 beurteilt wurde:

    In seiner Kritik im deutschen Spiegel ließ Wolfgang Limmer ähnliches verlauten: Die religiöse Aufregung sei zu viel für „einen schwachen Film. Denn der einstmals böse und skurrile Witz der Monty Pythons ist hier zu tatterhaftem, langweiligem Klamauk verkommen.“ Mit Gags auf dem „Niveau pubertärer Klosprüche“ sei Life of Brian „ein trauriger Nachruf auf die Monty Python“.[98]

    Der Kulturminister Australiens fand den Film „schmuddelig und geschmacklos“.

    Versuche des Komitees Citizens Against Blasphemy („Bürger gegen Blasphemie“), eine Strafverfolgung einzuleiten, blieben erfolglos. Dafür trafen sich am 16. September Juden, Katholiken und Protestanten verschiedener Organisationen vor dem Firmensitz des Filmverleihers Warner zu einem Protestmarsch zum Premierenkino Cinema One.[68] Auf Plakaten stand zu lesen, Life of Brian wäre „ein bösartiger Angriff auf das Christentum“.[69] In einer Rede prangerte Reverend Roger Fulton unter anderem die „amoralischen Aspekte des Filmes“ an: „Die Mutter des Messias (Brian) wird von einem Mann in Frauenkleidern dargestellt […]. Immer wieder drückt ein Mann seine Sehnsucht aus, eine Frau werden zu wollen.“

    http://de.wikipedia.org/wiki/Das_Leben_des_Brian

    Ein Mann, der eine Frau werden will, ist also auch schon unchristlich.

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  36. #?!@"? schreibt:

    Der Film ist krank nicht wegen dem Film allein, sondern aufgrund des Kontext und der Absicht (dass das provozieren, beleidigen und verleumden will, finde ich offensichtlich). Das ist keine Frage der Ästhetik. Alle die das Video benutzen um ihre kleinen Ziele durchzusetzen finde ich genauso krank. Krank. Irre. Dumm. Alles was einem noch so einfällt. Dieses Machwerk bringt die Menschheit keinen Schritt weiter. Und das, so nehme ich an, war ja auch das Ziel – Fronten verfestigen. Man kann es drehen und wenden wie man will, der Film hat Potential Muslime zu beleidigen, verhöhnen und so weiter.

    Was deine Ausführungen über Religion angeht, denen stimme ich zu.

    Und was irgendwelche Politiker fordern von wegen Gesetzesverschärfung, das finde ich lächerlich. Ist Wahlkampftaktik.

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  37. genova68 schreibt:

    Ich halte „Krankheit“ hier für eine falsche Kategorie. Ein Film kann nicht krank sein, bestenfalls die Macher, und auch da wäre ich vorsichtig. Ist aber auch egal, das Wort krank rutscht mir auch gerne mal raus, wenn mir eine substanzielle Analyse gerade zu anstrengend ist.

    Und Kunst oder was auch immer muss die Menschheit nicht weiter bringen. Wenn ich hier ein Foto einstelle, mache ich mir über diesen Aspekt auch keine Gedanken. Der Anspruch ist der falsche.

    Der Film ist sicher ästhetisch schrott, auch in seinem billigen Bashing, in seiner gewollten Verletzung von Gefühlen, da haben halt amerikanische Christen mitgemischt, aber ich finde die ständigen öffentlichen Beteuerungen darüber, wie schlimm der Film sei, wie anstößig, welch ein Schund, welch ein Machwerk, welch Hetze, komplett übertrieben. Mich regen die kriegsverherrlichenden, gewaltverherrlichenden und in Teilen faschistischen Hollywoodfilme mehr auf. Filme, in denen das Prinzip der Rache zu einem uramerikanischen gemacht wird, halte ich für übler. Der Mohammed-Film ist harmlos gegenüber Rocky, was seine weltanschauliche Konnotation angeht. Dass ich die beiden Videos der Republikaner hier eingestellt habe, ist kein Zufall. Dort kannst du die Folgen dieser Hybris bewundern.

    Sicher sollte man den Mohammed-Film nun nicht noch öffentlich zeigen, das machen in Deutschland eh nur Rechtsradikale. Aber wie willst du so einen Film generell verhindern? Du müsstest sowas verbieten, großflächige Zensur einführen. Wie soll das gehen in Zeiten von youtube?

    Und schauen wir uns die Reaktionen von gestern an: In Pakistan versucht eine Staatsführung, die große Probleme hat, die Proteste umzuleiten, also pro forma sich vor sie zu stellen, damit Islamisten es nicht tun können. Die haben da gestern Kinos angezündet. Bestimmt nicht, weil dort der Mohammed-Film lief, sondern weil die gegen Kino generell sind. In Kairo haben 100 Leute demonstriert. That´s it.

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  38. #?!@"? schreibt:

    Leider scheinst du mich etwas oberlehrerhaft von Positionen abbringen zu wollen, die ich überhaupt nicht vertreten habe. Deutungshoheit für ‚krank‘ besitzt man auch, und noch so andere Dinge. Interessant.

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  39. genova68 schreibt:

    Na, ich wollte nicht oberlehrerhaft sein, ich versuche zu argumentieren, auch im Falle „krank“. Ich halte „krank“ hier in der Tat für die falsche Kategorie. Wieso leitest du daraus eine Deutungshoheit ab?

    Ich befürchte aber, dass sich hier gerade mal wieder zeigt, dass Internetdiskussionen nicht funktionieren. Kommunikation, die rein schriftlich ist, ohne Mimik, Gestik und alles andere, was im real life vorhanden ist, geht nicht. Der Mensch ist dafür nicht gemacht. Deshalb schrieb ich gestern auch, dass mir nur noch lernen interessiert, diskutieren nicht mehr. Ich mache es natürlich trotzdem immer wieder :-)

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  40. #?!@"? schreibt:

    Och, ich könnte dir natürlich argumentativ alles kleinteilig um die Ohren hauen. Aber ich hab tatsächlich keine Lust auf sinnlose Diskussionen die doch nur dazu dienen mich am Klang meiner inneren Stimme zu erfreuen. Alle zusammen. Jeder für sich.

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  41. hanneswurst schreibt:

    Wo ist denn hier der große Unterschied zum „real life“? In beinahe jedem Dialog (außer unter Vulkaniern) robbt sich die Beziehungsebene irgendwann nach vorn und verdrängt zumindest zeitweise die Sachebene. Das liegt daran, dass wir alle kranke Tiere sind (Primaten mit einer narzisstischen Störung).

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  42. genova68 schreibt:

    Genau, die Beziehungsebene robbt nach vorne, es fehlen aber die basics, also Gestik, Mimik, Hintergrund, alles, was zur Beziehungsebene dazugehört. Das ist nicht nur ein großer, sondern ein entscheidender Unterschied zum real life. Oder meinst du, wir beide würden hier kommunizieren, wenn wir uns nicht real kennen würden?

    Na, siehste.

    Spätestens bei den Auseinandersetzungen seinerzeit mit momrulez ist mir das klar geworden. Diese rationale, argumentative Ebene ist da ja völlig gescheitert, mittlerweile ist mir klar, warum.

    Und gerade bei Simulacrum wieder. Dieses ganze interaktive Internet ist ein großer Quark. Und Blogs sind out, deren Zeit ist vorbei, Diskussionen werden immer verbohrter.

    Gute Nacht.

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  43. hANNES wURST schreibt:

    @genova: Umgekehrt ist die Frage, ob Du mit memorulez überhaupt so lange kommuniziert hättest, wenn Du ihn persönlich kennen würdest. Klar fehlt in der Online-Kommunikation das ganze nonverbale Zeug inkl. schlechtem Atem und auch spontane Erektionen finden seltener statt. Aber sind diese Dinge für einen geistigen Austausch wirklich bedeutend? Sind es nicht eher Deine animalischen Triebe, die online nur mangelhaft befriedigt werden?

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  44. genova68 schreibt:

    Diese Dinge sind für einen geistigen Austausch extrem bedeutend, da es hier nicht wissenschaftlich zugeht. Wenn ich nur mathematische Formeln diskutiere, braucht es wohl in der Tat keine Mimik. Hier schon, denn hier gibt es keine Regeln. Wir können doch nicht so vermessen sein und anthropologische Entwicklungen, die über Jahrtausende sich entwickelt haben, nun ignorieren, bloß weil das Internet erfunden wurde. Schon das Telefon reduziert die kommunikativen Möglichkeiten, wie jeder, Telefoninterviewer in der Marktforschung weiß.

    Meine Erfahrung ist die, dass diese Diskussionen nicht funktionieren, es sei denn, man ist sich eh schon einig. Bei Momorulez hätte ich einiges früher gecheckt, wären diese Diskussionen nicht online, sondern real abgelaufen, da bin ich mir sicher.

    Und animalische Triebe und meine Erektionen von geistigen Inhalten zu trennen, ist die typisch westliche Herangehensweise, der Dualismus, der zwischen Kopf und Körper unterscheidet. Das kann man doch eh vergessen. Eine einzige große Lüge.

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  45. hANNES wURST schreibt:

    @genova: „Wir können doch nicht so vermessen sein und anthropologische Entwicklungen, die über Jahrtausende sich entwickelt haben, nun ignorieren“

    Doch, zum Beispiel durch Verurteilung von Vergewaltigungen, Förderung des Sozialstaats und der Frauenquote.

    Ich stelle das ja nur zur Debatte. Meine Erfahrung ist, dass ich gerade in der persönlichen Begegnung sehr häufig Fehleinschätzungen meines Gegenübers unterliege. Du solltest auch die negativen Aspekte der nonverbalen Kommunikation bedenken, die Antipathie, die viel stärker wirkende kulturelle Differenz, die soziale Differenz die online nicht auffällt, die Probleme des Stotterers oder des im direkten Gespräch Gehemmten usw. Nicht einmal das Geschlecht braucht online eine Rolle zu spielen. Auch das Prinzip „erst denken, dann kommunizieren“ ist bei gutem Willen online besser durchzusetzen. Ich frage mich, mit wie vielen der Murksköpfe die hier so rumkreuchen Du Dich real überhaupt unterhalten würdest.

    IN Douglas Couplands „Microserfs“ gibt es zwei Menschen die ungefähr ein Jahr lang nur chatten und sich dann (ohne etwas von Alter oder Geschlecht des anderen zu wissen) treffen – mit dem festen Vorsatz eine Beziehung zu führen, was sie dann auch tun. Was auch klappt, aber ist ja nur ein Buch. Das hat mich irgendwie gepackt.

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  46. Motherhead schreibt:

    Ein, wie ich finde, einleuchtendes Argument von hanneswurst.
    Ich teile aber auch Genovas Ansicht, dass das Internet scheiße ist. Es gehört meiner Ansicht nach wieder abgeschafft, das Wissen, dass es mal so etwas wie ein Internet gab, aus den Gehirnen rausgebrannt.

    Die Menschen vereinsamen mehr und mehr. Narzisstische Persönlichkeitsstörungen sind nachweislich seit 20 Jahren deutlich auf dem Vormarsch. Und dies meiner Ansicht nach nicht nur aufgrund der Vater-Mutter-Sohn-Problematik unserer Zeit (kurz: Unausgewogenheit der Kräftewirkungen der Elternteile auf den Sohn; Näheres in meinem Artikel „Die Vater-Mutter-Sohn-Problematik unserer Zeit“; in: „Walt Disney’s Lustiges Taschenbuch“, Bd. 2.694), sondern auch durch den zunehmenden Verlust realer Begegnungen infolge einer wachsenden Entmenschlichung der Arbeits- und Privatwelt.

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  47. genova68 schreibt:

    Mit antrhopologischen Entwicklungen meinte ich einzig und alleine die Geschichte der menschlichen Kommunikation. Die ist ohne Mimik, Gestik und Mundgeruch nicht zu erzählen. Sozialstaat ist die Rahmengebung sozialen Verhaltens, also anthropologisch erklärbar. Der Blick auf Vergewaltigungen, das Verhältnis einer Gesellschaft dazu ist ein kultureller, würde ich sagen.

    Ich meine, dass ich mich mit jemandem, der mir gegenüber sitzt, besser unterhalten kann als hier. Alleine der Zeitaufwand fürs Tippen, und das sage ich, obwohl ich das Zehnfingersystem perfekt beherrsche und annähernd so schnell tippe wie ich schreibe. Aber das, was wir hier in mehreren Tagen tippen, wären im realen Gespräch ein paar Minuten. Außerdem gibt es hier nicht sowas wie sinnvolles Unterbrechen, Zwischenfragen und Bier ins Gesicht kippen.

    Du solltest auch die negativen Aspekte der nonverbalen Kommunikation bedenken, die Antipathie, die viel stärker wirkende kulturelle Differenz, die soziale Differenz die online nicht auffällt, die Probleme des Stotterers oder des im direkten Gespräch Gehemmten usw. Nicht einmal das Geschlecht braucht online eine Rolle zu spielen. Auch das Prinzip „erst denken, dann kommunizieren“ ist bei gutem Willen online besser durchzusetzen.

    Antipathie kann überall entstehen, würde ich sagen. Worte können töten, dann können sie auch Antipathie erzeugen. Vielleicht noch eher als im real life, weil da ausgleichende Merkmale hinzukommen können (Schweiß, Lächeln, Mundgeruch). Kulturelle Differenzen sind hie wie da spürbar, soziale Differenzen auch. All das wird über Sprache vermittelt, und das ist auch so ein Ding: Wer die Rechtschreibung nicht beherrscht, ist draußen. Hier schreibt niemand, der sich mit Rechtschreibung und Zeichensetzung blamieren würde, auch in anderen Blogs fast überhaupt nicht. Ganz zu schweigen von den Analphabeten. Auch wer stilistisch Probleme hat, hat hier keine Chance. Es gibt viele Akademiker, die sich schriftlich überhaupt nicht ausdrücken können. Leuten hier das geschriebene Wort im Mund herumzudrehen, ist für viele eine Spezialität, ich kenne mich da auch aus.

    Stotterer sind im Vorteil, stimmt.

    Der im direkte Gespräch Gehemmte sollte eine Therapie machen, statt ins Netz zu flüchten.

    Das Geschlecht spielt spätestens dann eine Rolle, wenn es um geschlechtsspezifische Themen geht, um Barbara Schöneberger zum Beispiel.

    Wir sind Wesen mit Geschichte, die ist nicht weg, nur weil sie im Netz nicht direkt sichtbar ist.

    Meine Erfahrung ist, dass ich gerade in der persönlichen Begegnung sehr häufig Fehleinschätzungen meines Gegenübers unterliege.

    Mal gesetzt, deine Erfahrung stimmt: Was bringt dich zu der Vermutung, dass es online anders ist? Die fehlenden genannten Konnotationen? Die führen nicht unbedingt dazu, dass deine Einschätzung besser ist.

    Hier sind schon so viele merkwürdige Leute reingeschneit, über die ich letztlich nichts weiß, sondern mir ein Bild mache, das sehr oberflächlich ist.

    Vor einer Weile las ich in einem Blog, in dem der Betreiber im letzten Eintrag bekannt gab, dass er sich morgen umbringt. Er wollte mit einem kleinen Boot in Portugal auf den Atlantik rausfahren und dann kentern. Die vorherigen Einträge zeigten seine katastrophale menschliche Lage auf.

    Ich habe den Eintrag nach ca. einer halben Stunde vergessen. Den Blognamen auch.

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  48. hANNES wURST schreibt:

    Noch ein Vorteil: wer unbedingt möchte, kann die online-Beziehung zur offline-Beziehung ausweiten. Umgekehrt werden die meisten Menschen beleidigt sein, wenn man eine Beziehung nur noch virtuell weiterführen möchte. Das bedeutet: fängt man einmal mit dem nicht-virtuellen Zeug an, landet man schnell bei Zwangslagen, Kostenübernahmen, Kaffeekränzchen. Die virtuelle Beziehung hat also zahlreiche Vorteile.

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