Vom Dauerlügner Guttenberg und seinem Gesinde(l)

Guttenberg lügt seit Jahren. Jüngster Fall: Seine Rede in der Debatte um seine Doktorarbeit in der Aktuellen Stunde im Bundestag. Er behauptet nach wie vor, ihm seien „Fehler“ unterlaufen, sonst nichts.

Es ist völlig klar, dass Guttenberg weite Teile seiner Arbeit entweder bewusst abschrieb oder er einen Ghostwriter beauftragte. Beides nennt man Täuschung. Das Bestreiten dieser Täuschung ist eine Lüge. Spätestens das fortgesetzte Bestreiten dieser Täuschung ist ein Vorsatz, der zum Rücktritt von seinen Ämtern führen muss.

Der eigentliche Skandal ist aber das Verhalten der Unions- und der FDP-Politiker in der Aktuellen Stunde. Kein einziger hat den Arsch in der Hose, Guttenberg zu kritisieren. Alle verteidigen sie ihn, keine Kritik. Stattdessen sei das Verhalten der Opposition „unverschämt“ und „infam“.

Einige hundert Abgeordnete verteidigen ganz offiziell das glasklare und fortgesetzte Dauerlügen eines Bundesministers. Die jüngste Lüge von Guttenberg ist keine drei Minuten alt, schon tritt ein CDU-ler ans Mikrofon und sagt: ist doch nichts dabei! So ähnlich läuft das sicher in Berlusconis Italien ab. Wobei die sich schon daran gewöhnt haben. Für mich ist dieses offen asoziale Verhalten neu.

Politisches Gesindel, das seinen Baron deckt und sich „wertkonservativ“ nennt. Wenn Guttenberg damit durchkommt, sollte das Konsequenzen haben.

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37 Antworten zu Vom Dauerlügner Guttenberg und seinem Gesinde(l)

  1. hanneswurst schreibt:

    Wenn er nicht freiwillig geht, müssen wir protestieren. Der öffentliche Druck muss verstärkt werden. Falls er sich in nächster Zeit in der Öffentlichkeit zeigen sollte, werden wir einen Marsch der Millionen veranstalten und ihm klarmachen, dass das Volk ihn jetzt mehr hasst als je zuvor, und dass es unmöglich ist, nach einem solchen fortgesetzten Verrat am Volk im Amt zu bleiben. Wir müssen allerdings vermeiden, dass seine Sprösslinge zu einer noch größeren Gefahr werden, wenn er erst verjagt ist. Außerdem wäre es fatal, wenn er weiterhin seine militärische Oberhoheit zu Schaden der eigenen Bevölkerung einsetzt.

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  2. genova68 schreibt:

    Komiker. Ich bin gerade ernsthaft empört. Und das kommt nicht oft vor.

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  3. genova68 schreibt:

    Selbst der Spiegel schreibt von Refeudalisierung:

    „Der Soziologe Sighard Neckel charakterisiert die gesellschaftlichen Prozesse der vergangenen Jahre als eine „Refeudalisierung“ des Bürgertums, als einen „Kapitalismus ohne Bürgertum“. Und ein Zufall war es sicher nicht, dass in der CDU und CSU, denen die bürgerlichen Konventionen zunehmend entglitten, den Spross eines fränkischen Adelsgeschlechts nach vorn schoben, um von dessen Habitus und Auftritt stilistisch zu profitieren.

    Doch in einem refeudalisierten System stehen Leistung und Belohnung in keinem vernünftigen kausalen Verhältnis zueinander. Das haben die Einkommensentwicklungen der vergangenen Jahre drastisch deutlich gemacht. Und das spiegelt sich auch in den Stellungnahmen der christdemokratischen Anführer dieser Tage wider, da sie den Rücktritt eines Ministers allein als Sache eines feudalisierten Parteienstaats zu betrachten scheinen und also offenkundig nicht begreifen, wie sehr sie damit die Grundlagen des bürgerlichen Anspruchs unterminieren.“

    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,747016,00.html

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  4. hanneswurst schreibt:

    Noch ist das Volk in der Schockstarre, viele jubeln ihm sogar frenetisch zu. Sie sehen die Ausführung ihrer eigenen Sehnsüchte nach Hybris in ihm und taumeln wie im Todesrausch über die Plätze der großen Städte. So ähnlich war es, nachdem klar wurde, dass Westerwelle zum Außenminister werden würde.

    Bald jedoch wird der Wille zur Selbsterhaltung dieses Zeremoniell unterbrechen, dem Volk wird der Spiegel vorgehalten und aus Bewunderung wird glühender Hass, Hass auf die ewig Privilegierten, die schon alles haben, jede Möglichkeit, jede Sicherheit, Familie und Gesundheit, und die immer noch nicht zufrieden sind, die sich weiter Schmücken müssen mit Ämtern und Titeln die ihnen nicht zustehen, die jedoch beweisen sollen wie hoch sie über den gewöhnlichen Menschen stehen, von Geburt und durch ihre Taten den Göttern näher als ihren Untertanen. Und so kommt es wie es kommen muss: das Volk fällt über ihn her, rammt ihm die Zähne in sein edles Fleisch, und die ehrwürdige Mutter kann ihn nicht mehr retten: der Junge ist tot.

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  5. Nihilist schreibt:

    hanneswurst – der Träumer.

    WO bitte bleiben die Erwerbslosen die mit einem unter dem menschenwürdigen Existenzminimum lieber fast abgelaufene Lebensmittel von der Tafel nehmen, als für ihr Selbstwertgefühl aufzustehen und sich für Gerechtigkeit und einen angemessenen Regelsatz einsetzen?

    Nein, die Deutschen an sich sind Quark, so wie J.W.v.G. schrieb – getretener Quark wir breit, nicht stark.

    So wird der „Quarkdeutsche“ auch nicht gegen den Gutten“zwerg“ demonstrieren. Nicht Berg, Zwerg ist passender. Ein Berg, etwas Großes, hätte nicht für alle seine offensichtlichen Lügen herausgeredet.

    Da wurden bei „Neues aus der Anstalt“ die richtigen Worte seines Ahnen vorgetragen.

    Ehre, die sucht man bei Politikern vergeblich. Siehe auch den nun faulen Kompromiss der „ersten Berechnungsbetrüger der SPD“ mit den „zweiten Berechnungsbetrügern der Regierungskoaliton“. Die „ersten Berechnungsbetrüger der Grünen“ sind ja fein raus. Die schwafeln jetzt, mit der Gewissheit, dass sie zuammen mit den Linken keine Mehrheit haben um vor das BVerfG zu ziehen , das die Sätze so falsch berechnet worden sind. Nun erst? Nein, die wurden schon wie vom BVerfG bestätigt von Rot-Grün nicht Grundgesetzkonform verabschiedet.

    Ich denke, ein 10 l Eimer reicht nicht aus, für das, was ich ausspeien möchte.

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  6. hanneswurst schreibt:

    Wir werden ihn stürzen! Und wenn es noch einmal vierzig Jahre dauert!

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  7. Philon schreibt:

    @ genova68:

    Grüße aus dem Rekonstrukteurs-Architekturforum und vollste Zustimmung zu allem, was du hier geschrieben hast!

    Ich weiß auch nicht, wann ich das letzte Mal derart wütend und angewidert war.
    Und entsetzt darüber, wie die Leute hierzulande gerade ihrem neuen Heilsbringer hinterherlaufen.

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  8. genova68 schreibt:

    Hi Philon,
    danke für die Zustimmung, gerade aus dem wertkonservativen Lager ;-)

    Schreibst du noch was zu der Diskussion über deinen Artikel? Du musst natürlich nicht.

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  9. MondoPrinte schreibt:

    Meine Frau und ich durften neulich Kaffee trinken mit meinen „wertkonservativen“ Eltern, die sich ähnlich verhielten im Zusammenhang mit Guttenberg. Dabei ist es eher der Ärger über „die Linken“ und ihren „Rotfunk“, der sie zur Relativierung dessen, was Guttenberg uns mit seiner Doktorarbeit vorgesetzt hat, die Person Guttenbergs, der Menschen wie sie zu Verteidigern des Ministers macht. Ist auch eine eher psychologische Angelegenheit, aber vielleicht auch eine weitere Erklärung für das eklige Verhalten von CDU/FDPlern im Bundestag. Die setzen eben darauf, dass die Bevölkerung eben nicht wirklich wissen soll, was hier eigentlich passiert ist.

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  10. Samid schreibt:

    Guttenberg lügt sich die Welt zurecht und kassiert dafür auch noch Jubel. Es ist schon frech was sich der Supergutti erlaubt. Aber offensichtlich kann er’s ja. Springer und Co stützen jedenfalls den Lügenbaron.
    Danke auch für den Hinweis mit der Uni Bayreuth und der Uni Bremen.

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  11. Philon schreibt:

    @ genova68:

    Oh je, da sprichst du einen wunden Punkt an, der mir auch sehr leid tut.
    Ich wollte eigentlich tatsächlich nochmal antworten bzw. mich beteiligen, aber dann ist mir in der Zeit die Arbeit ein bißchen über den Kopf gewachsen und ich hatte einfach nicht die Zeit für wirklich substantielle Antworten.

    Lohnt es sich denn noch, das nachzuholen? Sonntag hätte ich ein bißchen Spielraum.

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  12. genova68 schreibt:

    Philon, wie du willst. Es war ja dein Beitrag.

    Mondoprinte,
    Dass der Mehrheit Fußnoten egal sind, finde ich ja völlig akzeptabel. Aber das Dauerlügen müsste deine wertkonservativen Eltern doch stören, oder?

    Samid,
    ja, Springer ist derzeit wirklich das Kernproblem. Zusammen mit Agenturen, über die ich gerne mehr wüsste, läuft die Maschine wie geschmiert.

    Auffällig ist auch die dauerhohe Zustimmung aus der Bevölkerung zu Guttenberg. Da würden mich ebenfalls die Details interessieren. Das hängt wohl sehr mit seinem anti-elitären Reflex zusammen, den man am besten aus einer elitären Position heraus auslebt, denn zwei Herzen schlagen in jeder Brust. Berlusconi eben.

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  13. genova68 schreibt:

    Die Verflechtungen von Guttenberg, Rhön Kliniken und Uni Bayreuth:

    Tagesspiegel:

    Auch Guttenbergs Tätigkeit in der Rhön-Klinikum AG steht in der Kritik. Welche Verbindung gibt es zwischen der Uni und der AG?

    Vor seiner umstrittenen Promotion an der Universität Bayreuth war Karl-Theodor zu Guttenberg dort gleichzeitig Student und Sponsor. Die Rhön-Klinikum AG, bei der die familieneigene Beteiligungsgesellschaft derer zu Guttenberg ein dickes Aktienpaket hielt, gehört zu den Stiftern des Lehrstuhls für Medizinmanagement und Gesundheitswissenschaften, der im Jahr 2000 eingerichtet wurde und bei der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät angesiedelt ist. Nach Tagesspiegel-Informationen fließt dafür pro Jahr von der Rhön-Klinikum AG ein sechsstelliger Beitrag. Zuwendungen dieser Größenordnung seien „eher selten“, heißt es in der AG. Geschäftsführender Direktor des Instituts, zur Zeit aber beurlaubt, ist der renommierte Medizinethiker, Transplantationsmediziner und Theologe Eckhard Nagel, der auch Mitglied im Nationalen Ethikrat ist.

    Guttenberg, der an der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät studiert und promoviert hat, saß von 1996 bis 2002 im Aufsichtsrat der Rhön-Klinikum AG. Danach verkaufte die Familie Guttenberg ihre Aktien mit hohem Gewinn an die HypoVereinsbank. Der Börsenwert soll bei 260 Millionen Euro gelegen haben.

    http://www.tagesspiegel.de/politik/eine-wissenschaft-fuer-sich/3868610.html

    Mit dank an Burks

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  14. Observator schreibt:

    Die Kanzlerin und die Mehrheit des Bundestages stützen dies – wider besseres Wissen. Hoffen wir, das es auf sie zurück fällt!

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  15. genova68 schreibt:

    Die Frage bei dir, Observator, ob Guttenberg „systemrelevant“ ist, ist wohl genau die, die gestellt werden muss.

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  16. MondoPrinte schreibt:

    @ genova68: Sie sagen: Die Linken lügen auch!

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  17. genova68 schreibt:

    Das dachte ich mir schon. Da wird es dann schwierig mit der Argumentation. Da ist mühevollste Kleinarbeit, ich betone mühevollste Kleinarbeit gefragt.

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  18. Nihilist schreibt:

    Wie pflegte meine Großmutter, die schon verstorben ist, zu sagen?
    – Pack schlägt sich, Pack verträgt sich –
    Sieht man auch bem Regelsatzkompromiss. Die „Erstberechnungsbetrüger der SPD“ kungeln nun mit den „Zweitberechnungsbetrügern der Regierungskoalition“ und die „Erstberechnungsbetrüger der Grünen“ tun so als ob das was schlimmes sei. Dabei wissen die genau, dass sie zusammen mit den Linken, die bisher nichts mit der Berechnung zu tun hatten, nicht genügend Stimmen haben um das vor dem BVerfG zu bringen.

    Das bleibt somit einem Bürger überlassen. Wie sagte im

    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/interview_dlf/1385812/

    Borchert: Das wäre zu wünschen, dass die Politik sich mal aufrafft und das Quorum von einem Viertel der Abgeordneten des Bundestages sich zusammenfindet, um das den Bürgern abzunehmen, die hier betroffen sind. Notfalls müsste das ein Sozialgericht machen, und da ist natürlich bekannt, dass wir ohnehin schon über die Oberkante Unterlippe belastet sind durch diese wahnsinnige Verfahrensflut, die Hartz IV über uns geschwemmt hat.

    und wenn alles so läuft, wie ich befürchte, muss ich da wohl den Weg gehen. Denn zwei meiner drei offenen Klagen will das SG nun als unbegründet abweisen. Und die eine Kammer des LSG hat bei mir in einer Beschwerde gegen das SG genau entgegengesetz zu einer anderen Kammer in einem ähnlichen Fall entschieden. Wie sagte ein Richter (leider nicht die Quelle zur Hand) zu manchen gegensätzlichen Gerichtsurteilen – Da können sie auch würfeln. –

    Werde mal googeln, ob der Beschluß, der meine Fälle betrifft, online zu finden ist.

    So, das war der ganze Text

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  19. hanneswurst schreibt:

    Gudaffenberg kann nicht einmal seine Dissertation verteidigen und soll als Verteidigungsminister durchgehen? Was macht er denn, wenn der Russe vor der Tür steht – seine Nationalität ablegen? Andererseits, ein Verteidigungsminister muss eine gewisse Verschlagenheit mitbringen, das ist nützlich, siehe Scharping, der alte Balkan-Lügenbock.

    Dennoch: das Kabinett Merkel ist für mich mit jedem Tag des politischen Überlebens dieses Schmierlappens weniger erträglich. Ich war glühender Verehrer von Angela Merkel, bis ich jetzt erleben musste, wie sie sich dem politischen Vorteil zuliebe diesem ekeligen Schmalzkasper anprostituierte. Wo ist meine integere, beherzte, anständige Angela geblieben, sie gab unserem Land einen Funken Respektierlichkeit. Dass dieser jetzt erstickt ist das Traurigste an dieser bajuwarischen Prinz Protz Affäre.

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  20. genova68 schreibt:

    Konretisierung im Tagesspiegel:

    Während der Arbeit an seiner Promotion hat sich Karl-Theodor zu Guttenberg an der Universität Bayreuth auch als Sponsor betätigt. Zwischen 1999 und 2006 seien für einen neuen Lehrstuhl an der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät insgesamt 747.764,36 Euro überwiesen worden, bestätigte die Rhön Klinikum AG dem Tagesspiegel. Guttenberg saß von 1996 bis 2002 im Aufsichtsrat der Rhön Klinikum AG, seine Familie hielt dort ein Aktienpaket. Der CSU-Politiker studierte von 1992 bis 1999 in Bayreuth Rechtswissenschaften und promovierte dort im Jahr 2007 mit der Bestnote summa cum laude.

    Die Rhön Klinikum AG, an der die familieneigene Beteiligungsgesellschaft derer zu Guttenberg über ihren Aktienbesitz beteiligt war, gehörte zu den Stiftern des Lehrstuhls für Medizinmanagement, der bei der Rechts- und Wirtschaftswissenschaftlichen Fakultät angesiedelt ist …

    Das Engagement sei vor fünf Jahren beendet worden, die letzte Rate floss am 4. April 2006.

    Und zur Rolle der Uni Bayreuth aktuell:

    Der Bremer Juraprofessor und Plagiat-Entdecker Andreas Fischer-Lescano kritisiert unterdessen den schnellen Entzug des Doktortitels von Karl-Theodor zu Guttenberg scharf: „Er hat systematisch verschleiert, plagiiert und getäuscht. Den Vorsatz kann man bei diesem intellektuellen Betrug dann im Grunde nur noch dadurch verneinen, dass man den Autor für unzurechnungsfähig erklärt“, sagte Fischer-Lescano dem Tagesspiegel. Die Promotionskommission habe sich um die Wertung der Täuschung herumgedrückt. Der Promotionsausschuss habe mit der Rücknahme des Titels nach allgemeinem Verwaltungsrecht statt nach der einschlägigen Promotionsordnung einen „rechtlichen Umweg genommen, um es unterlassen zu können, alle relevanten Gesichtspunkte und damit auch den Täuschungsvorwurf gegeneinander abzuwägen. Der Amtsermittlungsgrundsatz und der Grundsatz der Verhältnismäßigkeit des Vorgehens hätten aber genau dies geboten.“

    http://www.tagesspiegel.de/politik/guttenberg-liess-sich-verwendung-von-gutachten-nicht-genehmigen/3878384.html

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  21. genova68 schreibt:

    „Wo ist meine integere, beherzte, anständige Angela geblieben“

    Die trinkt gerade mit Cora Stephan einen Genever, beide weinen den alten Zeiten nach.

    Nihilist: viel Glück!

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  22. InitiativGruppe schreibt:

    „Re-Feudalisierung“ ist ein Begriff, der die Zeittendenz gut trifft.

    Aber trotzdem scheint eher eine Mehrheit für den Rücktritt des Guttenzwergs zu sein. Die Umfragen klaffen heftig auseinander, aber die rücktrittlastigen überwiegen. Vor allem das BILD online Ergebnis spricht eine deutliche Sprache. 55% pro Rücktritt, 36 contra – und das bei BILD-Lesern.

    Aus einer gewissen Distanz gesehen: Will der Guttenzwerg jetzt wirklich ständig mit diesem Mühlstein um den Hals Politik in Berlin machen? Glaubt er wirklich, sich ganz auf seine Fans stützen zu können – und das Minimum an Respekt und Vertrauen nicht zu brauchen, das man normalerweise schon genießt, auch bei den Gegnern?

    Der Mann hat doch bei denen, die Universitätshintergrund haben, ausgeschissen. Nicht bei allen, aber doch bei den allermeisten. Da kannst du als Professor noch so konservativ sein und dich noch so freuen über den Hoffnungsträger der Konservativen – einer, der mit solcher Chuzpe plagiiert und eine zu einem Viertel geklaute Doktorarbeit vorlegt … bitte, da ist doch der Ofen aus.

    Ich vermute: Seine Fans verleiten Guttenzwerg zu einem Fehler. Zu einem Verhalten, das gegen sein eigenes Interesse ist. Ein Rücktritt wäre in Guttenzwergs Interesse. Dann büßt er zwei Jahre in der politischen Einsamkeit — und kehrt dann geläutert und gereinigt und mit neu gewonnener Unschuld in die Arena zurück, mit doppeltem Elan.

    Mit jedem Monat, den er weitermacht, vertieft er seine Misere. Und die Misere der CDU/CSU.

    Leute, wenn ihr ihm und der Union übel wollt, dann LACHT jetzt!
    Besser kann’s nicht kommen. Die halten den Guttenzwerg zu dessen und zu ihrem eigenen Schaden. Gibt es etwas Schöneres als wenn der Gegner sich selber schadet?

    Natürlich, nach außen hin muss man schon klar machen, dass nichts anderes als ein Rücktritt in Frage kommt. Mich aber empört es nicht, dass er Minister bleibt, mir macht es Vergnügen.

    Ein Vergnügen, das freilich etwas gedämpft wird durch diese inzwischen unübersehbare Drift der Re-Feudalisierung, die sich im Guttenzwerg-Fan-Verhalten ausdrückt.

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  23. Nihilist schreibt:

    @ IG

    Das sollen Sie Friede Springer und Liz Mohn stecken. Die werden dann schon bei Merkelchen …

    … oder war das ein Trick um Merkelchen unangreifbarer zu machen. Denn KT war ja ein Konkurent. Sollte so der Posten vom Merkel sicherer gemacht werden? Und Seehofer lacht sich auch eins ins Fäustchen.

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  24. genova68 schreibt:

    Und noch was interessantes:
    http://www.fr-online.de/politik/meinung/guttenberg-und-die-kausalitaet-im-sueden/-/1472602/7406270/-/index.html

    Fischer-Lescano über die „Kausalität im Süden“:

    Nach Luhmann macht genau das die „Kausalität im Süden“ aus: Errungenschaften des Rechtsstaats und der funktionalen Ausdifferenzierung werden kurzgeschlossen. Das Recht wird kreativ angepasst. Man könne, so Luhmann, gerade im Süden beobachten, dass die Gewohnheit, „in Netzwerken der Hilfe, der Förderung und der erwartbaren Dankbarkeit zu denken, erhalten geblieben, aber von der gesellschaftlichen Stratifikation auf die Organisationen übertragen worden ist“. Die „ansprechbaren“ Ressourcen würden aus den Kompetenzen „abgezweigt“, die Positionen in Organisationen zur Verfügung stellten. Oft genüge das Prestige einer Position, um sich für etwas einzusetzen, was mit den Aufgaben des Amtes nichts zu tun hat.

    Fischer-Lescano wirft der Uni Bayreuth ziemlich unverblümt Rechstbruch vor, den er herleitet aus der „Tradition des Südens“, also der Machterhaltung via persönlicher Netzwerke. Erinnert auch an Berlusconi.

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  25. InitiativGruppe schreibt:

    Es ist Samstag, der 26. Februar –
    und ich hab das Gefühl, der Guttenzwerg macht es nicht mehr lange.

    Schon richtig, die Union steht geschlossen hinter ihm, ein riiiiiesiger Fanclub beweihräuchert ihn, die publizistische Großmacht BILD/Springer setzt alle Mittel der Manipulation ein, um ihn zu retten, Millionen sind bereit, ihrem Liebling, ihrem Hoffungsträger ALLES zu verzeihen …

    — und doch wird er stürzen.

    Sag ich voraus.
    Denn:
    Zuviel ist zuviel.

    Erst so ein Megamonsterplagiat.
    Dann ein Krisenmanagement, das dem Ausmaß des Betrugs nicht gewachsen ist: erst leugnen, dann ein bisschen zugeben, dann die Sache halb zugeben, zugleich behaupten, er hätte nicht absichtlich plagiiert.

    Kein Jurist, kein Wissenschaftler, keiner, der sich sein Diplom oder seinen Doktor redlich erarbeitet hat oder noch erarbeiten wird, kann es ertragen, was sich der Freiherr und Superstar da geleistet hat, schon gar nicht die unverschämte Lüge, nicht gemerkt zu haben, wie er ca. 200mal plagiiert hat.

    Sich in dieser Situation hinzustellen und so zu tun, als ob jetzt alles gegessen wär und als ob er nun auch noch ein Vorbild für ehrlichen Umgang mit einem Fehler darstelle …

    Es ist zuviel.

    Das gibt zuviel Gegenwind.
    Permanent wird er sich gegen heftigen Wind zu bewegen haben.
    Irgendwann kann er nicht mehr.
    Irgendwann können auch seine Kollegen nicht mehr, die einen Teil von dem Wind mit abkriegen.
    Irgendwann werden auch viele seiner Fans es geschafft haben, sich abzunabeln.

    Dann knickt der Guttenzwerg ein.

    Er muss ja nur mal zwei Jahre in der Verbannung seine Schandtat abbüßen – dann holen sie ihn schon wieder zurück. Er ist noch jung genug, und in den zwei Jahren könnte er versuchen, seriös zu werden, Substanz zu gewinnen, das Blenderische mit echter Substanz verbinden zu lernen.
    Er könnte wachsen. Aus Guttenzwerg könnte wieder Guttenberg werden.
    Die schwere Wunde, die er jetzt empfangen hat, würde vernarben, und diese imposante Narbe würde den Mann noch attraktiver machen.

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  26. genova68 schreibt:

    Kann gut sein, dass er das nicht durchhält. Ein mögliches Anzeichen dafür: In einem Berliner Popmusiksender lief vorhin ein Song, der Guttenbergs Ausflüchte im Original persiflierte. Er ist auf einer Massenbasis der Lächerlichkeit preisgegeben, dass sollte auf Dauer nicht funktionieren. Andererseits zeigte Kohl damals, dass man alles aussitzen kann. An die „Birne“ erinnerte sich nach einer Weile niemand mehr.

    Auch wenn ich mich wiederhole: Das Problem ist nicht Guttenberg, so wie das Problem nicht Berlusconi oder Haider oder Hitler ist und war. Es sind die Strukturen, die so jemanden hochkommen lassen. Die meisten Medien haben in den vergangenen zwei Jahren so extrem versagt, dass es dringender Aufarbeitung bedürfte. Die kann aber nur aus den Medien kommen, und deshalb wird es die nicht geben. Es geht ja nicht nur um Bild.

    Der Typ ist ein Blender, schon immer gewesen, dass der überhaupt Minister wurde, ist der eigentliche Skandal. Und diese Strukturen bleiben, ob Guttenberg geht oder nicht.

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  27. InitiativGruppe schreibt:

    Schon richtig,
    aber mit den Strukturen, in den Strukturen müssen wir leben. Ich kenne keine politische Bewegung, die sich gegen diese Strukturen wendet. Ich würde mich ihr gerne anschließen …
    Da mit diese Gesellschaft das Vergnügen einer solchen Bewegung nicht gönnt, lehne ich mich seufzend zurück, lächle dann und sag mir, auf gut Bayerisch: Es is wias is! Und lebe damit.

    Zum Thema Guttenzwerg ein Zitat von spiegel online:
    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,747880,00.html

    Auch der Nachfolger des Doktorvaters von Guttenberg übt scharfe Kritik: „Der Minister leidet unter Realitätsverlust“, sagte der Bayreuther Staatsrechtsprofessor Oliver Lepsius der „Süddeutschen Zeitung“. „Wir sind einem Betrüger aufgesessen. Es ist eine Dreistigkeit ohnegleichen, wie er honorige Personen der Universität hintergangen hat.“ Der Verteidigungsminister habe „planmäßig und systematisch“ wissenschaftliche Quellen zum Plagiat zusammengetragen und behaupte nicht zu wissen, was er tue. „Hier liegt die politische Dimension des Skandals.“ Lepsius ist Nachfolger von Guttenbergs inzwischen emeritiertem Doktorvater Peter Häberle.

    Tödlich ist so etwas. Tödliches Gift. Es wirkt vielleicht nicht gleich, es bringt den Guttenzwerg vielleicht nicht gleich um, aber es wirkt.

    Vor allem, weil klar ist: Ein Akademiker KANN gar nicht anders reagieren als mit solcher Entschiedenheit. Das gilt von Flensburg bis Garmisch. Und es hat mit irgendwelchen politischen Neigungen nichts zu tun. Die akademische Welt verteidigt sich hier einfach nur selbst gegen einen Betrüger.

    In einer Wissensgesellschaft ist die akademische Welt in solchen Dingen übermächtig. Da hat der Politiker Guttenzwerg auf die Dauer keine Chance.

    Das ZDF-Politbarometer sieht Guttenzwerg noch knapp an der Spitze, aber von 2.0 auf 1.4 reduziert. Da steht auch Merkel.
    55% meinen, die Affäre werde seine Glaubwürdigkeit nicht dauerhaft beschädigen. 75% meinen, er brauche nicht zurückzutreten.

    Aber das Gift tröpfelt hinein ins Volk. Stetig, unwiderstehlich. Dabb. Dabb. Dabb …

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  28. genova68 schreibt:

    Mit den Strukturen muss ich nicht leben. Mit einer Medienlandschaft, die sich so verhält wie die Teile der italienischen, nur mit dem Unterschied, dass Guttenberg die Verlage nicht erst kaufen muss, muss ich auf keinen Fall leben, sondern da ist Kritik angesagt. Das, was Holofernes gegen Bild gesagt hat, wäre eine Basis dafür.

    Du kannst natürlich mit allem leben, was dich nicht umbringt. Aber ich schätze dich nicht so ein, dass du das willst.

    Wieso engagierst du dich dann für Migranten? Rassisten wird es immer geben. Es is wias is. Ich kann damit leben, lehne mich seufzend zurück und lächle. Bin ja kein Migrant.

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  29. Lara schreibt:

    Guttenberg wird meiner Meinung nach mittelfristig gehen bzw. abtauchen, im Raum stehen aber mehr als eine Frechheit:

    1. Dass Guttenberg sich nach wie vor die Frechheit erlaubt zu behaupten, es handele sich um „Fehler“. Die Tatsache, dass ganze Seiten übernommen wurde KANN nicht als Fehler gelten bzw. vergessene Fußnote, weil ein solcher Text niemals als Zitat durchgegangen wäre. Er wurde bewusst dorthin kopiert. Entsprechend muss man gleiches auch für andere Textstellen annehmen. Allein das Aufkommen schließt die Bezeichnung als „Fehler“ aus.

    2. Dass die Koalition sich (wenn auch nur in der Öffentlichkeit) hinter Guttenberg stellt und Kritik an ihm als Hetzjagd kleinredet. Ganz besonders fraglich finde ich den Versuch das Einräumen von Fehlern als Stärke zu verkaufen – zumindest in einer Situation, in der alles andere die Situation eskalieren würde.

    Viel größer wiegt in meinen Augen aber

    3. die Irrationalität mit der Guttenberg-Groupies eben diesen verteidigen. Man kann durchaus an Guttenberg festhalten, auch wenn er ein Betrüger ist. Der Versuch aber ihn in der Sache zu verteidigen und seine Rhetorik „Ein überbelasteter Familienvater hat handwerkliche Fehler gemacht“ zu übernehmen erinnert in der Tat an religiösen Fanatismus. Es gibt daher gute Gründe sich zu sorgen selbst wenn Guttenberg zurücktritt.

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  30. Lara schreibt:

    Noch ein Nachtrag, falls noch nicht erwähnt: http://www.youtube.com/watch?v=IIfm71XDd38

    und der Klassiker: http://www.youtube.com/watch?v=03PIPRlxuR0

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  31. genova68 schreibt:

    Lara,
    ja, so ist es. Der Vergleich mit dem religiösen Fanatismus hat was.

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  32. InitiativGruppe schreibt:

    Unsere Kritik, unser Protest wird die Strukturen nicht substanziell ändern. Solange nicht eine Bewegung entsteht, die breit und tief genug ist, um den Strukturen an die Struktur zu gehen.

    Das meine ich, wenn ich sage: Ich muss mit den Strukturen leben, die ich vorfinde.

    Mein (marxistisch geschultes) Auge ist immer auf das gerichtet, was in der gesellschaftlichen Tiefe, hinter den Kulissen und hinter unserem Rücken, die Welt verändert. Überschätze niemals das Gekräusel an der Oberfläche! (Mehr sind auch unsere individuellen Taten nicht.)

    Genova, wir müssen mit den Strukturen leben, die wir kritisieren und gegen die wir protestieren. Das ist kein Widerspruch.

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  33. Philon schreibt:

    Um mich auch einmal wieder zu diesem Thema zu Wort zu melden: Was mich an der Guttenberg-Affäre, neben der Empörung über das Verhalten des Herrn Plagiators eigentlich am meisten erschreckt sind die folgenden Punkte:

    1. Unaufrichtigkeit, Lüge und Betrug sind mit wertkonservativen Haltungen eigentlich absolut unvereinbar. Wenn sie nun aus rein wahltaktischen Gründen von großen Teilen des bürgerlichen Lagers hingenommen werden, demontiert dieses sich nicht nur selbst, es offenbart auch eine – anders kann man es kaum mehr bezeichnen – alarmierende moralische Zerrüttung dieses Lagers.

    2. Ebenso alarmierend ist, wie leicht anti-intllektuelle und ant-akademische Ressentiments zugunsten des Felix zu Guttenkrull aktiviert werden können – und wie bedenkenlos Guttenberg selbst, Merkel und ihre gesamte Mannschaft das tun. Es verschlägt einem die Sprache.

    3. Drittens ist es erschreckend, wie leicht auch die – in gewisser Weise ja nicht einmal ganz unberechtigte – Unzufriedenheit der Bürger über die „Eliten“ in Politik und Medien, über deren zum Teil wirklich oft unfairen Kampagnen und so manche Bevormundungsversuche, sich offenbar populistisch instrumentalisieren lassen.

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  34. genova68 schreibt:

    „Unaufrichtigkeit, Lüge und Betrug sind mit wertkonservativen Haltungen eigentlich absolut unvereinbar.“

    Stimmt, das gilt aber auch für das Sparkassengebäude auf dem Hauptplatz Hildesheim. (https://exportabel.wordpress.com/2009/05/27/postmoderne-mythenbildung-in-hildesheim/) Das ist ja ein Grund, warum ich den Befürwortern solcher architektonischer Blendereien jeden Wertkonservatismus absprechen würde. Guttenberg hat den nie vertreten, das war schon immer Fassade, für einen Menschenkenner wie mich vom ersten Augenblick an erkennbar.

    Wo sind eigentlich die Wertkonservativen? Vielleicht Lammert? Norbert Geis jedenfalls nicht, auch wenn der sich das Etikett gerne umhängt.

    Ich frage, weil mich das ernsthaft interessiert. Eine vernünftige, ernsthafter Konservatismus ist in einer Gesellschaft doch schlicht notwendig. Aber eben keine neoliberalen Hampelmänner, die nicht konservativ, sondern regressiv sind und von Anstand, Pflicht etc. nur plappern.

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  35. Philon schreibt:

    @ genova68:

    Ich verstehe ehrlich gesagt jetzt nicht ganz, warum du anläßlich der Guttenberg-Affäre wieder einmal die Anti-Reko-Keule auspackst bzw. was das überhaupt mit dem Thema Guttenberg zu tun haben soll.

    Was soll an der Rekonstruktion eines zerstörten Bauwerks bitte „unaufrichtig“ sein? Unaufrichtig bzw. eine Lüge könnte nur die Behauptung sein, es sei nie zerstört gewesen, aber die Behauptung stellt ja keiner aus. Also was sollte daran Werten wie Aufrichtigkeit und Wahrhaftigkeit wiederprechen.

    Zudem setzt die These von der „Unaufrichtigkeit“ von Rekonstruktionen voraus, dass zerstörtes und rekonstruiertes Gebäude in wesentlicher Hinsicht nicht miteinander identisch sind. Diese Voraussetzung ist aber m.E. falsch, da sie eben in der wesentlichen Hinsicht, nämlich der des verkörperten Geistes, miteinander identisch sind.

    Aber wie gesagt, ich will hier nicht über Rekonstruktionen diskutieren, sondern über Guttenberg und finde es von daher einigermaßen schade, dass die Guttenberg-Affäre hier gleich wieder zum Auskeilen gegen Rekonstruktionen und einem unterschwelligen Angriff auf Rekonstruktionsbefürworter wie mich benutzt wird.

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  36. genova68 schreibt:

    ;-)
    Ich wollte nicht keilen, sondern nur darstellen, dass alles mit allem zusammenhängt. Aber du hast recht, Architektur ist hier nicht das Thema, lassen wir sie hier also beseite. Ich wollte ja nochmal was zu Ästhetik und Politik schreiben und werde das irgendwann auch tun.

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