Cora Stephan. Ein Irrtum

Schnell ein paar Zeilen, die ich mir auch schenken könnte.

Es geht um eine Frau namens Cora Stephan, die ein Buch namens „Angela Merkel. Ein Irrtum“ geschrieben hat. Das Interview, das die FASZ deswegen vergangenen Sonntag mit ihr führte, ist ein Lehrstück politischer Dummheit.

Frau Stephan, 2005 haben Sie Angela Merkel gewählt. Jetzt sind Sie enttäuscht. Warum?

„Ich habe „Angie“ gewählt, eine Frau mit einer deutlichen Sprache und einem mutigen Reformprogramm.“

Sagt eine Frau, die sich hauptberuflich mit Sprache beschäftigt. Cora Stephan ist Schriftstellerin. Was meint sie mit „deutlicher Sprache“, was mit „Reform“, was mit „mutig“? Angie? Die FASZ fragt nicht nach, obwohl exakt das bei diesen Phrasen die Hauptaufgabe eines Journalisten wäre.

Wann hat Merkel Ihre Zustimmung verloren?

„Ach, ich habe wie viele andere lange die Hoffnung nicht aufgegeben. Aber es bewegte sich einfach nichts. Und dann kam die Sarrazin-Debatte. Da ist mir der Geduldsfaden gerissen. Wie bitte? Die Frau, die von Mut und Freiheit geredet hat, erklärt ein Buch für „nicht hilfreich“, das sie noch nicht einmal gelesen hat?

Peng. Eines der dümmsten politischen Argumente des vergangenen Jahres fehlt also auch nicht. Man darf demnach die Thesen eines Menschen nicht kritisieren, wenn man sein Buch nicht gelesen hat, auch wenn der zig Seiten Vorabdrucke in Spiegel, Bild etc. bekam, wochenlang ununterbrochen in den Medien seine Thesen präsentierte, von allen Seiten analyisiert wurde? Und Merkel soll ihre Zeit damit verschwenden, es zu lesen? Ist Frau Stephan nicht auf die Idee gekommen, dass es Referenten gibt, inhaltliche Zuträger, ohne die man wichtige Ämter nicht ausfüllen könnte? Und was hat die Kritik an Sarrazin mit Mut und Freiheit und dem angeblichen Mangel daran zu tun?

Daneben das übliche neoliberale, tausendmal wiederholte, formelhafte, sozialdarwinistische Geplappere. Sie stellt „Fragen einer Steuerzahlerin“, die sie mit Begriffen wie „Sozialstaatsillusion“, „Befreiungsschlag“ „Reformmotor“ beantwortet. Sie will die Reformmotormerkel zurück. Geilomat.

Der Sozialstaat jedenfalls wuchert  wie die Sau:

„Als schlichte Steuerzahlerin fragt man sich ja, warum man da nicht gleich hartzen geht.“

Ja, wer so schlicht ist, dem sollte ein starker Staat unter die Arme greifen. Auf zum Amt!

Das Motiv der schweigenden Mehrheit darf natürlich nicht fehlen. Endlich mal eine kritische Bürgerin:

Werden Sie Merkel wieder Ihre Stimme geben?

„Nein. Obwohl ich die Alternativen auch nicht sonderlich attraktiv finde. Vielleicht werde ich die größte Partei von allen stärken: die der Nichtwähler.“

Das wird man doch wohl noch sagen dürfen. Dazu passt eine Bemerkung aus einem Beitrag von ihr für die Welt:

„Es kommt hinzu, dass die beständig wahlkämpfenden Politiker am liebsten jene Klientel bedienen, die Stimmen versprechen. Und das sind alle, die ungern am Ast sägen, auf dem sie sitzen: Rentner, Beamte, Staatsangestellte, Arbeitslose und Harz-IV-Empfänger.“

Exakt diese fünf Gruppen sind nachweislich die Verlierer der Politik der vergangengen Dekade. Welche Wahrnehmungsstörungen liegen solchen Aussagen zugrunde? Muss man nur fleißig die Welt und ähnliche Blätter lesen? Vermutlich. Vielleicht kommt bei ihr die aktuelle Diskussion, ob Arbeitslose fünf oder acht Euro mehr kriegen, als bevorzugte Klientelbedienung an.

Die SPD hat es auch nicht gebracht:

Schröder wurde für seine Agenda 2010 abgestraft.

“ Aber nicht zuerst von der Bevölkerung, sondern von seiner Partei.“

Hätte die Partei nicht gemurrt, dann hätte der Wähler nichts gemerkt und Schröder wäre immer noch mit 40 plus x Prozent Kanzler. Und Angie mutige und freiheitliche Oppositionsführerin.

In dem Interview plappert sie so skurrile Sätze, dass man kaum glauben kann, dass sie das Ernst meint. Letzte Kostprobe, gemeint ist wiederum „Angie“:

„In ihren Reden als Parteivorsitzende und Kanzlerkandidatin spürte man eine geradezu emphatische Freiheitsliebe.“

Wer ist Cora Stephan? Eine Krimiautorin aus Frankfurt, die – Achtung – 2006 Jurymitglied für den Adorno-Preis der Stadt Frankfurt war. Wer hat da den Preis bekommen? Sarrazin? Vielleicht aber auch die emphatisch freiheitsliebende Angie, damals hatte das Jurymitglied die Hoffnung ja noch nicht aufgegeben. Beim „Deutschen Atomforum“ trägt sie ebenfalls vor und fordert allen Ernstes den „Bau neuer, sicherer, effizienterer Atomkraftwerke“, was für jemanden, die hauptberuflich mit Sprache zu tun hat, nicht schlecht ist. Neu, sicher, effizient, wer kann da schon nein sagen? Ich nicht. Wahrscheinlich fordert sie auch besseres Wetter für Deutschland. Ich auch. Sie hinterfragt keinen Begriff und benutzt zielsicher all das, was ihr die neoliberalen Spindoktoren lauwarm vorgesetzt haben. Reformmotor. Brummbrumm.

Was rät sie, um die german angst vor Atomkraft zu überwinden, kein Scherz?

„Gespräche mit Wissenschaftlern und Ingenieuren bei Besuchen in Atomkraftwerken.“

Cora Stephan scheint Teil dieses informellen deutschen rechten Deppennetzwerks zu sein, Achse der Guten, Bolz, Baring, Henkel etc. Von irgendwoher eine Reputation haben und sie fürs Ressentiment nutzen.

Andererseits: Stephan schrieb in den Achtzigern für den Pflasterstrand und promovierte zuvor über „die Geschichte der deutschen Sozialdemokratie im 19. Jahrhundert“. Sie scheint der Fraktion der Gewendeten anzugehören, die das nur mit analytischer Niveaulosigkeit schaffen, Broder ähnlich. Eine Art deutsche Tea-Party. Es wäre also ratsam, ihr Geplapper aus biographischer Perspektive zu untersuchen, was ich naturgemäß nicht leisten kann, da ich die Frau bis vergangenen Sonntag gar nicht kannte.

Und warum gibt die FASZ diesem Schwachsinn ein Forum? Wo fast täglich Bücher auf den Markt kommen, wie man sagt, die eine publizistische Förderung verdient hätten? Hat Cora zu Schirrmacher ähnlich gute Kontakte wie zur Adornopreisjury? Ist Frankfurt ein Dorf? Änderte man den Titel des Buches ein wenig ab, wäre es zu bewerben: Cora Stephan. Ein Irrtum. So aber ist das Buch so überflüssig wie diese Zeilen. Ich sollte sowas künftig bleiben lassen.

So sieht sie aus, die Cora:

(Foto: Wikipedia)

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90 Antworten zu Cora Stephan. Ein Irrtum

  1. hanneswurst schreibt:

    Ich freue mich, dass Du inzwischen meine bedingungslose („wir müssen mit dem Schiff genau in das Zentrum des Phänomens fliegen“) Verehrung für Frau Merkel teilst. Ich würde aber nicht so hart über das dösige Geplapper von Frau Stephan urteilen, immerhin könnte es sein, dass die arme Frau an Demenz leidet und dann täte es Dir leid. Der arme Sarrazin mit seinem hängenden Auge, dem haben sie doch auch versehentlich ein großes Stück aus der rechten temporoparietalen Übergangsregion entfernt. Jede Generation hat ihre Buhfrauen und Buhmänner, es muss ja auch einer unmoralisch sein damit man nicht verlernt was Moral überhaupt ist.

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  2. genova68 schreibt:

    Litte sie an Demenz, täte es mir leid, in der Tat. Der letzte Satz ist gut, ich bitte dich, dazu einen Artikel auf deinem Blog zu verfassen. Ethik war doch dein Steckenpferd, bevor du KI entdeckt hast, wenn ich mich recht entsinne.

    Apropos Sarrazin: Ich habe aus zuverlässiger Quelle erfahren, dass das in Wahrheit der gut verkleidete Karl Dall ist. So eine Art Wallraff 2.0. In ein paar Monaten wird er ein Buch über seine Erlebnisse als Volk-aufs-Maul-Schauer veröffentlichen. Arbeitstitel: Ganz rechts. Eine Dokumentation.

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  3. Nihilist schreibt:

    Vielleicht sollte ich auch mal ein Buch schreiben. Thema:

    Einsteins Meinung über die Unendlichkeit der Dummheit.

    Bestätigt von „MEIN NAME“

    Hunderte Fallbeispiele aus dem Leben eines 60jährigen

    Ein Fallbeispiel würde diese genannte Person betreffen.

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  4. hanneswurst schreibt:

    @genova: Die Wissenschaft von den Moralen ist sehr nützlich und natürlich auf wichtig, anders als z.B. die Ästhetik, die zwar ein schönes Hobby ist, die jedoch abgeschafft werden könnte, ohne dass dies der Kultur schaden würde. Wenn es überhaupt etwas gibt, über das es sich zu reden lohnte, dann ist dies die Ethik. Allerdings ist es so, dass das System der Ethik an sich schnell erforscht ist. Im Wesentlichen handelt es sich ja um meist einfache Formen des Übereinkommens. Ethik ist dann wieder interessant in Hinsicht auf die verschiedensten Disziplinen, z. B. Technikethik, soziale Ethik usw. Hier sind dann die entsprechenden Fachleute gefragt. Die Philosophie kann an dieser Stelle, zum Beispiel in der Debatte zur Präimplantationsdiagnostik, nur den Moderator spielen und sicherstellen, dass Verstöße gegen das Universalisierungsprinzip bemerkt werden.

    Natürlich bin ich bemüht, mein ethisches Grundwissen auch in meinem Blog oder in meinen Kommentaren zu verwenden. Mehr interessiert mich seit einiger Zeit jedoch die Metaphysik, die auch eher ein schönes Hobby ist und in der mir kaum jemand je das Gegenteil beweisen kann.

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  5. frank peso schreibt:

    bei „Nazis 2.0 auf Auslandstour“ habe ich IG geschrieben: „also meines erachtens versuchst du ideologische strategien zu individualisieren.“ und auch „Cora Stephan. Ein Irrtum“ ist mir viel zu persönlich. das denkt die sich doch nicht selber aus. die macht propaganda und zwar klassisch jesuitisch. ich guck auf den blog von frau stephan und finde alle üblichen verdächtigen wieder, die sich ständig dieselben stichworte zuwerfen:

    http://cora-stephan.blogspot.com/

    liest gerade * Peter Sloterdijk, Die nehmende Hand und die gebende Seite, Suhrkamp

    empfiehlt
    #
    Die Achse des Guten
    Climategate Fallout
    Vor 2 Stunden

    #
    Jan Fleischhauer
    Die Linke und der Kommunismus
    Vor 3 Wochen

    Zitat:

    Sprachpolitik
    „Begriffe besetzen“, das sei das Wichtigste in der Politik, hat Heiner Geissler einst gesagt, als er noch Generalsekretär der CDU und ohne Heiligenschein war. Daran sei jeder erinnert, der noch immer glaubt, es gehe im Reich des Politischen um sachliche Entscheidungen.
    ————————————–

    das sie den „Adorno-Preis“ bemuttert ist zwangsläufig. jetzt fehlt nur noch benny der 16. und wir haben alle kritischen theoretiker zusammen. das margot stephan frau merkel mit honecker vergleicht find ich schon wieder witzig! ganz eindeutig ist der adornismus auf regressionskurs. aber hammerhart.

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  6. Dr.Rauskucker schreibt:

    Falls es jemanden interessiert, sie war Donnerstag auch bei 3sat-kulturzeit:

    http://www.3sat.de/page/?source=/kulturzeit/lesezeit/152007/index.html

    Mein kurzes Urteil lautete genauso wie deines: überflüssig.

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  7. InitiativGruppe schreibt:

    Interesssant, alles das zu hören.
    Ich habe vor unendlich langer Zeit ihr Buch über die Geschichte der SPD gelesen, habe auch vage vernommen, dass sie Krimis schreibt – und hätte sie, nichtsahnend, ziemlich falsch eingeordnet.

    Was bewirkt so einen Wandel?
    Sie hat etwas gelernt. So pauschal und neutral würde ich das zunächst einmal ausdrücken.
    WAS hat sie gelernt? WIE? WARUM?
    Ich würde mir wünschen, jemand, der für so etwas einen Blick hat, würde einer solchen Frage mal systematisch nachgehen. Vielleicht ein Romanautor, der einen umgedrehten Wilhelm Meister schreibt?

    Gehen wir mal davon aus, dass Cora Stephan sich in ihrer Wendung zum Neoliberalen und in der Verflachung ihres Denkens selber TREU geblieben ist. Was bedeutet das dann für ihre frühere Einstellung? Gibt es eine Art, links zu sein, die anfällig dafür ist, umzuschwenken zum Gegenteil, also sozialdarwinistisch und neoliberal, opportunistisch und auch vergleichsweise dumm zu werden?

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  8. genova68 schreibt:

    Rausgucker,
    danke für den Link. Traurig, dass auch die Kulturzeit ihre Sendezeit mit sowas verschwendet.

    Frank Peso,
    ich wusste, dass diese Kritik von dir kommen wird ;-) stimme dir aber erwartungsgemäß nicht zu. Ich stelle mir vor, dass das relativ banal läuft: Cora Stephan hat banale politische und gesellschaftliche Ansichten wie viele Menschen, ist durch Medienrezeption aufgewühlt, will etwas darüber schreiben (als Schriftstellerin naheliegend), hat Kontakte, kommt zu Knaus (Teil von Randomhouse, also DVA und Sarrazin), die sind natürlich begeistert, weil jemand, die schreiben kann, zu einem Thema schreiben will, das sich sehr gut vermarkten lässt. Und so kommt es. Die Medienkontakte von Randomhouse werden ausgespielt und schon gibt es Beiträge in FASZ, Welt, Deutschlandfunk, Kulturzeit, die offizielle Buchvorstellung wird von Gabor Steingart im Gebäude der Bundespressekonferenz (genau wie bei Sarrazin) moderiert werden etc.

    Den Blödsinn, den sie in ihrem Buch geschrieben hat, hat sie sich selbst ausgedacht. Wieso denn nicht? Was ist daran so schwierig? Sowas schreibst du in einer Nacht. Dagegen war das Sarrazin-Buch Schwerstarbeit, der musste ja immerhin ein paarmal mit dem Statistischen Bundesamt in Wiesbaden telefonieren.

    Das Buch, das Thema an sich, fällt auf fruchtbaren Boden bei den genannten Leuten: Fleischauer, Steingart, Achse, Sloterdijk etc und ihren Epigonen. Sicher ist das eine sozialdarwinistsiche und zynische, menschenverachtende Phalanx, die sich breit gemacht hat und weiter breit machen wird, und Cora Stephan ist ein kleiner Teil davon. Aber mehr nicht.

    Die Fragen, die nun zu stellen wären, gingen eher in die Richtung, WARUM sowas auf fruchtbaren Boden fällt, warum die Leute Sarrazin, Fleischhauer und Stephan lesen wollen. Das würde weiterführen zu der Frage, warum sie Guttenberg liebten, beispielsweise. Man käme über kurz oder lang auf meinen Lieblingskampfbegriff Neoliberalismus. Aber bitte nicht die Cora überschätzen. Wer auf dem im Artikel geschilderten Niveau ein Buch über den amtierenden Bundeskanzler schreibt und dabei mit den erwartbaren und in den Massenmedien schon hundertmal durchgekauten Mechanismen operiert, hat publizistischen Erfolg. Dass Lena mit ihren neuen Lieder Platz eins der Charts einnimmt, war ebenso vorhersehbar. Die Maschine läuft.

    Und was du zur Sprachpolitik schreibst: Begriffe besetzen ist elementar, sicher, aber nicht aus Selbstzweck, sondern um die entsprechende Politik durchsetzen zu können. Und die ist durchaus sachlich. Hartz IV galt unter Schröder als sozial, als hilfreich für Arbeitslose. Fördern und fordern. Das war die Begriffsbesetzung. Sachlich stand dahinter der Versuch der Renditeerhöhung des Kapitals, in vielerlei Form: Entstehung eines Niedriglohnsektors, Eineurojobs, Stigmatisierung von Arbeitslosen (was die beste Möglichkeit ist, keinen Widerstand aufkommen zu lassen), Frisierender Arbeitslosenstatistik etc. Das sind gigantische PR-Industrien, die dahinterstehen, ja. Dennoch denkt sich Frau Stephan diesen Schwachsinn sicher ganz alleine aus, aber eben auch auf der Basis dessen, was die Fleischhauers, die Sloterdijks, die Broders et al schon vorgemacht haben.

    Deine Bemerkungen zu Adorno lasse ich jetzt außen vor. Vielleicht kann sich darum mal jemand kümmern, der den umfassender kennt als ich.

    Danke auch dir für den Link zu ihrem Blog, da tauchen wirklich die Namen auf, die ich mir in dem Artikel oben noch ausgedacht habe.

    Hannes,
    auch dir danke, für deinen moralphilosophischen Vortrag. Meine Frage, inwieweit wir das Böse brauchen, um das Gute zu erkennen, bleibt aber unbeantwortet. Grundsätzlich ist das natürlich nötig, weil man ohne Vergleich keine Selbstbestimmung vornehmen kann. Aber die Frage wäre die nach der Dosierung und dem Typus. Aber das ist dann schon wieder eher das Feld des Politischen.

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  9. genova68 schreibt:

    IG,
    lauter gute Fragen. Vielleicht ist es einfach eine Frage des Mainstreams? Früher war eben links in, Achtundsechzig gab es sicher unzählige Mitläufer, die einem übel aufgestoßen wären. Der Linksfaschismusvorwurf von Adorno kam ja nicht von ungefähr. Heute kommt das in der Verklärung positiver rüber. Du kennst dich da sicher alterstechnisch besser aus als ich. Wie war das denn in einem der Epizentren, in München?

    Sarrazin hat heute einen großen Beitrag in der FAZ, eine Entgegnung auf das neue Buch von Feuilleton-Chef Patrick Bahner (gegen die „Islamkritiker“). Da berichtet er von Gymnasiasten im gutbürgerlichen Bonn um 1968: Alles Diplomatensöhne, die plötzlich linksradikal waren. Was machen die heute? Bzw. wie wären die heute drauf?

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  10. Dr.Rauskucker schreibt:

    Sie schreibt auch in der Frankfurter pseudolinken Zeitschrift „novo“, wo sich lauter solche Typen tummeln.
    hier nur ein willkürliches Beispiel:
    http://www.novo-magazin.de/46/index.htm

    Ich denke, daß da auch staatlich bezahlte Geistverdreher mitarbeiten.

    Die von InitiativGruppe gestellten Fragen finde ich überaus spannend. Ich habe im eigenen Bekanntenkreis auch so einen Fall, der mich völlig ratlos macht. (Aber die macht’s garantiert unbezahlt.)

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  11. genova68 schreibt:

    Und weil ich es gerade bei Mondoprinte lese:

    Patrick Bahners

    Dass Bahners in der FAZ diese Woche sein neues Buch ausgiebig vorstellt und heute ganzseitig seinen prominenstesten Kritiker, Sarrazin, antworten lässt, ist eben auch Teil des Geschäfts. Aufmerksamkeitsökonomie und Eventisierung sind die Begriffe, die da viel öfter fallen müssten. Gerade auch in Bezug auf Guttenberg. Wäre ich keine faule Sau, würde ich dazu was schreiben.

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  12. genova68 schreibt:

    Pseudolinks ist gut. Da schreibt auch Miersch, Achse der Guten.

    Ich gebe ja zu, dass ich mich vor ein paar Tagen über Gladio informiert habe und sowas, zumindest in diesem Ausmaß, bislang nicht für möglich gehalten habe. Vielleicht bin ich naiv. Aber das größere Problem im Netz sehe ich bei den Verschwörungstheoretikern.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Gladio

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  13. Dr.Rauskucker schreibt:

    Also ich lese das nicht mehr, aber früher stand das Blatt hier im linken Buchladen, und hatte immer einen deutlich linken Anstrich. Mit einigen seltsamen Schattierungen (pro Gentech und pro Atom etc., eben „pro Fortschritt“, haha.)
    Auch Miersch und Konsorten würden sich wohl angegriffen fühlen, wenn man sie „Rechte“ bezeichnete. Heinsohn galt früher als Linker und hält sich wohl auch immer noch dafür. pp.

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  14. frank peso schreibt:

    sehr, sehr professionell gemachtes blatt. hab einen schönen spruch in den empfohlenen seiten gefunden:

    Wenn man im Leben keinen Erfolg hat, braucht man sich deshalb nicht ohne weiteres fuer einen Idealisten zu halten.

    Henry Miller , hehe!

    „wollt ihr die totale vernetzung?“

    NovoArgumente Kontakte und -Empfehlungen
    # Antibuerokratieteam – Sektion der neoliberalen Weltverschwörung
    # Buchausgabe – Bücher für den Liberalismus
    # Bürger für Technik
    # Climate Resistance
    # Der tödliche Pass – Magazin zur näheren Betrachtung des Fußballspiels
    # Die Achse des Guten
    # Edition Tiamat
    # Eigentümlich frei
    # Einseitig – Magazin für Meinungsmache
    # Friedrich-Naumann-Stiftung für die Freiheit / Liberales Institut
    # Future Cities Project

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  15. genova68 schreibt:

    Die Kontakte und Empfehlungen haben es in sich :-)

    Der Link dahin:
    http://www.novo-argumente.com/magazin.php/novo_netzwerk/

    Dass sowas in einem linken Buchladen steht… es geht drunter und drüber heutzutage.

    Aus der Selbstbeschreibung:

    „Wir streiten für Fortschritt und Humanismus und für eine bessere Zukunft durch mehr Wachstum und Freiheit für alle. Uns interessieren Fakten und nicht, was das Stimmungsbarometer misst. Dabei sind wir skeptisch gegenüber selbstgefälliger Volkserziehung, bürokratischer Kleingeistigkeit und neoreligiöser Moral. NovoArgumente schaut genau hin, beschreibt und analysiert. Wir wollen die Demokratie mit neuem Leben füllen, laden zur offenen Debatte ein “

    PR-technisch ist jeder benutzte Begriff ein gefundenes Fressen.

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  16. frank peso schreibt:

    sehr gut.

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  17. genova68 schreibt:

    Wenn man sich den ersten Satz der Selbstbeschreibung dreimal durchgelesen hat, ist man überzeugt, dass nur die Titanic dahinterstecken kann.

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  18. frank peso schreibt:

    sorry, aber „selbstgefällige[r] Volkserziehung“ find ick affenscharf. dieses verdammte pack!

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  19. genova68 schreibt:

    Ah, Frank Peso,
    ich sehe gerade, dass ich ein Zitat von Cora Stephan dir zugeordnet habe.

    „Sprachpolitik
    „Begriffe besetzen“, das sei das Wichtigste in der Politik, hat Heiner Geissler einst gesagt, als er noch Generalsekretär der CDU und ohne Heiligenschein war. Daran sei jeder erinnert, der noch immer glaubt, es gehe im Reich des Politischen um sachliche Entscheidungen.“

    http://cora-stephan.blogspot.com/2011/01/sprachpolitik.html?showComment=1296126155745#comment-c2748948714239693325

    Sorry, den Schuh musst du dir also nicht anziehen. Da habe ich zu flott gelesen.

    Wieso schreibt die das, wenn die in dem FASZ-Interview den Begriff der Reform, der ja in den vergangenen zehn Jahren komplett korrumpiert wurde, so dermaßen naiv gebraucht? Versteht die Merkels jetzige Politik als eine quasi-sozialistische und unter „Reform“ ganz positiv besetzt Sozialabbau bzw. „Verwertungsbedingungen des Kapitals optimieren“?

    Sie wendet sich in dem Blogartikel gegen das „Basta“ von Schröder und gegen das „alternativlos“ von Merkel, aber eben von rechts. Merkel erklärt ihre neoliberale Politik für alternativlos und Cora Stephan hält Merkels Politik für sozialistisch und wendet das „alternativlos“ darauf an. Verrückt. Vielleicht hat sie sich das doch nicht selbst ausgedacht.

    Das erinnert an den Vorwurf, den die FAZ den Hausbesetzern in der Liebigstraße 14 machte: Die seien konservative Besitzstandswahrer, weil sie durch ihre Weigerung auszuziehen keinen Platz machten für was Neues dort.

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  20. frank peso schreibt:

    deswegen versuche ich immer auf den ideologischen hintergrund hnzuweisen. die art der dialektik verballhornt das rationale denken, um die deutungshoheit über den widerspruch zu behalten. die feindbildproduktion soll das publikum emotionalisieren. die mediengesellschaft liefert sofort ein feedback über die rezeption der thesen. dabei ist es im prinzip egal, ob die so gesammelten informationen von waren- oder ideologieproduzenten genutzt werden. das ist der ideologische hintergrund des kapitalismus, der eben bewußtsenstechniken nutzt und mit den bewußtseinsgrenzen der konsumenten spielt. in dem wir neue techniken der kommunikation nutzen, können wir selbst medienbewußtsein entwickeln. das ist der entscheidende wandel, durch buchdruck und digitaltechnik. darauf reagiert die geistige macht, benny und seine bande, mit ideologischer aufrüstung.

    das hat übrigen dm-werner (bge) gut erkannt, die heutige welt trennt sich in produzenten und konsumenten (siehe video mit dem komischen interviewer) das ist auf dauer ein irrweg, weil die einen immer nur die anderen blöd halten müssen. das ist tatsächlich streng katholische ideologie. womit ich die historische notwendigkeit der metaphysik keineswegs betreiten will. wenn ich aristoteles lese werd ich zum kind. aber die zeiten ändern sich eben und die menschen wollen sich entwickeln und die digitaltechnik ist genial.

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  21. MondoPrinte schreibt:

    Die Dame gehört eben zu jenen vom Kulturbetrieb Umschwärmten, die nur deshalb gehört werden, weil sie Cora heißen und eine „rote Feuermähne“ tragen. No substance whatsoever…

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  22. genova68 schreibt:

    Mondoprinte vertritt also die Gegenversion zu Frank Peso.

    Die Grünen als neokonservative Partei, ok, aber Jutta Ditfurth ist mir teilweise auch zu nervig, zu aggressiv. Der Vorwurf, die Grünen in BW hätten Geissler nur vorgeschlagen, damit S21 kommt, ist starker Tobak. Mag sein, dass es faktisch so kommen wird, aber auch das ist mir zu verschwörungstheoretisch. Interessant ist doch, dass die Grünen sich hier bestimmter Mechanismen bedienen können: Die Sehnsucht der Deutschen nach einem Führer. Ob der Geissler oder Guttenberg heißt, solche Leute werden extrem hochgeschrieben, gerade weil sie zum antidemokratischen Personenkult taugen. Irgendein Mann soll es richten. Schon nach zwei Monaten wirkt der Geisslerpopanz doch nur noch lächerlich.

    Was Ditfurth zu Fischer sagt, ist aufschlussreich und passt zu dem, was er kürzlich in der Berliner Zeitung (glaube ich) erzählt hat. Es ist im Nachhinein erschreckend zu sehen, was man sich vom Duo Schröder/Fischer hat bieten lassen. Alles unter der Chimäre des aufgeklärten rot-grünen Projekts, mit dem wir 40jährigen ja politisch sozialisiert wurden, als visionärer Gegenpart zum ewigen Kohl.

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  23. genova68 schreibt:

    Was hat denn der Papst mit den kapitalistischen Bewusstseinstechniken zu tun?

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  24. frank peso schreibt:

    die weltanschauliche manipulation des bewusstseins ist eine wissenschaft, die zuerst theologie heißt. der bergiff propaganda entsteht als begriff und gegenreformatorische strategie des jesuitenordens. propaganda erweitert die theologie um z.b. verschwörungstheorien. dadurch soll kritik an den weltanschaulichen zielsetzungen wie eine verschwörungstheorie erscheinen. das ist möglich, weil das bewußtsein eine sehr komplexe struktur ist und wissen und glauben nicht auseinanderhalten kann. zitat: . . . aber auch das ist mir zu verschwörungstheoretisch.

    der begriff und die techniken der propaganda werden mit der säkularisierung gegenstand politischer und marktstrategischer methoden der modernen industriegesellschaft und damit des kapitalismus. religion, politische propaganda und modernes marketing ist also alles eine soße.

    wir arbeiten uns langsam vor.

    http://de.wikipedia.org/wiki/Gregor_XV.

    Pabst Gregor XV.

    Am 6. Januar 1622 gründete er als Zentralbehörde für alle Belange der Missionierung die Congregatio de Propaganda Fide, kurz auch als die Propaganda bezeichnet.

    Am 12. März 1622 sprach er Ignatius von Loyola und Franz Xaver, die Gründer des Jesuitenordens, die Mystikerin Teresa von Ávila sowie Filippo Neri und Isidor von Madrid heilig und am 15. September 1622 den Deutschen Albertus Magnus selig.

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  25. frank peso schreibt:

    ach ja, geissler ist jesuit. deshalb ist das was ditfurth sagt sehr wahrscheinlich. aber beweisbar ist das nicht. das ist die methode.

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  26. MondoPrinte schreibt:

    Mondoprinte als „Gegenversion“? Upps…
    @ Frank PEso: Interessante Ausführungen… werde ich dfrüber nachdenken, während ich mir jetzt „Wag the Dog“ anschaue…;-)

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  27. frank peso schreibt:

    wir arbeiten uns langsam vor -))))

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  28. genova68 schreibt:

    Coras Blog ist faszinierend. Ein Besucher dort stimmt ihren Thesen mit den Worten zu:

    „Mensch, tut das gut, wenn da mal jemand die Dinge zurechtrückt. Das Neusprech der letzten Jahre macht einen schon ganz meschugge.“

    http://cora-stephan.blogspot.com/2011/01/sprachpolitik.html?showComment=1296126155745#comment-c2748948714239693325

    Orwell hätte seine Freude.

    Frank Peso,
    ich werde auch drüber nachdenken.

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  29. frank peso schreibt:

    die propaganda-debatte ist offenbar wichtig, weil der begriff natürlich von der achse des guten systematisch besetzt werden muss. offenbar haben wir es mit der pr-elite zu tun:

    Wörtererörterbuch Propaganda – Deutsch Deutsch – Propaganda Mathias-Priebe Marketing-, Medien- und PR-Fachmann. Coach, Dozent und Berater für Existenzgründer, mittelständische Unternehmen und andere Organisationen. Ironman Triathlet.

    Kommentare:
    Mathias Priebe hat gesagt…
    Absender und Absicht politischer Propaganda liegen in der Demokratie weitgehend im Nebel des Informationsrauschens.

    Ausbildung:

    * Master of Business Administration (MBA)
    in Media Management
    Steinbeis Hochschule Berlin,
    New York University – Stern School of Business,
    SDA Bocconi Mailand, 2007
    Note: “sehr gut”
    * Licentiatus rerum publicarum
    (Lic. rer. publ.)
    Freie Universität Berlin, Publizistik, 2000
    Note: “gut”
    * PR-Berater (DAPR)
    Deutsche Akademie für Public Relations, 1996
    Note: “sehr gut”
    * Journalistikstudium
    Universität Leipzig, 1990-92

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  30. InitiativGruppe schreibt:

    Das Manifest des Leonischen Realismus:
    – exklusiv für exportabel –

    Wer mit der Komplexität der Welt nicht zurecht kommt, mit ihren Ambivalenzen und Ambiguitäten, der sieht Verschwörungen überall.

    Oder er glaubt zum Beispiel, dass die Grünen für neoliberale Politik stehen würden.

    Ich kenne genug Leute links, rechts und in der Mitte, die mit der Notwendigkeit, ständig Kompromisse schließen zu müssen, auch persönlich und in der Arbeit nicht zurecht kommen – geschweige denn in der Politik. Die auch nicht wissen, was es bedeutet, in den gegebenen Strukturen – und andere haben wir nun mal nicht – etwas anzustreben und zu erreichen.

    Vermutlich nimmt der Anteil der Leute zu, der sich ausklinkt aus der real existierenden Komplexität und sich die andere Welt, die Gegenwelt einfach träumt, und dann den Traum für eine Gegenrealität nimmt.

    Die virtuelle Welt übernimmt die analoge.

    Jeder Mensch ein kleiner Gott, der seinen Ego-Absolutismus lebt? Da hat die Realität zunächst einmal keine Chance. Hintenherum setzt sie sich schon wieder durch, als Albtraum dann.

    Ich LIEBE den Kompromiss. Für mich ist der Kompromiss der tragende Pfeiler allen zivilen Zusammenlebens und der politischen Menschlichkeit.

    Und der persönliche Respekt vor meinem Gegner – auch mitten im Streit! – ist mir mehr wert als jede Theorie oder Ideologie.

    Mir gefällt es, dass die Welt nicht so ist, wie ich sie haben will. Dass sie mir widersteht. Dass sie sich durchsetzt, und nicht ich mit meinem immer dummen und beschränkten Eigenwillen. Ohne diesen Widerstand der Welt wäre ich wohl nicht lebensfähig.

    Die Welt ist gut so, wie sie ist. Sie ist darum gut so, wie sie ist, weil es keine andere gibt und geben kann. Das erkenne ich erst einmal an. Erst von dieser sicherern Plattform aus mach ich mich daran, auch Kritik zu üben und nach Möglichkeit etwas zu ändern. Sekundär, sozusagen. Bescheiden, wenn man es moralisch-traditionell ausdrücken will.

    Der sichere Boden ist die Realität. Die ist außerhalb von mir und völlig unabhängig von mir. Ich kann sie nur demütig zu fassen suchen, und werde sie immer nur in einem winzigen Ausschnitt fassen, und immer verbunden mit mal mehr, mal weniger Unsicherheit.

    So verkörpere ich den Typus des pragmatischen Reformers, der grundsätzlich nicht mehr will, als zu kriegen ist.

    Wenn ich mit Absolutisten (von links, von rechts oder von der Mitte) diskutiere, wäre diese nicht-absolutistische Voraussetzung und Grundlage immer mitzudenken. Andernfalls reden wir aneinander vorbei. (Wenn etwas absolut gilt, dann immer nur die Realität selber: dass etwas der Fall ist, und was der Fall ist – unabhängig davon, ob ich’s kapiere oder nicht.)

    Ich hoffe, dass die intensivierende politische Spinnerei (in allen Varianten, links, mitte, rechts) nicht noch weiter zunimmt. Aber wenn doch, und ich rechne damit — ja mei, dann ist das eben so, und ich richte mich darauf ein. Auch Spinnereien sind real, und vor ALLER Realität beuge ich mich – wie ein Muslim beim gemeinsamen Freitagsgebet vor ALLAH. SEIN Wille geschehe …

    Sich auf menschliche Spinnereien einrichten heißt aber nicht: mitmachen.

    Politikmachen ist strategisches Handeln – zusammen mit allen Beteiligten (die man sich nicht aussuchen kann) – bei gegeben Machtverhältnissen und Ressourcen (die man vorfindet).

    Jeden, der über Politik redet, prüfe ich auf seine PolitikFÄHIGKEIT. Genau die scheint immer weniger Leute zu interessieren. So erstaunt es mich nicht, dass sowohl links außen als auch rechts außen und mitte außen nicht viel politisch Wirksames zustande kommt, während gleichzeitig die abnehmende Zahl der politikfähigen Menschen (konservativ, sozialdemokratisch, grün) zusammenrückt und versucht, das Staats- und Gesellschaftsschiff nicht wieder weimarisch kentern zu lassen.

    Vorerst besteht diese Gefahr nicht. Auch dank der CDU/CSU – um in einem letzten Schwenk nochmal ordentlich zu provozieren.

    Der bekennende Pragmatiker und Grüne
    Leo Brux

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  31. Nihilist schreibt:

    UrhG § 64 Allgemeines
    Das Urheberrecht erlischt siebzig Jahre nach dem Tode des Urhebers.
    § 69 Berechnung der Fristen
    Die Fristen dieses Abschnitts beginnen mit dem Ablauf des Kalenderjahres, in dem das für den Beginn der Frist maßgebende Ereignis eingetreten ist

    August Strindberg – † 14. Mai 1912

    Da dürfte also jeder die Werke ohne Verstoß gegen das Urheberrecht verbreiten?

    Aber vielleicht hat IG das ja schon mal gelesen:

    Ein Lesebuch für die niederen Stände.

    August Strindbergs Kleiner Katechismus für die niederen Stände

    Erstes Hauptstück

    Was ist Gesellschaft? Eine Form des Zusammenlebens, die sich unter der Einwirkung der Oberschicht zu dem Zweck entwickelt hat, die niederen Stände nicht emporkommen zu lassen.

    Das ist das entlarvende Geheimnis der Gesellschaft. Deshalb dieses schreckliche Geschrei, das sich jedesmal erhebt, wenn man es ausspricht, und diese meilenlangen, sogenannten Widerlegungen, die sich doch nur als einfältige Einwände erweisen.

    Die Oberschicht aber, die uns erzogen und die Bücher geschrieben hat, verfügt natürlich über sämtliche Argumente. Die Oberschicht wendet ein, es stehe jeder unteren Klasse frei, sich >durch Arbeit< zur Oberschicht zu erheben.

    *** Zitat Ende***

    Und so ist es auch jetzt wieder, wenn es um Erwerbslose geht. Sollen die sich doch eine Arbeit suchen …

    ***Zitat weiter***

    Das ist eine Lüge! Die üblichste Methode, in die Oberschicht aufzusteigen, ist der mehr oder weniger legale Diebstahl. Am leichtesten hat es der Kaufmann.

    *** Zitat Ende***

    Zweites Hauptstück
    Die Lügen der Oberschicht

    ***hier schreibt Strindebrg***

    1. Die Religion
    2. Politik
    3. Gesetze
    4. Wissenschaft und Kunst
    5. Moral

    *** das zu den angeblich politikfähigen Menschen***

    Die haben auch keine Moral, siehe das hoffieren von Diktaturen wenn es der Wirtschaft angenehm ist.

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  32. frank peso schreibt:

    Worüber könnte man noch nachdenken, Christiane?

    Darüber zum Beispiel, daß in einem wiedervereinigten Deutschland die alten Themen offenbar nicht erledigt sind, weder die “Anteile” der leider gar nicht so schweigsamen bundesrepublikanischen Mehrheit “an der Geschichte des bundesdeutschen Terrorismus” noch das Versäumnis einer “wirklichen Entnazifizierung” – und zwar in beiden deutschen Staaten –, ohne das es Deiner Ansicht nach “keine RAF” gegeben hätte. Wenn die Stasi-Hilfe für die RAF-Aussteiger in den Medien von BRD und DDR dazu herhalten muß, die wirklichen Stasi-Verbrechen “unter den Teppich zu kehren”, so ist dies ein signifikanter Hinweis darauf, wie das wiedervereinigte Deutschland mit den ihm gebliebenen Problemen umgehen wird. Diese nur zu bekannte Umgangsform, praktiziert im noch unvertrauten Kontext eines erweiterten und vereinheitlichten deutschen Machtbereichs, das ist etwas, wovor jeder ehrliche Bürger sich rechtzeitig fürchten sollte.

    Ilse Bindseil

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  33. InitiativGruppe schreibt:

    Also,
    Nihilist,
    weil die diese Welt nicht gerecht ist, braucht man sich um konstruktive, realistische Politik nicht weiter zu bemühen?
    Und es ist egal, ob wir ganz und gar neoliberal den Sozialstaat abschaffen, oder ob wir ihn so notdürftig wie bisher weiterbetreiben?
    Etcetera.

    Du kannst mit meinem politischen Pragmatismus nichts anfangen, und ich mit deinem eher unpolitischen Klagegesang.

    Mein politisches Engagement gehört auch dem Sozialstaat. Aber zugleich lehne ich das Klagen ab.

    Für mich selber würde ich immer sagen: „Jammer nicht rum, sondern hilf dir selbst, und wenn deine Anstrengung nicht viel einbringt, sei zufrieden mit dem, wozu’s langt.

    Ich wüsste nicht, wozu das Klagen nütze ist. Schön, man wird mal seinen Schmerz los – Klagen ist wie Weinen. Eine gesunde Sache insofern. Aber Dauerweinen und Dauerklagen? Da macht man sich bloß selber depressiv, oder verstärkt die Depression, in der man steckt, statt wenigstens einen geistigen Weg zu entwickeln, herauszukommen aus dem Trübsinn, vielleicht auch ohne materielle Lagebesserung.

    Was das Strindbergzitat anbelangt: Deutschland ist bisher eigentlich eher durch eine breite Mittelschicht geprägt worden. Dass in den letzten Jahrzehnten der Trend rasant in Richtung Oberschicht gelaufen ist, ist schon richtig. Aber so pauschal stimmt Strindbergs Beschreibung für einige Jahrzehnte der BRD nicht; sie stimmt auch heute noch nicht so ganz.

    Strindbergs Worte eignen sich recht gut, sich in den Schmollwinkel zurückzuziehen, zu jammern und nichts zu tun.
    Wem das liegt, der soll’s so machen.
    Ich bin generell für ziemlich großzügigen Sozialtransfer, ohne auf die Motive zu schauen.
    Mein freundliches Verständnis hat der Schmollwinkel und das politische Nichtstun nicht.

    Zum politischen Nichtstun zähle ich auch alle Formen der politischen Selbstbefriedigung. Etwa der politischen Sektiererei.

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  34. genova68 schreibt:

    IG,
    mit dem Begriff der politischen Sektiererei kann man m.E. nicht sinvoll argumentieren, weil er nur formal diagnostiziert, nicht inhaltlich. Umweltschützer wurden auch mal als Sektierer abgetan, Sozialdemokraten auch. Das ist ein Totschlagargument. Zumal „Sekte“ einen Bezug zum Pathologischen hat.

    In einem Parlament in Totalverweigerungshaltung zu sitzen, halte ich für strategisch auch dämlich. Ansonsten nicht grundsätzlich.

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  35. Nihilist schreibt:

    Nach dem Zweiten Weltkrieg setzte sich in der jungen Bundesrepublik ein Sozialstaatsverständnis durch, welches sich aus den Erfahrungen der jüngsten deutschen Geschichte ergab. Die Gründungsväter der Bundesrepublik erkannten den Zusammenhang zwischen einer möglichen sozialen Spaltung der Bevölkerung und dem daraus erwachsenden sozialen Unfrieden. Sie wussten, dass der Aufstieg der Nationalsozialisten in der Weimarer Republik erst durch die extreme Spaltung der Gesellschaft in wenig Reiche und viele Arme, Arbeitsplatzbesitzer und Arbeitslose möglich wurde.

    Es entstand die so genannte soziale Marktwirtschaft. Diese soziale Marktwirtschaft war kein Ausdruck einer humanistischen Neuorientierung, sondern der eines machtpolitischen Kalküls. Die 90er Jahre des vorigen Jahrhunderts ermöglichten mit dem Zusammenbruch des Ostblockes und der Entbindung der Wirtschaft aus der gesellschaftlichen Verantwortung eine neue Verteilungsstrategie zugunsten einer beschleunigten Reichtumsakkumulation. Die Folgen dieser Politik sind weltweit zu besichtigen: zunehmende Verarmung der Menschen in der Dritten Welt, soziale Spaltung der Bevölkerung in der Ersten Welt

    Anmerkung: die nun eine zunehmende Verarmung auch der Menschen in Deutschland nach sich zieht.

    Dabei ist festzuhalten, dass die so genannte Globalisierung der Wirtschaft nicht wie ein unausweichliches Naturereignis über die Nationen hereinbrach, sondern einen planerischen und politisch gewollten Hintergrund besaß und besitzt. Der weltweite Siegeszug des Neoliberalismus mit all seinen asozialen Tendenzen signalisiert eine tiefe Krise des demokratischen Selbstverständnisses von Parlamenten und Regierungen der führenden Industrienationen.

    Anmerkung: Da jubeln die asozialen Neoliberalen, die Arbeitgeber und die anderen Nutznießer. Mit ihren dummen Phrasen über die eigene Schuld der Erwerbslosen an ihrem „Los“. Dummerweise werden die „Lostöpfe“ vorher sortiert. In den einen kommen nur die Nieten, die werden dann den „Opfern“ als Perspektive vorgehalten.

    Insbesondere seit den 80 Jahren des vorigen Jahrhunderts wurden in einem schleichenden Prozess die Orte der politischen öffentlichen Willensbildung (Parteitage, Parlamente, Verbände, beratende Gremien usw.) mit den „Anwälten“ des Kapitals und der Großwirtschaft direkt und indirekt besetzt. Man schien zu glauben, dass Volkswohlstand primär aus den Quellen von Produktion und Konsumtion sprudeln müsse und dieser am besten zu erreichen sei, wenn man den Protagonisten des Industriezeitalters einen gebührenden Platz in den Willensbildungs- und Entscheidungsprozessen einräumte.

    Anmerkung: Und diese Politik ist es, welche die Sozialdemokratie zerstört hat, zuvor wurden die käuflichen Politiker wie Kohl und Konsorten geschmiert. Aber das Ehrenwort eines Schwarzgeldkassierers zählt ja mehr als Recht und Gesetz. Und mit angeblichen „jüdischen Erbschaften“ wurden unter Koch die Gelder verschleiert. Unwissen schützt vor Strafe nicht, aber Lügen schon?

    So ist auch kaum noch ein Abgeordneter zu finden, dem es nicht ermöglicht wird, sein politisches und wirtschaftliches Fortkommen in die Hände einer außerparlamentarischen Komplizenschaft mit den Vertretern von Wirtschaft und Industrie zu legen. Diese Verzahnung von persönlichen Interessen mit den Ansprüchen der Klienten aus Wirtschaft und Kapital hebelt den demokratischen Prozess des Ausagierens von Interessenskonflikten auf eine perfide Art aus.

    Anmerkung: was sich nun bei der „Neuberechnung“ zeigt – eine bodenlose Frechheit was da nun als „Kompromiss“ bezeichnet wird. Ein BETRUG ist das, der nun wieder vor das BVerfG gebracht werden muss. Und dann vermutlich vor den Europäischen Gerichtshof, den Gang, den T.K. ja leider abgebrochen hat.

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  36. Nihilist schreibt:

    Ein Kommentar von Heribert Prantl

    Ein Sozialstaat gibt nicht dem, der schon hat – und nimmt nicht dem, der wenig hat. Er sagt nicht: Für dich die Schneeschaufel, für mich die Millionenspende. Er sorgt für inneren Frieden. Ein solcher Staat heißt Sozialstaat.

    In der Debatte über Hartz IV wird so getan, als könne man sich den Sozialstaat nicht mehr leisten. Das ist ein gefährliches Gerede. Das Gegenteil ist richtig. Diese Gesellschaft kann es sich nicht leisten, sich den Sozialstaat nicht zu leisten. Er garantiert den inneren Frieden.

    Die Geschichte von 60 Jahren Bundesrepublik lehrt: Nicht die Polizei und nicht die Justiz waren jahrzehntelang Garanten des inneren Friedens; nicht Strafrechtsparagraphen und Sicherheitspakete haben für innere Sicherheit gesorgt. Der Sozialstaat war das Fundament der Prosperität, die Geschäftsgrundlage für gute Geschäfte; er verband politische Moral und ökonomischen Erfolg. Ein Sozialstaat ist ein Staat, der gesellschaftliche Risiken, für die der Einzelne nicht verantwortlich ist, nicht bei diesem ablädt.

    Eine moderne Sozialpolitik sorgt dafür, dass der Mensch Bürger sein kann. Sie gibt ihm Grundsicherung und Grundsicherheit. Seine Freiheitsrechte, seine politischen Rechte brauchen ein Fundament, auf dem sie sich entfalten können. Eine Demokratie, die auf Sozialpolitik keinen Wert mehr legt, gibt sich auf.

    Das Gericht hat zu diesem Zweck ein neues Grundrecht formuliert: Das Grundrecht auf Gewährleistung eines menschenwürdigen Existenzminimums. Es begründet eine Grundpflicht des Staates, dieses Minimum zu garantieren und zu konkretisieren. Es ist ein Grundrecht für die Armen.

    Süddeutsche Zeitung vom 23-2-2010 – Titel Heimat Sozialstaat

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  37. Nihilist schreibt:

    Das alles zur POLITIK, der Lüge der Oberschicht aus der Sicht Strindbergs. Ich sehe es ebenso. Sie, IG, wollen es nicht sehen. Sie gehören ja auch nicht zu den Opfern des Systems.

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  38. frank peso schreibt:

    er wiegt sich nur in falscher sicherheit, der liebe IG.

    politikfähigkeit setzt vor allem eins voraus, entscheidende informationen für sich zu behalten. insofern ist für die kunst der politik, mithin der politikfähigkeit, ein öffentliches forum geradezu widersinnig.

    ähnliches gilt für know-how. es wäre abwegig, wirtschaftlich nutzbringendes wissen öffentlich zu diskutieren. es wäre nichts mehr wert.

    nun ist die philosophie der massenmanipulation, wie es uns die achse des guten und „lick my chainsaw“ henryk broder vorführen, ja hinreichend bekannt. die jesuiten, die kommunisten und die nazis haben es angewendet. wenn es in der primitivform des 19. und 20. jahrhunderts weiter angewendet wird und meinetwegen der mittelstand von diesem know-how im marketing profitiert, ist dagegen nicht mal etwas einzuwenden. auch der schwachsinn den bertelsmann und rtl produzieren ist ja noch nicht faschistisch. er ist aber teil der genannten globalen strategie und man kann schließen, dass die genauso wenig verstanden wird, wie die nazi-pr-technik und ihre unbekannten vollstrecker.

    wenn ganz grundlegende techniken der massenmanipulation von intelligenten menschen aber nicht im ansatz verstanden werden, dann gibt es aufklärungsbedarf. nicht nur in der bevölkerung, sondern gerade beim mittelstand und denen, die sich bilden wollen. das hat tatsächlich was mit der nicht erfolgten entnazifizierung zu tun und gilt ebenso für die lächerliche aufarbeitung der ddr-ideologie, die selbst nur wieder propaganda ist.

    die manipulationstechniken entwickeln sich erheblich weiter. auch das hat was mit der digitaltechnik zu tun. der mittelstand sollte ein interesse daran haben, dass die medienkonzerne nicht zuviel macht bekommen. um selbst know-how akkumulieren zu können, man muss philosophiefähig werden, sonst ist man irgendwann nicht mehr politikfähig. dazu bedarf zuerst des offenen wortes. to talk turkey, wie der englische truthahn sagt.

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  39. InitiativGruppe schreibt:

    Weiter mit meinem Versuch einer politologischen Einschätzung der posts hier auf diesem Blog.

    Ich gehöre – mit Leib und Seele – zur „staatstragenden“ Linken. Wie der Prantl auch. Es interessiert mich, was die sich dem Staat verweigernde Linke zu sagen hat, aber für mein politisches Handeln erweist sich das oft als irrelevant.

    Was ich in einigen der vorigen posts versucht habe, ist: den Unterschied zu beschreiben, die unterschiedliche Haltung, die unterschiedliche Motivation auch.

    Wir werden uns da nicht einig werden.

    In diesem Zusammenhang halte ich den Begriff der Sektiererei nicht für ein Totschlag-Argument, sondern für ein notweniges politisches Unterscheidungsmittel. Sektierern geht es um die Reinheit und Geschlossenheit ihrer Position, ihrer Lehre, ihrer Haltung, ihres Binnenklimas. Es gibt Sektierer-Typen immer auch in nicht-sektiererischen Organisationen, aber da kommen sie in der Regel nicht weit. Sie finden sich darum eher in sich abkapselnden Kleingruppen, denen die eigene Wahrheit wichtiger ist als die politische Wirkung.

    Das regt sie auf an jemandem wie mich: Dass ich in der Politik das Hauptaugenmerk auf die Wirkung, auf die strategische Kalkulation werfe und sage: DAS ist Politik.

    Der Politiker braucht schon auch „Philosophie“ – er muss für sich die Frage beantworten, was wahr ist und was nicht. Aber das geschieht außerhalb der Politik. Um vernünftig Politik betreiben zu können, braucht man diesen vorpolitischen Raum, auch die vorpolitische Kommunikation darum, was wahr ist oder was man für wahr hält. Aber diese Debatte muss man von Politik frei halten, denn in der Politik selber gibt es keine wirklich wahrheitsorientierte, sondern nur eine wirkungsorientierte Debatte. (Im realen Agieren vermischt sich das gelegentlich. Das Auseinanderhalten ist gedanklich gemeint, nicht unbedingt zeitlich und räumlich.)

    Habermasisch gesprochen: Das eine ist die Sphäre des strategischen Handelns, das andere die des kommunikativen Handelns. Die muss man auseinanderhalten.

    Ich vermute, hier liegt ein Grund, warum wir an einander vorbei reden, sobald wir über Politik sprechen. In der Politik bin ich sozusagen ein Links-Machiavellist. Nicht Nihilist. Nicht Frank Peso. Nicht genova68.

    Ich kann über Politik nicht so sprechen wie Frank Peso. Das macht für mich keinen Sinn, auch wenn in einzelnen Sätzen von Frank Peso natürlich ein Sinn drinsteckt, den ich teilen würde. Insgesamt drückt sich hier eine Haltung aus, die ich – siehe oben – als sektiererisch bezeichne: nicht anschlussfähig an praktische, kalkuliert auf Wirkung zielende Politik.

    Bei Nihilist ist es die Vermengung von moralischer Empörung und Politik. Die ist nicht sektiererisch, im Gegenteil, sie ist oft populistisch. In der Politik kann man moralische Empörung als strategisches Mittel in vielen Situationen sehr gut gebrauchen. Aber als strategisches Mittel gebraucht Politik die Moral natürlich nicht mehr moralisch, nicht mehr authentisch.

    Das ist wie mit der Religion in der Politik. Politik zerstört die Substanz des Religiösen, wenn sich das Religiöse in die Politik mengt. Religion geht in der Politik unter – und wenn nicht, wenn sie sich gegen die Politik behauptet, zerstört sie die Politik. Der Iran bietet Anschauungsmaterial für beides.

    Mit der Moral verhält es sich ähnlich. So erlebe ich die Beiträge von Nihilist als Versuche eines linken Populismus. Der ist mir lieber als der rechte, aber lieber heißt noch nicht lieb. Wir beide können uns sehr gut in einem Prantl-Kommentar finden – aber ich glaube, wir lesen ihn sehr sehr verschieden. Nihilist liest ihn moralisch und fühlt sich bestätigt, ich lese ihn strategisch und fühle mich bestätigt. Nihilist sieht seine Empörung gerechtfertigt. Ich sehe mein politisch-praktisches Engagement gerechtfertigt.

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  40. Pingback: pussyimploder – art under pressure » Blog Archive » situationistische postmoderne snab.me gegen das global boring

  41. rauskucker schreibt:

    Die seltsame Zeitschrift „Novo“ wurde eben auch bei „Andruck“, der Sendung für politische Literatur vom DLF zitiert. Mit, natürlich, seltsamen Ergüssen. Wobei ich jetzt erst entdecke, es gibt neben „Novo-Magazin“ auch noch „Novo Argumente“ , ist aber beides der gleiche verkommene Haufen.

    http://www.dradio.de/dlf/sendungen/andruck/1393989/

    Mich erinnert das ja an die „EAP“, die La Rouche-Leute, die auch als politisch scheinlinke Gruppe auftreten, und nebenbei einen Nachrichtendienst (EIR) unterhalten, der besser informiert ist als die CIA. (Und fraglos von einer Fraktion eben der CIA betrieben wird, als Spielbein sozusagen.)

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  42. genova68 schreibt:

    „denn in der Politik selber gibt es keine wirklich wahrheitsorientierte, sondern nur eine wirkungsorientierte Debatte. “

    Eine wirkungsorientierte Debatte haben wir die vergangenen zwei Jahre in Bezug auf Guttenberg erlebt. Die Wirkung sollte sein, den Mann zum beliebtesten Politiker Deutschlands zu machen, und es hat funktioniert. Und zwar um den Preis der Aufgabe der Wahrheit. In der aktuellen Guttenberg-Debatte laufen beide Flügel wieder zusammen, das ist mir ganz lieb.

    Wenn du, IG, meinst, dass reale Politik Anknüpfungspunkte im öffentlichen Raum braucht, dann stimme ich dir zu. Von einem Wahrheitsbezug in der Praxis abzusehen, halte ich aber für gefährlich. Gerade deine Grünen sind mit dem Gegenteil dieser Auffassung groß geworden.

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  43. genova68 schreibt:

    Ein guter Beitrag im DLF, rausgucker.

    „Es gibt mittlerweile unter den Journalisten eine Nachfrage nach PR, die wir kaum noch befriedigen können, auch wenn die Medien das leugnen. Wir können gar nicht so viele Geschichten erfinden, wie (die Medien) von uns haben wollen.“
    sagt ein Spindoktor. Wobei die Grenze zwischen Journalismus und PR immer weiter verschwimmt. Die verschwimmende Grenze verläuft durchs Individuum.

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  44. InitiativGruppe schreibt:

    Praxis, auch Politik, hat immer einen Wahrheitsbezug. Nur ist der nicht selber Politik. Der ist, als Wahrheitsbezug, außerhalb angesiedelt.

    Ich kann mit Wahrheit auf zweierlei Weise umgehen:

    A) kommunikativ/philosophisch/authentisch:
    Dann geht es mir schlicht um die Wahrheit, auf Teufel komm raus, bedingungslos, egal, welche Konsequenzen sie hat.
    Mir ist es existenziell wichtig, dass ich genau diesen radikalen, auch mir selbst gegenüber gnadenlosen Wahrheitsbezug immer wieder herstellen kann. Belüg dich nicht selber! So lautet der Imperativ dazu. In meiner Religion ist Selbstbetrug DIE SÜNDE.

    B) strategisch/politisch/wirkungsbezogen:
    Dann nütze ich A) für bestimmte Zwecke. Mal legen meine Interessen nahe, dass ich voll die Wahrheit kundtue, mal, dass ich die Wahrheit verschweige, mal, dass ich sie „ökonomisch“ zuteile, mal, dass ich sie ein wenig frisiere, mal, dass ich glatt lüge.
    Das sinnvollepolitische Operieren mit Wahrheit setzt natürlich voraus, dass ich zuvor A) hinreichend realisiert habe.

    In der Politik zählt nicht die Wahrheit, sondern die Wirkung. Für die richtige Wirkung braucht es allerdings zwei gangbare Brücken rüber zur Wahrheit.
    Die eine: Wenn ich mir selber die Fakten nicht ehrlich eingestehe, bin ich in Gefahr, die Wirkung falsch zu kalkulieren. Ich urteile dann ja auf falscher Faktengrundlage.
    Die andere: Ein großer Teil einer konstruktiven Wirkung beruht auf Vertrauen. Vertrauen anderer mir gegenüber setzt ein gewisses Minumum an Ehrlichkeit meinerseits voraus. (Natürlich wollen wir ziemlich oft betrogen werden. Das verkompliziert die Sache. Guttenberg Guttenberg Guttenberg … )

    Wenn man das begrifflich so handhabt, sieht man nicht von einem Wahrheitsbezug der Praxis ab, und man bezieht Wahrheit ein grade indem man die Wahrheit von der Praxis trennt.

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  45. frank peso schreibt:

    In der Politik zählt nicht die Wahrheit, sondern die Wirkung.

    @IG

    das führt uns der gutte guttenberg ja gerade vor. mal abgesehen davon, dass der wahrheitsbegriff ein grundlegendes philosophisches problem ist. das urheberrecht ist in deutschland schon immer die zentrale philosopisch-politische machtfrage gewesen. §7 UhrWG von 1963 verschafft dem römisch-katholischen bajuwarimus faktisch totalitäre rechte, durch den „schutz des geistigen eigentums“ an kunst- und propagandatechniken – stichwort „entnazifizierung“. der vorgang guttenberg ist deshalb politisch und symbolisch vollkommen eindeutig.

    wenn wir also über politik reden wollen, dann ist das durchaus möglich. aber nicht mit so willkürlichen begriffen wie wahrheit.

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  46. genova68 schreibt:

    „§7 UhrWG von 1963 verschafft dem römisch-katholischen bajuwarimus faktisch totalitäre rechte, durch den „schutz des geistigen eigentums“ an kunst- und propagandatechniken – stichwort „entnazifizierung“.“

    Ich verstehe nur Bahnhof. Wenn du von „faktisch totalitären Rechten“ sprichst, wäre es angemessen, das auszuführen. Butter bei die Fische, bitte.

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  47. frank peso schreibt:

    danke für die frage.

    „§7 Uhrheberrechtswahrnehmungsgesetz“ besagt, dass „kulturell bedeutende Werke und Leistungen zu fördern sind.“ darunter fallen musik-, text- und mythenproduktionstechniken, die als „geistiges Eigentum“ geschützt sind. seit 1870 gilt das „geistige eigentum“ an kunstproduktionen, genauso wie für produktstechniken des handwerks und der industrie. auf jede urheberrechtseinnahme in deutschland wird eine zwangsabgabe erhoben, um entsprechende kunst und künstler zu fördern.

    auch die nazipropaganda insgesamt bestand aus kunstproduktionstechniken. texte, wie die nazireden, wurden nach textbautechniken entwickelt. rationale mythen sind etwa „Ein Volk, Ein Staat, Ein Führer“, das „Dritte Reich“. der sinn bestand ursprünglich darin, etwa den mobilitätsmythos „Autobahn“, „Volkswagen“ zu propagieren. aber auch der „ewige jude“ war ein rationaler mythos. da ging es in die hose.

    die entnazifizierung hätte darin bestanden, diese zusammenhänge öffentlich zu machen. winifred wagner war ursprünglich deswegen hauptangeklagte in nürnberg. wurde aber in anderen verfahren frei gesprochen. das ist bis heute nicht geschehen. ich vermute, dass auch figuren wie ensslin aufgrund dieser zusammenhänge radikalisiert wurden. ihre doktorarbeit lässt das vermuten.

    was machen wir denn nun?

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  48. frank peso schreibt:

    wer keine vergangenheit hat, hat auch keine zukunft. dieser spiegel-artikel hat es in sich. genova hat es zwar schon gepostet, aber hier paßt das auch sehr gut:

    Kapitulation des deutschen Bürgertums

    Man hätte nie gedacht, dass bürgerliche Politiker zu einer solchen Diskreditierung von Leistungsstandards aktiv beitragen.

    Nun hat ein Bundesminister offenkundig das geistige Eigentum anderer Bürger enteignet. Er hat die Anstrengungen anderer Menschen als die eigenen ausgegeben. Er hat eine Prämie erhalten, für welche er keine adäquaten Leistungen erbrachte.

    Doch in einem refeudalisierten System stehen Leistung und Belohnung in keinem vernünftigen kausalen Verhältnis zueinander.

    Was wir in diesen Wochen erleben, ist der Abgesang des deutschen Bürgertums, seiner Postulate, seiner Lebensform, seines Ethos. Dieses deutsche Bürgertum war über Jahrhunderte zusammengehalten durch Furcht vor Verfall.

    . . . Diebstahl fremden geistigen Eigentums, Etikettenschwindel, mangelnde Seriosität, schlampiges Handwerk – kein Zweifel: Die christdemokratische Truppe ist zersetzt.

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  49. frank peso schreibt:

    immerhin 153 mal gelesen, die rote cora, sagt die bloggerei.

    am 21. Februar 2011 um 12:50 hatte ich hier “ . . . die nazis . . .“ erwähnt. bereits in anderen diskussionen war mir aufgefallen, dass bei nazivergleichen die kommunikation abrupt aufhört. dann ist mir vor ca. vier wochen „Godwins law“ bekannt geworden.

    Godwins Law

    nun hörte die diskussion aber am 21. 2. garnicht auf. he? stimmte das gesetz doch nicht? ich war beunruhigt und kam am 23. noch mal mit „entnazifizierung“. was ich im übrigen trotzdem für ein sehr wichtiges thema halte. genova fragte nach. ich konnte nochmal so richtig über die techniken der nazipropaganda abledern. dann war der ofen endlich aus (((;-). godwins law hat dann doch gegriffen.

    eigentlich schade, dass man über die nazizeit nicht mehr diskutieren kann. mich beschäftigt die frage immer noch. aber man muss gewisse gesetzmäßigkeiten in der kommunikationstechnik berücksichtigen. man kann ja auch über zanis oder sinaz oder reltih oder atemphysik reden.

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  50. hanneswurst schreibt:

    Ich diskutiere gerne über die Nazizeit, Herr Peso. Auch über Atemphysik und diesen anderen Kram, wenn Sie mir mal erklären was das ist. Zum Auftakt der Nazidiskussion möchte ich sagen, dass ich vermute, dass Hitler eigentlich ein ganz netter Kerl war.

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  51. frank peso schreibt:

    er soll auch nur ein ei gehabt haben, der arme kerl. wenn ich aber noch kurz vor dem nazi-kram auf meine interessante einlassung zurück kommen darf “ . . . §7 UhrWG von 1963 verschafft dem römisch-katholischen bajuwarimus faktisch totalitäre rechte . . .“. da sagt doch tatsächlich der vorsitzende der jüdischen gemeinde frankfurt etwas sehr ähnliches:

    „Leitkultur ist nah dran an Kulturdiktatur“.

    http://www.sueddeutsche.de/politik/interview-mit-salomon-korn-leitkultur-ist-nah-dran-an-kulturdiktatur-1.1050817

    was sagen sie dazu herr wurst? das ist ja nicht so weit weg von dem nazithema. alsopraktisch die fortsetzung.

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  52. hanneswurst schreibt:

    Er hatte nur ein Ei, stimmt, aber ein riesiges. Und die internationale Mehrheit ist, ähnlich wie im Fall Guttenberg, auch der Meinung, dass er ganz OK war, sehen Sie selbst:

    http://www.google.de/search?q=%22hitler+was+a+bad+guy%22
    123.000 Treffer

    http://www.google.de/search?q=%22hitler+was+a+good+guy%22
    132.000 Treffer!

    Danke für den Interview-Tipp. Dieser Salomon kommt mir sehr salomonisch vor. Leider hebt er nicht hervor, was für ein netter Kerl Hitler war, aber seine Aussagen zur Psychologie der Holocaustbewältigung und zur Psychologie der Bewältigung der Thesen von Sarrazin halte ich für äußerst treffend. Außerdem ist der Mann sehr sympathisch. Ach, könnte er doch unser Verteidigungsminister sein. Zu Gadaffi fällt mir gerade nichts ein, den hätte ich auch noch gerne eingebracht, dann hätten wir sie alle: Hitler, Sarrazin, Gutenberg, Gadaffi.

    Übrigens soll ich von Herrn genova68 Folgendes bestellen: Mir ist gerade klargeworden, warum Merkel Guttenberg nicht entlässt: der Guttenberg Clan erpresst die Bundesregierung mit Waffengewalt! Das ist die Vorbereitung für einen baldigen Staatsstreich durch den Adel, der die Geschehnisse in Nordafrika ganz anders interpretiert als wir. Es folgt der endgültige Rollback in die Kaiserzeit. Heil dir, dem liebenden Herrscher des Vaterlands!

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  53. frank peso schreibt:

    guttenberg heißt der, zu guttenberg sogar.

    ja, das gibt einem in der tat zu denken. der suchalgorithmus von google ist aufschlussreich.

    immer wenn ich mir wegen der politik sorgen mache, hör ich mir ein besinnliches lied an. das hilft dann. wie man sieht, übersteht die menschheit die größten konflikte. also stürzen sie endlich zu guttenberg, herr wurst, lassen sie taten sprechen und kloppen sie keine sprüche.

    Der große Frieden

    Ein Ami in Alaska
    sitzt an seinem Frühwarnkontrollschirm
    plötzlich springt eine Filzlaus
    heraus – aus seinem Blondschopf
    und schon sitzt das Tierchen auf dem heiklen Knopf

    Ein Russe sitzt in Murmansk
    schwitzt an seinem Frühwarnkontrollschirm
    und denkt: Das ist das Ende
    nervös – zitternde Hände
    kommt er – Ivan – an das rote Knöpfchen dran…

    Und die schlanken Pershings fliegen
    und die SS-20 im Nu
    auf Paris – Köln – und Moskau und auf New York City zu
    ja, es gab wohl keinen anderen Weg
    den großen Frieden zu stiften
    als die ganze Menschheit auszulöschen
    und alles Leben endgültig zu vergiften

    Ein Ami in Alaska
    sitzt an seinem Frühwarnkontrollschirm
    plötzlich springt eine Filzlaus
    heraus – aus seinem Blondschopf
    und schon sitzt das Tierchen auf dem heiklen Knopf

    Ein Russe sitzt in Murmansk
    schwitzt an seinem Frühwarnkontrollschirm
    und denkt: Das ist das Ende
    nervös – zitternde Hände
    kommt er – Ivan – an das rote Knöpfchen dran…

    Und die schlanken Pershings fliegen
    und die SS-20 im Nu
    auf Paris – Köln – und Moskau und auf New York City zu
    ja, es gab wohl keinen anderen Weg
    den großen Frieden zu stiften
    als die ganze Menschheit auszulöschen
    und alles Leben endgültig zu vergiften

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  54. genova68 schreibt:

    Aha, der auch von Musikkennern gern überschätzte Schlagersänger Lindenberg.

    Eine wegweisende Diskussion hier, das muss die Avantgarde sein.

    Frank Peso,
    dass ich hier nichts mehr sagte, lag vor allem daran, dass ich die Verbindung zwischen Cora Stephan, Guttenberg und dem Paragraf sieben nicht hinkriegte und wieso deshalb ein „Bajuwarismus“ totalitäre Rechte haben soll und was der wiederum mit der Cora zu tun hat. Bei sowas steige ich generell aus. Ich will gefälligst da abgeholt werden, wo ich stehe. Aber ich habe auch nichts dagegen, wenn ich stehen gelassen werde, wo ich stehe.
    Aber lasst euch nicht stören. (Die BGE-Veranstaltung war übrigens interessant ;-)

    „Der Grund [für den Erfolg Sarrazins] liegt vermutlich in der deutschen Identität, die vergleichsweise schwach ausgebildet ist. Sarrazin hat eine vorhandene Stimmung bei denjenigen getroffen, die sich kompensatorisch nach einem starken deutschen Nationalbewusstsein sehnen. Wer keine gefestigte Persönlichkeit besitzt, sucht Menschen, auf die er hinabschauen kann. Früher waren das vor allem die Juden. Heute greifen in der Causa Sarrazin ähnliche Mechanismen: Hier wir Deutsche, dort die Muslime.“

    Das sagt Salomon Korn, wobei ich den Hinweis auf die „schwache deutsche Identität“ nicht teile. Wie erklärt er dann die rechten Parteien in fast allen Ländern Europas? Mit noch schwächeren nationalen Identitäten dort? Korn Ansatz bedeutet ja umgekehrt, dass ein starkes nationales Selbstbewusstsein einen Sarrazin bzw. Hitler verhindern würde. Das halte ich für ausgemachten Blödsinn. Vielleicht ist das immer noch der jüdische Blick von außen auf Deutschland, dieses heimliche Dazugehörenwollen und es nicht dürfen. Ein bisschen wie Necla Kelek, die ja auch gerne betont, dass sie dazu gehört, was sie vor allem deshalb tut, weil sie gegen Muslime wettert.

    Der letzte Satz des Interviews, wo er sich als „nichtidentisch“ mit Deutschland, aber dem Land nahe fühlt, ist mir als Ansatz wesentlich sympathischer.

    Wobei das nun überhaupt nichts mehr mit der Cora zu tun hat, oder?

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  55. genova68 schreibt:

    IG,
    entschuldige, dass dein Beitrag so unbeachtet geblieben ist. Vielleicht diskutieren wir hier aneinander vorbei. Ich nehme nochmal deine Bemerkung zu den Politsektierern auf. Mir passt der Begriff nicht, weil er eine Vorverurteilung darstellt. Ich würde eher unterscheiden in mandatsbezogene Politik und eine nichtmandatsbezogene Politik. Wenn ich ein politisches Mandat habe, also in irgendeinem Parlament sitze, sollte ich Realpolitik machen. Also gucken, mit welchen Strategien und Koalitionen und Absprachen ich möglichst große Teile meiner Politik durchsetzen kann, ganz pragmatisch. Einen Fundi-Ansatz im Parlament halte ich für Kindergarten. Wenn ich aber nichtmandatsbezogen politisch arbeite, kann ich machen, was ich will. Ich kann mich für Anarchismus einsetzen, ob das nun anschlussfähig ist oder nicht. Gruppen, die sich für das bedingungslose Grundeinkommen einsetzen, macht man auch gerne den Vorwurf des Sektierertums, weil das doch völlig unrealistisch sei. Mag sein, aber die Idee zu entwickeln ist nicht falsch. Und die dürfen dann ruhig auf ihre Prinzipien pochen, da geht es eher um die theoretische Ausarbeitung.

    Vielleicht geht das in die Richtung, das du mit A und B meinst. Ich würde da aber erstmal nicht in Richtung Selbstbetrug oder nicht diskutieren, sondern in beiden Fällen politbezogen.

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  56. frank peso schreibt:

    ich fand ja am salomonischen herrn korn die implizite vermutung interessant, dass der weg der westdeutschen kulturkonstruktion für den kulturkenner eindeutig vorgezeichnet ist. ich teile ausdrücklich die sorge des herrn vorsitzenden. was ich hiermit zu protokoll gebe, meine damen und herren. (warum sind hier eigentlich so wenig damen vertreten? is ja wie in der gema.)

    „Sorge sollte uns etwas anderes bereiten: Kulturen, die keine Einflüsse mehr von außen zulassen, erstarren. Beispiele sind das „Dritte Reich“, die Sowjetunion oder die DDR, alles Systeme, die sich hermetisch abgeschottet haben. Kultur muss, um sich entwickeln und erneuern zu können, offen und veränderbar bleiben. Von „Leitkultur“ zur „Kulturdiktatur“ ist es daher nur ein kleiner Schritt.“

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  57. InitiativGruppe schreibt:

    genova68,

    machen kann man bei uns ziemlich vieles, auch ganz am parlamentarischen System vorbei. Solange man nicht den Anspruch hat, politisch etwas zu bewirken, kann man auch das Strategische und den politischen Realismus außen vor lassen.

    In dem Moment, wo man tatsächlich etwas politisch erreichen will, muss man sich auf die Verhältnisse einlassen, wie sie sind. Muss man die Menschen und die Institutionen und die Kräfteverteilung und die Ressourcen nehmen, wie sie sind.

    Im Kleinen wie im Großen. Im Zentrum wie an der Peripherie. Links wie rechts wie in der Mitte. Bei Hausbesetzern genauso wie bei einer Initiative zur Verteidigung des Gymnasiums.

    Manche machen das intuitiv richtig, ohne es zu merken. Manche wollen realistisch vorgehen und merken nicht, dass sie an der Realität vorbei phantasieren. Manche verfügen über Extraressourcen und scheinen kein realistisches Kalkül zu brauchen, um sich durchzusetzen …

    Die Sektierer sind in diesem Zusammenhang Leute, die sich Ziele setzen, bei denen man von vorne herein ausschließen kann, dass sie realisierbar sind. Das hängt zusammen mit dem Bedürfnis nach Unbedingheit, Reinheit, totaler Geschlossenheit.

    Anarchismus zum Beispiel. Wenn sich jemand nicht um die Frage kümmert, ob etwas wirklich geht in dieser Welt, oder wenn jemand einfach unterstellt, so etwas geht in dieser Welt, ohne dies skeptisch zu prüfen — dann stimmt was nicht mit der Person bzw. ihrem Verhältnis zur Politik.

    Ist das eine Vorverurteilung? Wenn ja, dann eine notwendige, unausweichliche. Ich fälle ein Urteil: Anarchismus ist destruktiv und führt, wenn praktiziert, zu mehr menschlichem Leid.

    Wer sich für das Grundeinkommen engagiert, kann das sektiererisch – aber auch nicht-sektiererisch, nämlich ganz pragmatisch und strategisch und rational kalkuliert tun – wissend, dass in dieser Gesellschaft es kaum möglich sein wird, die Menschen davon zu überzeugen, dass jemand sein Einkommen erhalten soll, ohne es durch persönliche Leistung verdient zu haben. Der Gedanke als solcher ist aber – anders als der Anarchismus – keine destruktive Utopie, sondern eine sachlich einleuchtende Alternative zum Gegebenen.

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  58. Nihilist schreibt:

    @IG

    Ach, Säuglinge haben auch noch keine persönliche Leistung erbracht. Da müssten Sie nach Ihrer Logik also die Menschen dagegen sein, Säuglinge zu versorgen.

    Na, da sind manche Tiere intelligenter.

    Nehmen wir mal als Beispiel eine junge Frau, während der Schulpflicht (kommt ja vor) wird sie schwanger, bekommt das Kind, dann in 3-jahres-abständen jeweils ein weiteres Kind. Ist das eine persönliche Leistung? Oder ist es da auch unmöglich das die Menschen davon überzeugt werden können das dieser Frau ein „Einkommen“ zusteht.

    Ich habe immer wieder den Eindruck, das Sozialstaatsgebot ist Ihnen fremd. Den meisten aktuellen Politikern ja auch. Und der Artikel 14 (2) Grundgesetz, der steht auch nur auf dem Papier, dabei hatte es seine berechtigten Gründe dieses Grundrecht in das Grundgesetz aufzunehmen. Mit seinem Vermögen zu zocken ist dadurch jedenfalls nicht erlaubt, sondern verboten, denn das entspricht nicht der Aussage, dass es dem Wohl der Allgemeinheit dienen soll.

    Ich würde ja so einige in diesem Staat sofort enteignen. Als Entschädigung reich dann ja das ALG-2, denn angeblich ist das ja ausreichend. Das sollte dann auch für diese Zocker gelten.

    Aber die dumme Masse (wie sie Einstein schon richtig beurteilte) wird durch Manipulation und Propaganda der wirklichen Schmarotzer gegen die Schwächsten der Gesellschaft aufgehetzt. Das Zeitalter der Aufklärung ist denen ein Dorn im Auge, so wie auch der Kirche (Papst). Wie mussten die sich verbiegen um anzuerkennen, dass die Erde nicht der Mittelpunkt des Universums ist und sich als kleiner Planet um eine kleine Sonne dreht.

    Aus der Erinnerung (Konfirmationsunterricht) – da gibt es die Stelle in der Bibel, wo einer Gott dankt, dass er nicht so ist wie jener dort. Und genau den Eindruck, das viele so denken, habe ich:

    Die sind „dankbar“ das sie ihrem Ausbeuter in den Allerwertesten kriechen dürfen, um nicht als Erwerbsloser zu den Parias dieser Gesellschaft gerechnet zu werden. Dafür verkaufen sie sich. Und merken nicht, das sie nur die Brotkrumen die vom Tisch gefegt werden bekommen.

    Das ist der Pfennig, doch wo ist die Mark?

    http://www.textlog.de/tucholsky-buergerliche.html

    Schade, so einen Menschen bräuchten wir immer noch.

    Die Mark ist tausend- und tausendfach
    in fremde Taschen geflossen;
    die Dividende hat mit viel Krach
    der Aufsichtsrat beschlossen.
    Für euch die Brühe. Für sie das Mark.
    Für euch der Pfennig. Für sie die Mark.

    Und nun sollen gerade die Erwerbslosen diese Mark aufbringen, die der Staat diesen Schmarozerbankstern in den A…. geblasen hat.

    Und ich bin immer noch davon überzeugt, in einer gerechten Gesellschaft in der diese Ausbeuter keine Chanche bekommen würden, hätte niemand etwas dagegen, wenn jeder die Möglichkeit hätte ein eigenverantwortliches Leben zu führen.

    Übrigens in einer Star-Trek-Folge hat es Picard einmal „Überlebenden aus der Vergangenheit“ gut erklärt. Die Menschen streben nicht mehr nach Reichtum und Macht, sondern nach der Entfaltung ihrer Möglichkeiten. Nur wer mit sich selber im Einklang ist, kann akzeptieren, das auch andere Menschen die gleichen Ansprüche zu Recht stellen. Dumm nur, das eine Ausbeutergruppe genau diese Lebensform als Angriff auf ihre Privilegien versteht. Und noch „dümmer“, dass die die Propagandamaschine auf ihrer Seite haben.

    Immer wieder Strindberg – die Lügen der Oberschicht … hab ich ja schon ge(be)schrieben.

    Noch eines – Sie unterstellten mir ja mal was – ich bin nur für Verbannung, ohne Besitz, der ist kein Eigentum sondern gestohlenes Allgemeingut.

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  59. frank peso schreibt:

    es gibt philosophische dimensionen in der gesellschaft, die weit ab von dem wirken, was man gemeinhin politisch beeinflusst. auch realpolitiker werden manipuliert, sind in glaubenssysteme und -gemeinschaften eingebunden oder fallen auf demagogen herein. viele gut gemeinte politische und auch philosophische und künstlerische aktivitäten waren lange positive gesellschaftliche stimulanzen und sehr effizient. irgendwann waren sie zu überdenken, abzulösen, zu verändern oder auch nur zu verbessern.

    die kultur der bundesrepublik deutschland in der nachkriegszeit und der dort betriebene interessenausgleich sind ein positiver abschnitt in der deutschen geschichte. die gesellschaft ist auch heute bewundernswert leistungsfähig. das geht nur mit sehr guten theoretikern und praktikern.

    natürlich könnte ich mit guttenberg essen gehen, mit gaddafi nicht. natürlich kann man auch sagen, geh doch mal nach lybien. will und muss ich aber nicht. natürlich ist KT auch ein opfer der maßlosen ansprüche die an ihn gestellt werden. politik ist aber nicht pop. der fall ist ein drängendes symbol des unbehagens gegenüber denen, die keine empathie mehr haben.

    der penetrante medien-positivismus ist zu mächtig und zu platt. mein thema ist medien-, kulturtheorie und angewandte techniken. die aufklärung ist das ziel des „pesoismus“ und nichts anderes. dazu gibt es für mich keine alternative.

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  60. InitiativGruppe schreibt:

    Inwiefern sag ich was gegen das Sozialstaatsgebot, Nihilist?
    Oder woraus schließt du das?

    Frank Peso,
    stell dir mal vor, ich käme zu dir und würde dich um einen Rat bitten:
    Was soll ich,
    Leo Brux,
    POLITISCH
    PRAKTISCH
    TUN?

    Was würdest du mir raten?

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  61. genova68 schreibt:

    IG,
    wir sind, wie meist, grundsätzlich sicher nicht weit auseinander. Aber ich kann deinem Beitrag dennoch nur sehr bedingt zustimmen.

    Was du von Anarchismus hältst, ist egal. Wer sich mit dem Thema auseinandersetzen will, kann das tun. Und wenn er nur mit seinem Nachbarn darüber redet, ist das politisch. Wenn er einen Gesprächskreis dazu gründet, ebenfalls. Diese Unterscheidung zwischen richter und falscher Politik ist unangemessen. Es geht um Gefühle, Gedanken, Ideen, die sich entwickeln, fortpflanzen etc. Ein Schwarzer, der vor dir in der Supermarktschlange steht und fließend bayrisch spricht, wird so manchen von der Idee „deutschen Blutes“ weit überzeugender abbringen als pragmatisch argumentierende Politiker (Demografie, Fachkräfte etc.).

    BGE: Welche Form des Engagements angemessen ist und welche nicht, kann ein Einzelner gar nicht ernsthaft beurteilen. Das wird sich zeigen, das wird sich geben, in Form des Interesses an diesen Gruppen, ihrer Möglichkeit, Aufmerksamkeit zu erreichen etc. „Strategisch, pragmatisch und rational“ dem „Sektiererischen“ gegenüberzustellen, halte ich für tendenziös und in der Sache nicht begründet. Einflüsse sind vielfältig. Du hast beispielsweise hier in Kreuzberg unzählige kleine Grüppchen, die politisch etwas machen. Inwieweit das etwas bewirkt, ist schwer zu sagen, aber die einfach als Sektierer zu bezeichnen, nur weil sie nicht strategisch und rational ein politisches Problem behandeln, hat etwas verunglimpfendes.

    Ich persönlich habe auch kein Interesse an diesen komischen Gruppen, ich würde da nicht mitmachen. Aber ich verurteile sie nicht. Die Reinheit, von der du sprichst, kann aber üble Ausmaße erreichen, in der Tat. Dann nämlich, wenn die andere Meinung vernichtet werden soll. Das ist aber ein anderes Fass.

    Und generell ist das eine Frage es Standpunkts: Wie ist das denn deiner Meinung nach zu beurteilen, wenn man in Südafrika, während der Apartheit, einfach gesagt hätte: Schwarze sollten die gleichen Rechte haben wie Weiße, ohne jede Ausnahme? Das wäre, zu einer bestimmten Zeit und in bestimmten Gegenden, wahrscheinlich nicht anschlussfähig gewesen. Hätte ich dann auf die Forderung verzichten sollen und sagen: Schwarze sind zwar minderwertig, aber gebt ihnen wenigstens einen Sitzplatz im Bus! Und wer mehr fordert, ist ein Sektierer?

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  62. Nihilist schreibt:

    @ IG

    Ach so, Sie sind ja nicht die „Masse“, die es nicht versteht, wenn jemand eine Leistung ohne vorherige Gegenleistung bekommt.

    Dann ist es also die „Masse“, der unsoziale Pöbel, die Mehrheit der Dummen, die nun von Ihnen als Argument vorgeschoben wird. Und ich bin der Ansicht, das Aufklärung gerade von denen kommen muss, die genug Verstand haben um zu begreifen, dass eine Gesellschaft auf Dauer nur funktionieren kann, wenn eben keine Ungerechtigkeit und Ausgrenzung existiert.

    Sie werfen aber gleich „die Flinte in das Kornfeld“, wenn Sie meinen

    Zitat IG:

    wissend, dass in dieser Gesellschaft es kaum möglich sein wird, die Menschen davon zu überzeugen, dass jemand sein Einkommen erhalten soll, ohne es durch persönliche Leistung verdient zu haben.

    Zitat Ende:

    Und diese Argumentation empfinde ich eben als Versuch, die eigene „Abneigung“ anderen in die Schuhe zu schieben. Sachzwänge, das Argument derer, die es nicht anderes haben wollen als so, wie es ist. Denn der eigene Vorteil muss verschwiegen werden.

    Deswegen bin ich auch der Ansicht, das nur ein System der Diktatur, also eines Diktats, nicht aber der Tyrannei, der Gewalt, dafür sorgen kann, das Gerechtigkeit für Alle keine leere Phrase ist.

    Wie könnte eine Diktatur funktionieren? Eine ungerade Zahl von Teilnehmern aller gesellschaftlich relevanten Gruppen und jedes Mitglied muss ein Vetorecht haben, wenn „Diktate“ für die Bevölkerung verfasst werden.

    Mir schwebt da so die Richtung vor, Kibbuz! Leider ist auch dort inzwischen nicht mehr alles so wie es mal war.

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  63. InitiativGruppe schreibt:

    Nihilist,
    ich stelle einfach nur fest, dass die – meines Erachtens sehr gute – Idee der Grundsicherung nicht mehrheitsfähig ist und wohl auch nicht mehrheitsfähig werden wird. Ich propagiere sie trotzdem gern, aber ich setze mein politisches Kapital nicht darauf. Ich erwarte mir keine Schritte in diese Richtung. Für den Fall, dass die Grünen mal wieder in Berlin mitregieren, bestehe ich nicht darauf, dass die Grundsicherung Regierungspolitik wird.

    Dass dir eine Art Tugenddiktatur vorschwebt, hab ich schon geahnt. Auch wenn du sagst, das dürfe natürlich keine Tyrannei sein, Gewalt sei ausgeschlossen — darauf würde ich mich nicht verlassen. Sowas hat seine Dynamik, und auf einmal lieg ich doch unter der Guillotine.

    Lieber ungerecht und lebendig als gerecht und tot.

    Oder aber alles kommt zum völligen Stillstand, weil immer irgend jemand VETO sagt.

    Man muss immer davon ausgehen, dass wir Menschen, wenn wir handeln, nicht so recht wissen, was wir tun. Ich traue weder mir noch dir noch sonst einem Menschen so sehr, dass ich mich auf riskante revolutionäre Modelle einlassen würde.

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  64. InitiativGruppe schreibt:

    Genova68,
    es gibt schon Grenzen des Hinnehmens. Georg Elser steht dafür ein. Ein Mann, allein, verschwiegen, persönlich entschlossen, wagt die einzig richtige politische Tat.
    Im Fall Südafrika bist du als Gegner der Apartheitspolitik auch dann kein Sektierer, wenn alle anderen Weißen pro Apartheit optieren. Du hast schließlich die Mehrheit der Schwarzen auf deiner Seite.

    Im übrigen gibt es nichts Absolutes. Auch meine Sektiererkritik erhebt keinen absoluten Anspruch, sondern den einer praktischen Faustregel. Warum sollte es nicht auch Umstände geben, in denen man sektierer-ähnlich handeln sollte? – Der Unterschied von sektierer-ähnlich zu sektiererisch würde im klaren Bewusstsein der Aussichtslosigkeit bestehen. Dem Sektierer fehlt das Gegengift der Skepsis.

    Hier stehe ich, ich kann nicht anders, Gott helfe mir.
    – Das gefällt mir an Luther. Zu sowas sollte man fähig sein.

    Auch wenn natürlich jeder Depp das heute nachplappern kann, um seine Spinnerei damit zu rechtfertigen. Und jeder Fanatiker glauben kann, sich so rechtfertigen zu können.

    Wie kann man unterscheiden, ob einer es leichtfertig oder fanatisch missbraucht – oder solche auf „Gott“ vertrauende Unbedingtheit wahrhaftig und vernünftig lebt?

    Ich sehe da nur eine pragmatische Lösung: Schau dir die Balance in dem Menschen und in seinem Verhältnis zur Realität an! Der empirische Blick kann sich irren, aber haben wir eine bessere Lösung?

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  65. frank peso schreibt:

    IG, wir könnten uns überlegen, wie wir das BGE gemeinsam unterstützen können. mich interessieren deine einschätzungen , weil ich es auch schwierig finde, das ding durchzusetzen. deshalb muss man die strategischen möglichkeiten voher schon gut abwägen. unabhängig davon hat die kampagne politisierungs- und solidarisierungspotential, was mir gefällt.

    wir sollten sollten uns nicht-öffentlich vernetzen und mal die möglichkeiten einer breiteren pr-kampagne abschecken. es gibt durchaus vernünftige leute mit einfluß. vielleicht wacht die jugend ja wieder auf.

    Eine neue Heldin gibt BILD saures

    marketing-blog

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  66. genova68 schreibt:

    „Im Fall Südafrika bist du als Gegner der Apartheitspolitik auch dann kein Sektierer, wenn alle anderen Weißen pro Apartheit optieren. Du hast schließlich die Mehrheit der Schwarzen auf deiner Seite. “

    Wenn du vorher bestimmst, dass Schwarze nichts zu sagen haben, können die auch keine Mehrheit bilden. Und unter Weißen kannst du mit der Meinung dann Sektierer sein.

    Ich würde dir unter vier Augen bei vielen Gruppen sofort zustimmen, dass das Sektierer sind. Ich würde sie aber nicht generell und öffentlich als solche abstempeln. Es wüde voraussetzen, dass ich über Kräfteverhältnisse in Gesellschaften privilegiert unterrichtet bin. Beim BGE kommt das gut zum Vorschein. Woher weißt du, dass das BGE nicht durchsetzbar ist? Durch den „empirischen Blick“? Wie weit reicht der? Das ist mir alles zu herrschaftsgläubig.

    Das Beispiel Bild ist da ganz interessant. Auf der einen Seite behauptet jeder Politiker, an Bild komme man nicht mehr vorbei, da müsse man mitmachen. Siehe Lafontaine, sogar Gysi machte bei der aktuellen Kampagne mit (was eigentlich eine Kampagne gegen die Linkspartei nach sich ziehen sollte). Jetzt kann man jeden Bildverweigerer als Sektierer hinstellen, der einfach die Realität nicht begreifen will.

    Andererseits findet die Sache Holofernes so unglaublich viel Aufmerksamkeit, dass JEDE Tageszeitung gestern darüber berichtete. Der Vorwurf, Sektierer zu sein, wäre hier nur ein Herrschaftsmittel gewesen, die Dinge so zu lassen wie sie sind, weil sie imme schon so waren und überhaupt. Sich auf diese Argumentation einzulassen, ist genau das, was die Herrschaft will. Die reiben sich doch die Hände, wenn die Gegenseite plötzlich von Pragmatismus redet.

    (Besonders dreist finde ich nun die Haltung, dass Holofernes der Bild einen Gefallen getan hätte, nach dem Motto, jede Erwähnung der Bild sei Werbung für sie, McLuhan und so. Ein typischer Versuch des Mundtotmachens jeder Kritik.)

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  67. frank peso schreibt:

    das heute der spiegel mit – bild der brandstifter – aufmacht, hat mir sehr zu denken gegeben. ganz hab ich das mediensystem noch nicht durchdrungen. es ist aber doch sehr wahrscheinlich, dass taz – spiegel – bild ihre storys und kampagnen absprechen, mithin alles theater ist. aber wie heißt es so schön:

    Die Deutschen haben das Pulver erfunden – alle Achtung!
    Aber sie haben es wieder quitt gemacht:
    Sie erfanden die Presse.“

    Friedrich Wilhelm Nietzsche
    Deutscher Philosoph (1844 – 1900)

    ;-=)

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  68. genova68 schreibt:

    Das ist der Spiegel-Titel von morgen:

    http://www.spiegel.de/spiegel/0,1518,ausg-4807,00.html

    Interessant, danke für den Hinweis. Das mit dem Kampagnenabstimmen halte ich aber für verschwörungstheoretisch ;-) Und die taz ist dabei doch ein ganz klein wenig überbewertet.

    P.S.: Gibt es eigentlich eine Möglichkeit, in WordPress-Kommentare Bilder direkt einzufügen? Ich glaube nicht, aber vielleicht kennt ja jemand einen Trick.

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  69. InitiativGruppe schreibt:

    Der Unterschied zwischen sektiererischer Minderheit und nicht-sektiererischer Minderheit besteht in
    – den objektiven Entwicklungsmöglichkeiten letzterer (über die man sich natürlich auch täuschen kann)
    – der subjektiven Skepsis und Lernfähigkeit letzterer.

    Ich halte zum Beispiel „Die Freiheit“ ebenso wenig für Sektierer (wegen ihrer Entwicklungsmöglichkeiten) als die kleine Gemeinde der BGE-Verfechter (wegen ihrer Nachdenklichkeit). Den Sektierer zeichnet immer auch Dogmatismus aus, Starrheit, Lernunwilligkeit nicht unbedingt im Taktischen, aber im Programmatischen.

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  70. frank peso schreibt:

    ich probier mal ein bild:

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  71. frank peso schreibt:

    nix, schade

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  72. genova68 schreibt:

    Frank Peso, vielen Dank für deine Mühe. Die Funktion gibt es wirklich nicht.

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  73. frank peso schreibt:

    bild wirbt mit holofernes in der taz.

    frank peso, 27. Februar 2011 um 12:53: „es ist aber doch sehr wahrscheinlich, dass taz – spiegel – bild ihre storys und kampagnen absprechen, mithin alles theater ist.“

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  74. genova68 schreibt:

    Du meinst, die taz hat die Holofernes-Story mit der Bild abgesprochen?

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  75. frank peso schreibt:

    solange holofernes nicht dagegen klagt, dass ihr bild und ihr brief ohne finanzielle gegenleistung von einem großen medienkonzern für eine werbe-kampagne benutzt wird, ist sie für mich vollkommen unglaubwürdig. ich gehe davon aus, dass die kampagne in absprache mit ihr durchgeführt und bereits honoriert ist.

    sobald die websit der „helden“ wieder zugäglich ist, werde ich holofernes meine meinung zugänglich machen.

    zu guttenberg soll zurückgetreten sein!

    Aber konsultierst du jetzt deinen Anwalt?

    Meine erste Reaktion war jetzt schon: Dürfen die das? Aber ich hab auch keine Lust, da jetzt einen Fehdehandschuh aufzunehmen. Es ist ja doch das Berechenbarste, was sie machen konnten.

    „Man würde ja annehmen, dass so was dann von der Rechtsabteilung eh wasserdicht abgecheckt wurde. Oder eben gerade nicht? Ist da vielleicht bewusst eine Lücke? Warten man nur darauf, dass du mit rechtlichen Schritten reagierst?

    Es ist jedenfalls ein ziemlich lahmer Versuch, ein Rückspiel zu erzwingen, weil man aus der ersten Runde nicht besonders glorios hervorgegangen ist. Aber ich sehe nicht ein, warum ich mich drauf einlassen sollte, wenn ich schon geduscht habe und mit meinen Leuten singend im Bus sitze.

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  76. genova68 schreibt:

    Zum Verständnis des Postings von Frank Peso:

    Von der Stelle „Aber konsultierst du jetzt deinen Anwalt“ bis zum Schluss zitiert Frank Peso aus einem Interview der taz mit Holofernes.

    Frank Peso, mal ehrlich: Wer soll das checken? Ich dachte gerade, du fragst mich, ob ich einen Anwalt konsultiere und du fragst dich, ob du den Fehdehandschuh aufnimmst.

    Kraut und Rüben.

    Zum Inhalt:

    „ich gehe davon aus, dass die kampagne in absprache mit ihr durchgeführt und bereits honoriert ist.“

    Ich kann es nur wiederholen, das ist eine weitere Verschwörungstheorie, eine besonders abstruse dazu. Man könnte im Detail darüber diskutieren, wie sich dieser Fall entwickelt hat, die jvm-Kampagne, die Reaktion von Holofernes etc. Auf der Basis ist das sinnlos.

    Heute morgen ist übrigens ein Nachbar von mir ausgezogen. Der war Guttenberg-Fan. Ich bin mir sicher, dass sein Auszug mit Guttenbergs Rückttritt zusammenhängt!! Ich werde mich noch heute bei Guttenberg beschweren!! Oder bei den Guttenberg-Gegnern!!! Ich habe das System durchschaut!!!

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  77. Nihilist schreibt:

    Wer sich als Guttenbergfan zu erkennen gibt, dem bleibt doch nur die „Flucht“ (ziehen die nun alle nach Bayern?) Das war doch eine Blamage was die Fans da abgezogen haben.

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  78. frank peso schreibt:

    ok. denk doch noch mal über deine antwort nach.

    1. es kam mir bei dem posting die rücktrittsmeldung dazwischen. deshalb etwas unordentlich.

    2. wenn ich über das mediensystem oder das kulturstaatssystems rede, rede ich über ideologien. die angewandten strategien sind methoden und keine verschwörungstheorien von mir.

    3. wer sein bild oder einen eigenen text für eine werbekampagne ohne honorrar hergibt ist ein vollidiot. wer sich auf diese weise intrumentalisieren läßt, ist ein vollidiot. ich wiederhole:

    „solange holofernes nicht dagegen klagt, dass ihr bild und ihr brief ohne finanzielle gegenleistung von einem großen medienkonzern für eine werbe-kampagne benutzt wird, ist sie für mich vollkommen unglaubwürdig. ich gehe davon aus, dass die kampagne in absprache mit ihr durchgeführt und bereits honoriert ist.“ ich werde ihr das persönlich mitteilen, sobald die website der band erreichbar ist(!).

    zum schluss ein leserbrief auf den artikel:

    PJ says:

    Das Problem mit dieser Werbung ist, dass dabei die BILD demonstriert, dass die Ehre der taz käuflich ist. Und offenbar 12.555 Euro kostet.

    Außerdem demonstriert BILD, dass sie mit der taz und mit Judith Holofernes tun und lassen kann, was sie will.

    Das bringt keineN taz-LeserIn dazu, die BILD zu lesen, aber das ist auch nicht der Punkt.

    Der Punkt ist, dass die BILD mit dieser Aktion der (un-, a- und) politischen Rechten signalisiert hat, dass sie Macht auch über die taz hat, und dass sich Linke nicht gegen sie wehren (können), was für *Rechte* ein Argument ist, die BILD zu kaufen.

    Kurz: “BILD beweist: Linke sind straflos publizistisch vergewaltigbar.”

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  79. genova68 schreibt:

    Frank Peso,

    ich bin jetzt mal Korinthenkacker:
    Was ist das „Kulturstaatssystem“, über das du reden willst? Was soll das sein? Ich arbeite auch beruflich mit Sprache, deshalb bin ich da vielleicht etwas empfindlich. Ich halte den Begriff für eine Erfindung von dir.

    Wenn du über „das Mediensystem“ redest, redest du also über Ideologie. Es wäre sinnvoll, zuerst mal zu klären, was du damit eigentlich meinst. „Das Mediensystem“ gibt es nicht, das ist schon wieder sowas verschwörungstheoretisches. Und bevor ich das mit „Ideologie“ auflade, muss ich mir zuerst mal ganz unideologisch klarmachen, was man darunter verstehen könnte und wie das funktioniert. Dazu brauch ich keinen Wagner, sondern die Bereitschaft, unvoreingenommen heranzugehen. Dann werde ich verstehen, dass Begriffe wie „Aufmerksamkeitsökonomie“, und „Wirtschaftlichkeit“ eine Rolle spielen, dann werde ich vor allem feststellen, dass das alles viel komplizierter ist, unzählige Interdependenzen beinhaltet und diese Detailbetrachtungen großspurige Behauptungen von „angewandten Strategien und Methoden“ konterkarieren.

    Tom Schimmeck erklärt das ganz gut und erklärt vor allem auch, wo er mit seiner Analyse passen muss:

    http://www.jungewelt.de/2011/02-26/001.php

    Ich habe nichts dagegen, Strategien und Methoden festzustellen, aber bitte nicht einfach nur „Wagner“ rufen und dann flott die Verdächtigungen über Holofernes aus dem Ärmel schütteln.

    Apropos: Es steht doch in dem taz-Interview, dass das Verhalten von Bild (also die Anzeigenschaltung in der taz) rechtlich problematisch ist. Aber soll Holofernes jetzt klagen? Gegen Springer? Außerdem hat die „Bild“ nicht mit dem Bild von Holofernes geworben, nur mit ihrem Brief an jvm, den sie selbst öffentlich gemacht hat. Vielleicht hat sie auf ihrer Homepage ja eine CC-Linzenzvereinbarung stehen, dann wäre das evtl. legal. Vielleicht auch nicht, aber das ist bekanntlich Springer egal.

    Vielleicht klagt sie noch, vielleicht nicht, weil genau das Werbung für Springer wäre. Aus dieser unklaren Gemenelage nun „davon auszugehen“, dass die Kampagne mit ihr abgesprochen war und schon honoriert ist: Das ist ohne jeden Beleg, das ist unhaltbar. Ein so extremer Vorwurf benötigt Belege. Über sowas diskutiere ich in der Regel gar nicht.

    Wer hier wen instrumentalisiert hat, ist doch völlig offen. Holofernes hat Kritik an Bild geübt, die große Beachtung fand. „Bild“ reagiert mit der Anzeige in der taz, die m.E. für die „Bild“ eher ein Schuss nach hinten ist, weil sie nun allen taz-Lesern die Kritik von Holofernes nahegebracht hat, und das für 12.000 Euro an die taz. Gleichzeitig analysiert der Spiegel die „Brandstifter“, Guttenberg tritt zurück. Das läuft alles gar nicht gut für die „Bild“.

    Verzeih mir die deutlichen Worte, aber mit diesen Schnellschüssen, die nicht belegt werden, nicht erläutert werden, teilweise nicht verständlich sind, kann ich nichts anfangen.

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  80. Nihilist schreibt:

    Zur Bild-Zeitung.

    Zitat (Quelle ist mir entfallen – zu lange her – so um 1995 – im Internet zwar zu finden – aber eben nicht die echte Quelle):

    Mutter dreht Kind durch den Fleischwolf – Bild sprach zuerst mit den Klöpsen.

    Nun eben – Guttenberg sprach zuerst mit seinem Bruder der ja bei Bild sitzt? Oder war es umgekehrt, Friede hat erkannt, das die Kampagne nach hinten losgehen kann. Also wurde für KTvG eine „harmlose“ Abdankungsrede geschrieben. Denn nach den Plagiatsvorwürfen stellt sich die Frage, kann KTvG einen solchen Text selber schreiben … oder eher doch nicht?

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  81. frank peso schreibt:

    da muss ich mich jetzt erst mal durcharbeiten. ich versuche die begriffe zu klären. es ist nur schwierig für mich, eine so komplexe konstruktuktion wie den kulturstaat mal eben nebenbei mit zu erklären. das fängt mit §7 Urheberrechtswahrnehmungsgesetz an „das kulturell bedeutende werke und leistungen zu fördern sind“ und hört mit dem gema-monopol auf. und dann wird die instrumentalisierung der musiker, die ich auch im fall holofernes weiter behaupte, über haupt erst erklärbar. und ob das ohne ein historisches verständnis für die rolle wagners geht, weiß ich auch nicht.

    wenn dir schimmecks begriff „Meinungsindustrie“ besser gefällt als mediensystem ist das natürlich wirklich korinthenkackerei. es geht mir darum, die methoden des systems erst einmal hypothetisch, spekulativ zu benennen, um sie dann zu verifizieren. industrie und system ist immer methode. die bild-kampagne wird doch von bild selbst so analysiert, dass bild das einzige blatt ist, was mit der kritik an sich selbst wirbt. da ist doch meine holofernes-hypothese geradezu zwingend.

    aber wenn sie nicht verstanden wird, hast du mit deiner kritk natürlich recht. keine frage.

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  82. frank peso schreibt:

    die anzeige von bild und das foto von holofernes zum interview gehören nicht zusammen. das hab ich falsch interpretiert. is aber auch sekundär. das alles parallel läuft geht ja ohne absprache des ganzen vorgangs schon mal überhaupt nicht. ich nehme also nichts zurück. das alles ist teil der kampagne.

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  83. frank peso schreibt:

    schon wieder ne verschwörungstheorie:

    http://www.freitag.de/community/blogs/christine-kaeppeler/preis-fuer-beste-regie-kai-diekmann-und-bild

    KalleWirsch schrieb am 01.03.2011 um 14:26
    Kai Diekmann ist Bild.

    Und die taz. Die taz ist wie die Grünen, sie haben sich von ihren ursprüglichen Idealen meilenweit entfernt, verkaufen sich aber immer noch mit ihnen. Auf beide Imagekampagnen bin ehrlicherweise lange hereingefallen.

    Vor ca. einem Jahr habe ich mein taz – Abo gegen ein Freitag – Abo getauscht.

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  84. genova68 schreibt:

    Nö, keine Verschwörungstheorie. Wer bei der Bild-Holofernes-Geschichte wem nutzt, darüber kann man diskutieren. „All PR is good PR“, also auch schlechte, halte ich für Quatsch. So gesehen hätte die Brent-Spar-Kampagne von Greenpeace in den 90ern Shell nutzen müssen, nur als EIN Beispiel.

    Die Bild ist populär, Kritik an ihr macht sie nicht populärer, sondern Kritik an ihr ist nötig gerade wegen ihrer Popularität. Holofernes hat klare Worte gefunden und eine kleine Diskussion über die Bild in Gang gesetzt. Gut so.

    Die jvm-Kampagne für Bild ist natürlich genial, keine Frage. Und aus der inneren Logik der Kampagne heraus können sie auch Holofernes instrumentalisieren. Aber es funktioniert nur rein oberflächlich: Die Anzeige in der taz ist Kinderkacke, es bringt keine neuen Bildleser, sondern weitere Aufklärung im Sinne der Bildgegner, das ist alles.

    Ich sagte ja oben, über die Kampagne an sich kann man diskutieren. Ich regte mich auf über deine Behauptung, Holofernes stecke mit Bild und jvm unter einer Decke. Bild wirbt mit Kritik an sich, richtig. Aber das hat doch nichts damit zu tun, dass Holofernes Kritik an Bild übt. Du bist hier selbst ein Opfer der Kampagne geworden. Nur weil Bild mit Kritik an ihr wirbt, bedeutet das doch nicht im Umkehrschluss, dass jede Kritik an Bild BEWUSSTER, GEWOLLTER Teil der Bild-Kampagne ist.

    Du machst nun die Glaubwürdigkeit von Holofernes daran fest, ob sie gegen Bild klagt. Wie gesagt, das ist ein enormer Schritt, den man sich mehrfach überlegt. Und außerdem würdest du das dann sicher in deine Theorie einbauen: „Die machen weiter mit ihrer abgesprochenen Kampagne, eine juristische Auseinandersetzung, nur, damit die Holofernes mehr Platten verkauft und Bild mehr Zeitungen.“

    Das ist ein wesentliches Element jeder Verschwörungstheorie: In sich schlüssig, nicht angreifbar. Auch eine Form von Dialektik.

    Du musst natürlich nichts zurücknehmen. Aber dich kritisieren lassen für allzu verwegene Kommentare.

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  85. frank peso schreibt:

    gerne, genova68. ich finde deine argumentation fair. lieber würde ich mich irren und ich bin auch nicht gerne paranoid, aber ich bin es geworden. mag sogar sein, dass ein offenener brief urheberrechtlich anders bewertet wird als ein anderer eigener text. das alles kann teil des machtkampfs sein.

    aber den machtkampf garnicht erst aufzunehmen, ist idiotisch. ich würde holofernes in jedem falle raten, mehr pr aus der sache zu ziehen, auch um mehr platten zu verkaufen. selbst wenn bild dann zwei blatt mehr verkauft, sie hätte wirklich was davon. da verdrehst du meine argumentation. nein, gerade der schnelle und bestimmte verzicht auf juristische mittel deutet auf eine absprache zwischen bild, taz und holofernes im sinne einer eskalierenden bild-kampagne hin.

    ich weise noch mal in aller entschiedenheit deine unterstellungen einer verschwörungstheorie zurück, weil ich weiss, dass du damit kein problem hast. wenn sie nicht klagt, ist holofernes für mich absolut unglaubwürdig.

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  86. frank peso schreibt:

    so noch einmal zu hohloferres. einige taz-leser sehen die rechtsproblematik durchaus:

    Ralf Petring says:

    Nachtrag:

    Neben dem Show-Flic-Flac über das Brief-”Geheimnis”, das wegen der vorherigen Eigen-Veröffentlichung kein Geheimnis mehr war, und dem Salto rückwärts über das Persönlichkeitsrecht der Brief-Autorin und der Band “Wir sind Helden” (auch Künstler- ind Unternehmer-Persönlichkeitsrecht betroffen!) scheinen die dahinter steckenden Köpfe sich auch keinen Kopf um das Urheberrecht der Autorin gemacht zu haben – bzw. auch diese Rechtsverletzung in Kauf genommen zu haben.

    Lisa says:

    “Urheberrecht der Autorin”!?
    Blöd beschert uns doch Demokratie nach Lügenbaron-Art, im ministerialen Feudalismus werden “Rechte” jetzt anders dekliniert!

    Etah says:

    Liebe TAZ,

    im Gegensatz zu den Anzeigen von Vattenfall und anderen Unternehmen, handelt es sich hier nicht nur um eine Frage der moralischen Vertretbarkeit, sondern um einen strafrechtlich relevanten Urheberrechtsverstoß. Und da dieser so dermaßen offensichtlich ist, dürfte die Taz ebenso dafür haften. Damit stellt sich die Taz auf die Stufe der Regierungskoalition… der Zweck heiligt hier wohl jedes Mittel, hauptsache die Taz bekommt Kohle dafür. Mit Verlaub, das ist alles so scheinheilig und ekelhaft, da fehlen mir die Worte.

    Gachmuret says:

    Mit Verlaub,

    aber ist es nicht genau diese achso überlegene, ironische Distanz zu BILD, die Frau Holofernes in ihrem Brief bemängelt, die hier als Begründung für die Anzeige genommen wird? Ist auf diese Art nicht genau diese Art Anzeige erschienen, die Frau Holofernes in ihrem Brief abgelehnt hat?
    Und ist das, schlußendlich, nicht mindestens ziemlich schlechter Stil, jemanden so auflaufen zu lassen?
    Vielleicht habe ich da ja was falsch verstanden, aber ich habe aus dem Brief herausgelesen, daß Frau Holofernes eines nicht möchte: Mit ihrem Statement in einer Werbeanzeige der Bild zu stehen. Genau das aber druckt die taz jetzt. Mag sein, daß damit ein paar Monatsgehälter für taz-Redakteure gesichert sind – das ist keine Entschuldigung für eine derart hinterhältige Aktion.

    Jürgen Siebert says:

    Der offene Brief von Holofernes war ein Eigentor. Die Werbeagentur Jung von Matt und BILD haben genau das erreicht, was sie vermeiden wollte, nimmt man ihren offenen Brief vom Freitag ernst: Werbung für BILD, unter dem Motto »Bild Dir Deine Meinung!« Auf die versprochene Spende von 10.000 € müssen die Musiker genauso verzichten wie auf Schadenersatz wegen Urheberrechtsverletzung. Eine Klage gegen BILD wegen der ungenehmigten Nutzung ihres offenen Briefs für Werbezwecke wäre töricht, weil die Band selbst den Fall in die Öffentlichkeit gezerrt hat, auf Basis der komplett abgedruckten Anfrage der Werbeagentur Jung von Matt.

    Fazit: Klarer Sieger dieser Posse sind BILD und Jung von Matt, die alle Beteiligten und das Publikum mit dem genialen Claim »Bild Dir Deine Meinung!« zum selber denken anregen.

    Meine ausführliche Meinung steht auch hier: http://www.fontblog.de/bild-bedankt-sich-bei-judith-holofernes

    hanson_brother says:

    Auf die aufklärerische Tätigkeit von Frau Holofernes haben natürlich alle kritischen TAZ-Leser_innen nur gewartet. Endlich wissen wir wie BILD funktioniert und welche Rolle Werbeagenturen im Kapitalismus spielen.

    Schnelli says:

    Ich finde die Taz sollte auch ganzseitige Wahlwerbung der NPD abdrucken, wenn es dafür 13.000 € gibt. Das macht die NPD ärmer und sie können mit dem Geld nichts böses mehr anstellen.
    [/sarcasm]

    Mir scheint diese “TAZ” hat mit dem linken Blatt, das ich seinerzeit von der ersten Stunde an täglich gelesen habe nur noch den Namen gemein. Ich lese die ja nun aber seit einigen Jahren schon nicht mehr, mir scheint ich hab auch nichts verpasst bei Anzeigen von Boulevardzeitungen und umweltzerstörenden Großkonzernen.

    Von dem was Holofernes inhaltlich gesagt hat ist bei der TAZ jedenfalls nichts angekommen, im Gegenteil spielt sie das Werber-Spiel mit. Arm.

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  87. genova68 schreibt:

    frank peso,

    was irgendwelche taz-Leser zu dem Fall sagen, ist mir egal. Wenn die mitdiskutieren wollen, können sie hier ja selbst vorbeischaun. Oder soll ich jetzt deren Statements in Abwesenheit diskutieren? Nein, danke.

    Dein Eigangsstatement:

    „solange holofernes nicht dagegen klagt, dass ihr bild und ihr brief ohne finanzielle gegenleistung von einem großen medienkonzern für eine werbe-kampagne benutzt wird, ist sie für mich vollkommen unglaubwürdig. ich gehe davon aus, dass die kampagne in absprache mit ihr durchgeführt und bereits honoriert ist.“

    Darauf beziehe ich mich. Mittlerweile wissen wir, dass das Copyright bei ihrem Text unklar ist, da sie ihn selbst veröffentlicht hat, und zwar samt der Anfrage von jvm. Wir wissen auch, dass ihr „Kopf“ gar nicht auftaucht. Wir wissen also, dass die Bild vielleicht doch ohne weiteres die benutzten Mittel benutzen darf. Die erste Reaktion von Holofernes war, ihrer eigenen Aussage nach: „Dürfen die das?“ (siehe taz-Interview). Was bleibt von Deiner Behauptung jetzt übrig? Nichts.

    Jetzt willst du, dass sie „den Machtkampf mit der Bild“ aufnimmt? Weißt du eigentlich, was das bedeutet? Hast du die Sachen von Wallraff gelesen? Oder googel mal „otfried fischer“ und „bild“. Wieso schreibt Judith Holofernes denn, dass die Bild gefährlich ist??

    Machtkampf mit der Bild mal eben anfangen, damit du sie glaubwürdig findest: Sei mir nicht böse, mir ist die Zeit für eine solche Diskussion zu schade.

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  88. frank peso schreibt:

    machtkampf in bezug auf die urheberrechtsfrage ist natürlich gemeint. dieses recht ist für jeden produzenten, von was auch immer, elementar. hier geht es um einen eigenen text und natürlich dürfen die das nicht veröffentlichen. das ist ja der widerspruch in der sache.

    also entweder hat sie keinen rechtsanwalt oder die sache ist abgesprochen. ich glaube eben letzteres. es geht, wie bei guttenberg, um ganz elementare rechtsgrundsätze, die öffentlich verletzt werden. daraus kann man keine geschmacksfrage machen:

    Wen schützt das Urheberrecht?
    „Urheber ist […] derjenige, der seinem individuellen Geist im Werk Form und Gestalt gegeben hat.“[

    Der Urheber hat aufgrund seines Persönlichkeitsrechts das Veröffentlichungsrecht . . .

    Der Urheber hat aufgrund seines Persönlichkeitsrechts das Veröffentlichungsrecht, das Recht der ersten Inhaltsmitteilung (§ 12 UrhG), das Recht auf Anerkennung der Urheberschaft (z.B. Namensnennung, Schutz vor Bestreitung und Anmaßung der Urheberschaft, Versehen des Werks mit Urheberbezeichnung) (§13 UrhG) und das Recht, Entstellungen und Beeinträchtigungen des Werkes zu verbieten (§14UrhG).
    Der Urheber kann bestimmen, ob (ja oder nein) und wie (z.B. als Buch, als Tonkassette) sein Werk zu veröffentlichen ist. Er kann auch festlegen, ob er schon etwas zu seinem Werk sagt, solange weder das Werk, noch der wesentliche Inhalt oder eine Beschreibung des Werkes mit seiner Zustimmung veröffentlicht ist.

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