Theo Albrecht bombensicher

Bizarr: Der verstorbene Aldi-Gründer, Theo Albrecht, fuhr einen Mercedes mit einer extremen Sicherheitsausstattung. Die Süddeutsche hat den Autoverkäufer interviewt, seine Aussagen offenbaren die Lasten des Milliardärsdaseins:

„Der Wagen ist gepanzert, der Theo saß hinten rechts. Wer in dem Wagen sitzt, kann nicht gekidnappt oder ermordet werden. Die Fensterscheiben sind 65 Millimeter dick, aus verschiedenen Schichten zusammengeklebt und genauso widerstandsfähig gegen Granaten, Bomben und Raketen wie die Türen, das Dach und der Boden.

Jede Tür hat einen kleinen Knopf zum Absprengen, dann kann man das Auto fluchtartig verlassen. Der Wagen verfügt außerdem über eine eigene Sauerstoffversorgung, falls außen eine Bombe mit Giftgas runtergeht.

Die Sauerstoffflasche ist im Fahrzeug versteckt und zwar so, dass sie keine Bombe darstellt. Ob es eine Sauerstoffflasche oder ein Kasten ist, weiß man nicht. Ich habe den Wagen erst zwei Tage. Alle Besonderheiten habe ich noch gar nicht erkannt. Man sieht auch nicht die Geheim-Mikrofone in den Spiegeln, um die Umwelt abzuhören. Und man sieht auch nicht den Lautsprecher, mit dem Theo Albrecht Kontakt nach außen aufnehmen konnte.

Solche Autos brauchen Menschen, die viel Geld und Angst um ihr Leben haben. Das Auto ist für Theo Albrecht eine echte Lebensversicherung gewesen. Seine Entführung im Jahre 1971 hat wahrscheinlich mit dazu geführt, dass sein Auto auch im Kofferraum ein Telefon hat.

Gleichzeitig verfügte das Auto über wenig Komfort und war langsam:

„Es ist die billigste Ausstattung. Die Stoffsitze sind nichts Besonderes, das Radio war billig. Der einzige Mini-Luxus, den er sich gegönnt hat, ist eine eigene kleine Klimaanlage für längere Fahrten.

Der Wagen wiegt rund 3,5 Tonnen und ist untermotorisiert. Da hat der Theo Albrecht auch gespart. Es gibt diese S-Klasse natürlich auch mit dicken Fünf-Liter-Motoren – aber er hat den kleinsten Motor genommen, der nötig ist, damit die Karre sich überhaupt bewegt…25 Liter wird der auch verbrauchen, bei dem Gewicht“

Sicherheits- und verbrauchstechnisch auf dem Stand des Wagens eines US-Präsidenten oder von James Bond, ansonsten das Level eines VW Golf. Kostenpunkt 1994: 1,5 Millionen Mark.

Nun wäre dieser Blog nicht dieser Blog, wenn er sich aus diesem kurzen Blick in eine ansonsten unzugängliche Welt nicht noch flott eine discountartige Gesellschaftstheorie zusammenbasteln würde. Und die geht so:

Theo Albrecht bot den Armen standardisierte Massenwaren an und wurde dadurch zum Milliardär. Das hatte zur Folge, dass er kurz entführt wurde, daraus eine Neurose entwickelte und deshalb ein Auto brauchte, für dessen objektive Eigenschaften seine Aldi-Kundschaft runde 15.000 Mark ausgegeben hätte: Einen Golf, der eine Tonne wog, mit Klimaanlage und Radio und 75 PS mit den entsprechenden Fahrleistungen.

Theo musste dafür 1,5 Millionen hinlegen plus 25 Liter auf 100 Kilometer bezahlen und die ökologischen Folgen des Spritverbrauchs der Allgemeinheit aufbürden, also auch seiner Kundschaft. (Und mit der Angst leben, dass er hinten rechts einmal versehentlich an den Knopf zum Türabsprengen kommt.)  Hätten gesellschaftliche Mechanismen dahingehend gegriffen, dass dem Theo die Milliarden rechtzeitig weggenommen und dem Allgemeinwohl zugeführt worden wären, wäre er ebenfalls mit einem Golf ausgekommen. Und vielleicht sogar glücklicher gewesen.

Genau genommen hätten sich dann sogar alle einen Passat leisten können.

Jetzt isser tot, der Theo, und der Wagen sucht einen neuen Besitzer. Ein russischer Weinhändler hat bereits Interesse bekundet.

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25 Antworten zu Theo Albrecht bombensicher

  1. hanneswurst schreibt:

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    Gute (Psycho)Analyse, wünsche mir mehr Informationen dazu, welchen Anteil seines Vermögens Theo gemeinnützigen Zwecken zukommen ließ. Bitte recherchiere das, ich lese nur noch wenige Blogs und Deines ist für solche Themen zuständig. Glaube nicht, dass „gratis“ mit „unverbindlich“ gleichzusetzen ist.

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  2. genova68 schreibt:

    Entschuldigung.

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  3. bersarin schreibt:

    Ich mache diese doch eher verdinglichte Sache mit dem Like-Button nun auch mal. Dann brauche ich nicht immer so lange Texte zu schreiben.

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  4. M.K.V. schreibt:

    ALDI? Find ich gut.

    Überwiegend gute bis sehr gute Qualität zu super Preisen. Albrecht und seine Freunde von Lidl, Norma, Penny usw. haben das Leben vieler Menschen verbessert, da sie ihnen gute Lebensmittel zu günstigen Preisen ermöglichen. Gerade heute, wo das Geld bei vielen Menschen knapp ist, ist dies wichtiger denn je.

    Das Theo daran gut verdient (hat), ist legitim. Nur ein Kommunist würde ihm das Geld „wegnehmen“ und umverteilen wollen.

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  5. genova68 schreibt:

    Tja, dann bin ich wohl Kommunist.

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  6. unbequemer schreibt:

    M.K.V.

    Dann haben Sie sicher nichts dagegen, in Zukunft für den Lohn der dort Beschäftigten ebenfalls ihre Arbeit zu verrichten?

    Da melden Sie sich bitte sofort bei ihrem Chef und erzählen Sie ihm das.

    Denn Gerechtigkeit sieht anders aus. Wenn viele Menschen zu wenig Geld haben, dann haben eben ein paar Menschen zu viel Geld.

    Ich würde ja gerne mal einen Generalstreik erleben. Alle Räder stehen still – mal sehen was die dann mit dem Geld machen können, die das viele Geld haben – sich ihren Hintern damit abwischen ?

    Wenn kein Müll mehr abgeholt wird, keine Kinder mehr betreut werden, keine Kranken mehr versorgt werden (von den Pflege- und Hilfskräften), kein Zivildienstleistender mehr eingesetzt wird, und so weiter.

    Bankster und Lobbyisten, die sind am ehesten überflüssig. Und Menschen die meinen, das die Lebensmittel gut seien … die bei solchen Märkten zu kaufen sind … wovon träumen Sie Nachts?

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  7. M.K.V. schreibt:

    Wer nichts anderes kann, der kassiert eben an der Kasse und füllt Regale auf. Ihnen wäre es wohl angenehm, wenn jeder Mensch ein Ingeneursgehalt verdienen würde. So läuft das aber nunmal nicht.

    Die Leute, denen Sie ihr Geld neiden/missgönnen, haben i.d.R. hart dafür gearbeitet (Ausnahmen bestätigen die Regel). Diese Leute sind Risiken eingegangen und haben oft ihr Privatleben vernachlässigt. Ich rede hier nicht von „Bankstern“, die ich auch nicht sonderlich mag, sondern von echten Unternehmern.

    Zu den Waren: Viele Produkte bei Aldi, Lidl & Co. haben diverse Auszeichungen erhalten (DLG, Warentest, Ökotest). Und schmecken tut’s auch noch gut :-)

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  8. genova68 schreibt:

    MKV,
    kein Mensch ist Millardär, weil er „hart dafür gearbeitet hat“, und sein Privatleben vernachlässigen tut jeder Geringverdiener, der deshalb einen Zweitjob am Abend annehmen muss. Im Klartext: Albrecht kann nur deshalb Milliardär sein, weil tausende andere dafür nur Hungerlöhne bekommen. Das ist schon schlicht eine Frage volkswirtschaftlicer Logik.

    Fragen doch mal die für Aldi arbeitenden Milchbauern, was die von Ihren Thesen von harter Arbeit halten. Dass die dennoch Qualität abliefern, stimmt. Aber das ist nicht das Verdienst von T. Albrecht.

    Es geht hier schließlich nicht um Neid, das ist in diesem Zusammenhang eine völlig sinnlose Kategorie. Es geht um Strukturen.

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  9. hanneswurst schreibt:

    @genova: Soviel ich weiß, zahlt Aldi ziemlich gut, jedenfalls über dem Tarif des Einzelhandels. Die Mitarbeiterfluktuation ist gering, es werden einige freiwillige Sozialleistungen gezahlt und die Mitarbeiter langweilen sich nicht zu Tode – denn der Job bei Aldi gilt als hart. Aldis kann ich jedoch nicht belegen, Internetforen, Hörensagen. Wenn jedoch die auf den Stellenausschreibungen angegebenen Bruttolöhne tatsächlich stimmen, dann liegen die Löhne deutlich über Tarif, das habe ich als Aldi-Junkie recherchiert.

    Die Qualität der Aldi-Waren gilt ebenfalls als sehr hoch, dass Zulieferer ausgebeutet werden können halte ich für ein Gerücht, auch Aldi bekommt keine gute Qualität zum Dumpingpreis. Aldi ist übrigens längst nicht mehr der Billigheimer Nr.1, die immer noch konkurrenzfähigen Preise haben mit unattraktiven Standorten, Verzicht auf Werbung, gekonnter Logistik (Kassenpersonal kann Paletten auffüllen, anderswo machen das inzwischen Externe) und Verzicht auf jeden Schnick-Schnack zu tun. Bei der Qualitätskontrolle spart Aldi jedoch nicht. Alles Dinge, die Dir eigentlich zusagen sollten, mein Lieber. Wo kaufst Du denn Dein Futter?

    Übrigens war die Schnelligkeit des Aldi-Kassenpersonals ja wohl legendär. Heute, wegen Scanner, kann das Personal nur noch mit blitzschnellen, koordinierten Bewegungen auftrumpfen. Ich würde einiges für ein Seminar in der Aldi-Bewegungsschule ausgeben. Rest in peace, Theo!

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  10. genova68 schreibt:

    Hannes,

    zur Zuliefererausbeutung das hier:
    http://www.spiegel.de/wirtschaft/0,1518,622789,00.html

    Das ging monatelang durch die Medien.

    Verzicht auf Werbung? Es gibt haufenweise Lokalzeitungen, die ohne die wöchentliche ganzseitige Anzeige von Aldi dichtmachen könnten. Und ganz nebenbei deshalb auch nicht negativ über Aldi berichten.

    http://www.taz.de/1/leben/medien/artikel/1/machtprobe-der-discounter/

    Thema Tariflöhne:

    „Die beiden Marktführer Aldi und Lidl verfahren nach dem gleichen Prinzip: Sie zahlen zwar den Tariflohn – dafür „verlangen“ sie von den Beschäftigten Überstunden ohne zusätzliche Vergütung. Die dünne Personalbesetzung führt in der Regel zu einem sehr hohen Überstundenvolumen. Da dies nicht vergütet wird, werden auf diese Weise die Stundenlöhne massiv abgesenkt!

    „Verlangt“ werden auch olympiareife Leistungen: Die wenigen Beschäftigten springen je nach Arbeitsanfall von der Kasse in den Verkaufsraum, vom Wareneingang zu den Regalen und wieder zurück zur Kasse. Da es bei Aldi und Lidl nur wenige Betriebsräte gibt, können sich die Unternehmensleitungen mit dieser Politik meist ohne nennenswerten Widerstand durchsetzen.

    Aldi Süd und Lidl sind weitgehend „betriebsratsfrei“. Betriebsratsgründungen wurden dort bislang von den Unternehmensleitungen erfolgreich verhindert – z.T. mit rüden Methoden (siehe Schwarzbuch Lidl). Bei Aldi Nord hat es ver.di geschafft, in einigen Lägern und Filialen Betriebsräte zu gründen. Hier hat das Unternehmen jahrelang die unternehmerfreundliche Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Betriebsangehöriger (AUB) finanziell gefördert – um sich eine handzahme Gegenorganisation zu ver.di aufzubauen.“
    Quelle: http://www.verdi-bub.de/standpunkte/archiv/aldi_co/

    So viel auch zum Thema „Schnelligkeit des Personals“. Die Aldi-Kassiererinnen sind teilweise geradezu konditioniert, die ziehen die Waren so schnell über den Scanner, dass man nicht hinterherkommt.

    Was soll mir daran zusagen?

    Und generell: Wenn Albrecht Milliardär ist, dann MÜSSEN tausende Andere arm sein, rein volkswirtschaftlich betrachtet. Es sei denn, Theo hatte nur Spielgeld.

    Beim „rest in peace“ stimme ich dir zu.

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  11. hanneswurst schreibt:

    Das mit den Milchpreisen habe ich noch nie verstanden, welche Machtoption hat Aldi gegenüber den Milchbauern? Wenn das Milchkartell konsolidiert die Preise anhebt, was können Aldi oder Lidl dagegen tun, keine Sahne mehr verkaufen oder Milch importieren? Irgend so was wie Milchimport muss es sein, oder die Milchbauern sind einfach schlecht organisiert und die großen Höfe können mit Preisen leben, die die kleinen nicht mehr vertragen (die Milchbauern machen sich also gegenseitig kaputt). Wie gesagt, ich weiß es nicht, wenn Aldi da zu hoch pokert ist das natürlich BÖSE. Jedenfalls sieht es nach einem strukturellen Problem aus, das nicht einfach so von Aldi erst erzeugt wird.

    Die Beschwerden von verdi über die Bedingungen bei den verdi-freien Betrieben und die Beschwerden einer Tageszeitung über den Anzeigenrückgang überzeugen mich nicht besonders. Insgesamt macht Aldi sehr wenig Werbung, die Preislisten in den Zeitungen sind doch wohl kaum der Rede wert. Die werfen jedenfalls keiner sauteuren Agentur die Werbegelder in den Rachen. Dass von den Mitarbeitern viel verlangt wird habe ich ja auch erwähnt, wenn ich auch vom Überstundenterror noch nichts gehört habe (das sind ja Verhältnisse wie bei Stationsärzten). Wenn ich vom Augenschein her die Aldi-MitarbeiterInnen und das Personal in anderen Supermärkten vergleiche, ist mein Eindruck, dass die Aldi-Mitarbeiter eigentlich nie im Volltran-Nirvana vor sich hindusseln. Es sei der guten Aldi-Bewegungsschule gedankt. Theo ist tot, es lebe Theo, der Sozialist und Philanthrop unter den Discounterkönigen.

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  12. M.K.V. schreibt:

    Ja, ja, Theo war reich, deshalb waren/sind alle anderne arm. Was für eine tolle Logik.

    Natürlich baut der Erfolg von Aldi AUCH darauf auf, dass beim Personal gespart wird. Doch das ist nur ein Faktor. Mir scheinen die Mitarbeiter bei Aldi (ich kenne 3 Fialen) jedenfalls zufrieden zu sein. Meistens gut gelaunt und freundlich. Das gleiche Bild bei Lidl übrigens.

    Also, sagt was Ihr wollt, Aldi ist einfach GEIL :-)
    Lidl übrigens auch! Ob die ihre Mitarbeiter bespitzeln oder Gewerkschaften (eh scheisse) verhindern, ist mir schnuppe. Tun viele andere auch.

    Frage mich gerade, wo Genova einkauft. Bio-Laden ums Eck? Haha.

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  13. genova68 schreibt:

    MKV aka Redford,

    verarsche wen anders. Du bist hier jedensfalls nicht mehr erwünscht. Tschüss.

    Hannes,

    erst informieren, dann posten. Die ganzseitigen, allwöchentlichen Anzeigen in Lokalzeitungen sind ein erheblicher Finanzposten für die Redaktionen. Ich habe nichts von Werbeagenturen geschrieben und auch nicht von „insgesamt sehr viel Werbung“. Es ist auch dämlich, von einer „Aldi-Bewegungsschule“ zu faseln, wenn ich mir die Mühe mache und seriöse Links raussuche.

    Es ist doch relativ einfach: Aldi kauft massenhaft, setzt damit Hersteller extrem unter Druck, kauft nur billige Prdukte ein und bietet anderes nicht an. Das kann man ja alles toll finden, aber bitte nicht ausgerechnet hier sozialromantisch werden.

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  14. hanneswurst schreibt:

    @genova: Wenn nicht hier sozialromantisch, wo dann? Ich verbuche Deine Schimpftirade unter „schlecht geschlafen“. Nachvollziehbar finde ich einen allgemeinen Ruf nach einer Beschränkung von Konzernmacht. Funktioniert auch nicht immer (siehe Ma Bell & die Baby Bells). Da wären allerdings erst einmal die Öl- und Pharmakonzerne dran, deren Geschäft wesentlich intransparenter ist als alles, was im Einzelhandel vor sich geht. Auch bei den Einzelhändlern würde ich mir erst einmal die Metro Group vorknöpfen. Ich sehe einfach keinen zwingenden Grund, auf Aldi einzuhauen. Ob Aldi in den Regionalzeitungen wirbt oder nicht ist wirklich Aldis Sache.

    Interessant wäre zu erfahren, wie die privaten Aldi-Milliarden verwendet werden. Momentan gibt es ja die Gates/Buffet Milliardäre tun Gutes und sprechen darüber Debatte. Ich weiß noch nicht, ob mir das besser gefällt als die „dezente“ Deutsche Art, Stiftungen en masse zu gründen und viel oder wenig soziales Engagement zu zeigen, ohne dass das wirklich bekannt ist.

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  15. genova68 schreibt:

    Sicher kann man sich um alles mögliche kümmern, hier ging es aber um Aldi. Und da habe ich die Probleme benannt: Schwierigkeiten, einen Betriebsrat zu gründen, extreme Verhandlungsmacht mit Zulieferern, dadurch extremer Preisdruck, äußerst entschlacktes Sortiment, das heißt, man kauft, was gerade da ist, hoher Druck auf die Angestellten. Und da mal grundsätzlich: Wenn ich mir hier Mühe gebe und mir da Quellen raussuche, und du kommst rein ironisch zurück, dann finde ich das unangenehm, dann spare ich mir die Diskussion lieber.

    Und nochmal zu den Zeitungen: Ich habe keine Zahlen, aber ich glaube, dass Aldi viel Geld für Werbung ausgibt, nicht wenig. Deshalb mein Hinweis auf die Zeitungsinserate. Du schreibst, dass es Sache von Aldi ist, wo sie werben. Natürlich, aber das Argument ist sinnlos. Es ging um die Macht von Aldi via Annoncen, um sonst nichts. Dazu gab es auch schon eine Menge Zeitungsberichte, ganz konkrete, wo Redakteure große Probleme bekamen wegen kritischer Berichte und drohenden Anzeigenstornierungen.

    Sicher finde ich einen Teil des Aldi-Konzeptes gut: Einfache Aufmachung, in Teilen gute Qualität, relativ wenig Marktpsychologie in den Märkten. Die Nachteile übersehe ich deshalb nicht. Und das mit der Qualität relativiert sich schnell: Die bieten beispielsweise Barrique-Wein an, also im Eichenfass gereift, können das aber nur so billig machen, weil der Wein in Eichenfässern gereift ist, die gute Weinanbauer schon nicht mehr verwenden, weil sie ausgeschmeckt sind, und billig an die Aldi-Weinbauern abgeben. Ein interessanter Qualitätsbegriff.

    Dazu kommt, dass diese massenhafte Produktion gerade in so sensitiven Bereichen wie Weinanbau Kultur zerstört. Du brauchst riesengroße Anbauflächen, nix mehr mit Terroir, nix mehr mit behutsamen Anbaumethoden, nix mehr mit Individualität, was doch gerade Wein ausmacht. Wein wird durch die Aldi-Logik behandelt wie Coca-Cola. Das ist halt alles das, was hinter dem günstigen Preis steht, der dich offenbar sehr beeindruckt.

    Die Milchbauern mögen schlecht organisiert sein, ja und? Tatsache ist, dass Aldi (nicht nur die) die Preise drücken können. Und das nur, damit wir zwanzig Cent weniger für die Milch zahlen. Das ist das gleiche Prinzip, nachdem der lateinamerikanische Kaffeebauer so wenig für seine Ernte bekommt, dass er nicht mal seine Kinder zu Schule schicken kann. Nur, damit wir 2,95 Euro statt 3,00 Euro fürs Pfund bezahlen. Es ist eine perverse Form des Wirtschaftens, die sich – unter anderem – bei Aldi ausdrückt.

    Ich will hier gar nicht groß moralisch argumentieren, ich will das eingermaßen rational kritisieren. Und dann brauche ich keine Ironie á la Sozialist und Philanthrop. Sorry. Und da ist es auch unerheblich, wie ich geschlafen habe.

    Theo Albrecht hatte eine Stiftung, die nur dazu da ist, die Unternehmensgruppe zu fördern. Also wohl eine klassische Steuervermeidungstaktik.

    Wobei dieses Stiftungswesen eh das letzte ist, das hängt zusammen mit dem neuen FU-Präsidenten, der braucht solche Pseudo-Philantrophen wie Gates etc. Es ist eine Refeudalisierung der Gesellschaft, die da abläuft. Die Bittesteller kommen zum Neo-Monarchen und der macht dann Daumen rauf, Daumen runter. Sinnvoller wäre die Frage, wie ein Gates zu seinen zig Milliarden kommen konnte. Und die Frage ist schon längst beantwortet: Im Wesentlichen durch Korruption.

    Das Stiftungswesen ist Neoliberalismus in seiner verschärften Form: Man spart dadurch Steuern und kann dann alleine entscheiden, was mit dem Geld passiert, das man sich überdies nur aneignen konnte, weil es vorher neoliberale Politik gab.

    Ganz aktuell zum Stiftungsthema:
    http://www.taz.de/1/leben/medien/artikel/1/die-methode-bertelsmann/

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  16. hanneswurst schreibt:

    @genova: Auf Ernsthaftigkeit in einem Thread zu pochen, den Du selber damit eingeleitet hast auf die durchaus komischen Seiten von Theo Albrechts Dasein hinzuweisen, halte ich für ein Zeichen äußerst schlechten Schlafes.

    Dass wirtschaftliches Handeln in den seltensten Fällen von Moralen geleitet wird, ist klar. Bleibt die Frage, wie Moral konkret gefördert werden kann. Missstände erst einmal aufzudecken ist ja schon mal was, ich meine jedoch, dass einfaches Aldi-Bashing nichts mehr bringt. Den meisten Menschen sind die unmoralischen Aspekte ihres Konsums durchaus bewusst, ebenso werden die unmoralischen Aspekte der individuellen Lebensführung in Kauf genommen. Zum Beispiel der dekadente Lebenswandel aller Deutschen im Vergleich zu einem notleidenden Menschen in der Dritten Welt.

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  17. genova68 schreibt:

    An deinem ersten Absatz ist etwas dran. Ich meinte den Beitrag locker, richtig. Der Thread hier erhielt eine andere Wendung, als Redford in neuem Gewand begann zu posten. Da ging es dann um Konkretes.

    Einfaches Aldi-Bashing? Wie gesagt, ich habe klare Vorwürfe formuliert. Das ist nicht auf Aldi alleine zu beziehen, aber es war nun mal gerade das konkrete Beispiel. Konkret werden ist immer noch der konstruktivste Ansatz von Veränderung.

    Wenn ich in jedem Beitrag die ganze Welt abbilden will, brauche ich gar nicht erst anzufangen.

    Was mich aktuell nervt, ist übrigens nicht mein angeblich schlechter Schlaf (ich schlafe fast immer gut, so auch vergangene Nacht), sondern die Tatsache, dass WordPress ungefragt das Cutline-Thema durch dieses neue hier ersetzt hat und vor allem, dass dadurch meine sämtlichen Widgets verschwunden sind.

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  18. M.K.V. schreibt:

    Muhahaha…. Genova der alte Kommunist sorgt sich um den Wein beim Aldi. Da bekommt der Begriff Rotweingürtel gleich ’ne neue Bedeutung :-) Ein live-Beispiel wie Linke ticken. Hammer. Zu Info: Hier gings um die Qualität und Preise typischer Lebensmittel beim Discounter und nicht um Luxusdrogen für Linksintellektuelle (oder solche die’s gern wären).

    Keine Ahnung was „aka Redfort“ heißen soll, mein Nick ist MKV weil dies mein Namenskürzel ist. Den vollen Namen muss ich Dir aber nichts aufs Brot schmieren, oder? Wenn Du andere Ansichten hier als unerwünscht abtust, ok dann verdünnisiere ich mich halt. Diese Website ist mir eh zu links bzw. kommunistisch angehaucht.

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  19. hanneswurst schreibt:

    Als profilierter Sub-Blogger habe ich ausgerechnet, dass mir inzwischen 26% des „Exportabel“ Blogs gehören. Damit bin ich über der Sperrminorität und darf zum Beispiel allen Nerds das sehr gute Blog Blogrebellen Kreuzberg empfehlen.

    @genova: Ich bin sehr froh, dass alle Deine Witsches wieder da sind. Ich glaube übrigens M.K.V. ist tatsächlich nicht Redford, sondern mein kranker Vormieter, der war überzeugter Neoliberalist und hat trotzdem nur bei Aldi eingekauft. Inzwischen ist er arbeitslos und wählt die Linkspartei, kauft aber nur noch im Reformhaus ein. Wie krank ist das.

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  20. genova68 schreibt:

    Ja, Hannes,
    ich habe meine Witsches von WordPress zurückgefordert und sie bekommen. Laut deutschem Support waren „die Amerikaner“ schuld, weil die nicht richtig kommunizieren, also nicht vorher Bescheid geben, wenn sie Änderungen vornehmen. Und ich dachte, die Amerikaner legen auf Kommunikation so großen Wert.

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  21. Nihilist schreibt:

    Aldi und Lebensmittel. Nun, früher war ich kein Kunde von Aldi.

    Dann kam die Scheidung und Arbeitslosigkeit, da war ich gezwungen billig einzukaufen. Aber eine Erfahrung habe ich in der Zeit gemacht. Das, was läuft, verschwindet schnell wieder aus den Regalen.

    Ein Lieferant der damit gut verdient, weil das Produkt viel gekauft wird, da versucht Aldi mehr „rauszupressen“. Und einige gute Produkte, die nicht nur mir geschmeckt haben, sind aus dem Sortiment geflogen, dafür dann ähnliche Artikel, die ich nur einmal gekauft habe, dann war Aldi keine Quelle mehr für mich.

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  22. M.K.V. schreibt:

    Ah so und jetzt kaufste bei Lidl oder wat?
    Und wieso haste früher mehr Geld als nötig ausgegeben? Warste Dir zu „fein“ bei Discountern zu kaufen?

    Zum Warenangebot: Aldi, Lidl, Penny und Norma (gibt’s wohl nicht überall)… die ergänzen sich gut im Sortiment. Manche Produkte sind dort besser, manche hier. Meine Favoriten sind gleichermaßen Aldi und Lidl. Bei Norma kaufe ich nicht so häufig ein, doch auch dort kann man gute Lebensmittel bekommen. Penny ist hier ungünstig gelegen, war daher nur wenige Male dort. Eigentlich schade. Manche zählen auch Plus/Netto zu den Discountern, na ja, finde ich nicht zutreffend. Im Vergleich ist’s dort eher teurer.

    In große Supermärkte wie Edeka, Rewe oder Kaufland gehe ich nur selten, wenn ich mal etwas bestimmtes suche. Zu groß, zu zeitaufwendig und zu teuer.

    Ach ja noch ein heißer Tipp: Die „Silvercrest“ Haushaltssachen bei Lidl sind oft echt gut. Hab mir da mal nen Crepemaker für rund ~23 Euro geholt, der ist 1A. Ebenfalls eine Nähmaschine. Kaufe sonst bei Technik(!) eher bekannte Marken (aus Erfahrung), doch wozu nen Crepemaker von Tefal (auch getestet) für 60+ Euro wenn es einen für ~23 Euro gibt, der gleichwertig oder nahezu gleichwertig ist? Ok, der von Tefal ist noch etwas robuster, aber die Crepes werden auf beiden Geräten 1A.

    Aldi und Lidl haben den Lebensmittelhandel demokratisiert!
    Gutes Zeug für Alle!
    Sollte Euch Kommunistenfans doch zusagen… haha.

    So schönen Abend noch :-)

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  23. InitiativGruppe schreibt:

    MKV hat auch auf meinem Blog seinen Auftritt gehabt. Und was für einen!

    Wenn ich von dort auf hier schließen darf, wundere ich mich ein bisschen, wie er es überhaupt noch wagt, an einem Ort einzukaufen, wo auch Türken einkaufen. Fühlt er sich denn bei Aldi sicher – unter lauter türkischen Räubern, die ihm vielleicht den vollen Einkaufswagen aus der Hand reißen und damit abhauen, oder ihm die Geldbörse klauen oder rauben … In Deutschland tut nämlich die Polizei schon nicht mehr viel gegen die Übermacht der türkischen Gangsterclans, weil sie es sich mit den Migranten nicht verderben will, und so können sich die ihren kriminellen Neigungen mehr oder weniger straflos hingeben …

    Also, MKV, ich bin überrascht, wie pudelwohl und sicher du dich im Aldi und vor dem Aldi und um den Aldi herum fühlst. Vielleicht sind also die Türken doch gar nicht soo gefährlich, MKV?

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  24. M.K.V. schreibt:

    IG: Du hast gar nichts kapiert…. Diskussionen und Erklärungen sind sinnlos. Leb halt weiter in Deiner heilen Welt aber laber nicht auch hier Müll und bitte, bitte versuch dich erst recht nicht an Dingen wie Ironie, Sarkasmus oder Zynismus. indem Du Zusammenhänge und Fakten völlig verdrehst. Das geht voll in die Hose und ist auch nicht lustig…..

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  25. Nihilist schreibt:

    Nein, bei Edeka. Dort ist das Angebot auch größer.
    Und so gebe ich eben für meine Ernährung etwas mehr aus, das ist es mir Wert. Wie sagt man – viele kennen von Allem den Preis, aber von Nichts den Wert.

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