Die herrschende Klasse der Stadt Berlin und halb Deutschlands will bekanntlich ein Schloss wiederaufbauen und ist auf dem besten Weg zum Vollzug ihrer regressiven Idee. Dieselbe Klasse hält gerne den Mund, wenn es um die Vernichtung guter Architektur der 1960er und 70er Jahre geht. Das Ahornblatt ist das wohl bekannteste Beispiel.
Jüngster Fall ist der Wohnturm in Kreuzberg von John Hejduk:
Hejduk, vor zehn Jahren gestorben, hat zeitlebens viel theoretisiert, aber wenig gebaut. Früher war er ein Fünftel der New York Five, unter anderem mit Peter Eisenman. In Berlin stehen gleich drei seiner Bauten, was für jede ernstzunehmende Stadtverwaltung ein Signal dafür sein müsste, das Ding zu schützen, wie auch immer. Kein Thema in Berlin. Kürzlich kam ein Investor und baut den Wohnturm nun um: die charakteristischen Sonnendächer wurden schon entfernt, größere Balkone sollen dran und die Fassade in pink und weiß angestrichen werden.
Berlin wäre allerdings auch nicht Berlin, wenn solche antizivilisatorischen Tendenzen nicht von einer lauten zivilgesellschaftlichen Opposition angeklagt würden. Der Investor rudert schon zurück: Auf seiner Website sieht man jetzt nur noch Bilder des Originalzustands des Wohnturms, keine mehr vom geplanten Umbau. Man kann jetzt sogar eine Online-Petition unterschreiben. Peter Eisenman hat das schon getan.
Weitere Informationen zum Thema im Baunetz und bei Urbanophil. Und am ausführlichsten im Slab Magazine.
John Hejduk 1991:
(Fotos: Wikipedia)
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Wow sieht schick aus dieses Arbeiterschließfach.
Gabs in der DDR auch genug.
Die rechtschaffenen intellektuellen Sozialisten haben natürlich die Altbauvillen vorgezogen…aber psst.
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