Coole Sache: Der Architekt Robert Burghardt will auf dem Schlossplatz in Berlin kein Schloss bauen, sondern eine Art Denkmal für moderne Architektur:
Eine Collage, eine Megastruktur, wie man heute sagt, aus vielen architektonischen Highlights der Moderne. Corbusier ist drin, El Lissitzky, die beiden Smithsons, oben die auskragenden Kuben selbstbewusster Statiker. Burghardt schreibt dazu:
Die aktuelle Ablehnung moderner Architektur richtet sich denn auch nicht gegen ihre Ästhetik, sondern dagegen, dass Architekten versuchten, mit den Mitteln der Architektur diese neue, kommende Gesellschaft zu adressieren, und, im schlimmsten Fall, gar zu planen. Die Kritik an autoritärer Planung und “Social Engineering” verkehrte sich schließlich in ihr Gegenteil: in ein restauratives Projekt, das den Anspruch an gesellschaftliche Veränderungsmöglichkeit völlig aufgegeben hat.
So wird auch das Verlangen nach der Rekonstruktion des Berliner Schlosses von dem Gefühl getragen, es gäbe nichts Zeitgenössisches oder auf Zukünftiges Verweisendes, das diesem Ort angemessen sei. Zugleich stellt sich die Frage was hier konstruiert werden soll, mit der Rekonstruktion des Schlosses. Geht es tatsächlich nur um Schließung, um Wiederherstellung von etwas was unleserlich, unverständlich geworden ist? Und auf was für einen Text beruft man sich dabei?
Von der autoritären Moderne zur Restauration. Insofern ist die Moderne selbst Schuld, dass jetzt die Kleingeister wieder einen Monarchen fordern.
Natürlich hat Burghardts Idee in Berlin keine Chance und ist wohl auch gar nicht auf Umsetzung angelegt: Trotz allem progressiven Getue und rot-rotem Senat hat eine reaktionäre herrschende Klasse den Dirigentenstab hier fest in der Hand. Auch demokratische Sozialisten sind einem Schlossbau offenbar nicht abgeneigt.
Andererseits: Burghardt erliegt ein bisschen selbst dieser typischen nicht-selbstreflexiven Moderne, wenn er in der taz als einen wesentlichen Grund für seinen Vorschlag die im Vergleich zum Schloss günstigeren Kosten nennt und die Zeitung dazu ausführt:
Als Gründe für die höhere Kostentransparenz und bessere Kostenkontrolle nennt der Architekt vor allem die vorwiegende Verwendung von Stahlbeton und viele wiederkehrende architektonische Elemente. Kleinteilige, langwierige und teure Steinmetzarbeiten wie für die Schlossfassade wären bei der Ausführung seines Denkmalentwurfs nicht nötig.
Was ist gegen Kleinteiligkeit und Langwierigkeit und Handwerk einzuwenden? Die Moderne muss noch viel lernen. Das Denkmal wäre vielleicht kein schlechter Ansatzpunkt.
Gefunden via dem Blog urbanophil – ab sofort hier in der Blogroll.
Als Denkmal für die Moderne ist das Projekt sicher interessant. Es ist diese Moderne der Architektur jedoch beides: Schönheit und Schrecken zugleich.
Mich wird es natürlich in die „Neue Nationalgalerie“ treiben, wo die Kellergüter ausgegraben und gehängt werden. Darauf bin ich, als „Verfechter“ der Klassischen Moderne, sehr gespannt.
Nebenbei noch: der link zu „urbanophil“ in der Blogroll funktioniert bei mir nicht.
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Architektur ist Sex, nicht nur für die Urbanophilen. Was ist gegen ein Fachwerkhäuschen einzuwenden. Oh, diese Pfosten, Stiele, Stützen, Stäbe oder Ständer.
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Jo, Anita hat den Bogen raus.
Bersarin, der link funktioniert bei mir auch nicht, was aber nicht an mir liegt, glaube ich. Kommt Zeit, kommt Rat.
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Die Bauklötzchen kann doch keiner mehr sehen…
Bäähh Igitt…
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