Eine empfehlenswerte Ausstellung, nicht nur für Architekturinteressierte: „Architektur im Aufbruch. Planen in den 1960ern“ in der brutalistischen Duisburger Liebfrauenkirche (bis 18. Oktober).
Ganz sonderbar und heute fast nicht mehr begreiflich: Es gab damals noch ein Gespür und ein Interesse für gesellschaftlichen Fortschritt. Man dachte ganzheitlich, man hatte keine Angst vor neuen Ideen, waren sie auch unausgereift, und man hätte sich empört, wäre man wegen seiner Visionen zum Arzt geschickt worden.
Die Metastadt Wulfen, nördlich des Ruhrgebiets gelegen, war so eine Vision:
Flexible Wandkonstruktionen und dynamische Außengestaltung, die individuelle Grundrisse und Balkone für alle möglich machte. Eine architektonische Entwicklung, die auf die Fehler im Massenwohnungsbau der Nachriegszeit reagierte, wo haufenweise langweilige Zeilenbauten vor die Städte gestellt wurden, wie auch eine Möglichkeit, ausufernde Siedlungsteppiche von Einfamilienhäusern zu verhindern. Die ursprüngliche Gestaltung sah einen viel größeren Komplex vor. Die Bewohner waren in den 1970er Jahren laut Ausstellungsvideo noch sehr zufrieden mit ihrem neuen Zuhause.
Das Gebäude erinnerte an die HABITAT-67 inMontreal:
Der Rohbau der Metastadt, wenn man das so nennen kann:
Leider war die technische Umsetzung in Wulfen nicht optimal, in das Verbundsystem aus Hohlräumen drang Wasser ein, das in alle Etagen einsickerte. Die richtige Idee zur richtigen Zeit, leider in der Beta-Version. Die Metastadt wurde 1987 abgerissen, der gesellschaftliche Trend war dann auch ein anderer, die Wohnidee der Metastadt wurde begraben. Schade.
(Fotos: Wulfen-Wiki und Wikipedia)
Oh Danke, das tut gut in dieser Zeit der bandenartig organisierten ästhetischen Reaktion, die der politisch-sozialen ihre repräsentative Form gibt.
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Bandenartig organisierte ästhetische Reaktion, das muss ich mir merken :-)
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May I have permission to use your foto of Habitat 67 in my book: Architecture and the World, a cross-cultural history of the built enviornment. to be published by Oxford U Press 2011? who took the shot?
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Dear Mr. Ingersoll,
the shot is from Wikipedia (loot at the link above). You should ask there for the copyrights.
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