Genauer gesagt: zu Hermann Scheer. Zum Rest sage ich nein, aber man braucht ja knackige Überschriften.
Die Art, wie die SPD-Spitze derzeit untereinander den neuen Vorsitzenden und dessen Vertreter auskungelt, nannte Scheer, der dem Parteivorstand seit 1993 angehört, gestern im Deutschlandfunk „quasi fast putschistisch“. Abgesehen von der semantischen Doppelung eine gute Bemerkung. Wolfgang Thierse hingegen fand Scheers Kritik Blödsinn, aber der will ja auch das Berliner Schloss wiederaufbauen. Wie soll man von so jemandem Verständnis für Forderungen nach mehr Demokratie erwarten?
Scheer kämpft seit Jahrzehnten für den Ausbau der Solarenergie, seit Jahren gegen die Bahnprivatisierung und war für ein paar Monate Schattenminister im Kabinett von Andrea Ypsilanti. Dass aus letzterem nichts geworden ist, verdanken wir bekanntlich reaktionären Medien und reaktionären Politikern, auch solchen mit SPD-Parteibuch. Hätte die SPD früher auf Scheer gehört, gäbe es jetzt vielleicht keine schwarz-gelbe Koalition in Berlin.
Naturgemäß hat jemand wie Scheer keine Chance auf den Parteivorsitz. Ein Politiker, der fortschrittliche gesellschaftliche Ansätze vertritt und meines Wissens auch nicht die übliche Politsprache spricht, steht mittlerweile am Rand. Schade und auch bezeichnend für die politische Kultur in Deutschland. Machtgeile Rhetoriker wie Gabriel wissen einfach besser, wie man die Karriereleiter weiter hochsteigt.
(Foto: Armin Kübelbeck)