Das Berliner Schloss wird vorläufig nicht wieder aufgebaut. Die Vergabekammer des Bundeskartellamts (was es nicht alles gibt) hat das so entschieden, weil der ausgewählte Architekt, Franco Stella, offensichtlich überfordert ist: Sein Büro ist kleiner als von ihm selbst angegeben (er hat nur einen Mitarbeiter statt vier), und er hat sich seine leitende Rolle von den professionelleren Kollegen von Gerkan, Mark und Partner sowie Hillmer und Sattler abnehmen lassen,die er via einer „Projektgesellschaft“ ins Boot geholt hat. In Wirklichkeit würden die beiden Büros also bestimmen, was auf dem Schlossplatz gebaut wird, nicht Stella.
So erfreulich es ist, dass dieses reaktionäre Größenwahnprojekt erst einmal gestoppt ist, so interessant ist der Blick hinter die Kulissen. Bundestagspräsident Wolfgang Thierse behauptete vor einer Weile noch, das Bauministerium müsse Stellas angaben nicht prüfen (kein „Baupolizist“). Besser noch: Stella hat im Juni ein zusätzliches Honorar für sich gefordert mit der Begründung, der Vorsitzende des Fördervereins Berliner Schloss, Ruppert Stuhlemmer, müsse auch noch Geld bekommen. Dass der für die Planung der historischen Fassade schon drei Millionen Euro eingestrichen hat, blieb unerwähnt. Stella war nach kurzer Zeit also schon Teil der aus Westberliner Zeiten bekannten Baupraxis: Ohne zusätzliche Gelder läuft nichts. Außerdem exisiteren im Bundesbauministerium keine Unterlagen über die Vergabe, lediglich ein „Konglomerat von E-Mails“, wie die Richter kritisieren.
Schlamperei in deutschen Behörden trifft auf Großmannsucht. Es wäre skurril, wenn aufgrund dieser quasi-kriminellen Strukturen das ganze Vorhaben aufgegeben wird. Aber nicht konsequent. Das Schloss an sich steht ja für aus demokratischer Perspektive kriminelles Verhalten. Ein Schlossherr nimmt sich, was ihm passt, ohne demokratische Kontrolle. Warum sollen sich ausgerechnet die Architekten dieses Schlosses an Gesetze halten, deren Gültigkeit schon von der historischen Schlossfassade infrage gestellt wird?
Deutschland ist zwar willens, aber zu blöd für eine Monarchie. Kommt noch.