Zufällig mal wieder darauf gestoßen: Adorno und Horkheimer schreiben 1943 im Kapitel „Elemente des Antisemitismus“ der „Dialektik der Aufklärung“:
„Wie die Opfer untereinander auswechselbar sind, je nach der Konstellation: Vagabunden, Juden, Protestanten, Katholiken, kann jedes von ihnen anstelle der Mörder treten, in derselben blinden Lust des Totschlags, sobald es als die Norm sich mächtig fühlt. Es gibt keinen genuinen Antisemitismus … Die Gefolgschaft aber, die weder ökonomisch noch sexuell auf ihre Kosten kommt, hasst ohne Ende; sie will keine Entspannung dulden, weil sie keine Erfüllung kennt.“ (DA, Ausgabe im Fischer-Taschenbuch-Verlag von 1969, S. 154)
Adorno hätte heute Muslime angefügt, das ist aber auch der einzige Unterschied. Ansatzweise vertritt diese These heute Wolfgang Benz (Zentrum für Antisemitismusforschung), der Antisemitismus und Islamophobie vergleicht (nicht gleichsetzt). Natürlich kommt dann schnell jemand mit der Nazikeule – Broder darf da nicht fehlen. Passend dazu las ich kürzlich in irgendeinem Forum, dass Broder mit den Islamhassern genau die Leute unterstützt, die danach auch ihn um die Ecke bringen wollen. Vielleicht ist das ja Todessehnsucht oder der Wunsch, zu den Starken zu gehören.
„Die Gefolgschaft will keine Entspannung dulden, weil sie keine Erfüllung kennt“ – präziser kann man es nicht ausdrücken. Und schon wären wir mitten drin in einer systemischen Debatte mit allem drum und dran. Keine Zeit, schönen Tag.
Horkheimer und Adorno, rechts hinten der junge Habermas.