Ein kleiner Beitrag zur Unübersichtlichkeit des deutschen Parteiensystems.
Die folgenden Bilder zeigen die Wilhelmstraße in Berlin, die durch die Bezirke Mitte und Kreuzberg- führt. Zuerst ein Blick auf den Kreuzberger Abschnitt:
Eine vierspurige Autostraße, kein Radweg, kein Radstreifen, für Radfahrer eher unangenehm
Doch kaum beginnt der Bezirk Mitte, ändert sich das Bild. Die Autofahrer werden auf je eine Spur zurückgestutzt, die Radler bekommen geteerte Radstreifen.
Mitte ist hier also fahrradfreundlich (seit mindestens 2005), Kreuzberg ist fahrradfeindlich. Das ist merkwürdig, wenn man sich die politischen Verhältnisse betrachtet: Der Bürgermeister des Bezirks Mitte war von 1996 bis 2006 Joachim Zeller. Zeller ist Mitglied der CDU. Der Bürgermeister des Bezirks Kreuzberg war von 1996 bis 2000 und seit 2006 wieder (dann im erweiterten Bezirk Kreuzberg-Friedrichshain) bis heute Franz Schulz von den Grünen. (Zwischen 2000 und 2006 durfte die PDS ran.)
Während also der CDU-regierte Bezirk seinen Teil der Wilhelmstraße für Fahrradfahrer seit Jahren vorbildlich und kostengünstig ausgestattet hat, legen die Kreuzberger Grünen offenbar mehr Wert auf eine Art Schnellstraße, auf die sich Radfahrer besser gar nicht erst trauen. Anscheinend ist in den vergangenen zehn oder fünfzehn Jahren niemand dieser Damen und Herren auf die Idee gekommen, mit dem Pinsel ein paar neue Linien auf den Asphalt zu malen. Viel mehr wäre es ja nicht, die üblichen Ausreden („kein Geld da“) sind hier unbrauchbar.
„Die Absprache funktioniert auch deshalb nicht, weil manchmal der Baustadtrat zuständig ist, manchmal die Fraktionen der Bezirksverordnetenversammlung, manchmal andere Planer“, sagte ein BUND-Vertreter laut taz schon vor vier Jahren. Tja, da wussten die armen Kreuzberger Grünen wohl einfach nicht, mit wem sie reden sollen.
Hoffentlich hat sich wenigstens der ADAC bei den Grünen bedankt. Falls er bei der Unübersichtlichkeit des Parteiensystems durchblickt.
(Fotos: genova 2009)
Man sagt ja gemeinhin, dass gerade in der Kommunalpolitik die Parteien viel weniger wichtig sind als die individuellen Handelnden. Vielleicht ist das hier ein Beispiel dafür.
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Danke, genau das hat mich als Fahrradfahrer auf dem Weg zur Uni auch immer gestört.
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