Eric Hobsbawm im „Stern“ über Neoliberalismus

Der Historiker Eric Hobsbawm, mittlerweile 92 Jahre alt, schafft es, die richtige Frage zur Analyse des Ist-Zustandes zu stellen. In einem sehr lesenswerten Interview im Stern zur gegenwärtigen Wirtschafts- und Finanzkrise (Der Interviewer ist übrigens Arno Luik) sagt er:

„Mir, der ich die Große Depression miterlebt habe, fällt es immer noch unfassbar schwer zu verstehen, wieso die Ideologen der entfesselten Marktwirtschaft, deren Vorgänger schon einmal so eine fürchterliche Katastrophe, also Armut, Elend, Arbeitslosigkeit, letztendlich auch den Weltkrieg mitverursacht haben, in den späten Siebzigern, den 80er, 90er Jahren des vergangenen Jahrhunderts wieder das Sagen haben konnten.“

Seine Antwort:

„Der Mensch hat ein unglaublich kurzes Gedächtnis. Wir Historiker schreiben die Verbrechen und den Wahnsinn der Menschheit auf, wir erinnern an das, was viele Menschen vergessen wollen. Aber fast nichts wird aus der Geschichte gelernt. Das rächt sich nun. In den letzten 30, 40 Jahren wurde eine rationale Analyse des Kapitalismus systematisch verweigert.“

Die Neoliberalen verursachen Armut, Elend, Arbeitslosigkeit und Krieg. Damals wie heute. Klare Worte. Die Verantwortlichen heute sind bekannt. Vielleicht sollte man einmal so eine Arte Feindesliste erstellen. Nur, damit man weiß, wer diese Leute sind und damit nichts vergessen wird. Auch wenn es eigentlich um Strukturen geht.

Der  Guardian hat eine schöne Geschichte über das Arbeitszimmer von Hobsbawm geschrieben. So sieht ein Umfeld aus, in dem einem gute Gedanken einfallen.

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4 Antworten zu Eric Hobsbawm im „Stern“ über Neoliberalismus

  1. Sysiphos schreibt:

    Wenn die Verursacher nicht zur Veranwtwortung gezogen werden, ziehen diese (und künftige ) auch keine Lehren aus dem Geschehenen. Wenn dann auch trotz der verursachten Misere noch Boni gezahlt werden…..

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  2. hanneswurst schreibt:

    Sieht aus wie in Bernds gemütlicher Bude.

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  3. genova68 schreibt:

    Wahrscheinlich ist Bernd deshalb so schlau.

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  4. andi1789 schreibt:

    Lustig finde ich vor allem, dass die neoklassischen Ökonomen, die die Theoriegrundlage des Neoliberalismus liefern, allen Ernstes behaupten, dass man jetzt erst recht mit den alten Rezepten weitermachen müsse. Schuld seien die Zentralbanken, allen voran die FED, die es einfach nicht richtig geblickt hätten, obwohl dort nur neoklassische Ökonomen sitzen. Schon merkwürdig die eigenen Leute sind zu dumm die Ideologie umzusetzen….

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