Ein schönes Bild heute im Tagesspiegel, mit dem die „Hauptstadtzeitung“ mehr Systemkritik betreibt als sie wahrscheinlich beabsichtigt. Es geht um Warnstreiks von Beschäftigten der Berliner Flughäfen Tegel und Schönefeld:
Die beiden Grafiken zeigen das Dilemma des Kapitalismus: Er ist einerseits ungeheuer effizient. Vorausgesetzt, die Zahlen von verdi stimmen, dann ist die Zahl der Passagiere in Tegel und Schönefeld in den vergangenen neun Jahren von 12,3 Millionen auf 21,4 Millionen pro Jahr gestiegen. Im selben Zeitraum sank die Zahl der Beschäftigten geringfügig (rechte Tafel). Dementsprechend stieg die Produktivität (linke Tafel).
Das ist andererseits das Dilemma: Den erzielten Mehrwert bekommen nicht die Mitarbeiter, den streicht die Kapitalseite ein, deren Gewinne, global betrachtet, in den vergangenen neun Jahren ungefähr genauso gestiegen sind wie die Passagierzahlen auf den Berliner Flughäfen.
Die rechte Grafik kommt einem deshalb bekannt vor: Die gelbe Linie könnte auch die Kapitalvermehrung abbilden, die rote die Lohnentwicklung. Oder allgemein: Die Schere geht auseinander, wie man sagt.
Natürlich wächst die Kapitalseite nicht ganz so stark, weil die Flüge billiger geworden sind. Nun können mehr Leute fliegen und das ist der Fortschritt im Kapitalismus. Es ist ein erhebliches Argument des Kapitals. Doch das strukturelle Problem bleibt: Der Mehrwert wandert auf die Kapitalseite. Sind die Gewerkschaften gut aufgestellt, wandert er ein bisschen langsamer dorthin, sind sie es nicht, geht es ein bisschen schneller.