Danke, liebe Linksextremisten!

BMW wollte zusammen mit der Guggenheim-Stiftung eine Repräsentanz, wie man heute sagt, in Kreuzberg eröffnen, in einer Gegend, die seit Jahren massiv durchgentrifiziert wird. Laut Tagesspiegel haben das nun „Linksextremisten“ verhindert. Es ist lustig: Der Tagesspiegel beschäftigt sich ja des öfteren mit dem Thema Gentrifizierung, auch und vor allem in Kreuzberg, und zeigt da gerne Verständnis für die Kritiker. Zumindest, solange es bei der Theorie bleibt. Wehren sich Leute konkret, sind sie plötzlich nicht links, nicht linksradikal, nicht linksextrem, nein:  linksextremistisch und damit jenseits der Gesellschaft, Aussätzige. Dabei geht es schlicht mal nur wieder um Widerstand gegen eine neoliberale Zumutung.

Die Repräsentanz heißt offiziell „BMW Guggenheim Lab“, man suggeriert also ein Laboratorium, eine Art Werkstatt, in der alle mitmachen dürfen bei der Neudefinition von Stadt, „eine Kombination aus Ideenschmiede, öffentlichem Forum und Gemeindezentrum“, wie BMW schreibt.

Man beachte die Sprache: Gemeindezentrum und öffentliches Forum. Also genau das, was neoliberale Politik zerstört, soll da angeblich hinkommen. Es zeigt das schlechte Gewissen dieser Leute, wenn sie Begriffe benutzen (und damit zerstören) müssen, die in Zusammenhängen geprägt wurden, die nicht-kapitalistisch waren und nur dann funktionierten. Aus dieser Mischung von High-Tech und einer funktionalisierten modernen Kunst soll eine Atmosphäre geschaffen werden, die „Stadt“ einer exklusiven Schicht von Gutverdiendenen zuführt, natürlich in einer Gegend, die zig Jahre von echter Kreativität geprägt war und ohne die die Hampelmänner von BMW und Guggenheim aufgeschmissen wären. Man könnte es Schmarotzertum nennen, wäre der Begriff nicht belastet.

Die Ecke Schlesische Straße/Cuvrystraße, an der das Projekt entstehen sollte, nahe der Spree, ist ein sensibler, quirliger Teil Kreuzbergs, der seit Jahren unter massiven Mietsteigerungen und „Aufwertung“, wie man das nennt, zu leiden hat. Auf dem Gelände war bisher ein Kulturprojekt untergebracht. Dass genau hier Widerstand gegen neoliberale Zumutungen erfolgreich ist, ist wirklich mal eine angenehme Nachricht. Erfolgreich vor allem deshalb, weil der Staatsschutz dauerhafte Angriffe auf die Repräsentanz befürchtete, so wie das bei der O2-World, einer benachbarten Mehrzweckhalle und beim CarLoft, ein paar Straßen weiter, der Fall ist.

Die Repräsentanz sollte übrigens nur vorübergehend dort aufgebaut werden und dann in andere Trendstädte weiterziehen. Der Grundstücksinhaber will dann, nach eigenen Angaben, „Luxuswohnungen“ bauen.

Der grüne Bürgermeister von Kreuzberg, Franz Schulz, findet das Lab natürlich toll:

„Das Lab ist ein Gewinn für die Stadt“, sagt er – gerade weil dort auch kritische Stimmen beim Thema Stadtentwicklung einbezogen werden sollten. Schulz sprach von einem „Einknicken“ vor Gewalttätern, dies sei „falsch“. Ende dieser Woche hätte der Aufbau des Labs beginnen sollen.

Kritische Stimmen einbeziehen, stimmt wahrscheinlich. Das ist ja auch eine Taktik neoliberaler Politik: Kritiker „mitnehmen“, liberal tun, sich alles anhören, ganz postmodern. Aber wenn es Ernst wird, dann weg mit denen, sie könnten ja der Profitmaximierung im Weg stehen. Wenn es Ernst wird, dann sind die Kritiker halt linksextremistisch. Dass ein Grüner das nicht sieht, ist mittlerweile naturgemäß und verwundert nicht mehr.

Vollens lächerlich wird die Aussage von Schulz, wenn man sich ein offenherziges Zitat eines BMW-Marketing-Menschen zum Thema Kreuzberger Guggenheim-Lab im manager-magazin anschaut:

„Wir haben es hier mit einem interessierten, aufgeschlossenen Publikum zu tun, das wir mit traditionellem Marketing und herkömmlichen Kommunikationskanälen immer weniger erreichen. All jene, die ganz definitiv keine Autozeitschriften lesen… Mit der Experiential branding-Strategie, und ganz konkret mit dem BMW Guggenheim Lab, möchten wir jene ansprechen, die heute vielleicht noch keine besondere Affinität zur Marke BMW haben.“

Der neue Innensenator von Berlin, Frank Henkel von der CDU, nennt die Kritiker des BMW-Guggenheim-Lab gleich „Chaoten“, da weiß man, was man hat.

Das Lab hat schon Station in New York gemacht. Auch dort gab es Proteste, eine Kritikerin resümiert:

In New York scheint das Projekt kaum mehr als schnelllebige, bunt-schillernde Wegwerflösungen geschaffen zu haben; von der viel beschworenen Nachhaltigkeit keine Spur.

Das Lab soll nun im Prenzlauer Berg aufgestellt werden. Mal sehen, ob die Pappnasen dort dem etwas entgegenzusetzen haben.

P.S.: Direkt gegenüber vom jetzt geplatzten Standort, am anderen Spreeufer, will Daimler-Benz eine neue Vertriebszentrale bauen.  Die Polizei berät Mercedes in Sachen Sicherheit.

Liebe Linksextremisten, danke im Voraus!

P.P. S.: Occupy Berlin würde sich wahrscheinlich vor das Grundstück stellen und per Megaphon rufen:

„Liebes BMW-Lab, wir sind empört!“

Weitere Informationen zu dem BMW-Guggenheim-Lab bei der lokalen Initiative dagegen und hier.

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20 Antworten zu Danke, liebe Linksextremisten!

  1. che2001 schreibt:

    Gut so! Auf die Gefahr hin, jetzt endgültig als Szeneopi wahrgenommen zu werden – es gab mal eine Kampagne gegen Gentrifizierung, zu der es gehörte, in jedes frisch eröffnete Gourmetrestaurant in Kreuzberg einen Kübel Scheiße oder Jauche zu besten Publikumszeiten in den Saal zu kippen. Nannte sich „Klasse gegen Klasse“. Wäre ja sehr auf die Reaktionen der Öffentlichkeit gespannt, wenn man das wieder aufleben ließe.

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  2. genova68 schreibt:

    Hallo, Opi ;-)

    dann aber bitte genau hingucken, ob das ein überteuerter Schickimickitempel ist oder ein gutes Restaurant, das halt mehr kostet als ein Cheeseburger für einen Euro. Gutes Essen für alle, bitte.

    Der Jauchegeruch in der Nase verbunden mit einem guten Essen auf dem Tisch hätte aber einen interessanten olfaktorischen Reiz, glaube ich. Urlaub auf dem Bauernhof.

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  3. che2001 schreibt:

    Völlig richtig. Die Kübel-Leute damals guckten allerdings wenig differenziert und hatten auch sonst schwere Fehler, die geflissentlich niemand wiederholen sollte.

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  4. genova68 schreibt:

    Ja, schwere Fehler sollte man generell nicht wiederholen.

    Der bürgerliche Tagesspiegel bemüht „Linksextremisten“, wenn man sich gegen diesen Marketing-Scheiß wehrt, das Qualitätsorgan „Welt“ in Form von Ulf Poschardt holt gleich den Nazi-Vergleich raus:

    http://metalust.wordpress.com/2012/03/21/massenvernichtungslager-in-kreuzberg/

    Poschardt, Schmid, und was da sonst noch so für Leute sitzen, es ist kaum zu glauben. Real ist da überhaupt keine Gewalt angewendet worden, es haben Kreuzberger deutlich argumentiert, das wurde den Marketinghampelmännern von BMW einfach zu ungemütlich.

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  5. Motherhead schreibt:

    Beruhigt euch, Kinder!
    Ruhe ist jetzt erste Bürgerpflicht.

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  6. Rosalinde Wechsel schreibt:

    Wir müssen Schulz auffordern, Politik zu machen. Warum wird der als Partner ernst genommen? Wir sollten Schulz‘ Büro besetzen, denn dort wird der Scheiß genehmigt und voran getrieben. Dort muss gekämpft werden!

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  7. InitiativGruppe schreibt:

    Ich finde den tagespiegel-Artikel sehr informativ, er bietet viel Material und weicht der Kritik nicht aus, auch wenn er die Sache von einer anderen Warte aus sieht als du, genova.

    Ich kenne sowas wie dieses BMW-Guggenheim-Projekt nicht, könnte mir schon vorstellen, dass es was Neoliberales hat, verstehe auch, dass viele der Gentrifizierung einen ebenso kategorischen wie rabiaten Widerstand entgegensetzen … aber wer weiß, zu welchem Ergebnis ich käme, wenn ich vor Ort wohnen und Politik machen würde.

    Soll ich konsequent antikapitalistisch denken und handeln – oder pragmatisch kapitalistisch mir die günstigeren Möglichkeiten im Kapitalismus aussuchen und unterstützen?

    Ich neige zu letzterem. Die konsequent antikapitalistische Form sehe ich – vorerst noch – als überwiegend destruktiv an. Als etwas, das mich selbst und meine Lebensweise bedrohen würde. Wutbürger betrachte ich als meine natürlichen Feinde – egal, von welcher Seite her sie wüten.

    Wenn ich hier in Deutschland etwas nur mit Gewalt verhindern kann, dann verzichte ich lieber drauf, es zu verhindern.

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  8. genova68 schreibt:

    Sorry, IG, aber das ist so ein Kommentar, den du dir sparen könntest, wenn ich das mal so direkt sagen darf. Diese Leier von Ausgewogenheit in einer konkreten Situation, wo Empörung und Wut etwas bezweckt hat, ist arrogant. Du gehst ähnlich perfide vor wie der Tagesspiegel (und dass du die Intention meines Artikels nicht siehst, ist bezeichnend): Die Leute, die sich gegen das Projekt engagiert haben, werden abgewertet, Linksextremisten, Wutbürger, die du auch gleich eintwertest, die Sache mit der Gewalt, die dort überhaupt keine Rolle spielte.

    Du kannst dir das neoliberale am Projekt vorstellen, verstehst natürlich alle und alles, bleibst aber immer schön ausgewogen und unbeteiligt, um dann konkret die zu kritisieren, die etwas tun. Ich weiß nicht, was bei dir da psychologisch abläuft, vielleicht die unbewusste Angst vor Veränderung und das Vertrauen darauf, dass man zu den Gewinnern gehört und sich deshalb besser nichts ändert, nicht einmal der Bebauungsplan für ein attratkives Grundstück.

    Alleine der Absatz, in dem du so pseudoüberlegen räsonnierst, ob du entschieden antikapitalistisch bist oder mitmachst: Mach das, wie du willst, aber nicht auf dem Rücken von Leuten, die nicht so pseudomäßig vor sich hin argumentieren mit dem Effekt, dass das Lab gebaut wird, sonst nichts. Aber du hast dir dann ja mal Gedanken gemacht und dein Gewissen beruhigt.

    Hier ging es auch nicht um grundsätzliche Überlegungen: Lebe ich im System oder steige ich aus, oder ähnlich. Hier ging es um ein Projekt, um ein Grundstück, und wer da so viel hin und her überlegt, ist wohl diesbezüglich mit sich selbst nicht im Reinen. Es ist wie bei den Kreuzberger Radwegen: Wird es in einer Angelegenheit konkret und überschaubar, lavierst du rum, um dich ja nicht entscheiden zu müssen. Dann lieber ellenlang über Politik in der Tükrei palavern. Die ist ja schön weit weg.

    Da lobe ich mir Frau Wechsel, die dem blöden Schulz aufs Dach steigen will.

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  9. che2001 schreibt:

    Voll und ganz richtig. Nichts von Wert kommt ohne irgendeine Art von Kampf.

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  10. InitiativGruppe schreibt:

    Genova,
    im Unterschied zu dir mach ich praktische Politik – und muss mir dabei immer überlegen, wie das zu machen ist im Rahmen der gegebenen Strukturen, Institutionen, Machtverhältnisse, Finanzen und Präferenzen, Neigungen der Bürger …

    Da haben wir einfach eine verschiedene Art, Politik zu sehen.

    Mir gefällt es auch ganz persönlich, dieses Politisch-Pragmatische in unserer Politik. Ich finde es viel vertrauenswürdiger als alles, was mit reinem Herzen und authentischem Gefühl daherkommt.

    „Soll ich konsequent antikapitalistisch denken und handeln – oder pragmatisch kapitalistisch mir die günstigeren Möglichkeiten im Kapitalismus aussuchen und unterstützen?“

    So stellt sich mir die Frage. Was ist an der Fragestellung falsch? Das kann ich deiner Kritik nicht entnehmen.

    Was uns in Deutschland fehlt, sind nicht die wütenden, sondern die kühlen Kritiker der Gesellschaft. Die, die nicht mit Gefühlen, sondern mit Strategien zu antworten versuchen.

    Für mich ist die Pauschalabwertung von allem, was vom Staat kommt und dadurch natürlich auch kompromissförmig ist, destruktiv, Produkt eines romantischen Politikverständnisses.

    Ich hab mich gefragt, ob und wieviel davon hinter der Ablehnung des Projekts steckt. Kann ja sein, dass ich es falsch einschätze. Kann auch sein, dass der Schulz es richtig einschätzt. Ich halte mir das offen.

    Mein „Ideal“ ist es: Geh in die Politik, werd Teil der Staatsmaschinerie, schau, was da von innen her zu machen ist, nimm in Kauf, dass du dich anpassen musst, nimm in Kauf, dass alles nur auf Kompromiss und Verwässerung hinausläuft.

    Ich hab da ein klares Feindbild nach beiden Richtungen: rechts wie links wird so ein politisches Konzept grundsätzlich abgelehnt. Man kann aber ein Land wie Deutschland nicht vernünftig regieren ohne diese Pragmatik.

    Wie weit jetzt die Kritiker des Lab-Projekts unter meinen arroganten Begriff von Wutbürger fallen würden, kann ich von hier aus schlecht sagen. Ich kenne die ja nicht, ich war nicht dabei.

    Gewalt: Sachbeschädigung ist auch Gewalt. Die kann schon auch mal gerechtfertigt sein. Aber da möchte ich genau hinschauen.
    War es nicht die Gefahr der Sachbeschädigung, die zum Rückzug des Projekts geführt hat? – Darauf hat sich mein Satz bezogen.

    Generell finde ich es – sagen wir – seltsam, wenn jemand, der selber gern nachdenkt und abstrahiert und räsonniert, jemand anderem das Räsonnieren vorwirft …

    Nachdenken, Räsonnieren ist nie falsch, wenn man am Computer sitzt und schreibt. Es gibt schon auch die andere Situation, in der man nicht mehr Räsonnieren darf, sondern entschlossen handeln muss, aber die Situation ist doch bitte bitte nicht am Computer gegeben, und wenn man allein im Wohnzimmer sitzt!

    Ein Blog räsonniert – und handelt nicht. Auch nicht in seinem Kommentarbereich.

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  11. genova68 schreibt:

    IG,
    es geht hier um ein einzelnes Grundstück und um die Frage, was da drauf kommt bzw. ob das, was da jetzt noch steht (eine alte Fabrik, früher als Veranstaltungsraum genutzt) abgerissen wird. Du machst daraus ein Riesenfass und das bringt überhaupt nichts. Es scheint auch, dass du die neoliberale Logik nicht durchschaust, sonst würdest du da radikal deine Perspektive ändern. Ich habe das in dem Artikel oben beschrieben. Das Lab und anderes zerstört, ganz real.

    Wenn ich mich gegen das Lab engagiere, bin ich Teil von Politik.

    Das Räsonnieren ist bei dem konkreten Projekt reaktionär, wenn dabei Lavieren herauskommt. Lavierer gibt es genug, die verhindern so ein Projekt nicht. Ich bin selbst eher Lavierer und habe deshalb Respekt vor Leuten, die sowas verhindern durch einen Farbeutel oder eine lautstarke Diskussion mit BMW-Leuten. Die sich gegen deren schleimige Umarmung wehren, die ein Zu-Tode-Drücken bedeutet.

    Der Artikel von Gustav Seibt, naja, was soll man dazu sagen. Seibt ist der Beise des Feuilletons. Ich könnte den Artikel jetzt Satz für Satz (das ist wörtlich gemeint) widerlegen, nichts davon stimmt, schon gar nicht die angebliche Abgeschiedenheit (das war so bis 89, seitdem ist des die Mitte von Berlin, das Gegenteil dessen, was Seibt schreibt, ist der Fall), es geschieht dort sehr viel, der Kiez hat sich massiv verändert, die Mieten steigen massiv, arme Leute werden vertrieben, man könnte bei Hartz-IV-lern auch von Deportation sprechen; peinlich ist es, wenn Seibt so pseudovertraut vom Görli spricht. Dass Brühl spanische Vorfahren hat: was hat das in dem Zusammenhang zu suchen? Dass es im „Görli“ „Stoff“ gibt, was soll das aussagen? Es geht auch nicht um „die Touristen“.

    Seibt ist vermutlich mal eine Viertelstunde im Kiez herumspaziert und hat eine Abneigung gegen das bunte und Papier ist geduldig. Seibt stellt, das ist mittlerweile sehr beliebt, die Leute dort als Kleinbürger und Spießer hin, weil sie sich gegen die schöpferische Zerstörung durch das Kapital wehren. Es ist ein bliebtes Kampfmittel des Kapitals, die Gegner wahlweise als Bremser, als Blockierer, als Ewiggestrige, als Besitzstandswahrer etc. darzustellen. Das zeigt lediglich die Idiotie Seibts, sonst nichts.

    Besonders absurd ist Seibts letzter Absatz, weil er zeigt, dass er nichts kapiert hat. BMW wollte ja unbedingt dahin, weil es so cool ist dort und weil man damit die eigene Marke aufwerten kann. Der Mann kapiert nichts, aber das ist nicht neu. Der schreibt aus einer Bogenhausen-Perspektive, er repräsentiert das SZ-Deppenbürgertum.

    Ich empfehle die Lektüre des aktuellen Artikels hier über Journalistenschulen. Vielleicht erklärt sich das Problem „Seibt“ so am besten.

    Ungeachtet dessen gibt es in Berlin und sonstwo natürlich auch Strukturkonservatismus, der sich beispielsweise in Kreuzberg darin ausdrückt, dass Investorenarchitektur an der Spree nicht inhaltlich bekämpft wird, sondern durch die Forderung nach Traufhöhenbeachtung. Da ist Berlin fast so provinziell wie München. Aber das ist ein anderes Thema.

    (Ich bin bei dem Thema auch deshalb impulsiv, weil ich mich damit seit Jahren hier im Blog immer wieder beschäftige und das auch real mitkriege. Das ist eben keine Theorie.)

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  12. genova68 schreibt:

    Ein ganz guter Kommentar unter dem Seibt-Artikel:

    „Im Oktober 2011 kam über den Email-Verteiler meiner Uni ein äusserst großzügiges Angebot des BMW Guggenheim Labs: drei unbezahlte Vollzeitpraktika, die über acht (!) Monate laufen sollten. Ganz frech behauptete BMW-Guggenheim, dass man für diese Arbeit auch noch Credits im Studium bekommen solle, wovon die Uni allerdings nichts wußte. Die Mieten in Kreuzberg kann sich außer den glücklichen Alteingesessen sowieso keiner mehr leisten, denn in Berlin verdient man wirklich viel weniger als z.B. in München. Noch schwieriger wird das mit der Miete, wenn man ein unbezahltes Praktikum im Guggenheim Lab absolvieren soll. Dass sich das Guggenheim Lab mit dem hippen und coolen Image Kreuzbergs schmücken wollte, war ein billiger PR-Stunt, der zurecht ins Leere gelaufen ist.“

    Es sollte im Lab ja um das Thema „soziale Stadt“ gehen…

    Wesentlich besser bringt Augstein im Spiegel das Thema auf den Punkt:

    http://www.spiegel.de/politik/deutschland/0,1518,822972,00.html

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  13. che2001 schreibt:

    Da zitiere ich mal mich selber, in bremischem Geist:

    http://che2001.blogger.de/stories/1514410/

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  14. InitiativGruppe schreibt:

    Bezüglich des BMW-Guggenheim-Projekts habt ihr mich überzeugt, genova & augstein.

    Augsteins Artikel: Es würde mich freuen, wenn das Teil der Programmatik der Grünen würde … Formuliert in dieser Härte.

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  15. genova68 schreibt:

    Na, da hat der grüne Sozialist nochmal die Kurve gekriegt ;-)

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  16. che2001 schreibt:

    In Malaga sah ich mal zahnlose Leute betteln. Das waren keine Obdachlosen, sondern normale spanische Rentner. Etwa so sieht unsere Zukunft aus. Es sei denn, wir täten etwas dagegen. Tägliche Go-Ins in Rathäusern mit Möbel Geradeziehen und Festplatten neu formatieren wären ein Anfang.

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  17. genova68 schreibt:

    Das Konkrete, ja. Da ist die Lab-Geschichte in Kreuzberg schon ziemlich interessant, und auch die Reaktionen darauf. Vielleicht komme ich die Tage noch dazu, dazu nochmal was zu schreiben.

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  18. genova68 schreibt:

    Das BMW-Guggenheim-Lab wird demnächst im Prenzlauer Berg eröffnet. Dazu gab es eine kleine Kontroverse auf dem Blog urbanophil:

    http://www.urbanophil.net/stadtentwicklung-stadtpolitik/mobile-universitaet-und-lab/

    Da schreibt ein Stefan Höffken ziemlch bewusstloses Zeugs, das aber die ganze Katastrophe illustriert. Auszug:

    Es könnte also spannend werden. Sollten die Gegner nicht auf Gewalt, sondern auf Kreativität und gute Ideen setzten (wie es Claudius Prösser in der taz forderte) dann kann sich hieraus wirklich ein interessanter Diskurs ergeben, der neue Aspekte und Themen zur Stadtentwicklung hinzufügt.

    Klar, gewaltlos klingt natürlich toll und ist es auch. Es ist aber in diesem Zusammenhang völlig uninteressant, denn der neoliberale Sprachgebrauch von BMW wird einfach übernommen (die mittlerweile unsägliche taz übernimmt ihn natürlich auch). Man muss kreativ sein und dann wird es spannend, meine Fresse. Viel schlimmer ist ja noch das PR-Geplapper, dass Mr. Höffken im weiteren abliefert. Diese ganze neoliberale Soße ist dermaßen in unsere Hirne eingeflossen, dass man die Strukturen nicht mehr beschreiben kann, ohne Begriffe wie „totalitär“ zu gebrauchen.

    Nochmal ganz deutlich: BMW ist ein kapitalistischer Konzern und hat exakt ein Ziel: Rendite. Das ist erstmal in Ordnung, aber vor dem Hintergrund muss das Engagement, wie man sagt, von BMW in Berlin gesehen werden. Denen geht es natürlich nicht um das Soziale an der Stadt, sondern um den Profit, der die Stadt notwendigerweise unsozial macht. BWM muss also gesagt werden: Haut ab!, sonst nichts, und schon gar nicht „kreativ“ irgendwas beantworten, da macht man deren Spiel ja schon mit. Dieses ganze Kreativitätsgeplapper ist Teil der Foucaultschen Biopolitik, da gilt es aufzupassen.

    Ich bin einigermaßen entsetzt, dass diese urbanophil-Leute so ungebildet sind und diese Basics nicht kapieren. Das ist Grundschulniveau. Ich hab sie jetzt aus meiner Blogroll geschmissen. Zeitverschwendung.

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  19. genova68 schreibt:

    Das, was man bisher auf den vielen Internetseiten des Lab lesen kann, ist Gequake. Angeblich gibt es ein „Programm“, „über 100 Veranstaltungen sind geplant, bei ausschließlich freiem Eintritt“.

    Der Link zum „regelmäßig aktualisierten Programm“ führt in weiteres Beliebigkeitsgeplapper, aber nicht zum Programm. Die Nutzung der Suchmaschine ergibt folgendes Ergebnis:

    http://de.bmwguggenheimlab.org/search?searchword=programm&ordering=&searchphrase=all

    Ich werde es mir jedenfalls mal anschauen.

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